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Was 2011 in der Technik bringt

Das neue Jahr steht vor der Türe und das ist auch für mich wieder Zeit für eine äußerst fundierte Analyse der Zukunft einen gewagten Blick in die Kristallkugel.

Ich möchte mich mit dieser Vorschau bei allen Leserinnen und Lesern für die Treue bedanken.

Zwanzig Elf soll ein großartiges Jahr für euch werden!
Alles Gute, viel Liebe, Leidenschaft, Gesundheit und Erfolg!

Happy 2011 - (c) iStock Studio7

Aber nun zum Thema: Was wird sich 2011 in der Technik und im Web tun? Was werden die wichtigsten Trends sein? Was wird kommen und was (sicher) nicht? Wer sind die Gewinner und Verlierer 2011?

Zehn Trends und Themen für 2011

10. Neues von Apple: iPhone 5 und iPad 2

Schon lange war nicht so klar, was es in der (näheren Zukunft) von Apple geben: 2011 erscheinen ein neues iPhone und iPad … Surprise!

Darüber hinaus wartet ein neuer Mac App Store, der am 6. Jänner seine virtuellen Pforten öffnet und uns – wie am iPhone sagt, was wir installieren dürfen und Apple 30 Prozent vom Umsatz beschert.

Solange man seine Software auch auf anderem Wege wird installieren dürfen, ist das kein Problem. Allerdings ist abzusehen, dass eine größere Virenattacke (auch Mac OS X ist dagegen nicht immun) ausreicht, um die Freiheit komplett zu beenden. Am Ende wird wohl doch der Kontrollwahn von Steve Jobs siegen.

Zum 10. Geburtstag von Mac OS X könnte am 24. März 2011 auch die neue Version (10.7, „Lion“) vorgestellt werden. Außer der neuen Technik im Umgang mit Fenstern ist bislang wenig bekannt.

iPad 2: Schon im Jänner könnte Apple den Nachfolger seines aktuellen iPads vorstellen. Weil dessen hohes Gewicht nicht nur mich stört, sollte sich hier etwas tun. Auch wenn die aktuelle Rechenleistung ausreicht, könnte der A4-Chip ein Multi-Core-Update bekommen – Moore’s Law lässt grüßen.

Außerdem sollte im nächsten Modell zumindest eine Frontkamera dabei sein, um Facetime-Gespräche durchführen zu können. Als mobiler „Fotoapparat“ kann ich mir das iPad allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Das wäre unpraktisch und würde wohl dämlich aussehen.

The iPad and photography: Tool, toy or prop? | Credits: RKD Photography

iPhone 5: Wie in den Jahren zuvor, sollte es auch nächstes Jahr im Sommer ein neues iPhone geben. Was wäre neu?

  • Empfang: Funkteil und Antenne des iPhone 4 sind inferior. Dieses Problem wird Apple mit einer „bahnbrechenden, „magischen“ oder irgendwie „phänomenalen“ Antennen-Technologie begegnen.
  • Akku: Klar, dass es auch hier Superlativen geben wird.
  • Neues Kabel: Apple ging als eines von zehn Mobilfunkunternehmen eine Selbstverpflichtung der EU ein. Eigentlich sollten schon seit 2010 alle Handys nur noch mit Micro-USB-Stecker ausgeliefert werden. Weil aber sehr viel Geld und Zubehör von Apples Dock-Connector abhängt, werden die Geräte sicher auch in Zukunft den 30-poligen Stecker haben. Denkbar ist eine Kabellösung mit Adaptern.
  • NFC: Apple wird nachgesagt, dass man den Kurzstreckenfunk Near Field Communication (Made in Austria) in seine Geräte integrieren wird. Auch in Googles Nexus S steckt NFC. Damit wären Bezahldienste ebenso möglich wie neue Ticketing-Lösungen – man denke dabei nur an das Musik-Social-Network Ping …

iPhone 5-"Studie", via Blogofon Podcast

So wie diese Designstudie/Photoshop-Montage wird das iPhone 5 aber freilich (noch) nicht aussehen.

Roaming-Bombe: 2010 wurde mehrmals laut darüber spekuliert, dass Apple künftig die Simkarte fix in seine Telefone einbauen könnte. Damit wäre es (sehr theoretisch) möglich, dass Apple selbst zum Mobilfunker wird. Dazu müsste Cupertino erst Daten-, Sprach- und SMS-Kontingente von Netzbetreibern en gros einkaufen. Wenn mehr als ein Land mit dabei wäre, könnte dies auch das Ende vom Roaming bedeuten.

Dass dies alles ferne Zukunftsmusik ist, zeigt der vorauseilende Protest der Mobilfunker gegen ein solches Horrorszenario. Aber ausgeschlossen ist es auch nicht: Dem Prinzip des Gefangenendilemmas folgend, wird schon irgendwo der eine oder andere mitziehen wollen.

Denkbar für 2011 wäre aber auf jeden Fall, dass iPhones wie iPads oder iPods überall, offen und unsubventioniert verkauft werden.

iOS-Zukunft: Auch wenn es immer wieder Neuerungen gab (2008 kamen Apps, 2010 eine Art Multitasking), so blieb die grundlegende Bedienung eines iPhones seit 2007 annähernd dieselbe. Auch weil der Erfolg von Android Steve Jobs wehtun muss, wird es 2011 zu gröberen Neuerungen kommen müssen.

Abgesehen von neuen Bedienerformen, könnte es endlich auch Widgets geben. Der logische Ort dafür sind … richtig: die schon seit iOS 4 bekannten Folder. Wieso kann man hier nur Icons und keine Funktionalität hinein packen? Wäre das nicht der ideale Ort, um Wlan oder Bluetooth ein- und auszuschalten oder die Wettervorhersage für die nächsten Tage zu bekommen?

iOS 4 Folder - der beste Ort für Widgets!

Und noch ein gewagter Tipp: Auch 2011 werden die Fanboys ihrem Halbgott Steve weiter applaudierend zu Füßen liegen 🙂

9. Apps on all 3 Screens

Die Metapher der „three screens“ (Handy, PC, Fernseher), vor denen sich unser Leben abspielt, wird nächstes Jahr aktueller denn je. Apps, die kleinen Anwendungen von Smartphones, werden 2011 zum Riesengeschäft am Fernseher.

Apps werden im kommenden Jahr viel verändern und in Zeiten stetig sinkenden Programm-TV-Konsums wird der „dritte Bildschirm“ anfangen, im Marketing-Mix innovativer Unternehmen, eine Rolle zu spielen. Der Rest folgt 2012 oder 2013, wenn schon wieder zu viel los ist …

AppStore on Apple TV, Montage

Apps am Fernseher gibt es zwar schon längst, aber wieder einmal könnte Apple hier viel zur Popularisierung beitragen. Das aktuelle Apple TV 2 basiert auf iOS4 und ist von der Hardware mit dem iPad (kein Akku und Display, andere Stecker) ident. Es ist unausweichlich, dass Apple im Juni anlässlich der WWDC seine Schleusen öffnet und APIs für Apps vorstellt.

