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Völlige Privatsphäre …

… kann es in Zeiten von Satellitenfotos nicht einmal in einer Wüste geben. Diese Antwort von Google erhielt ein US-Ehepaar, dessen Privatstraße von einem Google-Auto für Streetview abfotografiert wurde.

Und genau bei solcher Technik beteiligt sich genau diese Firma: Google kaufte sich unlängst bei GeoEye ein, die heute ihren Satelliten erfolgreich in der Umlaufbahn aussetzten. Mit GeoEye-1 ist es möglich, Bilder mit einer Genauigkeit von 40 cm/Pixel aufzunehmen, die dann exklusiv für Google Earth/Maps zur Verfügung stehen. Veröffentlicht dürfen die Bilder des fliegenden Fotoapparats aber nur in einer Auflösung von 50cm/Bildpunkt werden.

Das Problem ist für mich nicht, dass Google jetzt Fotos von ganz weit oben schießt. Im Gegenteil: Ich nutze diese Dienste sehr häufig und ärgere mich immer, wenn ein Fleck der Welt nicht in hoher Auflösung drinnen ist.

Aber es geht nicht an, dass Google …

  • … sich bei der (Geo-)Privatsphäre auf etwas ausredet, das man selbst (mit-)betreibt.
  • … derart zurückhaltend ist, wenn es darum geht, dass der Nutzer erfährt, was mit seinen Daten passiert.
  • … wirklich arge Nutzungsbestimmungen für Produkte wie den Chrome oder Google Docs verordnet. Diese sahen vor, dass Google ein weltweites Nutzungsrecht für Daten bekommt, die der Nutzer erstellt. Gut: Jetzt kann man sagen, dass diese ja mittlerweile abgeändert wurden. Wären sie auch geändert worden, wenn es keinen Proteststurm gegeben hätte? Warum braucht es immer erst öffentlichen Druck, damit Google einlenkt?
  • … immer mit zweierlei Maß misst – je nachdem, ob man selbst betroffen ist. Erst kurz vor der Androhung von Sanktionen wurde ein Link auf der Startseite zu den Datenschutz-Bestimmungen angebracht. Davor hat man sich dagegen gewehrt, um die Startseite nicht unnötig aufzublasen.
    Wenn es darum geht, nicht für Datenschutz, sondern für den Chrome-Browser Werbung zu machen, zählt Marissa Mayers Plädoyer für eine schön schlanke Startseite plötzlich doch nicht mehr.

Fazit: Wer sich anmaßt, das Wissen der Menschheit zu verwalten, muss endlich transparent werden.

Disclaimer: Auch diese Site versorgt Google mit Daten, auch wenn das der Nutzer nicht will. Derzeit läuft hier (noch) Google Analytics.

Google Chrome: Wird wohl nix!

Überraschungen erlebt man als Tech-Journalist selten. Viele Dinge kündigen sich lange im Voraus an. Googles heutige Ankündigung, mit „Chrome“ einen neuen Browser zu bringen, kam für mich völlig unerwartet.

Um 21 Uhr stand die erste Beta zum Download (vorerst Windows only) bereit. Nachdem bereits den ganzen Tag die Presse und Blogosphäre überschlagen hat, war ich neugierig. Chrome gefällt mir irgendwie, ich glaube aber nicht, dass es ein durchschlagender Erfolg wird.

Das Gute:

  • Reduced to the max: Chrome ist für mich das, was man gemeinhin als Browser bezeichnet. Nicht mehr und erst recht nicht die Plattform für Web-Apps von der alle reden. Grafisch überhaupt nicht überladen und reduziert auf das, was man braucht.
    Bestes Beispiel dafür sind die Settings, die im Vergleich zum IE8 wirklich minimalistisch sind.
      
  • Security & Stability: Dass jedes Tab, jedes Plugin und jedes Script in einer eigenen Sandbox abläuft, ist lobenswert. Im Gegensatz zu Betaversionen vom Firefox 3 ist mir Chrome in den letzten drei Stunden nie abgestürzt. Auch der Speicherverbrauch ist extrem niedrig.
  • Tempo: Wow, das Ding rendert wirklich schnell. Dafür verantwortlich ist die Tatsache, dass Chrome auf der schnellen Rendering-Engine von Apples WebKit läuft. Auch die JavaScripts-VM ist sauschnell.
  • OpenSource: Wie auch bei Firefox liegt der komplette Code offen. Wer sich dafür interessiert, Googles Chromium-Projektseite öffnet wohl demnächst seine virtuellen Pforten.+

Das Schlechte:

  • Braucht die Welt wirklich einen weiteren Browser?
  • Standards: Gut, es ist noch eine Beta und andere Browser schaffen den Acid3-Test auch noch nicht. Aber noch schlimmer ist derzeit nur der IE.
  • Plugins: Zwar gibt es bereits am ersten Tag ein Flash-Plugin, doch das war’s auch schon.
  • Entwickler: Für wie viele Plattformen sollen Entwickler noch programmieren? Die werden eine weiter Plattform wohl nicht herbei sehnen.
  • Trägheit: Wer bis jetzt mit seinem Browser zufrieden ist, wird wohl nicht wechseln. Die Masse ist träge und wer bis jetzt noch nicht auf einen alternativen Browser wie Firefox oder Opera gewechselt hat, wird das wohl auch nicht tun.
  • So viel Neues? Ich kann nichts an Chrome finden, das es nicht auch anders wo gibt. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt spricht – außer, dass ich ihn testen wollte – nichts für einen Browserwechsel.

Das Fazit:
Nicht, dass mir jemand nachsagt, ich wäre gegen Wettbewerb. Nein: Jeder neue Browser ist bei mir willkommen. Aber ich glaube einfach nicht, dass Chrome so viel Neues bringt, um IE-Nutzer in Massen anzulocken. Diejenigen, die gewechselt haben, tun das. Die Masse bleibt bei dem, was sie hat.

