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Netzneutralität: Interessiert euch gefälligst dafür!

Einem Draht ist es schlichtweg egal, welches Bit er gerade transportiert. Den Telekom-Firmen ist dies nicht egal, denn sie träumen davon, über jedes Bit bestimmen zu dürfen.

Netzneutralität bedeutet bedeutet, dass Internet-Anbieter (DSL, mobile etc.) Datenpakete von und an ihre Kunden unverändert und gleichberechtigt übertragen, unabhängig davon, woher diese stammen oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben.

Im Klartext: Ein Bit per Skype sollte gleich behandelt werden wie ein Video und sollte – abhängig von der Geschwindigkeit des Servers und des Endnutzers – auch gleich schnell zugestellt werden. Alle Dienste, die das Internet anbietet, sollten gleichberechtigt sein.

Dieses grundlegende Prinzip sorgte für den unglaublichen Erfolg des Internets. Jeder konnte zum Google oder Yahoo werden, niemand war in der Lage einzelne Dienste auszusperren oder nur genehme Informationen zuzulassen.

Das Prinzip der Netzneutralität sorgte dafür, dass das Internet zum mächtigsten Werkzeug der Menschheitsgeschichte werden konnte.

Dieses Prinzip ist in Gefahr. Telekom-Firmen sehen mit Argwohn auf die wirtschaftlichen Erfolge von Google, Facebook & Co. Sie merken, dass Skype oder Twitter (noch nicht bei uns) das weitaus bessere Geschäftsmodell haben als sie.

Aus reiner Geldgier soll nun das Prinzip der Netzneutralität über Board geworfen werden. Die Futurezone gab mir diese Woche die Gelegenheit in Form eines Gastkommentars die „Argumente“ der Branche zu widerlegen oder zumindest zu entkräften. Hier geht’s zum Artikel: 10 Schein-Argumente für die Abzocke.

Vergangene Woche gab es auch weitgehende Entscheidungen hinsichtlich der Netzneutralität in den USA. Markus Beckedahl Linus Neumann von Netzpolitik.org hat sie kurz zusammengefasst. Fazit: Vor allem im Mobilfunk wurde den Betreibern weitgehende Freiheit gegeben, alles mögliche und Ungeliebte zu verlangsamen. Der Kunde muss lediglich (im Kleingedruckten?) darauf hingewiesen werden.

Wie so ein nicht mehr neutrales „Internet“ (das dann keines mehr ist) und damit die Meinungsfreiheit in Zukunft online aussehen können, zeigt die nachfolgende Grafik eines (mir unbekannten) Netzaktivisten aus den USA. Zugegebenermaßen steckt da ein wenig Polemik drinnen. Aber: Wer weiß, was mit dieser dann möglichen Verlangsamungs- und Aussperrungstechnik bald (nicht nur wegen Geld) blockiert werden soll und wird? Es geht auch um die Meinungsfreiheit (ein in Österreich ohnehin nicht allzu hohes Gut).

Wer das nicht will, soll sich gefälligst für dieses Thema interessieren!

So könnte unser "Internet" bald aussehen. Zerbröselt in Einzelteile, wie auch die Meinungsfreiheit.

Beamte auf Kosten der Steuerzahler

Logo Telekom AustriaDass ein Beamter mit Steuergeld bezahlt wird, ist keine Neuigkeit. Dass unkündbare Mitarbeiter eines börsennotierten Konzerns, bald dem Steuerzahler am Säckel hängen könnten, ist eine Novität.

Wie ich die Sache verstehe: Die Telekom Austria kommt drauf, dass das Festnetz unrentabel ist, dort zu viele unkündbare Mitarbeiter beschäftigt sind und das den Börsenkurs drückt.

Börsenkurs Telekom Austria

Gegen eine Einmalzahlung werden diese Mitarbeiter in die Staatsholding ÖIAG verschoben. Würde das für die weitere Bezahlung dieser „nutzlosen Mitarbeiter“ reichen, wäre das wohl keine Lösung. Daher wird
wohl der Steuerzahler dafür aufkommen müssen.

Gleichzeitig wird die Spaltung der Aktie in zwei Teile: Fixed Line und Mobile diskutiert. Der unprofitable Bereich des Festnetzes kommt zur ÖIAG zurück, Mobile hebt ab und der Staat hat nix davon.

Warum muss ich dafür bezahlen? Warum nicht die Aktionäre der Telekom, die dadurch sicher Geld machen? Gibt’s Aktienoptionen für CEO Boris NemÅ¡ić & Co., die sich ohne öffentliche Intervention nicht rechnen?

Wenn ich nicht das bin (kleiner Schreiberling), was ich gerne wäre (Kernphysiker, Präsident der Vereinigten Staaten, Rockstar), dann muss ich damit leben. Wenn ein staatsnahes Telekom-Unternehmen meint, es müsse jetzt zum Börsenstar werden, warum müssen wir alle dafür bezahlen? Lebt mit dem, was ihr habt und versucht es besser zu machen!