Teilweise mit dramatischen Auswirkungen: In den USA könnten Studios und Sender mit Apps die teuren und verhassten Kabelnetzbetreiber umgehen. Ein weiterer Mittelsmann wäre ausgeschalten.

Die Auswirkungen dafür werden Sony und Microsoft am deutlichsten zu spüren bekommen. Einerseits gibt es bereits eine Unmenge an Spielen, die mit überschaubarem Aufwand so auf den Fernseher portiert werden können. Andererseits sind Spiele für Xbox 360 oder Playstation 3 weniger ein Massenprodukt als Angry Birds, Doodle Jump & Co.

Mit seinem Preis von 100 bis 120 Euro sollte das Apple TV 2 einen weiteren Konkurrenten – die Wii – endgültig vom Markt fegen. Nintendos Spielkonsole ist mangels HD-Tauglichkeit und zuletzt weniger Innovation schlichtweg nicht mehr konkurrenzfähig. Im Juni sollte es auf der E3 Expo ein Upgrade geben.

Was tut sich sonst noch am Fernseher?

3D-TV wird spätestens Ende des Jahres im mittleren und oberen Segment zum Standard, weil es einfach nur ein anderer Darstellungsmodus hinsichtlich der Bildfrequenz ist.

An die Brille und den Mangel an 3D-Filmen müssen wir uns aber weiter gewöhnen. HD-ready-Geräte mit einer Auflösung von 720p werden angesichts des Preisverfalls (32″ in Full-HD gibt es schon ab 349 Euro) aussterben.

Weil 3D-Fernsehen schon „normal“ wird, kommt eine andere Welle daher: Internet am Fernseher. Die Hersteller von Fernsehgeräten könnten so in die Rolle des Contentanbieters schlüpfen. Zumindest aber werden sie zum „Mittelsmann“ zwischen Zuschauer und diversen Online-Videotheken.

Und gewinnen werden jene Hersteller, die sich bei Standards wie HBB TV zusammen tun werden. Für Entwickler bedeutet dies, dass HTML5-CSS-Javascript-Apps auch auf Fernsehern die Zukunft gehört.

Screenshot HBB TV

Fernseher und Settop-Boxen wurden so auch zu kleinen Linux-Computern und einander immer ähnlicher. Eine Auswirkung dieses Trends wird sein, dass Fernseher mit „Custom ROMs“ (also gehackte und erweiterte Firmware für die Geräte) immer mehr zur Bastelecke werden. Der TV-Jailbreak wird für echte Geeks und Nerds zum Leistungssport der Zukunft.

8. Heimnetze boomen

UPnP und DLNA sind nichts Neues, Streaming-Clients und -Server mit dieser Technik gibt es schon eine ganze Weile. So richtig im Mainstream sind sie aber noch nicht angekommen. Dafür könnte Apple mit seiner – (no na net) proprietären – Technik namens Airplay sorgen.

Dabei wird Apple diesmal weder technisch vorne sein noch Usability-Vorteile gegenüber Sonos, Boxee oder Logitech haben. Aber es ist halt Apple …

Neben Streaming-Clients für Audio und Video werden auch Server nächstes Jahr boomen. Seien es nun Netzwerkfestplatten, Router mit USB-Anschlüssen oder gleich ein semiprofessionelles NAS oder Windows Home Serverviele Heimnetze erfahren ein Upgrade, weil der praktische Nutzen besser sichtbar wird. Und so würde es auch nicht verwundern, wenn auch Apple seine Time Capsule heuer modernisiert und mit neuen Features ausstattet.

Heimnetz a la Microsoft

Und so wird die iPod-ifizierung auch im Heim weiter voranschreiten. Gepaart mit immer mehr Online-Videotheken bedeutet dies nichts Gutes für das gute alte Radio und Fernsehen.

7. Medien werden zu kämpfen haben

2011 wird auch ein Jahr, in dem es Printmedien mehr als nur schwer haben werden. Einerseits fördern Tablets den Medienkonsum in der Freizeit, andererseits werden Zeitungen zwingend reine Digitalabos bringen müssen. Dass dafür aber nicht der gleiche Preis fällig werden kann wie für das Papierabo, ist sowohl Lesern als auch Verlagen klar. Nicht nur deshalb könnten Zeitungs- und Magazinumsätze schrumpfen.

Der Medienbruch bedingt auch, dass nicht alle mitkommen werden.

iPad Kleine Zeitung

Und dann wäre da noch die Piraterie. Damit ist nicht das „Teilen“ eines Printabo-Accounts am iPad gemeint.

Musik-Piraterie ist erst durch das Erscheinen von mobilen MP3-Playern groß aufgekommen. Und was der iPod für die Musikindustrie war, sind nun die Tablets für die Verleger. Mit dem Vorhandensein von einladender Lesehardware steigt auch das Interesse, sich mit Content einzudecken. Und weil alles in Bits und Bytes vorliegt, ist die Kopie in Null-Komma-Nichts angefertigt.

Schon jetzt werden einige Zeitungen via Bittorrent geteilt, dass dieses Problem nicht kleiner sondern eher größer wird, liegt auf der Hand.

Die Reaktion der Verleger zeichnet sich ab: Anstatt an der Bequemlichkeit für den Leser und neuen Geschäftsmodellen zu arbeiten, werden sie nach einem möglichst strengen Rechtemanagement (DRM) suchen. Und treffen wird’s wieder nur redliche Käufer …

Abgesehen davon: Sicher ist nichts. Selbst aus Apps lässt sich ein PDF relativ einfach extrahieren.

Und wie viel das hilft, zeigte unlängst die Zeitschrift c’t anhand von Büchern. Illegal ist das Angebot sogar größer als legal. Die Leute scannen Bücher sogar. Würde es einem immer so einfach gemacht werden wie beim Kindle oder im iTunes Music Store, wäre das Problem geringer.

Und zuguterletzt werden alle Medien nächstes Jahr von weiteren Umschichtungen der Marketing-Budgets hin in Richtung Social Media (Facebook ist ganz vorne auf der Wunschliste der Marketingleute und -vorstände) getroffen.

6. Websoaps & Co. gegen Bauchfleck

Auch von anderer Seite droht etablierten Medien Ungemach, von Google.

Die Kritiken von Google TV waren verheerend: Reviewer in den USA sprachen von einem chaotischen Interface, komplizierter Einrichtung und Benutzerführung, einem praktisch unbenutzbaren Browser und mangelndem Content. Einiges lässt sich reparieren und per Software fixen – noch vor dem Europa-Start soll es ein Update geben.

Schwerer wiegt jedoch, dass mehrere TV-Stationen und ihre Videoportale Google boykottieren und die Box schwarz bleiben lassen. So bleibt den Google-TV-Nutzern etwa das beliebte Serienportal vorenthalten.

In der Inhaltsfrage wird Google zur Selbsthilfe greifen: Der Internet-Konzern könnte die Video-Produktion finanziell unterstützen.

