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Medien: Transparenz ist die neue Objektivität

Medien fordern zu Recht von der Politik Transparenz und legen manchmal nicht einmal ihre Eigentumsverhältnisse offen. Wie weit die Transparenz bei manchen Medien gehen kann, beweist der Guardian ab jetzt.

Es war im Jänner 2000, als ich den Journalismus für mich entdeckte und im Wirtschaftsressort der Kleinen Zeitung anfing. Eine der ersten Dinge, die mir gesagt wurden: „Worüber in der Redaktion gesprochen wird, ist Geheimsache. Was morgen in der Zeitung steht, ist absolut vertraulich.“

An diesem Prinzip rütteln nicht nur die Online-Ausgaben der Zeitungen sowie Facebook oder Twitter heftig. Die Geheimniskrämerei wird sich ändern (müssen), Transparenz wird sogar bei den „Themen für morgen“ zum Alltag. Den Anfang machen der britische Guardian und die schwedische Zeitung Norran. Transparenz zum Selbstzweck bringt aber auch nichts. Warum machen das die beiden Zeitungen?

Erfahrung mit Transparenz in Schweden

Norran begann bereits 2009 damit, die tägliche Themenliste unmittelbar nach der Redaktionskonferenz mitsamt dem Sitzungsprotokoll online zu stellen. Tagsüber können sich Leser einbringen, die Themen im Chat diskutieren, Fragen dazu stellen und Tipps zur Recherche geben.

Für Norran-Chefredakteurin Anette Novak war das Experiment extrem erfolgreich: Man hätte so die Marke durch die Einbeziehung von Lesern stärken können. „Transparenz ist die neue Objektivität“, meinte sie im Juni in einem Interview mit dem Blog von Journalism.co.uk.

Montag startet der Guardian

Heute, Montag, öffnet der britische Guardian seine „Newslist“. In einem Versuch, ermöglicht der Guardian seinen Lesern – über die „Newslist“ und Twitter (Hashtag #OpenNews) – Kontakt zu den Journalisten, die an bestimmten Themen arbeiten. Anfangs sind die Ressorts Nationales, Internationales und Wirtschaft dabei. Exklusive Geschichten will auch der Guardian ebenso bis zum Druck geheim halten wie sensible Stories, die besonderen Schutz bedürfen.

Beim Guardian erhofft man sich Hilfe bei der Recherche sowie Ideen für Fragen bei Interviews. Es gäbe auch viele Experten, die ständig Berichte kritisieren würden. Nun könnten diese sich schon vorab einbringen.

Außerdem würde die Recherche solchermaßen selbst zur Nachricht werden. Die meistgeklickten Seiten wären beim Online-Guardian derzeit schon Liveblogs von Breaking-Events. Dabei  käme es nicht selten vor, dass in „brutaler Offenheit“ geschildert werde, was der bearbeitende Journalist noch nicht weiß oder ihn brennend interessieren würde.

Laut Dan Roberts vom Guardian sei die Recherche einer der interessantesten Teile der Arbeit des Journalisten und die sollte man nicht vor Lesern verstecken. Und in Zeiten, wo Journalisten ohnehin ein schlechtes Image hätten (Stichwort: Abhöraffäre von News of the World), sei Transparenz das beste Rezept zur Trendumkehr.

Transparenzprobleme

In Österreich ist das grundsätzlich auch nicht neu: Armin Wolf fragt seine Follower auf Twitter hin und wieder nach Fragen an seine Studiogäste. Allerdings ist Wolf damit die löblich Ausnahme unter den Austro-Journalisten. Die meisten würden soziale Medien und Netzwerke als reinen Broadcast-Kanal ohne jegliche Interaktion missverstehen. Wikis oder Etherpad sind leider für die meisten höchstens Fremdwörter.

Beim Guardian ist die Sache als temporärer Versuch angelegt. Sobald man bemerkt, zu viele Geheimnisse an Wettbewerber preiszugeben und bei Lesern auf taube Ohren zu stoßen, will man umgehend „die Stecker ziehen“. Man will auch genau darauf achten, dass Zwischenrufe von PR-Agenturen eine Geschichte nicht in die eine oder andere Richtung manipulieren können.

