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Nie wieder mit Bindung

(c) iStockPhoto, TommLVorsicht: Mit Objektivität hat das Folgende wenig zu tun, aber es muss einmal sein. Der Frust ist mittlerweile zu groß.

Wer mit seinem Mobilfunknetz zufrieden ist, profitiert zweifellos von der Stützung von Hardware. Schließlich zahlt man mit oder ohne Subvention gleich viel an monatlicher Grundgebühr das angepriesene Service.

Ist man unzufrieden – etwa weil das Netz des  Anbieters löchrig oder überlastet ist -, hat man Pech. Man zahlt und kann für eine vereinbarte nicht wechseln. NIE wieder will ich mich an einen Anbieter ketten. Ich bin seit 19 Monaten bei T-Mobile und habe seit Monaten nur ein zuverlässiges Netz: mein Wireless Lan.

Bei T-Mobile ist seit vergangenem Sommer (nicht nur in Klagenfurt wie man hört) der Wurm im Netz:

  • 3G-Datenverkehr ist – so überhaupt nutzbar – langsam und hat spürbare Latenzen. Meistens geht’s aber ohnehin nicht.
  • Manchmal streikt sogar Edge und wenn einmal etwas problemlos funktioniert, reißt die Verbindung nach 10 bis 20 Minuten regelmäßig ab. Das betrifft mobiles Internet mit Huawei-Sticks, iPhones und allen anderen denkbaren Endgeräten (getestet mit Nokia, Motorola, HTC).
  • Gespräche im 3G-Netz reißen prinzipiell nach etwa 10 Sekunden ab und erfordern einen erneuten Anruf.
  • Unter Tags ist das Netz allzu oft überlastet, was zu unerwarteten Kurznachrichten (Ein Anruf in Abwesenheit) führt.

Kurzum: Die Lage ist unerträglich. Bei der Hotline leugnet man die Probleme nicht einmal. „Uns ist bewusst, dass es die Probleme schon seit einiger Zeit gibt“, wurde mir Ende Dezember gesagt.

Wie kommt es zu solchen Problemen: Es wird viel zu wenig ins Netz investiert und dessen Betrieb teilweise zu viel zu billigen Service-Levels ausgelagert.

Seit Monaten will ich vorzeitig (19 von 24 Monaten sind „abgediehnt) aus meinem Vertrag entlassen werden. Im Gegensatz zum Anbieter habe ich meine Leistungen (Zahlung der monatlichen Gebühren) erfüllt. Bei der Gegenseite blieb das (mir bestimmte Dienste in angepriesener Qualität zu bieten) schlichtweg nicht erfüllt.

Die Argumente von T-Mobile sind haarsträubend. Einmal wurde mir an der Hotline gar gesagt, dass Apple das verbieten würde. Einen Satz später bot man mir dennoch an, gegen Bezahlung der übrigen Monatsgebühren wechseln zu können.

T-Mobile ist kein Diskonter, bei dem man das alles durchgehen lassen könnte. T-Mobile macht zudem auch keine Werbung damit, dass „hin und wieder alles funktioniert“. Die Mobilfunkbranche scheint mir die einzige zu sein, bei denen der Anbieter in den AGBs festlegen darf, seine Leistung nicht zu 100 Prozent erfüllen zu müssen. Aus Konsumentensicht ein Witz.

Es war mir eine Lehre – am 11. Juli kann ich ohne Zusatzkosten kündigen. NIE WIEDER werde ich mich mit Knebelverträgen an einen Anbieter ketten – egal, ob ich dann 500 Euro für die Hardware ausgeben muss. Ich freue mich auf den Zeitpunkt, wenn man iPhones, Androids & Co. so einfach kaufen kann wie iPods.

Ich fordere!

Eben als Presseaussendung bekommen:

T-Mobile Austria begrüßt Bekanntgabe des Termins für die Mobilfunk-Frequenzauktion in Deutschland und fordert rasche Vergabe der Digitalen Dividende an den Mobilfunk auch in Österreich

Was T-Mobile kann, sollte auch ich zustandebringen. Hier meine Botschaft fürs Volk:

Georg Holzer ist verwundert über das alleinige Vorpreschen der Bundesrepublik und fordert: Der jetzige Eigentümer der Frequenzen (wir alle, die Bürger) sollen sich nicht drängen lassen. Er soll überlegen, ob es nicht andere, alternative Verwendungen für dieses wertvolle Frequenzspektrum gibt.