Videoproduktion, (c) James Lopez

Wieso sollte bei mehr als einer Milliarde Internetnutzer nicht einmal eine Websoap nur über das Web ein globaler (werbefinanzierter) Kassenschlager werden? 2011 könnte es das erstmals geben. Dass das den Studios nicht gefallen wird, liegt auf der Hand.

Google wird so auch nicht zur Content-Company. Allerdings hat man auch heuer schon Projekte in diese Richtung gefördert. So stellte man fünf Millionen für Innovationen im Journalismus zur Verfügung.

5. Protokoll für soziale Netze

Einer der Unsicherheitsfaktoren für Facebook ist Diaspora. Ja, das ist ernst gemeint. Das von Studenten zusammen gemoppelte Social Network bringt einen richtungsweisenden Gedanken mit: Social Networks sollen dezentral sein.

2011 wird die Idee auftauchen, soziale Netzwerke nicht mehr auf einer Website oder mit einem Webservice zu implementieren, sondern mit Hilfe eines Protokolls – ganz nach dem Vorbild von E-Mails (POP3/IMAP4). Als „Client“ könnten viele verschiedene Netzwerke oder auch Desktop-Anwendungen agieren. Wieso kann nicht eine Art „Outlook für soziale Netzwerke“ mehrere solcher Angebote bündeln und mit diesen interagieren?

Dass so etwas in ein paar Monaten fertig ist, dürfte ebenso ausgeschlossen sein, wie ein Mitmachen von Facebook. Aber mit dem Download der eigenen Benutzerdaten wäre ein erster kleiner Schritt hin zu einem selbstkontrollierten Socialgraph getan.

4. Erste Blicke durch neue Fenster

1,5 Millionen Smartphones mit Windows Phone 7-Betriebssystem wurden bislang verkauft (oder an den Handel geliefert, so genau ist das nicht) – keine wirklich berauschende Zahl angesichts des gewaltigen Marketing-Drucks der Redmonder. Aber man muss Microsoft einen großen Wurf zugestehen.

Die Gefahr ist, dass Microsoft – wie bei vielem – immer nur den halben Weg geht und Windows Phone 7 gerade einmal mit den nötigten Features nachbessert. Mit Copy&Paste (kommt im Jänner per Update) alleine ist es nicht getan!

Es müssen viele und große Updates folgen, damit Vertrauen der Kunden in die Plattform entsteht. Vertrauen der OEMs in die Plattform ist wichtiger als die paar Euro, die sie bei Android an Lizenzgebühren sparen.

Spätestens im Herbst sind erste Blicke auf Windows 8 (Codename: Copenhagen) und Office 15 zu erwarten. Zur Erklärung: Jede zweite Version von Windows und Office sind Major Releases. Dieser Logik folgend müssten zwei große Würfe auf uns zukommen.

[vimeo width=“570″ height=“314″]http://vimeo.com/4255076[/vimeo]

Auch wenn dieses Video nicht von Microsoft selbst stammt, zeigt es ein paar Dinge, die kommen könnten: Mit Beschleunigung der Grafikkarte könnte so manche Aufgabe in Windows 8 schöner und intuitiver von der Hand gehen.

Während Windows 8 schon 2012 erscheinen könnte, wird mit Office 15 nicht vor 2013 gerechnet.

3. Mehr Speed im Netz

Am Mobile World Congress (MWC) in Barcelona werden in Februar eine ganze Reihe von Smartphones mit Dual-Core-Chips wie dem Tegra 2 von Nvidia vorgestellt. Den Reigen der Mehrkern-Handys läutete vor wenigen Tagen LG mit seinem Optimus 2X ein. Am Anfang werden Android-Geräte stehen, auch das iPhone 5 wird aus zwei Kernen mehr Leistung bei geringerem Stromverbrauch holen.

Fraglich ist, wann Nokia und Windows Phone 7-Geräte folgen. Gerade Microsoft gibt seinen OEMs sehr strenge Hardware-Vorgaben, um zentralisierte Updates möglich zu machen.

Mehr Tempo gibt es auch in den Netzen selbst. Der Ausbau des Glasfasernetzes geht hoffentlich rascher weiter als bislang. Und mit dem sperrigen Namen Long Term Evolution (LTE) geht die nächste Mobilfunkgeneration in Österreich an den Start. Es ist zu erwarten, dass im Februar am MWC die Starttermine bekannt gegeben werden. Glaubt man den Mobilfunkern, stehen auf jedem Sender dann mehr als 100 Megabit pro Sekunde zur Verfügung.

Vor eineinhalb Jahren füllte ein LTE-Modem noch einen Kofferraum – mittlerweile gibt es bereits USB-Sticks.

LTE Modem anno 2009

Der Datenturbo LTE wird aber noch eine weitere Auswirkung haben. In aktuellen 3G-Netzen ist es für Mobilfunker kaum möglich, einzelne Nutzer oder Nutzergruppen gegenüber anderen zu priorisieren. In LTE werden dagegen zahlende Markenkunden (A1 oder Orange) gegenüber den Kunden der Diskonttöchter (Yesss oder Bob) bevorzugt werden.

2011 wird auch die Digitale Dividende vergeben. Um das durch die Digitalisierung vom Antennenfernsehen frei gewordene Funkspektrum streiten sich Mobilfunker und Rundfunkanbieter.

Für die Handynetzbetreiber würde dies bedeuten, dass sie auch ländliche Gebiete mit relativ geringen Mitteln (hohe Reichweite, wenige Masten) mit Breitband-Internet versorgen können. Die Konkurrenz möchte den ORF und andere Programme hochauflösend und unverschlüsselt über die Luft transportieren.
Android-Maskottchen (CC) Robert Occhialini

2. Android: Gut gelaunte Roboter

Im kommenden Jahr macht Googles mobiles Betriebssystem Android einen weiteren Sprung nach vorne. Doch bevor Android tatsächlich zum Smartphone für die Massen wird, muss sich Google ernsthaft ins Zeug werfen.

Die I/O-Entwicklerkonferenz vom 10. und 11. Mai in San Francisco wird spannend, weil dort gleich mehrere offene Baustellen an Android angegangen werden müssen:

  • User Interface:
    Mit der Version 3.0 sollte ein deutlicher Sprung nach vorne gemacht werden. Es fehlt derzeit noch an Eleganz und Vorgaben für Entwickler hinsichtlich des User-Interface-Designs.
  • Updates:
    Die größten Sprünge nach vorne nützen nichts, wenn sie nicht auch bei den Nutzern ankommen. Google täte gut daran, die Update-Problematik zu lösen. Es kann nicht sein, dass heute immer noch Handsets mit Android 1.5 verkauft werden.

Ein weiterer Grund für ein rosiges 2011er-Android-Jahr ist das Tempo der Entwicklung. Was alleine im letzten Jahr weiterging, ist beeindruckend. Auch wenn man sich das starke Bekenntnis einzelner OEMs für die Plattform anschaut, stimmt das optimistisch. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut Android auf Tablets wie dem Samsung Galaxy S funktioniert, obwohl es selbst nie dafür gemacht wurde.