In Österreich kommen tausende weitere Probleme dazu: die Kommentartrolle auf den Zeitungs-Websites. Vielfach im Schlepptau politischer Parteien, kann man sich oft nur wundern, was durch sie so alles abgesondert wird. Da helfen auch Benimmregeln für respektvollen Umgang wie hier bei Narran vermutlich wenig.

Und dann gibt es noch (die mit Sicherheit auftauchenden) Drohungen alpenländischer Politiker, die mit dem Entzug von Regierungsinseraten versuchen werden, Geschichten aus dem Blatt hinaus- und hineinreklamieren würden.

iTV – das logische "Next Big Thing" von Apple

Auch nach dem Tod von Steve Jobs sieht die Apple-Produktpalette ganz passabel aus. Die enge Verbindung von Geräten und Diensten verspricht noch länger sprudelnde Gewinne. Doch mittel- und langfristig bracht es neue Wachstumspotenziale. Apples Aktienkurs preist nicht nur aktuelle Erfolge ein, sondern auch Erwartungen an ein prosperierendes Morgen. Und diese Erwartungen sind höher als bei anderen Firmen. Viele fragen sich daher: Was kommt als nächstes?

Eigene Fernsehgeräte sind das nächste Ziel in Cupertino. Die Apple-TV-Box, von Steve Jobs nur als „Hobby“ bezeichnet, bietet einen Vorgeschmack darauf. Der Markt für TV-Geräte weist enorme Parallelen mit dem von Handys anno 2007 auf.

  • Es gibt viele austauschbare Hersteller, die dazu noch über sinkende Margen klagen.
  • Kein Gerät macht es dem Nutzer ansatzweise einfach, alle Möglichkeiten auszunützen. Das Internet nutzt sich am besten TV-Gerät genauso kompliziert wie vor vier Jahren auf einem „Smartphone“ des Marktführers Nokia.
  • Die zahllosen Modelle in Elektromärkten sind so wenig differenzierbar wie damals Handys von Samsung oder SonyEricsson.
  • Bei Apps kocht jeder sein eigenes Süppchen, sodass es sich für Entwickler nicht lohnt. Für Fernseher gibt es jetzt gleich viele Betriebssysteme und Programmierumgebungen wie vor ein paar Jahren bei „Smartphones“.
  • Apple hat zudem die nötigen Inhalte bereits in der Hand: iTunes ist nicht nur ein Musikladen, sondern die weltgrößte Onlinevideothek. Und wer sagt, dass wir iPhone-Fotoalben nicht bald mehrheitlich am Fernseher ansehen werden?

Widersprüche bitte in die Kommentare …

Internet-Provider anno 2025

Einige Freunde von mir sind beim Kärntner Internet-Provider Net4You tätig. Heuer wird der älteste – in Kärnten noch existierende – ISP des Landes 15 Jahre alt. Also hat man mich gebeten, einen Blick 15 Jahre in die Zukunft zu werfen. Wie könnte das Geschäft eines Internet-Providers im Jahre 2025 aussehen?

(c) iStockPhoto.com/Caracterdesign

Das Geschäft mit dem Internet anno 2025

In Zukunft ist das Netz gratis und überall vorhanden. Doch Internet-Provider haben weiter eine Daseinsberechtigung und Kärnten ist ohnehin ein Sonderfall.

2025 hat jeder Bürger Zugang zum Netz – wo immer er lebt oder sich im Inland aufhält. Allerdings heißt es nicht mehr das Internet und es ist nicht mehr das Internet, das wir 2010 kannten. Dafür ist es kostenlos. In der uns umgebenden Wolke gibt es ausgewählte Dienste.

Gratis, aber arg beschränkt

Getrieben vom Populismus, treten in den Jahren von 2014 bis 2020 praktisch alle Politiker mit dem Wahlversprechen des kostenlosen Internets an. Geboten wird dem Bürger eine Wolke in passabler Qualität mit ausgewählten Web-Diensten. Kostenlos ist da etwa der Nachfolger von Facebook dabei, auch die Websites von Parteien und öffentlicher Stellen sind kostenlos zugänglich. Dazu gibt es noch ein paar ausgewählte Nachrichten-Websites und Webmail. Nicht vergessen sollte man den HD-Fernsehkanal des Landeshauptmannes und das 3D-Streaming des Fußball- und Heimatkanals.