Die Wahrheit ist doch die: Realistischerweise sind die Frequenzen vor 2015 eh nicht sinnvoll nutzbar. Warum?

Die Zuweisung auf internationaler Ebene (Regionale Funkkonferenz Genf 2006, GE06) hat im Wesentlichen nur Bedeutung für grenzüberschreitenden Aussendungen. Was im Landesinneren passiert, können die Staaten selbst festlegen — aber das ist für Österreich nur sehr eingeschränkt möglich, denn fast jeder Sender reicht (mit seiner Störreichweite, die wesentlich weiter geht als das nutzbare Signal empfangen werden kann) über die Grenze. Daher sind in aller Regel jedenfalls in den kleineren Staaten wie zB Österreich oder Schweiz die nationalen Zuweisungen gleich wie die internationalen, und Änderungen werden möglichst im Gleichklang mit den Nachbarstaaten umgesetzt.

Als (funktechnischer) Nachbarstaat und Klotz am Bein gilt übrigens auch Kroatien. Selbst wenn die EU bis 2012 das Spektrum der digitalen Dividende geräumt haben will, gibt es immer noch Kroatien. Dass es dort einen derart schnellen Übergang von analogem auf digitales Fernsehen geben wird, ist schwer vorstellbar.

Wieso die Eile? In der Frequenzbereichszuweisungsverordnung wurde ohnehin bereits festgelegt, dass in diesem Band keine Neuzuteilungen mehr für Rundfunkdienste geben soll.

Abwarten kostet nichts!
Gut möglich, dass die Mobilfunker aus einer Furcht heraus drängen, dass es in absehbarer Zeit alternative Nutzungs-Szenarien für dieses wertvolle Band gibt.

Lizenzkampf mit Pseudo-Argumenten

Mit der Umstellung von analogem auf das digitale Fernsehen, wird viel Raum im teuren Frequenzspektrum frei. Weil die Fernsehbilder komprimiert und digital übertragen werden, braucht man nur noch einen Bruchteil der bislang nötigen Frequenzen zur Ausstrahlung von mehr Fernsehprogrammen als zuvor.

Digitale Dividende nennt sich dieser Gewinn. Warum? Weil wir viel mehr damit machen könnten als blos in die Glotze zu schauen. Andererseits könnte der Steuerzahler dieses Band Gewinn bringend verkaufen/versteigern. Und nicht zuletzt erwarten sich die Mobilfunker enorme Gewinne.

Das besagte Band (790 bis 862 MHz) eignet sich nämlich vorzüglich zur Versorgung großer Gegenden mit wenigen Sendestationen und geringer Störung (TV-Bilder kamen auch durch dicke Mauern durch).

Lobbyisten-Kämpfe

Weil es so attraktiv ist, toben derzeit brutale Kämpfe um dieses Spektrum. Auf der einen Seite steht die Rundfunkindustrie, auf der anderen die Mobilfunker. Beide präsentieren derzeit Studien mit oft zweifelhaften Ergebnissen oder versuchen in penetranter Häufigkeit ihre Pseudo-Argumente unters Volk zu bringen.

  • Der ORF sieht das TV-Bild wegen Überschneidungen der Spektren in Gefahr.
  • 36.000 Funk-Mikros wären mit einem Schlag kaputt und würden nicht mehr einwandfrei funktionieren, weil sie auch in diesem Bereich funken.
  • Die ORS könnte keine weiteren Sender mehr ausstrahlen, eine terrestrische Übertragung von HD-Fernsehen wäre nicht machbar.

Auf der anderen Seite steht die ebenfalls mächtige Mobilfunk-Lobby. Deren Meinungsorgan, das Forum Mobilkommunikation (FMK) füllte mir eben (obwohl ich eindeutig deponierte, keine Aussendungen mehr zu wollen) meine Mailbox. Deren „Argumente“ sind nicht nur an den Haaren herbei gezogen, sondern teilweise unrichtig.