Im Weihnachtsgeschäft 2011 sollte zumindest auf jedem zweiten subventionierten Null-Euro-Handy Googles Betriebssystem laufen.

1. Netzkriege, Wikileaks und die Zensur

Assange Poster (CC) Raymond Salvatore HarmonWikileaks ist hier und bleibt es auch. Dazu trägt auch Julian Assanges „Versicherungsdatei“ bei, die verschlüsselt heute wohl auf mittlerweile zehntausenden Festplatten schläft. Noch sind erst 1897 von 251.287 US-Botschaftsdepeschen veröffentlicht und für Anfang 2011 hat Assange schon die nächsten Enthüllungen angekündigt.

Das Interesse an den Depeschen wird dann zugunsten des nächsten Skandals schwinden, obwohl sicher noch unglaublich viel brisantes Material in Cablegate steckt. 2011 wird daher zum Jahr der Politik-Blogger, weil einige ganz große Stories von ihnen entdeckt werden.

Beim nächsten Mal will Wikileaks nicht Staaten, sondern mit geheimen Dokumenten einer großen US-Bank die Finanzwirtschaft erschüttern. Und auch hier werden alle Versuche scheitern, eine Veröffentlichung zu stoppen oder im Voraus zu verhindern.

Der „Cyberkrieg“, den wir Anfang Dezember gesehen haben, war erst der Anfang. Weitere Angriffe von „Anonymous“ werden schon deshalb folgen, weil die selbsternannten Aktivisten nun Lunte gerochen haben. Gutes im Sinne der Meinungsfreiheit wird das aber nicht mit sich bringen. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Netzsperren, Zensurmaßnahmen und restriktivere Regeln werden in den nächsten Jahren folgen. Gefordert und durchgepeitscht von Politikern, die sehr wenig bis gar nichts vom Internet verstehen.

Treffen werden diese Regeln und Sperren allerdings nicht jene, gegen die sie gerichtet sind: Kinderpornografen oder (Cyber)-Terroristen. Die sowie Geeks und Nerds kennen immer Mittel und Wege drum herum. Getroffen werden ganz normale Bürgerinnen und Bürger.

Mehr darüber in einem lesenswerten Artikel von Erich Moechel „2011: Jahr der Internetsperren“

Der größte Verdienst von Wikileaks ist es, dass zumindest zaghaft eine Diskussion in Gang kommt, welche Rolle Geheimnisse im Staatswesen haben sollen. An der Geheimniskrämerei wird sich aber erst durch Druck der Bevölkerung etwas ändern. Zu groß ist der Trieb zum Machterhalt der Politik und zu gering die Bereitschaft mit mehr Kontrolle auch Macht abzugeben.

Aber: 2011 werden OpenData und OpenGovernment zum breiten Thema. Tageszeitungen, Magazine und Bücher (eines ganz sicher :-)) werden über die neue Art zu regieren berichten.

Und auch eine Reihe neuer und unkontrollierbarer P2P-Technologien werden entstehen. Neben dem P2P-DNS könnte auch ein P2P-Publishing-Mechanismus (mehr dazu in einem späteren Blogpost) entstehen bzw. zumindest andiskutiert werden.

Was auch 2011 nicht kommen wird

  • CloudComputing wird weiter das Mega-Buzzword der IT-Consultants sein. Aber weder sie selbst noch ihre Kunden werden den Schlagworten massenweise in die Wolke folgen.
  • Es werden noch lange über 2011 hinaus mehr Papierbücher als E-Books verkauft.
  • Google Wave wird auch als OpenSource-Projekt kein Burner.
  • Genug gibt es nicht. Wir werden weiter nach immer mehr Rechenpower verlangen.
  • Twitter wird auch 2011 in Österreich kein Mainstream-Medium. Dazu fehlen Stars und Promis.
  • ChromeOS wird kein großer Erfolg und reine Netz-Betriebssysteme befremden die Masse noch eher.
  • Kamerahersteller werden auch 2011 noch viel Geld für eigentlich billige Extras wie Wlan oder GPS verlangen.
  • Selbstfahrende Autos werden leider auch für lange Zeit kein Thema sein. Auch wenn es möglich ist … die meisten Leute haben einfach zu viel irrationale Angst vor autonomen Maschinen.
  • Georg wird auch weiterhin ewig für die Beantwortung von E-Mails brauchen.

Auf- und Absteiger

Karrikatur Mark Zuckerberg (CC) DonkeyHoteyAufsteiger: Facebook

Facebook wird zwar 2011 noch keine Milliarde Nutzer haben. Mark Zuckerberg könnte aber in Versuchung geraten, Kasse zu machen. Ein Börsegang des Sozialen Netzwerks wäre trotz der strengen Gesetzgebung in den USA (der Sarbanes Oxley Act kam nach dem Kollaps von Enron) eine logische Konsequenz des Erfolgs. Wann soll Facebook diesen Schritt sonst machen? Wenn das Wachstum abflacht?

Die Spekulanten sind schon längst bei der Stelle. Sie wetten bereits seit geraumer Zeit mit Finanz-Derivaten auf einen Börsegang. Und deren Wert steigt und steigt. Von März bis November hat sich laut Bloomberg der Wert von Facebook auf nunmehr 40,7 Milliarden Dollar (31 Milliarden Euro) verdreifacht. In der Forbes Liste 2010 würde dies eine Position rund um Rang 70 der wertvollsten Unternehmen der Welt bedeuten. Nicht schlecht für ein Unternehmen, das wenig beachtete Werbung neben Sprüche und Bilder seiner Nutzer setzt.

Und weil bei dieser Zockerei im real nicht existierenden Casino auch einige der größten Hedgefonds mitspielen, könnte es auch so Druck auf Zuckerberg geben, sich von Anteilen zu trennen.

Unwahrscheinlich ist dagegen eine Übernahme. Da spielen zu viele Risikofaktoren (wie lange ist Facebook noch so dominant?) hinein.

Weiterer Aufsteiger: Linux. Das freie Betriebssystem wird mit all seinen Möglichkeiten in noch mehr Geräte eingebaut werden. Ob vom Auto über den Fernseher oder Sat-Receiver bis hin zum Drucker – OpenSource gewinnt im nächsten Jahr an Bedeutung und kommt als Thema in der breiten Masse an.

Absteiger: Nokia

Mir tut mein europäisches Herz weh, aber: Die Finnen werden auch 2011 nicht vom Fleck kommen.

Die immer größer werdende Konkurrenz bei Smartphones in Europa und den USA wird selbst durch womöglich steigende Verkaufszahlen von Feature-Phones kaum auszugleichen sein. Die Finnen-Flaggschiffe wie das N8 haben zwar eine tolle Hardware, kranken jedoch allesamt an der Usability von Symbian. Auch die neueste Iteration des Nokia-Betriebssystems ist (subjektiv) völlig unbenutzbar.