Vielen reicht das aus und so wurden die Politiker wieder gewählt. Bürgerrechtler verboten ihnen allerdings, den Begriff „Internet“ zu nutzen. Das „Netz der eingeschränkten Möglichkeiten“ firmiert seitdem als „Extra-Net. Das Netz, dass einem extra etwas bringt“.

Auch die Mobilfunker dürfen den Begriff „mobiles Internet“ nicht mehr führen. Seit der Einführung des UMTS-Nachfolgers LTE priorisieren sie eigene Dienste vor jenen der Konkurrenz. Vorher war dies nur sehr schwer möglich. Wer heute Musik kaufen will, kann dies nicht mehr so einfach bei Amazon & Co. machen. Wer die Websuche nutzen will, hat keine Möglichkeit mehr, auf Google zurückzugreifen. Der Weltverband der Mobilfunker wollte anno 2012 vom weltgrößten Internet-Konzern eine Umsatzbeteiligung, letztendlich scheiterten die Verhandlungen aber. Weil manche Internet-Angebote (etwa konkurrierende Telefondienste) gar nicht mehr erlaubt sind, dürfen auch sie ihr Produkt nicht mehr „Internet“ nennen. Das war jedoch kein großes Problem, da man schon jahrelang mit dem Begriff „mobiles Breitband“ geworben hat. Das ist heute werbefinanziert und somit kostenlos.

Reseller ohne Limits

Optional gibt es bei den zwei verbliebenen Mobilfunkern jedoch noch „Google-Pakete“ oder sogar – gegen einen horrenden Aufpreis – ein umfassendes Internet zu kaufen. Die Fusion von 3-Orange mit T-Mobile ließ 2017 der Regulator jedoch nur mit einer Auflage durchgehen: Jeder alternative Internetbetreiber muss – zu konkurrenzfähigen Konditionen – Reseller von mobilem Internet sein können.

Die verbleibenden zehn Internet-Provider Österreichs – darunter auch die Kärntner Net4You – formierten sich kurz darauf zu einer Qualitäts-Allianz. Sie verpflichteten sich, nur reines Internet mit uneingeschränktem Zugang zu allen Diensten anzubieten. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn so konnte man sich gegen die großen Netzbetreiber durchsetzen. Ihr Produkt ist zwar deutlich teurer als das „Extranet“ oder die „ausgewählten Mobilfunkdienste“, dafür aber wurde ihre Nische immer größer und bedeutender.

Globales Angebot

Die Qualitäts-Provider bieten ihre Dienste nicht nur mobil und im Glasfasernetz an. Aufgrund gemeinsamer Verhandlungen können ihre Kunden das komplette Internet weltweit in allen Netzen rund um die Erde nutzen. Dies wurde nicht zuletzt durch einen Beschluss der ständigen UN-Internet-Konferenz möglich.

Aufgrund dieses Angebots sind heimische Internet-Provider weltweit gefragt – ihre abhörsicheren Leitungen haben schon so manchem Regimekritiker in Niederösterreich oder Nordkorea das Leben gerettet.

Koralm-Glasfaser

In Kärnten hat sich in den letzten 15 Jahren eine ganze Menge getan. Das südlichste Bundesland ist immer noch ein Sonderfall – wenngleich dieser Begriff deutlich positiver besetzt ist als noch 2010. Anfang der 2010er Jahre wurde der Bau des Koralmtunnels gestoppt. Viele Studien besagten, dass Datenautobahnen weit besser für die Zukunft eines Landes wären als Schienenstränge. Die Hälfte der noch zu verbauenden Mittel floss daher in eine Generalsanierung des Festnetzes.