Zudem machen sich immer mehr Nutzer Sorgen um ihre Privatsphäre und Google hat diesbezüglich nicht gerade das beste Image. Ich halte die erdbebenhafte Hype rund um einen Browser im Beta-Stadium für unnötig. Es ist einfach nur ein Browser mehr. Die Zukunft gehört Firefox und IE8. Sollte der es bis Jahresende – trotz eines zu erwartenden neuen Google Packs – auf zehn Prozent Marktanteil schaffen, fresse ich einen Besen.

Googles Monopol in Europa

Buchcover: "Die Google-Falle"Mit Gerald Reischl gemeinsam mache ich ja den Pressestunde-Podcast. Wer den hört, der weiß, dass diese Woche sein Buch, die Google Falle (19,95 Euro bei Amazon), erschienen ist. Am kommenden Montag gibt’s dazu eine Pressestunde-Spezial nur zum Thema.

Eben hab ich mit ihm telefoniert, die zweite Auflage ist schon in Druck. Gratuliere!

Ich muss ja zugeben, dass ich dem Suchmaschinen-Primus weniger kritisch und erst Recht nicht paranoid gegenüber stehe. Ich hab einen Gmail-Account, nutze Google Reader und viele andere Apps und denk‘ mir kaum was dabei.

Aber zwei Dinge machen auch mir Sorgen: Einerseits der Mangel an Transparenz ausgerechnet bei der Firma, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Wissen der Menschheit zu organisieren. Ein gutes Beispiel sind immer wieder Presse-Events, bei denen Journalisten dürfen nur genehme Fragen stellen dürfen.

Und andererseits der beklemmende Marktanteil der Suchmaschine. Es scheint, als gäbe es in Europa absolut keine Konkurrenz. Schon alleine aus dem Grund müsste die EU-Kommission einen etwaigen Kauf von Yahoo durch Microsoft zustimmen.

Google-Marktanteile by Comscore, Jänner 2008

via GWB, mehr auf Techcrunch.

Portable Daten

Gestern abend hatte ich ein sehr langes und extrem spannendes Gespräch über das Semantic Web. Ein Beispiel meines Gesprächsgegenübers (dessen Namen ich leider vergessen hab): Firmen wie Amazon sollten in Zukunft noch viel treffsicherer sagen können, was ich kaufen will.

„Stimmt schon“, sagte ich. „Aber was ist, wenn ich nicht mehr Amazon will, sondern ein anderes Online-Versandhaus?“

Es sind nicht nur Social Networks, die unsere Daten unablässig in Silos einsperren! Wir alle produzieren unablässig Content, ohne es zu wissen – und seien es nur Suchanfragen im Webshop. Müsste ich nicht in der Lage sein, auch diese Inhalte mit zum nächsten Webshop tragen zu können? So könnte mir der Shop XY mit MEINEN Daten ebenso gute Vorschläge machen.

Wem gehören diese Daten wirklich? Auf jeden Fall nicht uns! Sie tragen zum Wert des jeweiligen Unternehmens bei – sei es nun Amazon oder Facebook. Je mehr Nutzer, je mehr Content, je mehr Freunde, desto höher der Kurs. Je schwerer sie den Nutzern den Wechsel machen, desto eher bleiben die im Datensilo und der Wert stabil.

Heute bin ich auf etwas Interessantes gestoßen: die DataPortability Working Group. Dem Video zufolge will man bloß Social Networks zum Guten verändern.

video

Interesse an derlei offenen Systemen kann nur von den kleinen Playern am Markt kommen, die auf Wechselwillige von wo anders hoffen. Ein solch kleiner Player ist Microsoft und der wird sich – glaubt man den Gerüchten – in den nächsten Tagen der Arbeitsgruppe anschließen. DataPortability scheint an Fahrt zu gewinnen.

Die Realtität sagt aber: Man darf sich maschinenlesbare SocialGraphs und wahrhaft portable Daten wünschen, sich aber besser nicht allzu viel erhoffen.

Wer jetzt darauf hofft, dass Googles OpenSocial die Antwort ist, liegt falsch. Auch Google ist nur so offen, wie es selbst will. Und wenn man Nutzer einsperren will, tut man das auch.

2008 in Tech

Es ist unvermeidlich: Zu dieser Zeit des Jahres muss jeder seine wilden Spekulationen gründlich recherchierte Vorhersagen für das kommende Jahr machen. Diesem „Megatrend“, kann ich mich natürlich nicht verschließen.

Wie komme ich dazu, mir überhaupt anzumaßen, die Zukunft vorherzusagen? Ganz einfach: Ich hab keine Ahnung, was passieren wird. Einiges kann man erahnen, wenn man 1 + 1 zusammen zählt. Und: Wer viel liest, bekommt zwangsläufig auch Trends mit, von denen andere gesprochen haben. All jene die über die Zeit Sinn machen, sind auch hier eingeflossen. Natürlich hab ich nicht mehr im Kopf, wo ich das eine oder andere her habe. Einiges ist aber so abenteuerlich, dass es nur von mir kommen kann 🙂

Seit einer Woche mache ich mir Gedanken für 2008. In der Zwischenzeit ist eine Menge passiert und so manche Vorhersage wurde zur No-Na-Meldung. Dennoch – hier meine Tipps, was 2008 alles kommt!

Microsoft-Roadmap:

  • Bill Gates tritt endgültig als Microsoft-Chairman ab und widmet sich fortan nur noch seiner Stiftung. Egal, ob man ihn mochte oder nicht: Er war eine der bestimmenden Größen der IT-Branche. Und so jemand tritt nicht ohne Knalleffekt ab. Ich weiß nicht, was er auf der Consumer Electronics Show (CES) zeigen wird, aber es wird schon was sein, worüber man redet.  So eine Legende tritt nicht einfach so ab.
    Für uns Technik-Journalisten beginnt auch eine neue Zeit. Wir können dann nicht mehr von der „Gates-Company“ reden oder schreiben, dass „Bill Gates neue XX bringt“.
    Für Microsoft wird das ein Problem, zumal so gut wie niemand seinen Nachfolger als Chief Software Architect, Ray Ozzie (wer bitte?), kennt.
  • Der Zune-Media Player kommt Anfang des Jahres nach Europa. Warum? Weil Microsoft damit die Nummer zwei hinter Apple werden will. Und das erreicht mach mit Sicherheit nicht, wenn man ihn nur in den USA anbietet.
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    Bildquelle: Stefan2904
  • iLife-Konkurrent:
    Private Nutzer schätzen Macs, weil die iLife-Suite schon alles mitbringt, was man zur Medienbearbeitung braucht: iPhoto, iMovie, GarageBand, iWeb und iDVD sind allesamt einfach gestrickt und ebenso zu bedienen.
    Microsoft bietet im Privatbereich zu wenig an und das ist rudimentär: Einzig der Movie Maker fällt in diese Kategorie. Will man nicht noch mehr Privatnutzer an Apple verlieren, muss es hier ein Angebot geben!
    Mein Tipp: Es wird schon auf der CES vorgestellt und kommt unter der Windows Live-Brand.
    Apropos Apple: Am 15. Jänner erscheint Office 2008 für Mac. Ich bin zwar noch unter NDA, kann aber schon eins sagen: An Office 2007 für Windows kommt das Ding nicht heran. Insbesonders Entourage bleibt im Vergleich zum Outlook inferior.
  • Eigene Hardware:
    Microsoft hat ein Problem: Es kann keine eigenen PCs bringen, weil man damit automatisch mit seinen Partnern konkurrieren würde. Dell wäre wohl wenig amused, wenn aus Redmond perfekt angepasste Windows-Rechner kämen.
    Andererseits machte man in der Vergangenheit sehr oft gute Hardware-Vorschläge, die dann von den Partnern nicht wie gewünscht umgesetzt wurden. Beispiel UMPC, die dann viel größer und teurer wurden, als sich Bill Gates das gewünscht hat. Der Ausweg? Eigene Konzepte umsetzen. Als erstes kommt 2008 ein eigenes Handy.
  • Erster Blick auf Windows Seven und Office 2009:
    Die Zeit, die sich Microsoft zwischen Windows XP und Windows Vista genommen hat, war zu lange – das hat man in Redmond erkannt. Die nächste Windows-Version soll daher früher kommen. Um die Entwickler auf die Neuerungen vorzubereiten, muss es 2008 erste Informationen dazu geben. Auch zu Office 2009 (Codename: Office 14, die „13“ wurde ausgelassen) wird Microsoft auf der Professional Developer Conference (PDC) Ende Oktober News geben.
  • Neue Handy-Betriebssysteme:
    Dem iPhone sei Dank: Handyhersteller machen sich endlich Gedanken um die Benutzbarkeit. Grundsätzlich schätze ich Windows Mobile ja, allerdings ist es nur schwer mit Fingern zu bedienen – vielfach muss unnötigerweise der Stift zur Hand. Das könnte sich aber schon bald ändern.
    Noch im Jänner soll das Update auf Windows Mobile 6.1 kommen. Die Benutzermetapher wird von der Media Center Edition übernommen – große Icons, die man leichter mit den Fingern trifft.
    Eine komplett runderneuerte Version 7.0 (Codename: „Photon“) könnte Ende des Jahres fertig sein. Erste Handys kommen dann Anfang 2009.
  • Vista & XP:
    Die gute Nachricht für Microsoft: Vista wird durch Moores Law endlich bedienbar. Schnellere Prozessoren und Solid State Drives auf Notebooks sorgen dafür, dass zumindest das Performance-Problem bald passé ist. Weil Privatnutzer und Unternehmen aber immer noch nach XP fragen, wird Redmond wohl nichts übrig bleiben, als den Support über Juni 2008 hinaus zu verlängern.
    Vista bekommt rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auch eine neue, einfachere Media-Center-Oberfläche (Codename: Fiji) spendiert.
  • Mehr Ultimate Extras kommen:
    Ein weiterer Kritikpunkt an Vista war, dass nur sehr wenige der versprochenen Erweiterungen für die Ultimate-Version angeboten wurden. Das sollte sich 2008 ändern.
  • Internet Explorer 8:
    Eigentlich wollte Microsoft nach dem IE7 alle 12-18 Monate eine neue Browser-Version herausbringen. IE8 ist somit überfällig. Erst unlängst gab man bekannt, dass die Rendering-Engine den Acid2-Test (Kompatibilität mit Webstandards) geschafft hat.
    Die erste Beta-Version kommt zur Mix-Konferenz Anfang März, die finale Version sollte Ende 2008 fertig sein.
    Unterdessen ist der Firefox 3 aber schon längst im öffentlichen Test.

Google-Roadmap:

  • Knol wird ein Wikipedia-Killer:
    Vor ein paar Wochen stellte Google seine Wikipedia-Konkurrenz Knol (kommt von Knowledge, engl. für Wissen) vor. Die Site wird – ähnlich wie das Original – Informationen zu allen möglichen Wissensgebieten beherbergen, allerdings werden sie nicht von Jedemann bearbeitbar sein.
    Jetzt kann man natürlich argumentieren, Wikipedia hat bereits Millionen von Einträgen (hier die deutsche Statistik), die wiederum von einem Heer an Freiwilligen geschrieben und aktualisiert werden. Das ist schwer aufzuholen.
    Stimmt nicht!
    Die Knol-Autoren werden an den Anzeigeneinnahmen beteiligt, was sicherlich für den einen oder anderen eine Motivation darstellt. Außerdem stehen die Wikipedia-Einträge unter der GNU Free Documentation Licence. Per Definition ist das eine Copyleft-Licence – jeder darf somit die Einträge kopieren und Geld damit machen. Oder habe ich da einen Denkfehler?
    Wetten, dass das viele machen und dass die Einträge vor denen der Wikipedia stehen! Für Letzteres spricht schon der gute Pagerank aller Google-Sites.
  • Auf der Suche nach Wachstum:
    Google – oder vielmehr sein Börsenkurs – lebt davon, auf immer mehr Websites immer mehr Werbung schalten zu können. Durch die zunehmende Konkurrenz von Microsoft (beispielsweise durch den Facebook-Deal) wird das Wachstum gebremst und wird nicht mehr so exponentiell wachsen. Daher braucht man dringend neue Angebote wie Knol.
  • Werbung für Podcaster:
    Ein Weg, neue Werbeformen unters Volk zu bringen werden 2008 Google-Spots in Podcasts. Anfang 2006 ergänzte dMarc Broadcasting die Liste der Google-Übernahmen. Schon jetzt gibt es Radio-Adwords von Google, allerdings noch nichts in großen Volumina. Das wird sich bald ändern.
  • GDrive kommt:
    Dazu passt auch das Online-Storage-Produkt, das 2008 kommt und derzeit als GDrive herum geistert. Mit Anfangs 20 Gigabyte kostenlosem Speicher rechnet derzeit der Google Watch Blog. Für Podcaster (siehe oben) wird’s wohl mehr sein.
  • Google treibt Open ID voran:
    Lange Zeit wollte Microsoft mit Passport/Live ID einen Standard für einen universellen Zugangscode auf vielen verschiedenen Websites schaffen. Gelungen ist das nicht, weil das stets proprietär war.
    Seit einiger Zeit gibt’s allerdings Open ID, ein offenes und dezentrales System zur Identifizierung auf unterschiedlichen Websites.
    Meine Prophezeiung: 2008 macht Google seine Benutzerkonten auf Basis von OptIn zu Open IDs.
  • Alles in Sync:
    Online reicht alleine nicht. Wer seine Mails bei Gmail hat und dort auch seine Kontaktverwaltet, wer den Kalender bei Google Calender führt und andere Dienste nutzt, will diese Daten auch mit dem PC/Mac/Handy abgeglichen haben. Diese Funktion ist derzeit nur rudimentär (etwa Calendar-Sync für Blackberries) oder mit Hilfe von Drittanwender vorhanden. 2008 wird sich das alles ändern. Die Google-Dienste werden immer mehr zur Exchange-Konkurrenz.
  • Android kommt im Frühjahr:
    Im November hat Google sein Handy-Betriebssystem Android vorgestellt. Auch wenn Entwickler über Bugs und mangelnde Dokumentation klagen, gibt’s schon erste Prototype, die im Rahmen des Mobile World Congress im Februar gezeigt werden. Ich geh aber davon aus, dass die ersten Geräte keinen iPhone-ähnlichen Hype verursachen.

Apple-Roadmap

  • Kein 3G-iPhone auf der MacWorld:
    Fast keine Quelle geht derzeit davon aus, dass es vor Sommer ein UMTS-iPhone geben wird. Warum sollte Steve Jobs also schon auf der MacWorld im Jänner ein Announcement machen? Apple würde lediglich seine momentan guten Verkaufszahlen riskieren. Dass es kommt ist klar – wenn es gut wird, würden wohl einige mit einem Kauf zuwarten.
  • Das „iPad“ kommt:
    Weil wir gerade von der MacWorld sprechen … Derweil wird ja schon eifrig drüber spekuliert, was denn dort das Highlight wird. Mein Tipp: Das „iPad“.
    Schaut man sich Apples Produktportfolio an, fehlt etwas zwischen iPhone und Macbook – ein ultramobiler Rechner. Anders als die meisten Blogs, tippe ich nicht auf ein Mini-Notebook, sondern auf einen Tablet.
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    Das hier ist nur ein Eigenbau – aber so etwas, nur dünner, leichter und kleiner wird kommen. Motorisiert werden die Apple-UMPCs mit den kommenden Silverthorne-Chips (45nm, 2 Watt, Wifi, WiMax und 3G inkusive) von Intel. Die Bedienung erfolgt nicht per Stift, sondern – wie beim iPhone – mit den Fingern. Preislatte: 600 – 700 Euro/Dollar.
  • Online-Videothek:
    Bin ich froh, dass ich US-Gutscheine für iTunes habe! Apple soll bereits mit 20th Century Fox über einen Online-Filmverleih verhandelt haben. Dass auch Disney/Pixar mit dabei ist, versteht sich von selbst. Steve Jobs ist dort größter Anteilseigner.
    Die aktuellen Spekulationen reichen von 2,99 Dollar für eine Verleihdauer von 30 Tagen bis hin zu 2 bis fünf Dollar für nur 24 Stunden. Dass es kommen wird, ist für mich fix.
  • Hybrid-Disks:
    Bleiben wir bei Hollywood, denn es gibt noch eine gute Nachricht: Apple hat sein DRM-Modell (Fairplay) gerüchteweise zum ersten Mal lizenziert. DVDs von Fox könnten schon bald neben dem eigentlichen Film auch eine Videodatei enthalten, die dann auf iPods, via iTunes oder am Apple TV abspielbar ist.
  • Runderneuertes Apple TV:
    Es ist schon komisch, dass sich so nützliche Dinge wie Media Center PCs oder das Apple TV nicht und nicht verkaufen. Die Kunden sehen deren Nutzen nicht, weil man diesen im Handel nicht vermitteln kann. Bei einem PC kann man ja noch diskutieren, ob den jemand im Wohnzimmer haben will, aber das Apple TV passt perfekt neben jeden Fernseher.
    Gerald meinte gestern, dass es am iPhone-Hype gelegen ist. Gut möglich, denn ob des gewaltigen Echos hatte Apple andere Produkte kaum noch kommunizieren konnte. Andererseits liegt es sich auch daran, dass das Engagement zu wünschen lies: Seit mehreren Monaten gibt es keine Updates und neuen Features. Die Online-Videothek könnte das Interesse an dem bisherigen Ladenhüter steigern. Außerdem könnte er Dank des bislang ungenutzten USB-Steckplatzes eine Aufnahme-Funktion bekommen.
  • Bessere Exchange-Anbindung:
    Schon vor Monaten kam das Gerücht auf, wonach Apple das Active Sync-Protokoll (damit kommuniziert der Exchange-Server mit mobilen Clients) lizenziert hat. Sehr wahrscheinlich ist eine iPhone-Anbindung, aber auch die derzeit grottenschlechte Verbindung der Mac-Clients (Mail, iCal, Adressbuch) zum Microsoft Server sollte besser werden.
  • iPods-Speicher:
    Die Preise für Flash-Chips sinken immer weiter. Meine Vorhersage: Ende des Jahres gibt’s doppelt so viel Speicher wie jetzt zum gleichen Preis. 8 Gig iPod nano für 149 Dollar/Euro, 16 Gig-touch für 299 Euro/Dollar.
  • Sicherheitslücken treffen Mac-User:
    Irgendwann wird 2008 der erste brutale Sicherheitsfall Mac-User treffen. Per Definition ist Software nie 100% sicher. Inwieweit Malware-Programmierer sich einen Plattform widmen, hat mit ihrem Verbreitungsgrad zu tun. Weil Macs im Kommen sind, werden sie als potenzielles Ziel interessanter.
    Wenn es Apple trifft, dann aber gewaltig – schließlich sind sie alle ohne Virenschutz und oft auch ohne ausreichende Firewall unterwegs. Ich merk das an mir selbst: Will ich am PC eine Datei nicht aufmachen, klicke ich am Mac ohne Hemmnis drauf.

