Es nervt, wenn Kärnten in Beschlag genommen wird. In Beschlag genommen von einer Partei, die meint, sie könnte ihr Bild von Kärnten uns allen auf die Nase drücken. Es reicht!
Als Jörg Haider gestorben ist, ging kurz wirklich Trauer und Konfusion durchs Land. Man mag das von außen sehen wie man will – es war ein Verlust. Egal, ob man zu ihm und seiner Politik stand – er mag ja einiges für Kärnten getan haben.
Auch ich ging am Abend des 11. Oktober 2008 zur Regierung und zündete eine Kerze an. Auch ich trug mich ins Kondolenzbuch ein. Fotos davon gibt es hier auf meinem Flickr-Stream. Die Trauer vieler Kärntner war großteils echt. Zumindest bis zum darauf folgenden Mittwoch, wo die näheren Umstände des Todes (alkoholisiert mit weit überhöhter Geschwindigkeit) bekannt wurde.
Ein zweites Lichtermeer
Doch was sich heute Abend vor der Kärntner Landesregierung abspielte, war abscheulich. Sechs Personen entzündeten zwischen 20:05 und 20:45 Uhr kistenweise Kerzen.
Scheinbar soll der Welt, dem Land und seinem Wählervolk gezeigt werden, wie groß immer noch die Trauer um Jörg Haider ist. Dass die Trauer der Kerzenspender echt war, möchte ich bezweifeln. Falls sie es doch sein sollte, möchte ich mich entschuldigen. Aber glauben kann ich es wirklich nicht!
Zeitliche Parallelitäten mit der Landtagswahl am Sonntag möchte ich nicht ausschließen. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Es ist einfach widerlich zu sehen, wie ein Toter instrumentalisiertwird. Widerlich und abscheulich. Wer immer das in Auftrag gegeben hat, soll sich schämen!
Die Technik ist toll! Mit Hilfe von Software lassen sich Dinge visualisieren, die bei bloser Betrachtung gar nicht auffallen. Ein Beispiel dafür sind Zeitungsinserate, von denen es ja in Wahlkampfzeiten genügend gibt.
Microsofts Deep Zoom etwa eignet sich hervorragend zum Visualisieren vieler Bilddateien. Mit Hilfe dieser Technik kann man selbst in große Bilddateien mühelos rein- und wieder rauszoomen. Um das auszuprobieren, hab ich mir die Wahlinserate der Kärntner Parteien einmal näher angeschaut – ein Schelm, wer jetzt Böses dabei denkt. In der untenstehenden Deep Zoom-Composition finden sich Tumbnails (habe leider kein Hires-Material) alle 87 Kärntner Wahlinserate, die vom 1. Jänner bis 4. Februar 2009 alleine in der Kleinen Zeitung geschalten wurden.
Es wurde nicht unterschieden, ob ein Inserat vom Steuerzahler (Landesregierung), dem Verkehrsverbund (?) oder von den jeweiligen Parteien bezahlt wurde. Oft ist der Unterschied (gewollt oder nicht) nur sehr schwer oder gar nicht auszumachen. Untenstehend kann sich jeder selbst ein Bild machen. Inserate unter 1/4 Seite fielen ebenso aus der Wertung wie die Einschaltungen auf den Regionalseiten zur Gemeinderatswahl.
Folgende Auffälligkeiten (können auch rein zufällig sein) kamen mir dabei in den Kopf:
Von 87 politischen Anzeigen in den letzten 35 Tagen gab es nur 31 mit der Nennung einer Partei.
Bei den ersten beiden ÖVP-Inseraten stand gar nicht ÖVP dabei. Wurde vermutlich vergessen …
Das „Corporate Design“ der Inserate mit klarer Erkennbarkeit des BZÖ und jenen der Regierungsmitglieder des BZÖ ist erstaunlich ähnlich. Der Balken in Landesfarben sowie der Spruch „Garantiert.“ sind ident. Vermutlich ein Zufall …
Auf den Inseraten der SPÖ-Kandidaten sucht man ein Wort vergeblich: SPÖ.
Ein einziges Inserat ist „angriffig“ (am 22.1. geschalten, von wem geht nicht hervor). Kritik an orange und schwarz, dass Wohnen immer teurer wird.
Alle anderen Anzeigen lobpreisen nur sich selbst und ihre Leistungen.
Punktewertung:
Ich hab mich auch gefragt, welcher Politiker wie oft aus einem Inserat lächelt – ich habe die Inserate hochgerechnet auf ganze Seiten.
