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iTV – das logische "Next Big Thing" von Apple

Auch nach dem Tod von Steve Jobs sieht die Apple-Produktpalette ganz passabel aus. Die enge Verbindung von Geräten und Diensten verspricht noch länger sprudelnde Gewinne. Doch mittel- und langfristig bracht es neue Wachstumspotenziale. Apples Aktienkurs preist nicht nur aktuelle Erfolge ein, sondern auch Erwartungen an ein prosperierendes Morgen. Und diese Erwartungen sind höher als bei anderen Firmen. Viele fragen sich daher: Was kommt als nächstes?

Eigene Fernsehgeräte sind das nächste Ziel in Cupertino. Die Apple-TV-Box, von Steve Jobs nur als „Hobby“ bezeichnet, bietet einen Vorgeschmack darauf. Der Markt für TV-Geräte weist enorme Parallelen mit dem von Handys anno 2007 auf.

  • Es gibt viele austauschbare Hersteller, die dazu noch über sinkende Margen klagen.
  • Kein Gerät macht es dem Nutzer ansatzweise einfach, alle Möglichkeiten auszunützen. Das Internet nutzt sich am besten TV-Gerät genauso kompliziert wie vor vier Jahren auf einem „Smartphone“ des Marktführers Nokia.
  • Die zahllosen Modelle in Elektromärkten sind so wenig differenzierbar wie damals Handys von Samsung oder SonyEricsson.
  • Bei Apps kocht jeder sein eigenes Süppchen, sodass es sich für Entwickler nicht lohnt. Für Fernseher gibt es jetzt gleich viele Betriebssysteme und Programmierumgebungen wie vor ein paar Jahren bei „Smartphones“.
  • Apple hat zudem die nötigen Inhalte bereits in der Hand: iTunes ist nicht nur ein Musikladen, sondern die weltgrößte Onlinevideothek. Und wer sagt, dass wir iPhone-Fotoalben nicht bald mehrheitlich am Fernseher ansehen werden?

Widersprüche bitte in die Kommentare …

Netzneutralität: Interessiert euch gefälligst dafür!

Einem Draht ist es schlichtweg egal, welches Bit er gerade transportiert. Den Telekom-Firmen ist dies nicht egal, denn sie träumen davon, über jedes Bit bestimmen zu dürfen.

Netzneutralität bedeutet bedeutet, dass Internet-Anbieter (DSL, mobile etc.) Datenpakete von und an ihre Kunden unverändert und gleichberechtigt übertragen, unabhängig davon, woher diese stammen oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben.

Im Klartext: Ein Bit per Skype sollte gleich behandelt werden wie ein Video und sollte – abhängig von der Geschwindigkeit des Servers und des Endnutzers – auch gleich schnell zugestellt werden. Alle Dienste, die das Internet anbietet, sollten gleichberechtigt sein.

Dieses grundlegende Prinzip sorgte für den unglaublichen Erfolg des Internets. Jeder konnte zum Google oder Yahoo werden, niemand war in der Lage einzelne Dienste auszusperren oder nur genehme Informationen zuzulassen.

Das Prinzip der Netzneutralität sorgte dafür, dass das Internet zum mächtigsten Werkzeug der Menschheitsgeschichte werden konnte.

Dieses Prinzip ist in Gefahr. Telekom-Firmen sehen mit Argwohn auf die wirtschaftlichen Erfolge von Google, Facebook & Co. Sie merken, dass Skype oder Twitter (noch nicht bei uns) das weitaus bessere Geschäftsmodell haben als sie.

Aus reiner Geldgier soll nun das Prinzip der Netzneutralität über Board geworfen werden. Die Futurezone gab mir diese Woche die Gelegenheit in Form eines Gastkommentars die „Argumente“ der Branche zu widerlegen oder zumindest zu entkräften. Hier geht’s zum Artikel: 10 Schein-Argumente für die Abzocke.