Consumer Electronics 2008

  • Blu-ray-Lager und HD-DVD „fusionieren“:
    Jedes Kind sieht, dass keines der beiden Lager gewinnen kann. Die Pattstellung ist mehr als nur offensichtlich. Einziger Ausweg: Kombiplayer, doch die sind derzeit noch sehr teuer. Nicht nur die Technik ist kostspielig, sondern auch die Lizenzgebühren.
    Beide Foren werden 2008 – so meine hoffe ich – diesem Missstand entgegentreten. Man darf also im Weihnachtsgeschäft auch Sony-Player erwarten, die HD-DVDs abspielen und Toshiba-Player werden Blu-rays schlucken. Anders geht’s nicht.
    Zudem verliert die Branche in Summe mehr, wenn der Kunde nichts kauft. Durch steigende Bandbreiten werden HD-Angebote auch übers Web möglich.
  • Green IT:
    Die CeBIT 2008 steht  ganz im Zeichen des Klimawandels. Das Motto heuer: „Green IT“. Wetten, dass die EU neue Richtlinien zu Gerätekennzeichnung erlässt, die ab 2009 schlagend werden.
    Wie wird das aussehen? Auf jedem elektrischen Gerät müsste der ein Hinweis wie dieser stehen: „Dieses Gerät verbraucht Strom im Wert von xxx Euro pro Jahr“. Dafür wird ein ungefährer Richtwert (Länderschnittt oder so) hergenommen.
    Eine Kennzeichnung mit Güteklassen wie A, B+, A++ oder mit Sternchen bringt nichts. Das ist zu abstrakt. Erst wenn die Leute wissen, wie viel Fernseher A und Fernseher B tatsächlich kosten können, werden sie den kleineren Stromfresser wählen.
  • Haushaltsroboter sind im Kommen:
    Elektronische Heinzelmännlein gibt es schon lange, doch jetzt sind sie leistbar: Das Spitzenmodell, der Roomba-Serie von iRobot, kostet nur knapp 400 Euro. Bislang waren Staubsauger-Roboter um ein Vielfaches teurer. Auch andere Hersteller werden nachziehen (müssen).
  • GPS und Wlan werden gegen Ende 2008 in jeder halbwegs brauchbaren Digicam und und in jedem besseren Handy eingebaut sein.

Ist Google in Unternehmen zu gebrauchen?

Google hat ein großes Ziel: Microsoft am wichtigen Markt für Unternehmens-IT zu schlagen. Dort ist Geld zu holen, nicht im Markt für private E-Mails. Die Richtung dafür lässt sich zumindest schon erahnen: Rund um Gmail und Google Calendar entsteht ein Exchange-Konkurrent.

Allerdings ist es dahin noch ein recht weiter Weg, denn von Zusammenarbeit der einzelnen Dienste ist noch recht wenig zu spüren. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war vor ein paar Wochen die Einführung von IMAP.

Aber: Entweder hat man sich damit übernommen oder Google zeigt eindrucksvoll, dass der Preis immer noch die Qualität eines Produkts bestimmt.

Wer nämlich den IMAP-Zugang über Gebühr strapaziert – also viele Daten vom Server abfragt -, wird zur Strafe für 24 Stunden gesperrt. So ist’s zumindest mir ergangen. Ich hab alle meine Exchange-Mails (ca. 50.000 Mails, 1,2 Gigabyte) nach Gmail transferiert und dann über Nacht von Outlook neu abgeholt. Scheinbar war das schon zu viel, der Account wurde gesperrt.

Bild 2

Um eine Lösung für das Problem zu finden, gibt’s einen Link – siehe „clicking here“ auf dem oberen Screenshot. Die Hoffnung, wieder Zugang zur Mailbox zu erhalten, wurde allerdings herb enttäuscht. Die „Troubleshoot“-Seite gibt’s nicht.

Bild 4

Wurde IMAP nicht genau dafür gemacht, Mailboxen hin und her zu schieben? Was nützen 5,3 Gigabyte Speicherplatz, wenn ich sie nicht bewegen kann? Typisch für Google ist auch, dass man weder den genauen Grund der Sperre erfährt, noch Auskunft erhält, wo denn die „Limits“ des Dienstes sind. In den Support-Foren kocht es jedenfalls ordentlich.

Mir stellt sich die Frage, ob es ähnliche Limits auch bei der kostenpflichtig Premier Edition der Google Apps gibt und wie gut dort der Support ist. 50 Dollar pro Account und Jahr sind bei vielen Benutzern nicht wenig. Für nur etwas mehr (9,95 Dollar/Monat) bekommt man – zumindest bei meinem Anbieter – einen Exchange-Account mit unlimitierter Mailbox-Größe. Dort arbeitet alles perfekt zusammen, alles ist in sync und der Dollarkurs macht’s preiswert.

Empfehlen kann man die kostenlosen Apps von Google eindeutig! Allerdings nur, wenn man privat ein paar Mails verschickt, keine großen Datenmengen bewegt oder man ruhig mal einen (Arbeits-)Tag darauf verzichten kann.

Ich kann mich erinnern, in der Zeitung Gmail und die anderen Apps empfohlen zu haben. Ich möchte mich zumindest auf diesem Wege dafür entschuldigen.