Auch die EU und private Unternehmen – darunter einige Internet-Provider – beteiligten sich an dem kolossalen Projekt, ein Glasfaserkabel zu jedem einzelnen Haushalt des Landes zu verlegen. Weil der ehemalige Monopolist am Land weitgehend noch auf Kupfer setzte, schmolz dessen Marktanteil rasant zusammen.

SiliconAlps lebt

In der Folge kam es zu einem unglaublichen Gründerboom bei IT-Unternehmen im Süden Österreichs. Diese profitierten nicht zuletzt von der Öffnung öffentlicher Daten. Kärnten war 2011 das erste Bundesland, in dem Geo- und Umweltdaten völlig frei zugänglich waren. Daraus entwickelte sich eine lebendige Community von Anwendungs-Entwicklern fürs Web und Handys.

Auch wenn das Leitungsgeschäft mit purem Internet gut läuft, würde über die Zeit das Hosting dieser und ähnlicher Anwendungen zur mittlerweile Haupteinnahmequelle der Internet-Provider.

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Veränderung unerwünscht

Die Zukunft aufzuhalten und den technologischen Fortschritt so zu verbiegen, um lausige Geschäftsmodelle weiter künstlich am Leben zu erhalten, ist unmöglich. In letzter Zeit hört man immer wieder von Institutionen und Firmen, die genau versuchen.

Dabei sollten sie lieber lernen, neue Technologien für ihre Zwecke zu nutzen und von diesen zu profitieren. Doch sie tun’s nicht.

Hier meine Top 5 der analogen Dinosaurier:

5. Buchverlage

Was war das nur für eine Aufregung, als der Amazon Anfang des Jahres die zweite Generation seines Kindle E-Books auf den Markt brachte! Eigentlich sollten sich die Verlage freuen, weil sie so einen neuen Vertriebskanal für ihre Bücher bekommen. Dank digitaler Distribution sind die Kosten für jedes weiter Exemplar fast null und der strenge Kopierschutz verhindert zuverlässig die Piraterie der von ihnen in Umlauf gebrachten E-Books.

Wegen eines unbedeutenden Features stiegen Autoren und Verlage dennoch auf die Barrikaden: Der Kindle kann mit Hilfe seines Synthesizers Bücher vorlesen. Die Verlage fürchteten, fortan weniger Hörbücher zu verkaufen. Der Protest zeigte Wirkung, Amazon ruderte zurück und lies es den Verlagen offen, diese Funktion für ihre Bücher zu gestatten.

Die grausliche Roboterstimme ist laut einigen Berichten kaum anzuhören und gerade für diejenigen eine Hilfe, die nicht lesen können – etwa Blinde. Dass jedes moderne Betriebssystem (Windows Vista, 7, MacOS) eine weit bessere Text-To-Speech-Engine als der Kindle hat, blieb in der Diskussion außen vor.

Und da wäre noch das Piraterieproblem, das der Branche zweifelsohne größere Sorgen bereiten müsste als ein vorlesender Roboter. Jeder E-Reader kann Textdateien verarbeiten, die sich auf einschlägigen Sites zuhauf finden. Michael Arrington von Techcrunch meinte bereits im Dezember 2007, dass der Buch-Diebstahl geradezu trivial einfach sei. Und mit dem ganz neuen, noch größeren, Kindle DX wird das noch attraktiver. Darüber sollten die Verleger grübeln und nicht überlegen, wie man Blinden den Zugang zu Büchern nimmt.

4. Die Politik

Unter dem Banner des Kampfes gegen Terrorismus oder Kinderpornografie kann man alles reinpacken und man muss nicht fürchten, dafür von der breiten Masse kritisiert zu werden. Wer mag schon Al Kaida oder Kinderschänder?

Das Problem dabei: Der Kampf gegen solche Web-Angebote ist ebenso wenig zu gewinnen wie diese Unmenschlichkeit je auszurotten ist. Leider. Das ist wie mit einer Hydra, der man unendlich viele nachwachsende Köpfe abschlagen müsste. Beispiel Wenn die Website XY.com blockiert wird, benennt sich diese einfach in XY123.com um und am nächsten Tag in XY124.com. Und so weiter und so fort.