Vergangene Woche gab es auch weitgehende Entscheidungen hinsichtlich der Netzneutralität in den USA. Markus Beckedahl Linus Neumann von Netzpolitik.org hat sie kurz zusammengefasst. Fazit: Vor allem im Mobilfunk wurde den Betreibern weitgehende Freiheit gegeben, alles mögliche und Ungeliebte zu verlangsamen. Der Kunde muss lediglich (im Kleingedruckten?) darauf hingewiesen werden.

Wie so ein nicht mehr neutrales „Internet“ (das dann keines mehr ist) und damit die Meinungsfreiheit in Zukunft online aussehen können, zeigt die nachfolgende Grafik eines (mir unbekannten) Netzaktivisten aus den USA. Zugegebenermaßen steckt da ein wenig Polemik drinnen. Aber: Wer weiß, was mit dieser dann möglichen Verlangsamungs- und Aussperrungstechnik bald (nicht nur wegen Geld) blockiert werden soll und wird? Es geht auch um die Meinungsfreiheit (ein in Österreich ohnehin nicht allzu hohes Gut).

Wer das nicht will, soll sich gefälligst für dieses Thema interessieren!

So könnte unser "Internet" bald aussehen. Zerbröselt in Einzelteile, wie auch die Meinungsfreiheit.

Internet-Provider anno 2025

Einige Freunde von mir sind beim Kärntner Internet-Provider Net4You tätig. Heuer wird der älteste – in Kärnten noch existierende – ISP des Landes 15 Jahre alt. Also hat man mich gebeten, einen Blick 15 Jahre in die Zukunft zu werfen. Wie könnte das Geschäft eines Internet-Providers im Jahre 2025 aussehen?

(c) iStockPhoto.com/Caracterdesign

Das Geschäft mit dem Internet anno 2025

In Zukunft ist das Netz gratis und überall vorhanden. Doch Internet-Provider haben weiter eine Daseinsberechtigung und Kärnten ist ohnehin ein Sonderfall.

2025 hat jeder Bürger Zugang zum Netz – wo immer er lebt oder sich im Inland aufhält. Allerdings heißt es nicht mehr das Internet und es ist nicht mehr das Internet, das wir 2010 kannten. Dafür ist es kostenlos. In der uns umgebenden Wolke gibt es ausgewählte Dienste.

Gratis, aber arg beschränkt

Getrieben vom Populismus, treten in den Jahren von 2014 bis 2020 praktisch alle Politiker mit dem Wahlversprechen des kostenlosen Internets an. Geboten wird dem Bürger eine Wolke in passabler Qualität mit ausgewählten Web-Diensten. Kostenlos ist da etwa der Nachfolger von Facebook dabei, auch die Websites von Parteien und öffentlicher Stellen sind kostenlos zugänglich. Dazu gibt es noch ein paar ausgewählte Nachrichten-Websites und Webmail. Nicht vergessen sollte man den HD-Fernsehkanal des Landeshauptmannes und das 3D-Streaming des Fußball- und Heimatkanals.

Vielen reicht das aus und so wurden die Politiker wieder gewählt. Bürgerrechtler verboten ihnen allerdings, den Begriff „Internet“ zu nutzen. Das „Netz der eingeschränkten Möglichkeiten“ firmiert seitdem als „Extra-Net. Das Netz, dass einem extra etwas bringt“.

Auch die Mobilfunker dürfen den Begriff „mobiles Internet“ nicht mehr führen. Seit der Einführung des UMTS-Nachfolgers LTE priorisieren sie eigene Dienste vor jenen der Konkurrenz. Vorher war dies nur sehr schwer möglich. Wer heute Musik kaufen will, kann dies nicht mehr so einfach bei Amazon & Co. machen. Wer die Websuche nutzen will, hat keine Möglichkeit mehr, auf Google zurückzugreifen. Der Weltverband der Mobilfunker wollte anno 2012 vom weltgrößten Internet-Konzern eine Umsatzbeteiligung, letztendlich scheiterten die Verhandlungen aber. Weil manche Internet-Angebote (etwa konkurrierende Telefondienste) gar nicht mehr erlaubt sind, dürfen auch sie ihr Produkt nicht mehr „Internet“ nennen. Das war jedoch kein großes Problem, da man schon jahrelang mit dem Begriff „mobiles Breitband“ geworben hat. Das ist heute werbefinanziert und somit kostenlos.