Die Frage ist, ob den Finnen noch ein kompletter Neustart mit MeeGo zuzutrauen ist. Smartphones sind heute kein Geschäft mehr aus Hard-ware alleine. Es braucht ein komplettes Ecosystem von Handsets, Entwicklertools, Apps und noch viel mehr einer breiten Unterstützung am Zubehör-Markt. Apple hat eindrucksvoll vorgezeigt, wohin es geht und Nokia ignorierte diesen Trend (aus Arroganz?) bis vor kurzem komplett.

Noch viel schwerer als die Einbrüche in unseren Breiten wird für Nokia wiegen, dass gerade in Schwellenländern die Konkurrenz durch billige und leistungsfähige Android-Geräte mörderisch wird. Ein Preiskampf mit enormen Verlusten droht.

Nokia N8-Launch in Indien, (CC) Jeff Clinton

Weiterer Absteiger: Yahoo, das weiter scheinbar kopflos agiert und nicht so recht weiß, was es soll. 2011 könnte CEO Carol Bartz Dienste wie Delicious oder gar Flickr einstellen oder verkaufen.

Hier meine Blicke in die Glaskugeln für 2009, 2008, 2007 und 2006.

Eure Meinung? Was habe ich vergessen? Was wurde übertrieben?

Courier, Microsoft & die OEMs

Die Ideen aus Redmond sind ja alles andere als schlecht, nur oft scheinen gute Konzepte von Microsoft an der Umsetzung zu scheitern.

Erinnern wir uns an das Deseaster mit Origami: Anfang 2006 (ein Jahr vor Asus) stellte Microsoft das Konzept eines sehr günstigen, ultramobilen PCs vor. Der Buzz war enorm, in der Blogosphäre brodelte es förmlich, als MS-Insider Robert Scoble, die Frage stellte, was denn Origami sei.
Die Enttäuschung war noch größer und die sorgte dafür, dass Microsoft nie wieder so einen Hype generieren kann wie damals.
Schuld daran waren die OEMs? Sie brachten 2000 Dollar teure Mini-Rechner auf den Markt, die keiner wollte.
Asus sorgte Ende 2007 mit dem eeePC für Furore – nur eben auf Linux-Basis.

Oder sehen wir uns die Probleme von Windows Mobile an. Abgesehen davon, dass (meiner Meinung nach) die Codebasis komplett veraltet ist, liegen die Probleme der Windows Phones in der Strategie von Microsoft. Man will selbst (in diesem Bereich zumindest) keine Hardware bauen, stattdessen nur die Software an OEMs liefern. Eigentlich eine klare Strategie, die für ein Software-Unternehmen nicht abwegig ist. Aber:

  • Die OEMs haben andere Interessen als Microsoft. Sie versuchen Kosten zu drücken, um möglichst große Spannen auf die Hardware zu erzielen. Ergebnis: Im Target-Costing werden die billigsten, gerade noch möglichen, Chips verbaut. Das sorgt für eine inferiore User Experience.
  • Update-Zyklus: Am 17. Mai stellte Microsoft Windows Mobile 6.5 fertig. Die ersten Handys damit erscheinen am 7. Oktober. Auch bei neuen Features.
  • App-Stores: Sowohl OEMs als auch Netbetreiber haben andere Interessen als Microsoft, wenn es um den Verkauf von Zusatzdiensten geht. So haben beispielsweise Verizon und Samsung eigene App-Stores für Windows-Mobile-Anwendungen oder planen diese.

Die Lehre daraus: Mach es selbst, wenn du erfolgreich sein willst. Mit der Xbox ist Microsoft (abgesehen von Qualitätsproblemen) ein großer Wurf gelungen. Das wäre nie passiert, hätte Microsoft andere die Konsolen bauen lassen.

Detto beim Zune. Gut, es hat drei Generationen gedauert, aber jetzt würde ich mir sogar einen Zune HD wünschen. Der portable Mediaplayer erhält fast durchweg gute Kritiken.

Gerade das Beispiel von Apples iPods und iPhones zeigt eines: Nur wenn man die gesamte User Experience kontrolliert, gewinnt man. Wenn der Konzern lernen kann, dann ist etwas dran, am Projekt Pink. Zuletzt wird es wieder lauter um Gerüchte eines eigenen Microsoft Smartphones. Und jetzt das:

Microsofts Courier

Schon am Wochenende gab es erste Gerüchte, gestern berichtete Gizmodo erstmals von einem Projekt, das mich vom Start weg fasziniert hat. Der Gizmodo-Autor schreibt über das Courier Booklet:

It feels like the whole world is holding its breath for the Apple tablet. But maybe we’ve all been dreaming about the wrong device. This is Courier, Microsoft’s astonishing take on the tablet.

Und es sieht tatsächlich großartig aus und das User-Interface schaut toll aus. Zumindest in der Studie. Es soll sich im Stadium des „late prototyping“ befinden. Entwickelt wurde es in Microsofts Entertainment- und Hardwaresparte rund um J. Allard, der auch schon für Zune und Xbox federführend war.





Offiziell hat Microsoft das Gerät bzw. die Studie noch nicht präsentiert, einige Microsoft-Beobachter (etwa Ina Fried von Cnet) meinen jedoch, dass es keine Fälschung sei.

Gut möglich, dass Redmond die Reaktionen in Blogs abtestet, denn das Video scheint von Microsofts Truppe selbst produziert worden zu sein. Dass so etwas unkontrolliert auf YouTube auftaucht ist unwahrscheinlich. Was zu sehen ist, erstaunt dennoch:

Bleibt bei mir eine Hoffnung: Dass das Ding so kommt, wie es hier aussieht. Ohne Kompromisse mit irgendwelchen OEMS. Come’on Microsoft! Ihr seid auch eine Hardware-Company!

Windows 7 und die Hardware

Die Qualität eines Betriebssystems zeigt sich auch daran, wie gut es mit der Hardware umgeht. Das betrifft nicht nur die Qualität der Treiber, sondern auch die Systemanforderungen oder etwa die Usability. Wie geht Windows 7 mit Hardware und Zubehör um?

Fakt ist, dass die überwiegende Mehrheit der Nutzer das Potenzial ihrer Hardware bei weitem nicht ausschöpft. Beispiel Handy: Nur wenige verbinden ihr Handy mit dem PC und synchronisieren Kalender und Kontakte. Warum?

  • Sie wissen oft nicht über die Möglichkeiten Bescheid.
  • Trivial, aber logisch: Der Hersteller legt kein Sync-Kabel bei.
  • Zusatz-Software zu installieren, ist für viele zu mühsam.

Das soll sich nun mit „Device Stage“ ändern. In einem Untermenü der Systemsteuerung – genannt „Printers und Devices“ – findet sich der gesamte angeschlossene Gerätpark des Nutzers – nicht nur als Icon, sondern ein realistisches Abbild (ähnliches gibt es etwa bei MacOSX mit Druckern schon länger).