Gerhard Dörfler (BZÖ): 22,5 Seiten
Uwe Scheuch (BZÖ) 12, 5 Seiten
Harald Dobernig (BZÖ): 9,5 Seiten
Josef Martinz (ÖVP): 6,25 Seiten
Reinhard Rohr (SPÖ): 3 Seiten
Peter Kaiser (SPÖ): 2 Seiten
Mario Canori (FPÖ): 2 Seiten
Nicole Cernic (SPÖ): 1,5 Seiten
Grafisch (Angaben in vollen Seiten hochgerechnet) wird die politische Aufteilung der Inserate noch deutlicher:
So, aber jetzt genug analysiert – hier kann man die Wahlinserate vom 01. Jänner bis 04. Februar 2009 (und hier in voller Pracht) anschauen. Übrigens das Silverlight-Plugin ist dafür nötig, sorry.
Was meint ihr zu diesem Wahlkampf?
Update: Auf k2020.at gibt’s mehr zum Thema – ein Video inklusive.
Die Aufgabe: Politikern die richtigen Fragen zu stellen, ob sie das Web und Technik verstehen und entsprechend handeln können.
Der Hintergrund: Es wird vielen nicht entgangen sein, dass wir in Kärnten am 1. März Landtagswahlen haben. Dazu soll ich in der Kleinen Zeitung eine Geschichte über Hightech/Politiker machen. Die Kandidaten sollen auf Ihr Wissen abgetestet werden.
Welche Fragen würdet ihr stellen? Schickt mir doch ein Mail: georg.holzer@gmail.com oder schreibt es mir in die Kommentare. Die Antworten in voller Länge und meine Geschichte folgen hier. DANKE!
https://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.png00Georg Holzerhttps://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.pngGeorg Holzer2009-01-29 10:01:392009-01-29 10:01:39Politik und die Technik
Im WebSpezial (poste gleich die aktuelle Ausgabe) gibt es immer eine Rubrik „Von Blogger zu Blogger“. Eines der Themen im Heft war der vergangene US-Wahlkampf und wie Barack Obama das Web für seine Kampagne genutzt hat. Wen befragt man dazu? Natürlich den Ober-Polit-Web-Analysten Max Kossatz (Blog wissenbelastet.com, Twitter, Facebook). Der verrät auch, wie Web-fit unsere Politiker in Europa sind.
Abgesehen vom fehlenden Charisma heimischer Politiker: Hat der US-Wahlkampf Vorbildwirkung für Österreich? MAX KOSSATZ: Der US-Wahlkampf zeigt, dass eine konsequente Nutzung des Internet es auch unbekannten Personen (Obama war bis vor zwei Jahr ein Außenseiter und weitgehend unbekannt) ermöglicht, Vertrauen zu Wählern aufzubauen.
Obwohl beide Kandidaten kein wirkliches Konzept zur Lösung der Finanzkrise haben, trauen sie Obama mehr. Weil sie ihm über das Internet „näher“ waren und ihn besser kannten, trauten sie ihm eher zu, diese Krise zu bewältigen, als McCain. Deswegen behaupte ich, dass dieser Wahlkampf im Internet entschieden wurde. Auch wird er noch lange weltweit als Vorbild dienen, was sicherlich zu einigen sehr eigenartigen Ergebnissen führen wird, da die USA nicht so leicht mit anderen Ländern und anderen Wahlen vergleichbar sind. Aber vieles kann man aus dem Obama-Wahlkampf lernen, am wichtigsten: Man muss jetzt anfangen das Internet zu nutzen um in ein paar Jahren Wahlen zu gewinnen, nicht erst zehn Wochen davor!
War es für Barack Obama eher Wahlwerbung oder dienten seine Aktivitäten der Themenfindung und der Bindung einer Stammwählerschaft? KOSSATZ: Studien zeigen, dass sich knapp 59 Prozent der US-Amerikaner im Internet über den Wahlkampf informiert haben. Die Wähler, die sich etwa Videos zum Wahlkampf auf YouTube ansahen, fühlten sich weitaus näher (plus 100 Prozent) der Politik/den Themen und wollen sich auch in Zukunft mehr für Politik interessieren und engagieren.
Obama hat auch durch seine Vernetzung in den verschiedensten Plattformen (Twitter, Facebook, MySpace, eigene Homepage, etc.) die Möglichkeit sehr einfach fast sechs Millionen Menschen (fast ein Zehntel seiner Wähler!) zu erreichen. Das ist ein sehr tolles Lobbying-Instrument und wird noch in Zukunft eine große Rolle spielen. Deswegen – und ganz im Gegensatz zu dem Web2.0-Wahlkampf in Österreich – ist Obamas Team weiterhin im Internet aktiv, denn so eine „Macht“ muss natürlich gepflegt werden.