Hab ich das was falsch verstanden?

Dabei gibt’s ganz logische Erklärungen, warum das Festnetz nicht funktioniert. Technisch ist es jeder Handy-Karte überlegen. Praktisch scheitert es am Unternehmen selbst. Mobiles Breitband ist binnen einer Stunde „scharf“. Bis ein DSL-Zugang gelegt ist, kann es Monate dauern. Wenn man zu viele Leute hat, wieso kümmern sich die nicht um künftige Kunden? Und wer meint, dass nur die kleinen, beamteten Mitarbeiter der Telekom behäbig reagieren, der täuscht sich.

Ein Buch vom Monopolisten

Breitband-BuchWas kommt raus, wenn die Telekom Austria und einer ihrer wichtigsten Lieferanten ein Buch heraus bringen? Das hier: Global Hero – Local Chances.

Das Buch von Harald Himmer, GenDir. von Alcatel Lucent in Östterreich sowie TA-Technik-Vorstand Rudi Fischer gibt’s als kostenlosen PDF-Download sowie in einer Druckauflage von 5000 Stück, die wohl demnächst unters Volk gebracht wird.

Ich muss es erst lesen, aber mein erster Eindruck war keine Überraschung. Einige Teile kommen mir spannend vor, andere wieder weniger. Eine ausführliche Rezension folgt. Hier ein paar Dinge, die mir beim Durchscannen aufgefallen sind:

  • Es gibt kein Wort dazu, wie man den Wettbewerb etwa bei DSL (gibt’s den in Österreich überhaupt noch?) ankurbeln könnte und so angebotsseitig mehr machen könnte. Kein Wunder, hat doch einer der beiden Herausgeber kein allzu großes Interesse daran.
  • Bezeichnend ist auch, dass kein einziges Mal auf alternative DSL- und Kabelanbieter eingegangen wird. Die ISPA kommt zwar einmal vor (S. 217), allerdings nur als Quellenangabe und mit nicht richtigem Namen.
  • WiMax wird am ganz kurz bei der Aufzählung von Breitband-Technologien gestreift. Hat die Telekom nicht Lizenzen? Was passiert damit? Wäre spannend, hier eine Vision zu hören.
  • Auch bei einem anderen Thema will man sich scheinbar nicht in die Karten blicken lassen: Auch in Österreich werden die alten Analog-TV-Frequenzen in absehbarer Zeit vesteigert. Gerade in ein Buch, das sich um Breitband-Infrastruktur beschäftigt und auch einen Ausblick in die Zukunft geben will, gehört ein solches Thema rein.

Aber vorm Lesen sollte man nicht gleich jammern …

Gute Aussichten für Firmen-Blogs

Es ist ein komisches Gefühl, wenn man via Skype zu einem Podium geschalten wird und rein nichts von der Stimmung im Publikum mitbekommt. So geschehen heute, als ich virtuell am Panel bei einem Web 2.0-Event der Telekom Austria saß.

(c) Dieter Rappold, Sierralog.com

Man hörte zwar ein wenig Applaus, aber wenn man nicht dabei ist, kann man das nur schwer einordnen. Und dann schau ich mir jetzt am Nachmittag den einen oder anderen Blog an und komme ins pure Staunen. Ich bin beeindruckt!

(c) Dieter Rappold, Sierralog.com

Das Interesse der Telekom-Mitarbeiter an Weblogs scheint gewaltig zu sein. Markus Hofstätter tourte in den letzten Wochen durch Österreich und hat scheinbar volle (Begeisterungs-)Arbeit gemacht. Martin Bredl meint, in Summe waren 500 Leute dort. Also ich sehe keinen einzigen freien Platz …

Etwas ist mir abgegangen, aber das wird schleunigst nachkommen: Es gibt noch keine Flickr-Fans unter den Telekom-Mitarbeitern. Aber vielleicht ist ja Weblife schon voller Bilder des Events.

Die Ironie der ganzen Sache: Unmittelbar nach dem Panel gab ich dem „Österreichischen Journalist“ ein Interview. Dabei beklagte ich mich darüber, dass die Blogosphäre in Österreich nur zögerlich wachst. Wie schnell man seine Meinung revidieren muss …

Hier noch ein paar Wünsche an die „Web-2.0er“ der Telekom:
Was jetzt noch fehlt ist ein Verzeichnis aller TA-Blogs nach dem Vorbild von Microsoft. Dort sollen nicht nur alle Weblogs verzeichnet sein, sondern auch ein River of News, wo man gleich sieht, was sich auf welchen Blogs tut und was „Zeitgeist“ ist.

Und Wikis! Wie wär’s, Handbücher für DSL oder was auch immer in Form eines Wikis zu publizieren?

Leider ohne mich

Hallo! Alle, die morgen beim First Tuesday sind, müssen leider ohne mich auskommen. Ich mach mich zeitig in der Früh auf den Weg nach Wien und dann geht’s weiter nach Dubai zur CabSat. Gerüchteweise verkündet die Telekom Austria dort einen Deal … Mehr darüber an dieser Stelle!