Schlimmer noch: Behörden könnten sich in Sicherheit wiegen und bei der Verfolgung der Täter laxer werden. Zugleich könnten Umgehungstechniken wie transparente Proxy-Server dafür sorgen, dass die Situation schlimmer wird.

Aber ganz nebenbei ließen sich auch Websites in die Sperrlisten packen, die der Politik nicht recht sind. Ob das passiert oder nicht, wird man nie wirklich erfahren, denn die Sperrlisten sollen – zumindest in Deutschland – geheim bleiben. Aus verständlichen Gründen, um nicht Angebots-Listen zu machen.

Keine Frage: Netzsperren sind nicht der richtige Weg sind, das Problem zu bekämpfen. Zensur im Web ist für die Mächtigen bequem und populistisch zugleich. Nützten wird’s nicht viel.

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3. Nachrichtenagenturen und Zeitungs-Websites:

Ein echter Dauerbrenner ist das Verlangen der Zeitungsverleger, Google solle ihnen doch für seinen Dienst Google News Geld abliefern. Seit Jahren gibt es diese Forderung, weil sie meinen, der Suchmaschinenbetreiber würde mit ihrem Content sehr viel Geld verdienen.

Das ist der größte Blödsinn, den man verzapfen kann. Google News ist eine geniale Seite, die einem entweder auf einen Blick zeigt, was los ist, oder aktuelle News zu einem Suchbegriff liefert. Stop! Google liefert nicht die News, sondern nur die Verweise auf die Stories der News-Websites.

Ein Großteil des Traffics auf diesem Blog kommt von Google und ähnlich (wenn auch nicht in diesem Ausmaß) wird es auch bei den Zeitungs-Websites sein. Google sorgt mit seinem Dienst, dass Nutzer kommen.

Wer das nicht will, kann das mit einfachsten Mitteln unterbinden. Die Technik dafür ist eine kleine Textdatei namens Robots.txt, die verhindert, dass die Suchmaschine vorbei kommt und die Inhalte indiziert. Liebe Zeitungsverleger: Wenn ihr Google nicht wollt, dann sperrt die Suchmaschine eben aus!

Hier noch eine kleine Anleitung: Die Datei müsste diese zwei Zeilen beinhalten

User-agent: *
Disallow: /

und im Root-Verzeichnis des Webservers platziert werden. Fertig! Fortan kann keine Suchmaschine eure wertvollen Inhalte klauen.

Eine besonders abartige Meinung legte AP unlängst an den Tag: Man meint, ein geistiges Eigentum auf Fakten zu haben. Über Blogs und Twitter dürfte erst gar nicht auf diese erst gelinkt werden.

2. Die Mobilfunker

Wie gerne würden sie Mehrwert-Dienste anbieten? Wie gerne würden sie viel Geld für etwas verlangen, das es anderswo kostenlos gibt? Dank immer weiter fortschreitender Vernetzung und besserer Geräte (schnellerer Datenfunk, größere Displays etc.) können Web-Angebote mit tatsächlich größerem Wert (als jene von den Handyfirmen selbst) bei Google, Yahoo, Microsoft und jedem kleinen Startup genutzt werden.

Den Betreibern scheint nicht zu gefallen, dass die nicht nur die deren Bit-Pipe schamlos nutzen, sondern mit ihren Diensten auch noch Geld verdienen. Ein Beispiel dafür ist Skype. Panik vor dem VoIP-Anbieter zu haben, mag bizarr und lächerlich klingen. Doch sie existiert real in fast jeder Chefetage der Mobilfunker.

In Deutschland – wo die Minutenpreise noch viel höher sind als in Österreich, wehren sich Mobilfunker dagegen, dass etwa Nokia Handys mit vorinstallierter Skype-Software anbietet. Wobei „wehren“ übertrieben ist. Die Geräte werden erst gar nicht angeboten. Und selbst wenn es das Flaggschiff N97 ist – was nicht angeboten wird, kann es auch nicht gekauft werden.