Ohne TV-Spots und Medienpräsenz kann man selbst in den USA nicht gewinnen. Welchen Anteil hatte das Web 2.0 an seinem Erfolg? KOSSATZ: Hier fällt mir immer wieder der Vergleich zu einem Fussballspiel ein: 30.000 Personen passen in das Stadion – die sind wichtig für die Stimmung und für schöne Bilder. Aber das Geld wird mit den Fernsehrechten verdient.
Umgelegt auf den Wahlkampf in den USA heißt das: Die Debatten im Fernsehen wurden von ein paar Millionen Menschen gesehen. Aber wichtiger war die anschließende Diskussion darüber, so wurden einzelne Ausschnitte (10-20 Sekunden) der Debatten auf YouTube über eine Million Mal abgerufen.
Auch hat Obamas Team in zwei Jahren über 1800 Videos auf YouTube gestellt, alleine sein YouTube-Profil wurde 19 Millionen Mal abgerufen, der 30-minütige Spot auf allen Kanälen in den USA hatte dagegen nur knapp acht Millionen Zuseher. Alle Videos im Internet zu Obama (rund 100.000, d.h. 98.000 waren nicht von Obama selbst) wurden insgesamt rund 900 Millionen Mal abgerufen (bei schließlich rund 120 Millionen Wählern), die von McCain rund 500 Millionen Mal. Das heißt das Fernsehen nimmt die Position des Stadions ein und die Wählern gewinne ich dann im Internet.
War Obama selbst am Werk oder lies er bloggen oder twittern? KOSSATZ: Obama hat von Anfang an (mit ein paar Ausnahmen) andere für sich arbeiten lassen. Er hat nicht krampfhaft versucht, (wie in Österreich) so zu tun als ob er das selber macht und hat es aber trotzdem geschafft, dass es nicht wie Werbung gewirkt hat. Hier ist sicherlich die Mischung wichtig.
Was schätzt du: Wie viele Mitarbeiter sind nötig, um 50.000+ Fotos auf Flickr zu stellen, mehr als 1800 Videos auf YouTube zu posten und all die Social Networks zu warten? KOSSATZ: Schwer zu sagen und zu vergleichen, Amerika ist da anders. Dort gibt es Hunderttausende freiwillige Helfer im Wahlkampf – etwas, das in Österreich nicht vorstellbar ist. Auch sind die Amerikaner weitaus kommunikativer. Aber es schaffen „ein Personen-Unternehmen“ 2000-3000 Follower auf Twitter zu haben, das wäre umgerechnet auf Österreich die Größenordnung die Obama in den USA hat (rund 130.000 Follower).
Wichtig ist hier die Strategie, dann braucht es auch nicht viele Mitarbeiter.
Wie authentisch war die Sache? KOSSATZ: Obamas Team hat es geschafft, zu verstehen, um was es da geht. Damit hatten sie einen großen Vorsprung gegenüber anderen.
Auch hier wieder ein Vergleich, um vielleicht zu erklären, was im Web2.0 wichtig ist: Angenommen Sie sind bei einem ihrer besten Freunde zum Essen eingeladen. Sie kommen dort hin und treffen dort auf Freunde ihres Freundes die sie noch nie gesehen haben. Diese Personen haben zwar wahrscheinlich ein überschneidendes Mindset (z. B. Hobbies, Beruf oder politische Einstellung), aber mehr wissen sie nicht. Normalerweise werden sie es aber schaffen, diesen Abend angenehm zu verbringen, auch wenn am Tisch Personen sitzen, die sie nachher möglicherweise nicht wieder sehen wollen. Auch werden Sie sicher nicht beim Essen versuchen, den Freunden ihres Freundes etwas zu verkaufen.
So ähnlich ist es im Web2.0: Da treffen Sie genau auf solche, Ihnen unbekannte, aber doch irgendwie nahe Personen. Wenn Sie es im Web2.0 auch schaffen mit diesen einen „angenehmen Abend“ zu verbringen, haben sie gute Chancen, erfolgreich zu sein.
Das bedeutet für Politiker ein Umdenken, das reine wiederholen von Floskeln hilft hier nichts. Hier ist Diskussion gefragt und das ohne dem Puffer Zeitungen, Fernsehen, usw. Das wirft natürlich Probleme auf, denn „on the Internet nobody knows that you are a dog“ (ein wunderschöner Cartoon) wobei man „dog“ auch durch „Politiker“ ersetzen kann. Obama versteht das sehr gut und hat ein „Gspür“ für die Mischung.