Aber ich bin mir sicher, ihr habt auch ohne mir Spaß beim Bowlen!

Wohin mit den TV-Frequenzen?

Ich bin beim hören irgendeines Podcasts auf folgendes Video gestoßen. Es ist ein absolut sehenswerter Vortrag von Professor Larry Lessig zum Thema Spektrum. Der Erfinder von Creative Commons macht sich sichtlich auch für eine Deregulierung von Funk-Frequenzen stark.

Sendestation Dobratsch, (c) MopetenreiterDas Video hat mich drauf gebracht, einmal darüber nachzudenken und zu recherchieren, was denn bei uns an Funkfrequenzen frei wird – und das ist eine ganze Menge!

Ein Beispiel: Durch den Wechsel vom analogen terrestrischen Fernsehen hin zum digitalen Antennen-TV (DVB-T) werden in Österreich sieben nationale Frequenzketten frei. Jede kann drei bis vier Fernsehkanäle aufnehmen. Ich frage mich halt nur, wozu man in Zeiten von Satelliten- und IP-TV überhaupt zusätzlich, nationale terrestrische Fernseh-Frequenzen braucht.

Wie werden diese vergeben? Dazu fehlt noch der gesetzliche Auftrag, lediglich die erste Kette wird fix vergeben. Zwei Möglichkeiten gäbe es:

Entweder an Runfunk-Anstalten mittels eines Beauty-Contest oder an Telekommunikations-Dienstleister mittels einer Versteigerung.

Ich bin kein Fachmann, aber die Frequenzen um die 700 MHz (UHF-Band) eigenen sich besonders, weit in Häuser rein senden zu können. Wie viel Bandbreite man darüber bekäme, weiß ich allerdings nicht.

Wäre es nicht am besten, diese Freqenzen frei zugeben? Gleich frei wie der Bereich rund um 2,4 GHz, auf dem Wireless Lan, Bluetooth & Co. laufen? Würden davon nicht viel mehr Leute profitieren als lediglich einige Telkom-Konzerne? Würde das nicht zu viel mehr Wirtschaftswachstum führen? Wäre es nicht genial, damit Citi-Wifis machen zu können? Aber Stop! Ich bin zwar kein Verschwörungstheoretiker, aber dazu wird es wohl nie kommen.

Warum nicht?
Weil in der Politik niemand die leiseste Ahnung hat, wozu man das brauchen könnte. Und außerdem: Lizenzversteigerungen bringen Geld.

Die Lobbyisten großer Telekom-Unternehmen werden auf europäischer Ebene alles daran setzen, einen zweiten Erfolg wie jenen von Wireless Lan zu verhindern. Für ein Unternehmen wie die Telekom wäre es eine Horror-Vorstellung, wenn es plötzlich überall ortsweit drahtloses Internet geben wird.

Aber das wird kommen – einzig die Frage stellt sich, wie lange die Telekoms so etwas aufhalten können. Wenn man sich heute anschaut, wie effizient und weitgehend störungsfrei das 2,4GHz-Band genutz wird, ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Technik hier noch besser und die Möglichkeiten größer werden.

Der große Plan mit der Flatrate

Seit einiger Zeit verkauft die Telekom an ihre Reseller fast nur mehr ADSL-Pakete mit Flatrate. So mancher Internet-Provider klagt, nun keine Extra-Gebühren mehr überschrittene Datenlimits bei ADSL verlangen zu können. Doch dahinter steckt – so glaube ich – ein größerer Plan: Die Telekom könnte bald beginnen, IP-Dienste jeder Art, auch an Kunden anderer Provider zu verkaufen. Während beim Access kaum mehr viel Geld zu machen ist, sind es Mehrwert-Dienste, die den Umsatz wachsen lassen.

Beispiel IP-TV: Während man noch auf Settop-Boxen wartet, die mit Videos nach dem MPEG4-Standard arbeiten können, hat man mit der Flat eine wichtige Voraussetzung für aon.tv geschaffen. Wenn alles flat abgerechnet wird, bräuchte man nur die Bandbreite zu erhöhen und schon können alle ADSL-Haushalte Fernsehen über den Internet-Zugang empfangen. Steckt das hinter dem Flat-Deal?

Beispiel VoIP: Seit einiger Zeit gibt’s den aon.communicator. Dass die Telekom sicher nicht den zigten Instant-Messenger braucht, ist auch klar. Auch dahinter könnte ein weit größerer Plan stecken – nämlich über VoIP eine Renaissance des privaten Telefonanschlusses einzuläuten. Die Tochter A1 experimentiert schon fleißig mit der Web-Telefonie. A1 VoIP ist derzeit noch im Pilotstadium, wird – so habe ich erfahren – in Kürze als Retail-Produkt erhältlich sein. Ich tippe auf eine Ankündigung auf der 3GSM in Barcelona. Wann kommt die Telekom mit einem solchen Produkt?