Das darf durchaus als Signal an die Hersteller von Mobiltelefonen sein: Wenn ihr Skype zum Telefonieren in unserem teuren 3G-Netz installiert, werdet ihr ausgelistet. Und wer traut sich da schon noch nein zu sagen. Und vor allem: Was wird ihnen als nächstes verboten? Ein Browser?

Dabei kann jeder der will, sich die Software herunterladen und nutzen – hier etwa für Windows Mobile oder Nokias Serie 60. Und normale (SIP-konforme) VoIP-Software gibt’s zuhauf – etwa hier. Die Mobilfunker haben Angst davor, dass so mancher Dienst immer einfacher zu nutzen wird.

T-Mobile, AT&T und andere konnten Skype fürs iPhone zwar nicht verhindern, aber zumindest so weit kastrieren, dass Gespräche nur im Wlan möglich sind.

Noch hat sich – meines Wissens nach – noch kein Betreiber getraut, einzelne Dienste ganz (Ports auf IP-Ebene) zu blockieren. Dass an der Priorisierung („Quality of Service“ klingt besser) einzelner Bits gedreht und geschraubt wird, ist dagegen bekannt. Bleibt die Hoffnung auf einen möglichst großen Aufschrei, wenn erste Web-Dienste tatsächlich abgedreht werden.

Die Mobilfunker sollten sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren: Konnektivität herzustellen. Sie sind Bit-Spediteure und sollten sich endlich damit abfinden!

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1. Die US-Filmindustrie

Der eindeutige Sieg in dieser unrühmlichen Hitparade gehört der Motion Picture Association of Ameria (MPAA). Sie lieferte mir auch die Inspiration zu diesem Eintrag.

Derzeit gibt es in den USA gerade eine Diskussion über den Ausnahmen zum Digital Copyright Millenium Act (DMCA). Dieser stellt die Umgehung eines Kopierschutzes unter Strafe, auch wenn die Vervielfältigung eines Werkes unter Fair Use – etwa einer CD oder einer DVD zum privaten Gebrauch – eigentlich erlaubt wäre.

Die Diskussion kam deshalb auf, weil der Kopierschutz einer DVD geradezu trivial zu umgehen ist. Die Fürsprecher für mehr Fair Use brachten für die Öffnung des DMCA ein Beispiel: Es müsste etwa einer Lehrerin erlaubt sein, eine DVD für Unterrichtszwecke zu zeigen.

Dieses Beispiel nahm die MPAA auf. Eine Lehrerin muss die DVD gar nicht kopieren, so die Argumentation der Filmindustrie. Sie könnte den Fernseher mit einem Camcorder abfilmen.

Kein Witz! Das nachfolgende Video wurde allen Ernstes bei einer Anhörung vor dem ensprechenden Ausschuss gezeigt.

Hier geht’s zum Original-Video: MPAA shows how to videorecord a TV set von timothy vollmer.

Was wären weiter analoge Dinosaurer?

E-Books sind die Zukunft

Wer kann sich noch an den ersten iPod erinnern? Er war fett, schaute keineswegs so umwerfend aus, wie aktuelle Modelle, hatte fünf Gigabyte Speicher, eine Firewire-Verbindung und funktionierte nur am Mac. Er war nicht der erste MP3-Player und nur ganz wenige ahnten damals (kurz nach 9/11) an den Erfolg, den Apple damit hatte.

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Wer hat schon einen Sony E-Reader PRS-505 (295 Euro bei Amazon) gesehen? Er ist nicht der erste seiner Art, hat keine Funkverbindung und bietet rein gar nichts von der Haptik eines Buchs. Er kommt ebenfalls mitten in eine Krise hinein und auch jetzt glauben wohl nur die wenigsten, dass er einmal gravierende Veränderungen mitbringt.

Mein Sony E-Reader

Ich hab meine Beziehungen spielen lassen und habe mir einen Tag vor dem eigentlichen Verkaufsstart am letzten Donnerstag einen besorgt. Warum? Weil ich selten so gespannt auf ein Gadget war wie darauf … wissend, dass es erst der Anfang war … wissend, dass es so etwas wie der Ur-iPod war (den ich übrigens nicht hatte).

Was wird er nicht verändern?