Wie glaubwürdig ist die Politik, wenn gleich nach dem Urnengang mit den Web-Aktivitäten aufgehört wird? KOSSATZ: Das ist ein großes Problem und zeigt das Mißverständnis der Politik vom Internet. Spannend dazu die Antwort eines SPD-Poltikers im Deutschen Fernsehen während der US-Wahlnacht. Er wurde gefragt, welche Rolle das Internet im kommenden deutschen Wahlkampf haben werde. Seine Antwort: „Bis dahin wird wohl jeder Politiker eine Homepage haben müssen, spätestens 2013“.
Das ist natürlich die falsche Einstellung. Auch sieht man das in Österreich nach dem 28. September (fast) alle Aktivitäten im Web2.9 wieder eingestellt wurden (mit Ausnahme der Politiker und Parteien, die schon seit Jahren im Web2.0 aktiv sind). Hier liegen wohl Österreich (bzw. Teile Europas) rund vier Jahre hinter den USA.
Kleines Beispiel: bis 28. September hat Herr Molterer überall seine Homepage und seine E-Mail-Adresse plakatiert. Wenn man jetzt auf der Parlament-Seite (für mich DIE Ansprechstation um unsere 183, in ihrer Entscheidung unabhängigen, Parlamentarier zu kontaktieren) seine Kontaktadresse sucht, findet man nur noch die E-Mail-Adresse seiner Sekretärin. Das kann es doch nicht sein, oder? Unabhängig davon, wer jetzt die E-Mail beantwortet, will ich doch wenigstens das Gefühl haben, dass sie direkt an die für mich im Parlament sitzende Person geht. Wer wirklich glaubt, dass die Wähler das nicht merken, wird wohl bald das nachsehen haben.
Auch wenn Sie auf meinen allergrößten Wunsch scheinbar keine Antwort haben, werde ich diesmal wohl liberal wählen. Es ist nicht die beste Wahl, aber gibt es die in der Politik überhaupt. Warum ich guten Gewissens kein Kreuz bei den anderen machen kann:
SPÖ: Die Sozialdemokratie als solche, Faymann und die Kronen Zeitung, Umsatzsteuer-Senkung (hilft außer Besserverdienern nur Spar, Rewe & Co.) uvm
ÖVP: Die Anbiederung an rechts mit Ausländerthemen und zu die wenigen Reichen, denen Steuerzuckerln (Erbschafts- und Schenkungssteuer mit höheren Freibeträgen wären fair), weil man sich nicht traut, etwas gegen Korruption zu tun, zu dünne Personaldecke in Kärnten, um nur Irgendwas zu erreichen, die vielen jungen Pseudo-Konservativen uvm
Grüne: Radikale Tierschützer (natürlich sind nur ganz wenige Kandidaten damit gemeint!) sind net so ganz meines uvm
FPÖ: Wo fangen wir an?
BZÖ: Ortstafeln-Verhinderer, latent geschürte Ausländerfeindlichkeit, Umgang mit geltendem (Verfassungs-)Recht und dem Geld der Steuerzahler uvm
Daher: Diesmal LIF
Große Illusionen mache ich mir aber ohnehin keine. Alles andere als eine Neuauflage der rot-schwarzen Koalition wäre unglaublich Riesen-Überraschung. Bessern wird sich das allgemeine Anbiedern und teure Kompromisse-Schließen nur mit der Einführung eines Mehrheitswahlrechts. Auf das warte ich!
Sorry, wenn ich diesmal politisch wurde, aber es musste einmal sein.
https://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.png00Georg Holzerhttps://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.pngGeorg Holzer2008-09-27 11:01:002008-09-27 11:01:00Warum ich liberal wähle
Wenn die Österreichische Piratenpartei bei der Nationalratsparte kandidieren würde, ich hätte meine Erfahrungen mit der Wahlkabine (die KPÖ passt am besten zu mit ?!?!?) machen müssen. Ich würde nicht zum Heer der Unentschlossenen gehören, sondern hätte gewusst, wofür ich wählen soll.
Die ORF Futurezone hat ein interessantes Feature über die Partei und ihre europäischen Geschwister. Man darf gespannt sein, ob und wie die „Grünen des Netzzeitalters“ die politische Zukunft prägen werden.
… ja eigentlich liberal, glaube an den (nicht ungezügelten) Kapitalismus und wurde eigentlich recht konservativ erzogen. Und dann das!
Es sei mir vergönnt, an Wahlkabine.at für die Nationalratswahl 2006 ein wenig zu zweifeln. Zumindest an meinem Ergebnis …
https://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.png00Georg Holzerhttps://georgholzer.at/wp-content/uploads/2013/04/logo-big3.pngGeorg Holzer2006-09-09 15:56:412006-09-09 15:56:41Hilfe! Ich bin …