Exchange ist nicht perfekt, aber viel fehlt nicht. Hier meine Wunschliste an Microsoft:

  • Die Mac-Unterstützung ist zum Schreien! Entourage ist in der 2004er-Version praktisch unbedienbar und gleicht weder Notizen noch Aufgaben mit dem Server ab. Mal abwarten, was das Mac-Office 2008 bringt. Auch Apple muss mit Mail, iCal und dem Adressbuch noch an der Exchange-Unterstützung feilen.
  • Warum Windows Mobile keine Notizen over the air synchronisiert, ist mir ebenfalls rätselhaft – erst recht, weil beides vom gleichen Hersteller kommt.
  • An Browsern kennt man in Redmond nur den IE. Safari oder Firefox bekommen immer noch kein brauchbares Outlook Web Access serviert.
  • Vielleicht bin ich auch nur zu blöd: Aber ich hasse es, bei jedem Start von Outlook das Passwort eingeben zu müssen. Warum kann man das nicht speichern?

Nutzt ihr Google Apps? Zufrieden?

gPhone: Handy aus dem Baukasten

Auch wenn die Gerüchte zum Schluss gestimmt haben: Google hat wieder einmal alle überrascht. Anstatt ein gPhone auf den Markt zu werfen, greift man Microsoft und Nokia frontal an. Und nebenbei ändert man auch noch die Spielregeln der Mobilfunkbranche.

Das sagenhafte Google-Phone ist kein Handy, sondern ein Baukasten namens Android. Anstatt sich mit einem einzigen Handset-Hersteller zusammen zu tun, holte man mit HTC, Motorola, LG und Samsung gleich vier Schwergewichte an Bord. Google will nicht ein gPhone, sondern tausende, meinte denn auch CEO Eric Schmidt heute bei der Präsentation der Mobilfunkstrategie. Recht hat er.

Android ist – sehr vereinfacht gesagt – eine Art Baukasten mit Empfehlungen für Hardware und kostenloser Software sein. Größter Vorteil: Es ist eine Plattform, die günstige und rasche Entwicklungen ermöglicht. Man besorgt sich einfach ein paar Leiterplatten, passt die Software an und baut ein ansprechendes Plastikgehäuse rundherum. Erste Handys sollen bereits im ersten Halbjahr 2008 erscheinen. Der SDK soll schon kommende Woche (vermutlich als Beta) untes Volk gebracht werden.

Anders als bei anderen Gadgets, könnten die Hobby-Designer diesmal gar nicht so falsch gelegen sein. So könnten die gPhones alias Andoiden tatsächlich aussehen:

gPhone “Designstudien”

Und was wird das gPhone denn können:

  • Es wird viele verschiedene Versionen geben – vom „dummen“ Smartphone bis hin zu voll ausgestattenten PDAs mit 3G-Datenfunk, GPS-Navigation und Multimedia-Features.
  • Es wird – nona – auf Linux basieren, der SDK und alle anderen Tools sollen unter GPL V2 freigegeben werden.
  • Alle möglichen Google-Dienste sollen drauf laufen. Sollen, denn wie sehr Google die Hersteller dazu verpflichten kann, steht noch auf keinem Blatt.
  • Es werden wohl sehr innovative Geräte dabei rauskommen. Geräte deshalb, weil es ja nicht immer nur Mobiltelefone sein müssen. Wer weiß, was man mit der Plattform alles anstellen kann …

Noch interessanter sind die Auswirkungen, die Android-Handys auf die Mobilfunkbranche haben könnten.

  • Die Mobilfunkbetreiber werden immer unwichtiger:
    Es ist klar, dass Google im Vordergrund stehen wird und nicht die T-Mobile & Co. Was auf sie zukommt, werden sie erahnen. Dabei sein ist alles … was sie noch tun können. In Hinkunft werden sie zu Datenspediteuren, wie es heute schon die Internet-Provider sind. Auch dort sorgen Google, Yahoo und Microsoft für den Mehrwert und die Mehreinnahmen in Form von Werbung.
  • Location Based Walled Gardens:
    Wenn es etwas gibt, das Mobilfunkbetreiber hüten, wie den Augapfel, dann sind das die Positionsdaten ihrer Kunden. Es könnte ja sein, dass damit jemand – mit Zustimmung des Endkunden – Geld verdient. Wenn, dann sollte es der Betreiber selbst sein.
    Mit diesem Mauern hat man sich selbst zuzuschreiben, dass es auch heute noch kaum location based Services gibt.
    Dass das Google Phone den Maps-Dienst mitbringt, ist so sicher wie das Amen im Gebet. Bei immer günstigeren Preisen wird auch immer öfter GPS mit an Bord sein.
    Über definierte Schnittstellen und hoffentlich auch der Zustimmung des Kunden könnten Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich ein Walled Garden selbst ad absurdum führt.
  • Werbung wird sich ändern:
    Keine Frage, AdSens wird dabei sein – nona! Google ist längst schon keine Suchmaschine, sondern ein Riesen-Werbeunternehmen. Und mobil soll die ja noch besser wirken als stationär.
    Nicht nur im Mobilfunk wird sich einiges tun, auch auf den Rest der „Old Economy“ kommen große Veränderungen zu. So steigt der Druck auf alle, online und mobil Werbung zu schalten.
    Fragt sich der Nutzer wo denn die nächste Pizzeria ist, wird wohl nur zu der geleitet, die dafür auch bezahlt. Ob das auch die nächstgelegene ist, werden viele Kunden gar nicht wissen. Welche Pizzeria kann sich da erlauben, nicht mit dabei zu sein.
  • Breitseite gegen Microsoft:
    Ich getrau mich jetzt, zu wetten. Es ist nur noch eine Frage, bis Gmail, dessen Kontaktverwaltung und Google Calendar integriert werden. Das wäre ein Frontalangriff auf Microsofts Exchange-Server. Bis dann noch ein Sharepoint-Clone (Wiki) kommt, wird wohl nicht mehr viel Zeit vergehen. Google Docs wird vermutlich mit der Zeit auch nicht schlechter.
    Google positioniert sich somit auch in der Enterprise als wesentlicher Player. Für KMUs dürfte es nicht mehr lange dauern, wenn sie beim Suchmaschinenbetreiber eine passende Alternative finden.
  • Andere Handset-Hersteller:
    Sie müssen sich schon seit dem iPhone anstrengen, besser zu werden. Nokia oder SonyEricsson werden sich beeilen müssen, ihre Handsets noch netztauglicher zu machen und eventuell Partnerschaften (mit Yahoo?) einzugehen.
  • Der Preisdruck steigt:
    Wenn stimmt, was Google und seine Partner von der OpenHandsetAlliance heute in einer Telefonkonferenz verkündet haben, werden Handys in Zukunft deutlich billiger.
  • Werbung macht’s kostenlos:
    Denkt man ein wenig weiter, könnte Gratis-Mobiltelefonie absolut eine Zukunft haben.