Darin wird behauptet, dass der „Nutzen der Freigabe der TV-Frequenzen für Mobilfunk eindeutig“ sei. Auch wenn mir das nicht so eindeutig erscheint, meint man in der Aussendung arrogant optmistisch weiter: „Daher stellt sich nicht die Frage ob, sondern vielmehr wie bald die TV-Frequenzen für den Mobilfunk nutzbar werden?“ Damit ließen sich, „auch strukturschwache Regionen in Österreich mit schnellem mobilem Internet merklich beleben“.

Und weiter geht es mit einer Auflistung über den Nutzen, der laut FMK-Obmann Maximilian Maier „auf der Hand“ liege:

  1. Jährliche Mobilfunk-Investitionen in Österreich im 3-stelligen Millionen-Euro-Bereich
  2. Wachstumsförderung durch Entwicklung von neuen Anwendungen
  3. BIP-Anstieg um durchschnittlich 3 – 4% durch Produktivitäts-Revolution Breitband
  4. Erhalt und Schaffung neuer Arbeitsplätze zum Beispiel auch in Branchen wie Bauwirtschaft, Lieferanten und örtliches Gewerbe (weltweit 25 Mio. Arbeitsplätze)
  5. Weiterhin günstige Angebote für alle Kundinnen und Kunden.

Die Wahrheit schaut anders aus

  1. Konsumenten investieren in Österreich sogar einen MilliardenEuro-Betrag in drahtlose Kommunikationsgeräte (Wlan-Router, Mobiletelefone, Notebooks, Bluetooth-Empfänger, selbst Fernseher oder Spielkonsolen sind drahtlos vernetzt). Schade allerdings: Wie auch beim Mobilfunk gehen die Investitionen leider fast zur Gänze ins Ausland. Lediglich der Einzelhandel profitiert mit seinen Margen.
  2. Welche neuen Anwendungen brachte der Mobilfunk in den letzten Jahren heraus? MMS? Instant Messaging mit Abrechnung pro SMS? Die wirklichen Innovationen fanden im offenen Internet und nicht im abgeschotteten Mobilfunknetzen statt!
  3. Breitband: Wenn man Zahlen hinwirft, sollte man belegen können, woher die kommen. Und wenn man schon Breitband-Internet meint, sollte man dazu sagen, dass dieses hauptsächlich aus der Telefondose kommt.
  4. Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen passiert zum Glück nicht nur im Mobilfunk. Außerdem: Wie viele Jobs wurden in den letzten beiden Jahren in der Branche abgebaut? Von einer Freigabe des Spektrums würden wohl ungleich mehr Menschen/Firmen/Gewerbetreibende/Vereine Nutzen ziehen und Jobs erhalten.
  5. Wer sagt, dass die Angebote günstig sind? Wer sagt, dass es nicht noch günstiger bis fast kostenlos geht und dass nicht anders mehr Wertschöpfung im Inland passiert?

Der beste Weg: Freies Spektrum

Wer sagt, dass nur diese beiden Player (Rund- und Mobilfunk) ein Anrecht auf dieses Frequenzband haben? Wieso sollen die Frequenzen nicht diejenigen behalten, denen sie gehören? Richtig: Sie gehören schon jemanden: uns Bürgern.

Es gibt eine ganze Reihe von Frequenzen, deren Nutzung nichts kostet. Man spricht vom so genannten ISM-Band. Hierin funken Wlans, Bluetooth-Geräte, Schnurlos-Telefone, iPods, Funketiketten, Babyphone, Modellbau-Fernsteuerungen, Funk-Thermometer, Kopfhörer und vieles mehr.

Wie wäre es, wenn der Bürger seine 790 bis 862 MHz einfach behält? Der Nutzen für die Allgemeinheit wäre enorm!