Reseller ohne Limits

Optional gibt es bei den zwei verbliebenen Mobilfunkern jedoch noch „Google-Pakete“ oder sogar – gegen einen horrenden Aufpreis – ein umfassendes Internet zu kaufen. Die Fusion von 3-Orange mit T-Mobile ließ 2017 der Regulator jedoch nur mit einer Auflage durchgehen: Jeder alternative Internetbetreiber muss – zu konkurrenzfähigen Konditionen – Reseller von mobilem Internet sein können.

Die verbleibenden zehn Internet-Provider Österreichs – darunter auch die Kärntner Net4You – formierten sich kurz darauf zu einer Qualitäts-Allianz. Sie verpflichteten sich, nur reines Internet mit uneingeschränktem Zugang zu allen Diensten anzubieten. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn so konnte man sich gegen die großen Netzbetreiber durchsetzen. Ihr Produkt ist zwar deutlich teurer als das „Extranet“ oder die „ausgewählten Mobilfunkdienste“, dafür aber wurde ihre Nische immer größer und bedeutender.

Globales Angebot

Die Qualitäts-Provider bieten ihre Dienste nicht nur mobil und im Glasfasernetz an. Aufgrund gemeinsamer Verhandlungen können ihre Kunden das komplette Internet weltweit in allen Netzen rund um die Erde nutzen. Dies wurde nicht zuletzt durch einen Beschluss der ständigen UN-Internet-Konferenz möglich.

Aufgrund dieses Angebots sind heimische Internet-Provider weltweit gefragt – ihre abhörsicheren Leitungen haben schon so manchem Regimekritiker in Niederösterreich oder Nordkorea das Leben gerettet.

Koralm-Glasfaser

In Kärnten hat sich in den letzten 15 Jahren eine ganze Menge getan. Das südlichste Bundesland ist immer noch ein Sonderfall – wenngleich dieser Begriff deutlich positiver besetzt ist als noch 2010. Anfang der 2010er Jahre wurde der Bau des Koralmtunnels gestoppt. Viele Studien besagten, dass Datenautobahnen weit besser für die Zukunft eines Landes wären als Schienenstränge. Die Hälfte der noch zu verbauenden Mittel floss daher in eine Generalsanierung des Festnetzes.

Auch die EU und private Unternehmen – darunter einige Internet-Provider – beteiligten sich an dem kolossalen Projekt, ein Glasfaserkabel zu jedem einzelnen Haushalt des Landes zu verlegen. Weil der ehemalige Monopolist am Land weitgehend noch auf Kupfer setzte, schmolz dessen Marktanteil rasant zusammen.

SiliconAlps lebt

In der Folge kam es zu einem unglaublichen Gründerboom bei IT-Unternehmen im Süden Österreichs. Diese profitierten nicht zuletzt von der Öffnung öffentlicher Daten. Kärnten war 2011 das erste Bundesland, in dem Geo- und Umweltdaten völlig frei zugänglich waren. Daraus entwickelte sich eine lebendige Community von Anwendungs-Entwicklern fürs Web und Handys.

Auch wenn das Leitungsgeschäft mit purem Internet gut läuft, würde über die Zeit das Hosting dieser und ähnlicher Anwendungen zur mittlerweile Haupteinnahmequelle der Internet-Provider.

Bildhinweis: (c) iStockPhoto.com/Caracterdesign

Gratis Wlan

Mich stört brutal, dass es nicht überall in Innenstädten Gratis Wlan gibt. Bevor man aber darauf wartet, bis andere das tun, könnte man ja selbst die Ärmel hochkrempeln.

Was bräuchte man, um die Innenstadt einer Stadt wie Klagenfurt mit Wlan zu versorgen? Wer kann mir dabei helfen? Wer kennt sich aus?

