Ein paar Euro für Chancengleichheit
Ich liebe Skandinavien! Nicht nur, weil ich in Schweden studierte, sondern weil man im Norden Europas weiter ist als in unseren Breiten. Das gilt in vielerlei Hinsicht.
Der Weitblick der finnischen Politik sorgte gestern für einen großartigen Beschluss:
Starting next July, every person in Finland will have the right to a one-megabit broadband connection.
Jeder Finne hat ab kommendem Juli das Recht auf einen Internet-Anschluss mit der Bandbreite von einem MBit/s. Ab Ende 2015 wird diese Geschwindigkeit auf 100 MBit/s erhöht. Das Gesetz gilt landesweit, es gibt jedoch Ausnahmen für „extrem abgelegene Häuser“. Diese Ausnahmen müssen aber (und das ist wichtig) von Fall zu Fall begründet werden. Österreich braucht sich nicht auf seine Berge ausreden – gegenüber Lappland sind selbst hochalpine Regionen dichtest-besiedelt!
In Mitteleuropa denkt man stattdessen über Netzsperren nach. Cyberkriminellen (weil filesharenden) Jugendlichen das Internet wegzunehmen ist in unseren Breiten opportuner als darüber zu diskutieren, wie man das Digital Kluft verringert. Die Zahl derer, die noch nie Computer oder Internet genutzt haben, ist besorgniserregend groß.
Laut Statistik Austria hatten zwischen 20 und 30 Prozent noch nie Kontakt mit dem Internet oder einem PC! In Österreich! In einem der reichsten Länder der Welt!
Gebührenbefreiung fürs Internet
Wer kommt heute noch ohne Internet aus? Niemand. Gerade sozial schlecht gestellte Bürger sind enorm benachteiligt, weil sie von der Informationsgesellschaft gänzlich ausgeschlossen sind. Dabei wäre es extrem einfach, etwas daran zu ändern.
In Österreich sind sozial benachteiligte Personen von der Telekom-Grundgebühr befreit. Geregelt ist das im Bundesgesetz über Zuschussleistungen zu Fernsprechentgelten. Neben der Telekom profitieren auch einige Mobilfunker davon.
Der Zuschuss beinhaltet lediglich einen Telefonanschluss, weil man Telefonieren bei Beschlussfassung dieser Förderung scheinbar als „lebensnotwendig“ erachtete.
Wieso bezuschusst man optional nicht gleich einen Internet-Anschluss? Telefonieren könnte der/die Bedürftige Dank VoIP ja auch übers Netz.
Beispiel Telekom: Im Standard-Tarif gibt es einen Zuschuss von 17,44 Euro pro Monat. In Aktionszeiten kostet ein ADSL-Anschluss 19,90 Euro (2,46 Euro mehr als die Förderung für den Standard-Tarif). Es müssen ja nicht gleich 3 MBit/s, unlimitierter Traffic und andere Extras sein. Mit einem kleiner dimensionierten ADSL-Anschluss (sagen wir mal 1 MBit/s und 3 GB Datenvolumen) könnte man die 17,44 Euro schon erreichen.
Mobilfunkinternet ist noch weit günstiger: Hier wäre man schon mit 9 Euro im Monat dabei, was dem Steuerzahler sogar eine Ersparnis bringen würde.
Parteien zahlen Netbooks
Ein DSL-Anschluss ohne Computer macht zugegebenermaßen wenig Sinn. Doch auch hier gäbe es eine Lösung: Die Parteien in Kärnten müssten lediglich auf die geheim durchgeführte Erhöhung der Parteiengelder (alleine heuer 5,3 Millionen Euro) verzichten und man könnte damit jedes Jahr 17.726 Netbooks kaufen.