Wahlinserate technisch analysiert
Die Technik ist toll! Mit Hilfe von Software lassen sich Dinge visualisieren, die bei bloser Betrachtung gar nicht auffallen. Ein Beispiel dafür sind Zeitungsinserate, von denen es ja in Wahlkampfzeiten genügend gibt.
Microsofts Deep Zoom etwa eignet sich hervorragend zum Visualisieren vieler Bilddateien. Mit Hilfe dieser Technik kann man selbst in große Bilddateien mühelos rein- und wieder rauszoomen. Um das auszuprobieren, hab ich mir die Wahlinserate der Kärntner Parteien einmal näher angeschaut – ein Schelm, wer jetzt Böses dabei denkt. In der untenstehenden Deep Zoom-Composition finden sich Tumbnails (habe leider kein Hires-Material) alle 87 Kärntner Wahlinserate, die vom 1. Jänner bis 4. Februar 2009 alleine in der Kleinen Zeitung geschalten wurden.
Es wurde nicht unterschieden, ob ein Inserat vom Steuerzahler (Landesregierung), dem Verkehrsverbund (?) oder von den jeweiligen Parteien bezahlt wurde. Oft ist der Unterschied (gewollt oder nicht) nur sehr schwer oder gar nicht auszumachen. Untenstehend kann sich jeder selbst ein Bild machen. Inserate unter 1/4 Seite fielen ebenso aus der Wertung wie die Einschaltungen auf den Regionalseiten zur Gemeinderatswahl.
Folgende Auffälligkeiten (können auch rein zufällig sein) kamen mir dabei in den Kopf:
- Von 87 politischen Anzeigen in den letzten 35 Tagen gab es nur 31 mit der Nennung einer Partei.
- Bei den ersten beiden ÖVP-Inseraten stand gar nicht ÖVP dabei. Wurde vermutlich vergessen …
- Das „Corporate Design“ der Inserate mit klarer Erkennbarkeit des BZÖ und jenen der Regierungsmitglieder des BZÖ ist erstaunlich ähnlich. Der Balken in Landesfarben sowie der Spruch „Garantiert.“ sind ident. Vermutlich ein Zufall …
- Auf den Inseraten der SPÖ-Kandidaten sucht man ein Wort vergeblich: SPÖ.
- Ein einziges Inserat ist „angriffig“ (am 22.1. geschalten, von wem geht nicht hervor). Kritik an orange und schwarz, dass Wohnen immer teurer wird.
Alle anderen Anzeigen lobpreisen nur sich selbst und ihre Leistungen.
Punktewertung:
Ich hab mich auch gefragt, welcher Politiker wie oft aus einem Inserat lächelt – ich habe die Inserate hochgerechnet auf ganze Seiten.
- Gerhard Dörfler (BZÖ): 22,5 Seiten
- Uwe Scheuch (BZÖ) 12, 5 Seiten
- Harald Dobernig (BZÖ): 9,5 Seiten
- Josef Martinz (ÖVP): 6,25 Seiten
- Reinhard Rohr (SPÖ): 3 Seiten
- Peter Kaiser (SPÖ): 2 Seiten
- Mario Canori (FPÖ): 2 Seiten
- Nicole Cernic (SPÖ): 1,5 Seiten
Grafisch (Angaben in vollen Seiten hochgerechnet) wird die politische Aufteilung der Inserate noch deutlicher:
So, aber jetzt genug analysiert – hier kann man die Wahlinserate vom 01. Jänner bis 04. Februar 2009 (und hier in voller Pracht) anschauen. Übrigens das Silverlight-Plugin ist dafür nötig, sorry.
Was meint ihr zu diesem Wahlkampf?
Update: Auf k2020.at gibt’s mehr zum Thema – ein Video inklusive.