Ein Doppelklick auf ein Gerät führt zu folgender Seite.

device-stage

Hier findet sich alles, was man mit einem Gerät anstellen kann. Beispiele:

  • Ein Handy bietet hier Sync-Einstellungen, einen Klingelton-Editor, Programme zum Kopieren von Fotos, Videos oder Musik. Obiges – fiktives – Beispiel zeigt auch, dass je nach Gerät noch eine ganze Reihe von Informationen (Ladezustand, freier Speicher, etc.) angezeigt werden kann.
  • Ein Multifunktionsdrucker bietet hier Dienstprogramme zum Drucken, Scannen, Faxen, einen Systemcheck oder Weblinks zum Nachbestellen von Toner oder Tinte.
  • Eine Kamera kann hier ein Transferprogramm für Fotos oder Videos anbieten, einen Shopping-Link für Objektive oder ein Link zum Download von Firmware-Updates.
  • Für einen tragbaren Multimedia-Player fände sich hier etwa ein Sync-Programm für Musik, Fotos und Videos sowie ein Link zum Einkaufen von Musik.

Was hier gezeigt wird, hängt vom Hersteller ab. Der obere Teil erscheint in dessen Branding (Farbe, Logo, Gerätebild), über Art und Anzahl der unten angebotenen Programme und Links entscheidet Hersteller. Die Umsetzung ist recht einfach: Für jedes Gerät reicht eine XML-Datei (Aktualisierungen via Windows Update), die Links zu Programmen oder ins Web enthält. Gibt es von dem Hersteller nichts, gibt Microsoft dem Gerät generische Dienstprogramme und Links mit.

Ich finde, das Zusammenfassen aller Möglichkeiten, ist absolut der richtige Weg. Alleine schon deshalb, weil jeder Hersteller mit seinen Installern unendlich viel Schrott installiert, der dann irgendwo im System steckt. Device Stage sollte den Umgang mit Zusatz-Hardware sehr erleichtern.

Gerade weil die Hersteller viele Möglichkeiten zum Branding und zur Bewerbung von Online-Angeboten haben, sollten sie rechtzeitig zum 7-Launch einiges dafür bereit haben.

64Bit:
Zwar wird es weiter 32- und 64-Bit-Versionen von Windows 7 geben, allerdings ist man sich in Redmond sicher, dass 64-Bit-Rechner bald Standard sind. Weniger im Büro dafür umso mehr zu Hause. Und diese Annahme könnte richtig sein. Laut Microsoft wurden im dritten Quartal bereits 25 Prozent aller Windows-Rechner in den USA standardmäßig mit der 64-Bit-Version von Vista ausgeliefert.

Und auch ein Blick zu BestBuy & Co. bestätigt diese Zahlen. Dort werden immer mehr Gaming-PCs mit vier oder acht Gigabyte Ram angeboten – kein Wunder bei diesen Speicherpreisen.

Netbooks:
Ein weiterer Megatrend passt Microsoft derzeit so ganz und gar nicht – die Netbooks. Auf den kleinen, abgespeckten Notebooks läuft derzeit Linux oder Windows XP. Vista braucht dafür einfach zu viele Ressourcen. Speziell für Netbooks soll es aber eine spezielle Version von 7 geben.

Das wäre beispiellos in der Softwaregeschichte: Ich habe noch nie eine neue Version eines Betriebssystems gesehen, die tatsächlich weniger Ressourcen braucht als sein Vorgänger. Mindestvoraussetzung sollen dafür 512 MB Ram sein. Wie sehr abgespeckt das Netbook-7 ist und auf welche Funktionen man verzichten muss, verrät Microsoft allerdings noch nicht.

Allgemein gibt sich Windows 7 sehr genügsam. Im Rahmen des Reviewer-Workshops wurden den etwas über 100 Teilnehmern Test-Notebooks gegeben („MS Asset'“, geht nach Auslieferung von Windows 7 retour und ist nur zum Testen da). In dem Lenovo X300 läuft ein 1,2 GHz ULV-Prozessor und ich muss sagen, dass es darauf tadellos läuft. Selbst rechenintensive Software wie Lightroom macht keine Probleme.

Multitouch:
Neu ist auch die Unterstützung von Touch-Screens. Bislang brauchte man dafür extra Treiber und Zusatzanwendungen, jetzt wird das vom Betriebssystem von Haus aus erledigt. Ich persönlich brauch so etwas ja nicht wirklich (schmutzige Finger am Display), aber einigen wird das sicher gefallen.

Projektoren:
Apropos Display — einfacher kann der Umgang mit zwei Monitoren oder Beamern nicht mehr sein. Einfach [Windows]+[P] drücken und man erhält alle Display-Optionen blitzschnell.

Akkulaufzeit:
Hier soll sich viel getan haben. Soll, wie gesagt, weil ich keine exakten Vergleichswerte habe. Dafür kann ich mich an Vista-RTM erinnern, das den Akku in Rekordzeit ausgetrocknet hat. Das wurde allerdings mit der Zeit (mit Updates wie SP1) besser. Das X300 läuft derweil ohne große Belastungen gut drei Stunden. Auch wenn ein Vergleich der Beta-Version nicht zulässig ist, scheint 7 schon jetzt genügsamer als Vista am Start zu sein.

Battery Life Indicator

Praktisch: Die Energieeinstellungen können nun schneller gewechselt werden.

Multi-Cores:
Die Anzahl der Prozessorkerne wächst zwar munter weiter, hilfreich wird das allerdings erst, wenn Anwendungen das auch nutzen. Bis zu 256 Kerne soll Windows 7 unterstützen und dabei die Aufteilung eizelner Rechenaufgaben auf CPU-Cores wesentlich vereinfachen. Wie, das hab ich allerdings nicht so recht verstanden, sorry 🙂
Mary Joe Foly hat darüber mehr.

Kompatibilität:
Erklärtes Ziel von Microsoft ist es, ein ähnliches Deseaster wie bei Vista zu vermeiden. Daher wird alles getan, um die OEMs dazu zu bringen, rechtzeitig zum Launch alle Treiber beisammen zu haben.

Größter Vorteil von 7: Anders als beim Wechsel von XP auf Vista, werden wohl fast alle Treiber weiter funktionieren. Getestet: Beim Lenovo X300 verrichten vom Fingerscanner bis zur Grafikkarte alle Vista-Treiber problemlos ihren Job.

Blu-ray: Sony verliert wieder

Sony verlor Ende der 1970er Jahre den Streit zur Einführung des Videorekorders und das könnte sich nun wiederholen. Die Japaner wollten damals BetaMax unters Volk bringen, dem gegenüber stand das von JVC angeführte VHS-Lager. Wer sich durchsetzte, ist bekannt. Sonys Technik schien zwar überlegen, JVC war jedoch großzügiger bei den Lizenzen und richtete sein System zudem voll auf Privathaushalte aus.

Noch vor drei Wochen war mir klar, dass Sony dieses Schicksal beim Streit um die DVD-Nachfolge erspart bleibt. Die Blu-ray-Disk schien – sowohl bei den Hardware-Herstellern als auch bei den Filmtiteln – weit vorne zu sein. Das HD-DVD-Lager rund um Toshiba schmolz zusammen.

Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Im August wechselte Universal/Paramount als Lieferant für beide Formate exklusiv auf die Seite von Toshiba. Ein Kunde der nun James Bond und die Bourne-Reihe hochauflösend sehen will, braucht somit zwei Player.

Der Wechsel von Paramount soll übrigens mit 150 Millionen Dollar versüßt worden sein und spätestens jetzt ist klar: Einen Sieger in diesem Match kann es nicht geben. Weil keiner der Beteiligten das Gesicht verlieren kann und es zudem strenge Verträge gibt, wird es beide Format parallel geben.

LG und Samsung scheinen damit kein Problem zu haben und zeigten auf der IFA  Abspielgeräte für beide Scheiben. Noch sind sie zu teuer, weil eine doppelt so komplexe Technik zum Einsatz kommt und zweimal Lizenzgebühren fällig werden. Dafür geben sie dem Konsumenten das Gefühl, garantiert auf der sicheren Seite zu sein.

lg-player.jpg

Das Problem von Sony: Zwar kann man für mehr Player Lizenzen verkaufen, bei den Silberscheiben wird es aber nie 100 Prozent Marktanteil geben. Weil sich die Japaner wohl schwer tun werden, die Toshiba-Technik selbst zu verbauen, wird der Marktanteil der eigenen HD-Player sinken. Und zwar so lange, bis Sony selbst einen Hybrid-Player bauen wird.

Bitte: Gebt uns Roombas in Europa!

Es gibt Tätigkeiten, die man einfach nicht mag: Staubsaugen ist ein Beispiel dafür. Wer sich in Österreich die Anschaffung eines Staubsauger-Roboters überlegt, muss tief in die Tasche greifen.

Für den Electrolux Trilobite ZA 2.0 werden mindestens 999 Euro fällig. Der Kärcher RC3000 Robo Cleaner kostet zumindest 1297 Euro, der baugleiche Siemens Siemens VSR8000 Sensor Cruiser ist mit 840 Euro geradezu ein Schnäppchen. Bevor man so viel Geld ausgibt, greift man dann doch lieber selbst zum Staubsauger.

Aber endlich gibt’s Licht am Horizont, denn es gibt bald leistbare elektrische Heinzelmännchen aus den USA. iRobot heißt die Firma und ihre Roomba-Staubsauger-Roboter bekommen nicht nur glänzende Kritiken, sondern sind auch günstig. 399 Dollar (295 Euro) muss man für das Top-Modell der 500er-Reihe bezahlen.

Das sind endlich Preise, zu denen jeder zuschlagen kann. Ein vernünftiger Handstaubsauger kostet schließlich zumindest auch so viel.

 iRobot Roomba 500er Serie

Mit der Leistbarkeit steigt auch die Menge und der Preis sinkt noch weiter. Irgendwann, das traue ich mich nun zu sagen, werden die Dinge zum Standard in jedem Haushalt.

In Europa muss man sich leider noch gedulden: Im Oktober ist Großbritannien dran, der deutsche Importeur kann derzeit nur die ältere Reihe verkaufen. Ein Direkt-Import aus den USA funktioniert übrigens nicht, weil derzeit nur Netzteile mit 110V verfügbar sind 🙁

Die beste Kamera der Welt

Ob die Kamera am Hubble-Weltraumteleskop besser ist, kann ich nicht beurteilen. Auf alle Fälle, sollte die UltraCamX das beste sein, was man auf Erden und in der Luft verwenden kann.

Entwickelt wurde sie in Graz bei Vexcel, um Luftbilder von Flugzeugen aus zu machen. Sehr vereinfacht erklärt: Sie wird in den Rumpf eines Flugzeuges eingesetzt und schießt ein Foto nach dem anderen. Daraus entstehen dann die Luftbilder, die wir von Virtual Earth, Google Earth & Co. kennen.

Die Kamera und das Vexcel-Team waren so gut, dass Microsoft keinen Auftrag gab, sondern die Firma im Vorjahr gleich kaufte. Seitdem wird sogar Google (zumindest) in der Luft überholt.

Vor zwei Wochen wurde das neue Büro von Microsoft Photogrammetry in Graz eröffnet, und ich durfte es mir unter die Lupe nehmen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch ein interessantes Video-Interview („Who are you?“) mit Franz Leberl, den Gründer von Vexcel machen. Here we go – nach einer Minute „Vorspiel“ geht’s los.

Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, die UltraCamX im Elektromarkt zu suchen, hier noch ein paar technische und finanzielle Daten:

  • Die Kamera besteht aus drei Teilen: Dem Sensor, dem Bildchip und der Dateneinheit.
  • Auflösung: 14.430 x 9420 Pixel. In Summe macht das schlappe 216 Megapixel am CCD-Sensor. Es arbeiten 13 CCD-Sensoren gleichzeitig. Die Farbtiefe beträgt übrigens 12 Bit je Pixel und Grundfarbe.
  • Acht Linsen: Die Objektive für meine Nikon sind schon unleistbar – ich will erst gar nicht denken, was man für einen „Tamron-Nachbau“ für die UltraCam ablegen muss.
  • Abgesehen, dass sie recht sperrig ist – zum Photowalken würde ich das sauschwere Monstrum auch nicht mitnehmen 🙂
  • Datenbus: Drei Gigabit pro Sekunde werden ständig von der Kamera zur Verarbeitungs-Unit bewegt. 15 CPUs sind parallel damit beschäftigt, die Daten zu verarbeiten und zu speichern.
  • Die Festplatten sind austauschbar und können jeweils 4.000 Fotos speichern.
  • Preis: 600.000 Euro (ohne Flugzeug, das in einer kleinen Ausführung allerdings billiger wäre).

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Gebaut wird die Kamera übrigens (Vorsicht: Lokalpatriotismus) in Kärnten bei Wild Austria.

Wo liegen die großen Herausforderungen?

  • Die Kamera muss unter allen Umständen gestochen scharfe Bilder liefern.
  • Sie muss dabei starken Vibrationen ebenso trotzen wie hohen Temperaturunterschieden.
  • Sie muss eine extrem hohe Bitrate liefern können. Wenn man auf spiegelnden Dächern oder in tiefdunklen Häuserschluchten noch etwas erkennen will, braucht man mehr als die acht Bit einer herkömmlichen Kamera. Die Kamera nimmt 14 Bit auf, gerechnet wird mit 16 Bit und zur Geltung werden 12,9 Bit gebracht – das sind 7400 Grauwerte für jede Grundfarbe (rot, grün, blau).

Ihr größter Vorteil: Sie ist digital. Das klingt jetzt eigenartig, aber der Standard für die Befliegung ist immer noch analog. Die Bilder müssen so nicht erst gescannt werden, sondern können gleich entzerrt und auf das Höhenmodell gelegt werden.