Google in jeder Tasche, das ist mächtiger als alles, was es bislang gab. Man stelle sich vor, dass in vielen Ländern das Handy der erste Kontakt mit dem Internet darstellt. Wenn jemand mit Google aufwächst, warum soll jemand noch Yahoo oder erst recht Microsoft brauchen?

Noch mehr zum Thema/Worth reading:

Zum Google-Handy durch Großeinkäufe

Stefan hat’s grad getwittert: Google kauft den Microblogging-Dienst Jaiku.

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Jaiku ist ein Service wie Twitter: Man schreibt in knappen Sätzen, was man tut oder was einem gerade durch den Sinn kommt. Anders als Twitter ist die API eingeschränkter, es gibt weniger offene Andockmöglichkeiten. Das merkt man schon an der Liste von Drittsoftware, die sich bei Jaiku auf einige Nokia-Modelle beschränkt. Die Programm-Liste des „Originals“ ist dagegen meterlang.

Typisch für Google: Nach jedem Kauf ist die Anmeldemöglichkeit für normale User geschlossen. Bis der Dienst komplett im Google-Design umgebaut ist braucht eine der wenigen Einladungen.

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Es ist auf jeden Fall ein weiterer Schritt zum Google Phone.

Die Liste mobiler Anwendungen, die schon jetzt unter dem Google-Banner firmieren, wird immer länger. Das gibt’s schon:

  • Die mobile Suche ist simpel und durchaus brauchbar.
  • Gmail kommt als toller mobiler Java-Client auf fast jedes Handy.
  • Google Calendar bietet eine mobil-optimierte Website, allerdings noch stark ausbaufähig.
  • Die mobilen Google Maps sind einfach ein Hit. Damit bringt man unbedarfte Freunde immer noch in ungläubiges Staunen.
  • Den Bilderdienst Picasa gibt’s jetzt auch als mobile Variante.
  • Das mobile YouTube gibt’s es nicht nur am iPhone.
  • Google Reader am Handy ist unter der gleichen URL erreichbar und stets „in sync“ mit der Web-Version.
  • Obwohl es die tragbare Version von Google News offiziell bei uns noch gar nicht gibt, funktioniert sie schon prächtig.

Was fehlt noch? Was bietet ein „normales Handy“, das Google noch nicht kann?

  • Längst überfällig ist eine mobile Version von Gtalk. Vor einem Jahr würde über ein OpenSource-Projekt berichtet, von dem man allerdings nichts mehr hört. Vielleicht ebnet der Jaiku-Kauf den Weg dazu …
  • Dass schon eifrig an Gmail 2.0 gearbeitet wird, ist bekannt. Ein wichtiger Punkt dabei soll das Kontaktmanagement sein, das man wohl auch mobil nutzen kann.
  • Auch eine echte Kalenderapplikation würde nicht schaden. So gut der Dienst im Webbrowser funktioniert, so sehr hat er im Handybrowser noch Verbesserungspotenzial.
  • Sollte Google irgendwann einen mobilen Browser bringen, wird dieser bestimmt auf der Mozilla-Plattform basieren, die man finanziell und mit Ressourcen kräftig unterstützt.
  • Der Content-Upload: Bei YouTube ist es schon möglich, Videos am Handy zu drehen und online zu stellen. Bei Picasa ist man derzeit noch auf Drittdienste wie Shozu angewiesen.
  • Social Network: Zwar gibt’s mobile Versionen von Facebook & Co und Google’s eigenes Orkut dümpelt vor sich hin. Allerdings will Google in Zukunft verstärkt mitspielen. Vor zwei Wochen übernahmen die Kalifornier Zingku. Die Firma mit dem unaussprechlichen Namen entwickelte eine Social Network fürs Handy.
  • Werbung: Also ich hab zum Glück noch keine mobile Werbung gesehen. Aber das wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.
  • Bezahlen: Was hindert Google dran, seinen Bezahldienst Checkout an SMS zu knüpfen? Das wäre wohl der nächste logische Schritt.
  • Google Docs: Es scheint, dass bald auch eine Handy-Version des Web-Officepakets kommt.
  • Google Transit: Wäre es nicht genial, bald Fahrplanauskünfte öffentlicher Verkehrsmittel via mobiler Google-Maps zu bekommen?

gmn

Google und die Konkurrenz:
Alles in allem sind das viele kleine Puzzlestücke, die für sich gesehen noch wenig Relevanz haben, weil sie allesamt unabhängig voneinander arbeiten, Insellösungen sind. Somit stellt das noch keine große Gefahr für Microsoft, Nokia & Co. dar. Im Gegenteil: Derzeit sind es noch nette Gimmicks, die auf deren Handys ganz gute Dienste verrichten.

Man stelle sich aber vor, Google bietet auf einmal volle Synchronisation an. Kalender, Kontakte, Mails sind auf allen Plattformen und in allen möglichen Clients „in sync“. Wozu würde man dann noch Lotus Notes, Microsoft Exchange usw. brauchen? Außerdem: Man vergleiche obige Feature-Liste mit den Funktionen des eigenen Handys. Ist nicht alles ersetzbar?