  • Nicht nur Mobilfunkkonzerne können entlegene entlegene Landstriche versorgen. Wäre es nicht denkbar, dass auch kleinere Firmen/Genossenschaften/Kooperationen sich dieser Aufgabe annehmen können? Wieso sollte die mittelständische Wirtschaft von Telekom-Konzernen verdrängt werden?
  • Es wird entsprechendes Equipment geben, das in diesen Bändern funkt und nicht an eine Simkarte gebunden ist! Vielleicht nicht gleich aber es kommt mit der Nachfrage.
  • Apropos: Wer heute etwas hergibt, hat morgen nichts mehr davon. Wie lange wollen die Mobilfunker dieses Band? Sie werden sich bestimmt nicht auf Jahre darin breit machen, sondern es auf Jahrzehnte hinaus für ihre digitale Dividende nutzen wollen.

Der zweitbeste Weg: Sauteure Lizenz

Der Steuerzahler (bzw. deren Repräsentanten) schaut sich alles genau an, teilt die Bänder unter Rund- und Mobilfunkern auf und verlangt dafür entweder horrende Lizenzgebühren oder vergibt die Frequenzen im Rahmen eines Beauty-Contests.

Was spräche schließlich dagegen, wenn Mobilfunker

  • auf absehbare Zeit,
  • zu sehr geringen/kostendeckenden Entgelten,
  • auch an jeden anderen Betreiber nicht diskriminierend im Wholesale
  • völlig freies Internet (unter Wahrung der Netzneutralität) vertreiben drüfen?

Die Lobbyisten werden versuchen, genau das zu verhindern. Schließlich wollen sie das öffentliche Gut (sorry, Frequenzen gehören nicht euch) möglichst gewinnbringend nutzen. Zu verschenken haben sie nichts. Allein schon aus dieser Argumentation lässt sich schließen, dass es auch ohne die Großen geht und dass der volkswirtschaftliche Nutzen höher wäre.

Industriefreundliche RTR

Man stelle sich nur eines vor: Wir müssten Lizenen für Wlan oder Bluetooth bezahlen. Wenn es nach den Mobilfunkern geht, wäre kein Band der Welt frei und für jede Anwendung bräuchte man eine Simkarte. Ich erinnere mich noch an eine Diskussion bei der Mobilkom, wo man allen Ernstes überlegte, das eigene A1-Wlan nur mit Simkarte zugänglich zu machen.

Überhaupt ist der Umgang mit Funklizenzen zuletzt viel zu lax geworden. Nehmen WiMax als Beispiel. Hier wurden Lizenzen von der RTR zu – meiner Meinung nach – günstigen Konditionen vergeben. Als zwei der vier Betreiber (UPC und die Telekom Austria) keine Lust mehr hatten oder sich zuvor verrechnet haben, gaben die Frequenzen einfach wieder zurück. Konsequenzen hatten sie keine zu fürchten, die Strafen waren weit geringer als Kosten eines möglichen Wettbewerbers.

PS: Das kommt heraus, wenn man ein „unsubscribe“ nicht befolgt. Ich wollte ja diese Aussendung nie! Jetzt regt sie ich auf. Danke FMK!

Die Strafen bei Nichtverwendung …

… zahlt meist eh der Kunde.

Heuer wird es ernst mit WiMax. Lange geisterte es lediglich als Super-Funktechnik für Internet-Zugänge herum. Hohe Bandbreiten für eine großflächige Versorgung – so die Theorie.

In der Praxis gibt es erst ein paar WiMax-Sender im Burgenland und in der Oststeiermark. Sie werden von WiMax Telecom betrieben, ehemals Schrack Mediacom GmbH. Von den anderen Lizenzinhabern, die 2004 bei der Auktion zugeschlagen haben, ist wenig bis gar nichts zu hören: Die Telekom Austria, UPC und Teleport bekamen ebenfalls Frequenzen im 3,5 GHz-Bereich zugesprochen.

Und so schaut die WiMax-Karte für Österreich aus:

wimax_in_at.jpg

Die vier Firmen müssten sich eigentlich mit dem Ausbau beeilen. Egal, ob es Hardware gibt oder nicht – Ende 2007 werden nämlich die ersten Pönalen fällig. Im Vergleich zum Auktionsergebnis von in Summe 440.000 Euro (für alle Betreiber und ganz Österreich – ein wahres Schnäppchen), sind die Strafzahlungen nicht ohne. Für die Telekom-Konzerne allerdings locker wegsteckbar.