Apropos Höhen: Der eigentliche Grund für die Übernahme von Microsoft war laut Leberl nicht die tolle Kamera. Bei Vexcel hat Microsoft angefragt, ob sie in kurzer Zeit, „Städte in die Höhe wachsen lassen“ können. Soll heißen: Durch eine entsprechende Überlappungen der Orthofotos können die Konturen automatisch erkannt werden. Vexcel hat einen Algorithmus entwickelt, mit dem man dank stark überlappter Fotos (mit Digitaltechnik kein Problem), Häusermodelle nachbauen kann.

4000 davon sollen in den nächsten zwei Jahren in Virtual Earth drinnen sein. Graz wird in wenigen Tagen freigeschalten. Als Teaser gibt’s ein auch schon ein Video, wie das aussehen wird. In Echt kann man sich das schon jetzt etwa für New York ansehen (3D-Plugin nötig).

Ich habe übrigens auch ein Videointerview mit Stephen Lawler, dem Chef von Virtual Earth, gemacht. Das folgt in den nächsten Tagen.

team

Happy Birthday

Mein Notebook ist 3 Jahre alt! Das liebe Thinkpad T41 ist mit Abstand das beste Stück Hardware, das ich je besessen habe – nie hat es mich im Stich gelassen. Zum dritten Geburtstag gönne ich ihm daher eine Verschönerungs-Kur, gegen die ich mich bislang geweigert habe: Sticker!!

Es kommen aber nur Sticker drauf, die mit mir oder meinem digitalen Lifestyle etwas zu tun haben: Ich arbeite bei der Kleinen Zeitung, habe einen iPod von Apple, bin (selten aber doch) per ICQ erreichbar, stehe auf Creative Commons, bin ein Fonero und organisiere am BarCamp Kärnten mit.

Was jetzt aber noch fehlt, sind weitere Sticker. Schließlich soll das gute Stück zumindest so voll sein, wie das von Robert Scoble:

Also: Wer hat Sticker von Flickr, Youtube, Technorati, Feedburner, Windows Vista, Office, Linksys, Intel, AMD, Willhaben.at & Co.  Einzige Voraussetzung: Ich muss deren Produkte auch nutzen oder von ihnen begeistert sein. Hier meine Schneckenpost-Adresse:
Georg Holzer
Paulitschgasse 17
9020 Klagenfurt

Ich mach auch gerne Werbung für Kärntner Technik- und Web-Firmen. Allzu groß darf der Sticker aber nicht sein, schließlich soll ja viel drauf kommen. Diese Werbung wird sicher wirken, da ich immer mit Notebook zu Pressekonferenzen gehen und dabei vom ORF gefilmt werde 🙂

Also los, ich warte auf Post!!

Mein Amazon-Index

Der niedrige Dollar macht Urlaube und Einkäufe in der US-Währung für Europäer gerade günstig. Andererseits verdienen sich Konzerne, die in Dollar bilanzieren ein Körberlgeld, indem sie einfach ihre Preise in Europa nich anpassen.

Gerade bei Elektronik ist sind Preise recht gut vergleichbar: Ein iPod ist ein iPod, egal ob man ihn in New York oder in Klagenfurt kauft. Die Transportkosten spielen keine Rolle, zumal diese Produkte ohnehin nicht in den USA, sondern meist in China hergestellt werden.

Ich bin auf eine Reihe von Artikel gestoßen, die sich darüber beklagen, dass etwa die Preisdiskrepanz bei Windows Vista zwischen den USA und dem Rest der Welt eklatant ist. Das hat mich dazu gebracht, mir meinen eigenen Amazon-Index durchzurechnen. Auf amazon.com und amazon.de habe ich die Preise gleicher Produkte verglichen. Hier das Ergebnis:

Das Ergebnis: Durchschnittlich sind elektronische Gadgets um 35 Prozent teurer. Lediglich zwei Produkte – ich habe willkürlich ausgesucht, was mir in den Kopf kam – waren im deutschen Store billiger.

Die Rekord-Differenz betraf das schon erwähnte Windows Vista. Nun kann man argumentieren, dass das lokalisieren teuer ist. Doch so ganz lasse ich das nicht gelten, denn auch die US-Version von Vista Ultimate wird sich über Sprachpakete lokalisieren lassen – ganz ohne Zusatzkosten!

Vista und die Sache mit den Treibern

Eigentlich habe ich die finale Version von Windows Vista schon seit gut einer Woche. Installiert ist sie (am Desktop) auch schon. Weil mir allerdings noch die Treiber/die Software für zwei extrem wichtige Teile fehlen, bin ich noch unter XP unterwegs.

Bei einem Stück ist jetzt Entwarnung angesagt, denn es gibt eine tolle Anleitung von Georg Binder am österrichischen Vista Blog, wie man die Vodafone Datenkarte unter Vista nutzt. Mit dabei sind auch Screenshots.

Jetzt warte ich noch, bis mir jemand sagt, wie ich das „Spielzeug“ von Netgear (SC 101) zum Laufen bringe.

Es wird eng

Ich bin ein Keyboard-Junkie und so kaufe ich mir zumindest zweimal im Jahr ein neues Schreibgerät. Heute war es wieder mal so weit, bin zum Elektromarkt meines Vertrauens gestiefelt und hab mir ein Microsoft Natural Ergonomic Keyboard 4000 gekauft. Echt tolles Ding: guter Druckpunkt, bequeme Lederauflage, viele brauchbare Sondertasten.

 

 

Die geschwungene Form der Tastatur ist anfangs (eine halbe Stunde lang) Gewöhnungssache – aber ich kann nicht mehr ohne. Speziell wenn man viel schreibt, ist die Körperhaltung viel natürlicher und man tippt viel bequemer. Hier noch ein kleiner Link zum ergonomischen Arbeitsplatz.

Das Anstecken des guten Stücks brachte mich aber zu einem anderen Punkt: Ich hatte keinen Platz mehr das gute Ding anzustecken. Mein Vorrat an USB-Ports ist völlig aufgebraucht, ein zweiter (!) Hub muss her. Hier die Liste der Geräte, mit denen der (hoffentlich noch nicht heillos überforderte) USB-Controller fertig werden muss:

  1. Tastatur
  2. Maus
  3. Kombi-Gerät (Laserdrucker, Scanner, Kopierer)
  4. Farb-Tintendrucker
  5. USB-Recording-Studio (nocht nicht wirklich im Gebraucht, frisst aber schon seit zwei Monaten Strom)
  6. Webcam
  7. iPod
  8. Handy
  9. USB-Backup-Platte
  10. Bluetooth-Dongle

Semnächst kommt vielleicht noch ein Camcorder dazu und für den USB-Speicherstift sollte auch immer noch Platz sein … Wer sich also einen neuen PC kauft, sollte tunlichst darauf achten, genug Anschlussmöglichkeiten zu haben. Weil es aber selten Desktops mit mehr als sechs USB-Ports gibt, sollte ein Hub (Verteiler) gleich fix ins Budget eingeplant werden.

Der Ausweg: Wireless USB. Aber bis das endlich am Markt ist und ich alles drauf umgerüstet wird, werden wohl noch ein paar Jahre ins Land gezogen sein.