Das Bücherlesen: Bücherwürmer, die die Haptik eines Buches oder den Geruch frischen Papiers wird ein E-Reader nie für sich gewinnen können. Muss er auch nicht. Genauso wie heute noch Schallplatten verkauft werden, wird es wohl immer auch gedruckte Bücher geben.

Was wird er verändern?

So ziemlich alles andere, was heute gedruckt daher kommt. Vielleicht nicht in dieser oder in der nächsten Version. Aber für mich ist absehbar, dass das die Zukunft ist.

  • Zeitungen:
    Wer will wetten? In spätestens zwei Jahren, werden Abonnenten solche Geräte geschenkt bekommen – wenn sie dies wollen. Alle anderen, werden kurz darauf horrende Abogebühren bezahlen müssen. Eine Zeitung zu drucken und jeden Tag zu jedem einzelnen Abonnenten nach Hause zu bringen, ist sauteuer. Die Kleine Zeitung kostet im Abo (grobe Schätzung) 200 bis 300 Euro im Jahr. Die digitale Distribution ist nahezu kostenlos. Bei Gerätekosten von 200 Euro rentiert sich das im ersten Jahr!
  • Zeitungswebsites:
    Wo sind die Angebote aus Österreich? Die Online-Ausgaben der Zeit, der Süddeutschen, vom Spiegel oder Heise kann ich bereits am Reader lesen. Wollt ihr euch das entgehen lassen?
  • Buchverlage:
    Wir haben von der Musikindustrie gelernt, dass DRM einerseits die Piraterie nicht verhindert und andererseits nur dem redlichen Kunden behindert. Das DRM, mit dem derzeit Bücher für den Sony Reader verkauft werden, ist ein echter „pain in the ass“ und führt dazu, dass man zwei Programme (Adobe Digital Editions und Sonys E-Library) braucht.
    Der Kauf funktioniert so: Man bezahlt, findet auf der jeweiligen Account-Seite einen Download-Link für einen Token (1,5 kB große Datei), die man dann im Adobe Programm öffnet. Nach der Authorisierung per Adobe-Account erfolgt der Download. Zuvor muss aber noch der Reader authorisiert sein. Ein Horror!
    Das muss sich zum Besseren verändern.
  • Künstler und Journalisten:
    Der eine oder andere könnte damit eine Plattform zum Publizieren finden. Wozu braucht man in diesen Zeiten noch einen Verlag? Die Digitaltechnik und das Web haben eines immer perfekt gekonnt: Den Mittelsmann auszuschalten.
    Wieso soll ich nicht direkt – so ganz ohne Zeitung – ein WebSpezial herausgeben können? Meine Kosten sind weit geringer und ein paar Leute wird es bestimmt geben, die 99 Cent oder 1,99 Euro dafür bezahlen würden!

Geräte wie der Sony Reader werden mehr verändern, als uns jetzt bewusst ist oder vielleicht sogar als uns recht ist. Genau deshalb hab ich mir das gute Stück gekauft. Ich will‘ wissen!

Positives am E-Reader

  • Lesbarkeit:
    Sie ist perfekt, bei jedem Licht und in jeder Umgebung – außer bei Dunkelheit, da sieht man gleich viel wie auf Papier: nichts. Das Lesen kommt dem auf Papier sehr sehr nahe. Ältere Nutzer wird freuen, dass man die Schrift deutlich vergrößern kann.
  • Offenheit:
    Sony setzt auf das quelloffene EPUB-Format. Ich bin weder beim Kauf, noch bei der Benutzung des Geräts an einen Anbieter gebunden. Nativ wird auch noch .txt .pdf und .rtf unterstützt. Zudem kann man jeden (nicht DRM-geschützen) Text für das Gerät umwandeln. Dabei hilft das OpenSource-Programm Calibre. Und wer Klassiker mag: Sony und Google bieten 500.000 Gratis-Bücher an und beim Projekt Gutenberg gibt es 28.000 Werke, deren Copyright ausgelaufen ist.
  • Bedienung:
    Das Gerät fühlt sich gut an, der Kunstledereinband wirkt jedoch ein wenig billig. Die oft kritisierte Dauer des Umblätterns ist gar nicht so lange und man gewöhnt sich schnell daran. Nach ein paar Seiten ist man im gleichen Lesefluss wie auf Papier. Die einfache Bedienung sorgt (subjektiv für mich) schnell für mehr Lesespaß.
  • Aufrüstbar:
    Der Reader akzeptiert SD-Karten und Memory-Sticks. Ich hab mir (für weitere Bücher und MP3s) auch gleich auch die billigste SD-Karte (8 Gig für 17 Euro) gekauft. Aufs Tempo kommt es ohnehin nicht an. Zudem gibt es einiges an Zubehör: Auto- und Reiseladegerät, andere Hüllen und eine Leselampe.