Die Anwendungs-Zusammenarbeit ist noch lange nicht perfekt. Man stelle sich vor man hat aus der Kalender-Anwendung vollen Zugriff auf Maps oder man könnte direkt aus dem Adressbuch zu einer Adresse navigieren …

Die Richtung ist klar – die Frage ist, ob Google ein eigenes Handy baut. Gerüchte werden ja immer wieder laut. Derweil ist’s wieder ein bisserl leise. Auch wenn HTC scheinbar schon daran bastelt – muss das überhaupt sein? Reicht nicht auch ein voll integriertes, synchronisierbares Paket von Anwendungen, das nach dem Modell von Google-Pack für den PC am Handy installiert wird?

Und dann gibt es noch die Geschichte, wonach Google bald zum Mobilfunkbetreiber werden könnte. In den USA will man unter bestimmten Voraussetzungen für die alten TV-Frequenzen mitbieten, die dann Handy-Dienste transportieren würden.

Die derzeitigen Mobilfunkbetreiber verkommen derweil immer mehr zu „dummen“ Datenspediteuren. Echte, einen Mehrwert bringenden, Dienste am Bitstream bieten längst schon andere wie Google, Yahoo oder Microsoft an.

So sieht Microsofts Web-Office aus

Beim BarCamp Vienna gabs heute eine Session zu Popfly, Microsofts Mashup-Editor nach dem Vorbild von Yahoo Pipes. Was mach so ein Teil? Es holt sich Datenquellen, kombiniert diese und macht was Neues draus.

Beispiel: Ein RSS-Feed mit News aus dem Ort sucht sich von Flickr Fotos mit Tags der Ortsnamen und gibt einen kombinierten Feed aus.

Das Gute: Sogar ich schaffe das – dabei kann ich doch gar nicht programmieren!

Aber Popfly kann mehr: Man kann dort nach dem Modell von Google Pages einfache Webseiten machen. Ok, ich würde wohl nie meine eigene Website auf Popfly hosten. Aber die UI kann etwas.

Es ist ein Vorausblick in die Zukunft, wenn Microsoft irgendwann einmal ein Weboffice bringen will. Können tun sie’s. Hier die Screenshots:

popfly-editor1

Sieht fast aus wie Word, oder?

popfly-editor2

Auch die Ribbons aus Office 2007 sind dabei.

popfly-editor3

Und sogar an eine Vorschau der Styles ist gedacht.

Hier der Vergleich zu Google Docs.

google-docs

Wann kommt das Microsoft Web-Office?
So spät wie möglich. Wenn ein Word im Style von Popfly daher kommt, warum sollten viele noch das Produkt kaufen? In Zeiten von ubiquitärem Internet-Zugang (Wlan, Mobilfunk, bald WiMax) wird es bald möglich, bald nur noch im Browser zu arbeiten. Ich meine, das wird schneller der Fall sein, als wir denken.

Microsoft scheint darauf vorbereitet und die Gerüchte, wonach es die Codbasis für ein Weboffice schon gibt, könnte stimmen. Sie werden wohl noch so lange wie möglich darauf warten, um ihr (altes und immer älter werdendes) Geschäftsmodell zu retten.

Der Popfly-Editor zeigt aber sehr gut, wohin die Reise geht und was uns in Zukunft erwartet. Wer das ausprobieren will, kann sich anmelden. Die Popfly-Alpha ist derzeit aber noch „semi-closed“, ich kann ein paar Leute einladen – das geht dann schneller, als wenn man sich selbst anmeldet.

barcampvienna

Google oder Microsoft: Wer übersetzt schlechter?

Seit einiger Zeit hat Google seinen Übersetzungsdienst Google Translate. Seit heute gibt’s auch so etwas von Microsoft. Was liegt daher näher, diese Dienste zu testen.
Dazu habe ich den ersten Absatz der erstbesten BBC-Geschichte (schönes Englisch!) gesucht und die beiden Kontrahenten gegeneinander antreten lassen. Enjoy!

Hier das Original:

A lightweight solar-powered plane has smashed the official world record for the longest-duration unmanned flight. UK defence firm Qinetiq, which built the Zephyr unmanned aerial vehicle, said it flew for 54 hours during tests.
The researchers believe it is the first time a solar-powered craft has flown under its own power through two nights.
The previous unmanned endurance record was set in 2001 by a jet-powered US Air Force Global Hawk surveillance aircraft which flew for more than 30 hours.

Jetzt Google Translate:

Eine kompakte Solar-angetriebene Fläche hat den amtlichen Weltrekord für den Langdauer unmenschlichen Flug zertrümmert. BRITISCHES Verteidigungunternehmen Qinetiq, das den Zephyr unbemannten Luftträger errichtete, sagte, daß es 54 Stunden lang während der Tests flog.
Die Forscher glauben, daß es ist, das erste mal eine Solar-angetriebene Fertigkeit unter seine eigene Energie durch zwei Nächte geflogen ist.
Die vorhergehende unbemannte Ausdaueraufzeichnung wurde 2001 durch ein Strahl-angetriebenes US Luftwaffe globales Falke-überwachungflugzeug eingestellt, das mehr als 30 Stunden lang flog.

Und schlussendlich Microsofts Live-Translator:

Eine leichte Solar-angetriebene Fläche hat den amtlichen Weltrekord für den Langdauer unmenschlichen Flug zertrümmert. BRITISCHES Verteidigungunternehmen Qinetiq, das den Zephyr errichtete, machte Luftträger, sagte unmenschlich, dass es 54 Stunden lang während der Tests flog.
Die Forscher glauben, dass es ist, das erste mal eine Solar-angetriebene Fertigkeit unter seine eigene Energie durch zwei Nächte geflogen ist.
Der vorhergehende unbemannte Ausdauerrekord wurde 2001 durch ein Strahl-angetriebenes US-Luftwaffen-globales Falkeüberwachungflugzeug aufgestellt, das mehr als 30 Stunden lang flog.

Wirklich spannend wäre der Übersetzungstest für die Sprachen Chinesisch-Deutsch. Aber dazu braucht man eigentlich nur so manche Anleitung eines Billig-Technik-Produktes lesen 🙂