Für jede Region ist ein Mindestausbaustand vorgeschrieben:

strafen-wimax-gmeinden.gif

Wird der nicht eingehalten, kommt es zu diesen jährlichen Strafen:

strafen-wimax.gif

Die Strafzahlungen verringern sich mit dem Grad des Ausbaus. Ist etwa Betreiber X zehn Prozent unter dem Plansoll, verringert sich die Strafe um diese zehn Prozent.

Ich bin schon gespannt, wer am Ende des Jahres wie viel ausgebaut haben wird. Wenn nicht, müssen die Kunden dieser Firmen dafür aufkommen. Unfair wird’s dann, wenn sich herausstellt, dass Frequenzen nur gekauft wurden, damit sie kein anderer nutzen kann. Dann bezahlt der Kunde nicht nur die Strafe, sondern auch noch dafür blechen, dass es weniger Wettbewerb gibt.

Wollen wir das einmal nicht hoffen, sondern freuen wir uns auf die neue WiMax-Welt … Mögen es auch endlich in Notebooks eingebaut werden. Intel redet davon schon seit Jahren und eigentlich hätte es im heuer erschienen Santa Rosa-Notebook-Chipsatz integriert sein sollen.

Ein neuer Handyanbieter …

… oder tote Frequenzen.

Ich finde, dass es extrem wichtig wäre, endlich eine Spektrum-Diskussion zu führen. Wofür werden beispielsweise all die Frequenzen verwendet, die durch die Umstellung von Analog- auf Digital-TV verwendet werden? Um das endlich starten, wollte ich ein paar Beiträge dazu an dieser Stelle machen.

Weil ich aber von Funken und so kaum Ahnung habe, musste ich mich einlesen und ein Freund hat mich dann auf eine größere Sache gestoßen: Österreich bekommt einen neuen Mobilfunkbetreiber. Richtig gelesen: Zu A1, T-Mobile/Telering, One und 3 gesellt sich eine Nummer fünf: Green Network.

Die Schweden haben im April 2006 zwei Lizenzpakete im 450MHz-Bereich gewonnen, die einst für das analoge C-Netz gebraucht wurden. Das dritte Paket ging an T-Mobile, die Republik erlöste alleine bei dieser Auktion 5,9 Millionen Euro. Die Presseaussendung von damals liest sich optimistisch:

Die Technologie, die Green Network verwendet, ermöglicht niedrigere Anwenderkosten für die Kunden und eine minimale Beeinflussung der Umwelt.
[…]
Es ist stimulierend, große Ausschreibungen zu gewinnen und wir sehen das als Bestätigung dafür an, dass unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit sehr gut ist.

Wie stimulierend das ist, müssen die Schweden aber erst beweisen, denn laut den Anlagen zum Frequenzzuteilungsbescheid (Punkt 5.2) muss man bis 1. September 2007 zumindest 311 nennenswerte Orte versorgen können. Ab 1.9.2009 dann 465. Ist das nicht der Fall, müssen Pönalen bezahlt werden: Erst drei Millionen Euro, dann fünf Millionen Euro pro Jahr.

 450mhz.gif

Hab heute mit Green Network telefoniert – es war allerdings nur der ehemalige CEO, Arvid Brandberg, erreichbar. Er war es jedoch noch, der die Verhandlungen führte. Wegen Streitigkeiten nach der Lizenzvergabe wurde lange prozessiert, erst im November 2006 endete der letzte Prozess. Aufgrund der Verzögerung und der Einsprüche wurde die Frist erstreckt, 2008 wolle man jedoch bauen.

Russen-Connection:
Hinter Green Network stehen allerdings nicht Schweden, sondern Russen. Die Firma ist zu 75 Prozent in Händen der Russian Telecom Development Corporation, die 1994 mit Hilfe von Amerikanern gegründet wurde. Die Russen – über sie findet man praktisch gar nichts – erhielten die siebente Handylizenz in Russland, die – wie dann die österreichische – auf CDMA basiert.