Negatives am E-Reader

  • Der Preis:
    299 Euro sind viel Geld – vor allem, wenn es keinen Mehrwert in Form günstigerer Bücher gibt. Die elektronischen Ausgaben liegen preislich gleich oder unwesentlich unter der Papierausgabe. Zudem
  • Kein Datenfunk:
    So wird das nichts! Der Bucheinkauf ist nicht nur wegen dem verwendeten DRM komplizierter und kundenunfreundlicher als etwa bei Amazons Kindle. Um freie Inhalte raufzuladen, muss man immer am PC online sein.
  • PC only:
    Allerdings nur wegen dem DRM und auch das lässt sich umgehen. Man muss nur einmal seinen Reader auf einem PC mit dem Adobe-Account authorisieren. Dann geht’s am Mac auch. Das Gerät taucht als Datenträger auf und lässt sich via Dateisystem oder Calibre füttern.
  • Eingeschränkte Möglichkeiten:
    Es gibt weder Farben noch komplexe Layouts. Daher ist die Umsetzung von Zeitungsseiten derzeit noch unmöglich. Dabei ist die Kombination von Bild, Layout und Titel genau das, was eine Zeitung ausmacht.
  • Zu viel:
    Auf eine acht Gigabyte-Speicherkarte passen theoretisch 6000 Bücher. Zu viel Auswahl für jemanden wie mich 🙂

Auch wenn hier gleich einige negative Punkte stehen – bis auf den letzten Punkt lässt sich alles schnell ändern. Was aus dem iPod geworden ist, dürfte bekannt sein …

Nichts ist spannender als die Zukunft

Ich denke gerne über die Zukunft nach und überleg mir, wohin die Reise so geht. Natürlich gebe ich gerne auch mein Wissen weiter – würde ich das nicht tun wollen, wäre ich wohl extrem falsch in meinem Job.

Eben hielt ich für das Ländliche FörderInstitut in der Steiermark (LFI) eine Präsenation nach dem Motto: „Nicht ist spannender als die Zukunft“. Passend zum Thema, wählte ich Prezi, um meine erste Präsentation damit überhaupt zu machen.

Aller Anfang damit ist schwer – das große weiße Blatt schreckt doch ein wenig mehr ab, als ein Blatt Papier, wo „nur“ Text rauf muss. Aber dann ging’s wieder. Danke an Max, der mir das Tool am BarCamp Klagenfurt zeigte.

Einfach klicken und mit der Tab-Taste weiter gehen. Nicht schimpfen – zwischenzeitlich kann einem schwindlich werden. Die zu vielen Drehungen sind derweil noch ein „Bug“ von Prezi. Und perfekt bin ich damit auch noch lange nicht.

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Hab ich was vergessen? Feedback?

Derweil ist Prezi übrigens in einer private Beta. Hat ein paar Tage gedauert, nachdem ich eine Einladung bekommen habe. Aber nicht verzagen!

The One: 5000 Tage in die Zukunft

Wir überschätzen kurzfristige Veränderungen, die uns die Technik bringt. Aber wir unterschätzen langfristige. Wer hätte vor zehn, 15 Jahren gedacht, wie unsere Welt jetzt aussieht? Welche Rolle das Web spielt? Wie sich unsere Mobilität verändert hat?

Kevin Kelly blickt im Rahmen von TED-Talks 5000 Tage in Zukunft. Ein faszinierender Ausblick!

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