  • Die Nutzer müssten sich anmelden. Ich denke, dass komplett anoymes Surfen Probleme bereiten könnte (Filesharing, Kinderpornografie) und da müsste man all jene schützen, die ihre Bandbreite hergeben. Aber mit Routern wie dem WRT54, der auf OpenSource basiert, ließe sich das eh machen.
  • Standorte: Wer macht mit? Wer darf überhaupt mitmachen? Manche ISPs verbieten das Freigeben der Internet-Verbindung ja explizit.
  • Spezialantennen? Was kostet eigentlich ein Paket?

Wenn wer Erfahrungen damit hat … bitte melden. Ich denke, dass man wichtige Hotspots in Klagenfurt mit wenig Aufwand versorgen könnte. Ich biete zwei Antennenstandorte an: Bahnhofstraße rund um den Arnulfplatz sowie in der Adolf-Kolping-Gasse.

Sachdienliche Hinweise bitte in die Kommentare. DANKE!

Und bitte nicht erst nach dem „warum überhaupt“ fragen. Wlan ist immer zu gebrauchen, auch wenn jeder ein iPhone eingesteckt hat!

Garantiertes Minimum

In letzter Zeit rückt die Bewerbung des theoretisch-bestmöglichen Maximal-Tempos einer Handy-Internetverbindung immer mehr in den Hintergrund. Zumindest kommt mir das rein subjektiv vor. Der Grund wird wohl in der Bliebtheit des mobilen Breitbands sein, das in Österreich einen sehr hohen Durchdringungsgrad erreicht hat.

tele2

Je beliebter das mobile Internet ist, umso mehr kommen die Mobilfunker in die Bredouille, das Versprochene auch zu liefern. Niemand wird an die inserierten 7,2 Megabit/s kommen. Auch die theoretisch möglichen 100+ Megabit/s der UMTS-Weiterentwicklung LTE könnten für alle Zeiten eine Utopie sein. Lediglich im Kleingedruckten wird darauf hingewiesen, dass es sich um die Maximal erreichbare Geschwindigkeit aller Surfer in einer Zelle handelt.

Hans Peter Lehofer, Wiener Jurist und Telekommunikationsrechtsexperte, spürte einen Bericht britischer Abgeordneten zur Breitbandregulierung auf. In dem wird eine exzellente Idee diskutiert:

„We are unimpressed by the current approach of advertising a maximum speed, which few if any customers will actually achieve. Although we recognise that speeds can be affected by many different variables, we do not consider the current method of advertising broadband speeds to be acceptable. … Hence we recommend that Ofcom regulate to require ISPs to advertise a minimum guaranteed speed for broadband connections.“

Fett markiert ist der letzte Satz übrigens auch im Originalbericht – zu lesen auf Seite 36.

Zu Deutsch: Alle Internet-Provider (Überbuchung kann es auch im Kabel-Internet geben) sollten nicht nur das Maximaltempo bewerben, sondern müssten auch immer das garantierte Minimal-Tempo angeben.

Genial, oder? Wer hat Probleme, die beworbenen X Megabit/s zu erreichen?

Ein paar Euro für Chancengleichheit

Ich liebe Skandinavien! Nicht nur, weil ich in Schweden studierte, sondern weil man im Norden Europas weiter ist als in unseren Breiten. Das gilt in vielerlei Hinsicht.

lappland

Der Weitblick der finnischen Politik sorgte gestern für einen großartigen Beschluss:

Starting next July, every person in Finland will have the right to a one-megabit broadband connection.

Jeder Finne hat ab kommendem Juli das Recht auf einen Internet-Anschluss mit der Bandbreite von einem MBit/s. Ab Ende 2015 wird diese Geschwindigkeit auf 100 MBit/s erhöht. Das Gesetz gilt landesweit, es gibt jedoch Ausnahmen für „extrem abgelegene Häuser“. Diese Ausnahmen müssen aber (und das ist wichtig) von Fall zu Fall begründet werden. Österreich braucht sich nicht auf seine Berge ausreden – gegenüber Lappland sind selbst hochalpine Regionen dichtest-besiedelt!