Vorteil des 450MHz-Spektrums:
Man braucht um den Faktor 10 bis 15 weniger Basisstationen und kann so größere Flächen versorgen. Wer erinnert sich noch an die tolle Netzabdeckung des C-Netzes, die mit wesentlich weniger Handymasten (bei allerdings weit geringeren Nutzerzahlen) erreicht wurde. Brandberg hatte ein Beispiel parat: Für ganz Schweden würden 1250 Basisstationen mit CDMA 2000/450 reichen. Für UMTS mussten alle Provider (trotz konsequentem Site-Sharing und nationalem Roaming) immerhin 15.000 Sender errichten.

Die Schweden Russen wollen damit Datendienste anbieten. Allerdings werden sie ob dem niedrigen Preisniveau in Österreich nur dann Chancen haben, wenn sie wirklich zu sehr geringen Kosten „produzieren“ und anbieten können. Wenn es wirklich gelänge, weite Flächen zu versorgen, könnten das bessere Aussichten für ländliche Gegenden sein, wo es noch keine UMTS/HSDPA-Coverage gibt.

Ob es wirklich bald einen neuen Anbieter gibt, muss sich erst zeigen. Für den Konsumenten wär’s aber nicht das schlechteste.

Und: Was kann dieses Spektrum wirklich? Sind 2 x 2,84 MHz viel/ausreichend? Für was?

Diskussion ums Spektrum

radio_tower.gifFunkfrequenzen sind ein beschränktes Gut und daher ist es gut, wenn sie öffentlich verwaltet werden. In Österreich ist die Rundfunk und Telekom-Regulierungsbehörde (RTR) dafür zuständig.

Wenn Funkspektrum öffentliches Gut ist, muss darüber auch eine öffentliche Diskussion geführt werden. Mächtige Lobbyisten (etwa Telekommunikationsfirmen oder Rundfunkanstalten) muss schon im Vorfeld der nächsten großen Auktionsrunden der Wind aus den Segeln genommen werden. Es ist an der Zeit, dass auch bei uns ein Diskurs darüber beginnt.

In den USA ist sie vor ein paar Wochen entbrannt. Google kündigte an, sich 2008 in den USA um Frequenzen im 700MHz-Bereich zu bemühen. Dieser Teil des Spektrums wäre perfekt, zur Übertragung von Daten über weite Strecken. Ein ubiquitärer, schneller Internetzugang zu sehr geringen Kosten wäre damit möglich.

Auch in Österreich kommen diese Frequenzen früher oder später unter den Hammer, die Umstellung von Analg- auf Digital-TV wird 2010 abgeschlossen sein, eine Auktion könnte dann schon 2011 stattfinden. Oder der Gesetzgeber öffnet die Frequenzen und erlaubt eine unlizenzierte Nutzung wie er das schon im 2,4 GHz (Wlan, Bluetooth etc.) getan hat.

Letzterer Fall wäre zwar wünscheswert, allerdings gänzlich undenkbar. Zu sehr würde das bestehende Geschäftsmodelle von Telekommunikationsfirmen und Mobilfunkbetreibern gefährden. Sie werden wohl alles dran legen, dass es teure Auktion geben wird, die möglichst viele Mitbewerber von vornherein fernhält.

Neben dem analogen Fernsehband gibt es aber noch andere Möglichkeiten: Ungenutzt Flächen im Frequenzspektrum – so genannten White Space. Österreich ist zwar gebirgig, aber bei nur drei nationalen terrestrischen Sendern müsste es doch genug Lücken geben.

Wieder sind die USA weiter. Hier forgte sich vor kurzem die „White Space Coalition“. Der Interessensverband der Industrie (Microsoft, Google, Dell, HP, Intel, Philips, Earthlink, and Samsung) tritt dafür ein, freie Flächen zwischen TV-Frequenzen für unlizenzierte Geräte zu öffnen. Theoretisch machbar, allerdings hat Microsoft elendig gepatzt: Das Muster, das man der US-Telekombehörde (FCC) übergeben hat, funkte nicht allzu sauber, sodass es zu Fehlern kam.

Als Auftakt zu einer Reihe Blogeinträgen rund um das Thema gibt’s hier ein tolles Video von Larry Lessig, in dem er für eine Öffnung ungenutzten Spektrums plädiert. Absolut sehenswert!!