In Mitteleuropa denkt man stattdessen über Netzsperren nach. Cyberkriminellen (weil filesharenden) Jugendlichen das Internet wegzunehmen ist in unseren Breiten opportuner als darüber zu diskutieren, wie man das Digital Kluft verringert. Die Zahl derer, die noch nie Computer oder Internet genutzt haben, ist besorgniserregend groß.

Laut Statistik Austria hatten zwischen 20 und 30 Prozent noch nie Kontakt mit dem Internet oder einem PC! In Österreich! In einem der reichsten Länder der Welt!

Gebührenbefreiung fürs Internet

Wer kommt heute noch ohne Internet aus? Niemand. Gerade sozial schlecht gestellte Bürger sind enorm benachteiligt, weil sie von der Informationsgesellschaft gänzlich ausgeschlossen sind. Dabei wäre es extrem einfach, etwas daran zu ändern.

In Österreich sind sozial benachteiligte Personen von der Telekom-Grundgebühr befreit. Geregelt ist das im Bundesgesetz über Zuschussleistungen zu Fernsprechentgelten. Neben der Telekom profitieren auch einige Mobilfunker davon.

Der Zuschuss beinhaltet lediglich einen Telefonanschluss, weil man Telefonieren bei Beschlussfassung dieser Förderung scheinbar als „lebensnotwendig“ erachtete.

Wieso bezuschusst man optional nicht gleich einen Internet-Anschluss? Telefonieren könnte der/die Bedürftige Dank VoIP ja auch übers Netz.

Beispiel Telekom: Im Standard-Tarif gibt es einen Zuschuss von 17,44 Euro pro Monat. In Aktionszeiten kostet ein ADSL-Anschluss 19,90 Euro (2,46 Euro mehr als die Förderung für den Standard-Tarif). Es müssen ja nicht gleich 3 MBit/s, unlimitierter Traffic und andere Extras sein. Mit einem kleiner dimensionierten ADSL-Anschluss (sagen wir mal 1 MBit/s und 3 GB Datenvolumen) könnte man die 17,44 Euro schon erreichen.

Mobilfunkinternet ist noch weit günstiger: Hier wäre man schon mit 9 Euro im Monat dabei, was dem Steuerzahler sogar eine Ersparnis bringen würde.

Parteien zahlen Netbooks

Ein DSL-Anschluss ohne Computer macht zugegebenermaßen wenig Sinn. Doch auch hier gäbe es eine Lösung: Die Parteien in Kärnten müssten lediglich auf die geheim durchgeführte Erhöhung der Parteiengelder (alleine heuer 5,3 Millionen Euro) verzichten und man könnte damit jedes Jahr 17.726 Netbooks kaufen.

Für Grundrechte muss man kämpfen

Als ich noch einen Fernseher hatte, war 3Sat einer meiner Lieblingssender. Schön, dass es einige Sendungen – darunter auch 3Sat Neues auch als Podcast gibt. In der letzten Sendung ging es um weltweite Netzsperren. Wer glaubt, dass nur Schurkenstaaten das Netz zensieren, täuscht. Selbst in demokratischen Ländern Europas ist es an der Tagesordnung, dass unliebige Websites blockiert werden.

Da tröstet es einen wenig, wenn Österreichs Justizministerin jüngst zurück ruderte und sich nun nicht mehr für Netzsperren auszusprechen scheint.

Für Grundrechte und gegen staatliche Zensur muss man kämpfen. Jeden Tag aufs Neue …

Sperren statt bekämpfen

Jetzt wird es auch in Österreich ernst. Mit dem Vorwand, gegen Kinderpornografie zu kämpfen, denkt Justizministerin Claudia Bandion-Ortner laut über Netzsperren nach. Danke an Martin Thuer von ATV, dass dieser Beitrag (eigentlich aus der Sendung gefallen), doch im Web gelandet ist:


Bandion-Ortner zum Thema Internetsperren auf ATV.at

Anlässlich der Eröffnung des Internet-Summits der Vereinigung der heimischen Internet-Provider (ISPA) sprach Bandion-Ortner aber nicht nur von Internet-Sperren, sondern auch von  Netzzensur, sondern auch vom völlig unsinnigen und nichts bewirkenden Vorratsdatenspeichern. Die Ministerin griff die dumme Idee der Zeitungsverleger auf, IP-Adressen sollten mit dem Zweck gespeichert werden, um Textpiraterie zu unterbinden.

Unscheinbar und abseits der Öffentlichkeit wäre das passiert, gäbe es nicht Twitter. Gerald Bäck machte mich mit einem Tweet darauf aufmerksam.

Kinderpornografie bekämpfen

Wenn die Ministerin meint, man müsse Kinderpornografie im Keime ersticken, so hat sie recht. Es gibt nichts schändlicheres, als sich an Kindern zu vergehen und damit auch noch Profit zu machen. Das ist verabscheuenswürdig und all jene, die das tun, gehören an ihren Eiern aufgehängt!

Aber: Durch Netzsperren verhindert man diese Verbrechen nicht. Man kehrt sie lediglich in den Teppich. Den Zugang zu Websites kann man zwar erschweren, jedoch nicht gänzlich unterbinden. Wie sonst wäre es in China möglich, dass sich Aktivisten informieren? Es gibt immer Mittel und Wege drum herum. Im Falle reiner DNS-Sperren sind Proxy-Server ein simples Mittel drumherum.

Wo liegt der Unterschied in der Bekämpfung? Das Problem an der Wurzel (bei den Produzenten) anzupacken, ist umständlicher, weil mühsamer.

Deutschland vs. Österreich

In Deutschland gibt es diese Diskussion schon länger. Unser Glück ist das gute Abschneiden der FPD bei der letzten Bundestagswahl. Die Freien Demokraten stellten sich von Anfang an gegen Netzsperren und machten deren Abschaffung mehrmals im Wahlkampf zu Koalitionsbedingungen.

Unser Glück ist auch, dass Gegner in dieser Frage auf sehr viel und sehr gutes Material aus Deutschland zurück greifen können.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LMs_o2Co9Wo[/youtube]

Unser Pech ist, dass Österreich im Vergleich zu Deutschland weniger ausgeprägte Instrumente der direkten Demokratie kennt. Eine Online-Petition im Nationalrat würde vermutlich gleich wenig bringen wie jene in Deutschland – es gibt sie aber ohnehin nicht.

Weiterführende Links:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=O4vbdusj7Pk[/youtube]

Das ist erst der Anfang …

State of the Austro-Web

In unserer Informationsgesellschaft drohen jene „zurück zu bleiben“, die nicht über die nötigen Werkzeuge verfügen oder die einfach gar nicht nutzen.

Am Anfang eines jeden Jahres erhebt daher die Statistik Austria die Ausstattung und Nutzung österreichischer Haushalte mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Veröffentlich wird die IKT-Umfrage stets im Juni. Sie ist die umfangreichste Untersuchung zu diesem Thema.

Das Ergebnis im Detail:

Quelle: (c) Statistik Austria, das Sample liegt österreichweit bei 5300 repräsentativ ausgewählten Haushalten, 600 davon in Kärnten. Die Schwankungsbreite liegt bei +/- zwei Prozent.

Sieht man von Modem-Surfern ab, liegt Kärnten bei der IKT-Ausstattung auf dem letzten, bei der Nutzung am vorletzten Platz. Einziger Trost: Das Wachstum bei Web und PCs war im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich. Aber wer ganz hinten liegt, kann auch mehr aufholen. Erschreckend hoch finde ich auch die Zahl derer, die damit noch nie in Kontakt waren.

Und noch ein schwacher Trost. Wenn man einige Begriffe auf der Welt der Technik bei Google Insights for Search (genialer Dienst btw) analysiert, sieht man leichte Aufhol-Tendenzen. Zumindest suchten die Kärntner in den letzten zwölf Monaten mehr etwa nach „ADSL“ als andere.