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Klagenfurt is not Celovec [Update]

Seit Jahren wundere ich mich, warum es bei vielen Web-Diensten kein Klagenfurt gibt und stattdessen nur „Celovec“ vorhanden ist.

Bei der Foto-Website Flickr fiel es mir zu allererst auf:

Bei der Eventplattform Upcoming dann dasselbe:

Und zuletzte beim Location-Dienst Gowalla:

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich gegen den Namen Celovec oder gar gegen die Zweisprachigkeit in Kärnten wäre. Das Gegenteil ist der Fall. Erst vor drei Tagen habe ich übrigens eine Facebook-Fanpage eingerichtet, bei der jeder ein „Fan“ zweisprachiger Ortstafeln sein kann.

Aber Celovec ist schlichtweg falsch – der englische Namen von Klagenfurt ist … richtig: Klagenfurt. Oder in der offiziellen Form: Klagenfurt am Wörthersee.

Also betrieb ich Ursachenforschung. Mich machte stutzig, dass der Name Celovec nicht nur bei Yahoo-Diensten auftauchte, sondern auch bei Gowalla. Also fragte ich Gowalla und die Antwort via Twitter war eindeutig:

surprise! We get the names from Yahoo! 🙁

Nach kurzer Suche war der „Schuldige“ gefunden. Yahoo betreibt eine eigene Division für Geo-Dienste. Unter dem Namen GeoPlanetâ„¢ bietet Yahoo ein Webservice an. Es weist unter anderem beliebigen Koordinaten eine genau Ortsbezeichnungen zu.

Dessen Rohdaten kann man sich ebenso kostenlos herunter laden und so stöberte ich in den vier Riesen-Dateien ein wenig herum. In einer Dateie des Datensatzes von GeoPlanetâ„¢ Data (geoplanet_aliases_7.4.0.tsv) stieß ich afu den Fehler:

Also hab ich mich an Yahoo Geo (natürlich via Twitter) gewendet und bekam ebenfalls wieder prompt eine Antwort. Es folgte ein kurzer E-Mail-Verkehr und die Sache scheint bald gelöst zu sein.

We’ve had a look at this. For „Klagenfurt vs. Celovec“, this is pretty unstisfactory. It stems from a processing error in the way in which we label place names so we’ll fix this pretty much immediately. This will be exposed in our next public data release which will be sometime in early Q2 2010.

Somit ist klar: Klagenfurt ist bald (spätestens ab April/Mai) wieder Klagenfurt und nicht mehr Celovec. Und endlich sind Touristen Einheimisch ein kleines Stück weniger vewirrt . . .

Eines zum Schluss noch: Yahoo beweist mit diesen Geodiensten und mit der kostenlosen Nutzung seiner Satellitenbilder für OpenStreetMap, dass man viel für die Community macht. Danke!

[UPDATE] Der Bugfix wurde auf das zweite Quartal verschoben, noch immer steht Celovec und nicht Klagenfurt in der Tabelle. Hier das Mail, dass ich auf Nachfrage erhalten habe.

I most certainly recall our discussions. We still have the Klagenfurt/Celovec issue in our list of bugs, but due to other higher priority issues, we were not able to address this in our Q2 public data release. This is currently roadmapped for our Q3 public data release.

Ein großer Schritt für OSM

Auf Geoland.at, der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Landes-GIS-Abteilungen, finden sich seit kurzem Links zu Kärntner und Oberösterreichischen Luftbildern. Unangekündigt, unscheinbar und wenn man drauf klickt, bekommt man einen Speicherdialog. Was ist das also?

Der so genannte WebMappingService (WMS) ist ein großer Schritt nach vorne für die OpenStreetMap (OSM). Die langen Urls kann man in Mapping-Anwendungen wie JOSM (funktioniert bei mir nicht wirklich) oder Merkaartor einbinden und bekommt als Hintergrund für die Straßen das Luftbild.

WebMappingService, WMS

Die Auflösung dürfte 50 cm je Pixel betragen und die Positionsgenauigkeit soll „extrem hoch“ sein. Ich durfte das schon vorab testen und muss sagen: Der WMS ist enorm hilfreich beim Mappen. Für mich ist absehbar, dass die freien Karten damit schneller „fertig“ und genauer werden als dies bislang denkbar war.

Aber: Darf man das auch? Noch gibt es keine Nutzungsbedingungen dafür – zumindest habe ich keine gesehen. Mir wurde aber gesagt, dass die nicht-kommerzielle Nutzung explizit erlaubt sein wird. In den endgültigen Nutzungsbedingungen soll der Gebrauch für OpenStreetMap explizit gestattet werden. WMS-Luftbilder in anderen Bundesländern sollten demnächst folgen.

Soll man sich nun bedanken? Ja und nein.
Einerseits gehören die Daten ohnehin den Steuerzahlern, weil die Flug-Rechnungen der GIS-Abteilungen von uns allen bezahlt wurden. Andererseits: Es ist selten, dass das auch erkannt wird. Und mich freut, dass das Land Kärnten einmal positiv zu den Ersten gehört. 🙂

Kreativität statt Geld

Das im August 2004 gegründete Projekt OpenStreetMap (OSM) wird schon sehr bald alte Geschäftsmodelle kippen und all jenen neue Geschftsmodelle eröffnen, die gute Ideen haben. Grenzen werden heutzutage nicht durch finanzielle Potenz sondern durch die Kreativität abgesteckt. Alles, was wir uns vorstellen können, wird passieren.

Keine Lizenzkosten zahlen zu müssen ist nur ein Vorteil. Oft ist spezialisiertes Kartenmaterial gar nicht oder nicht aktuell verfügbar. Mit OSM könnte man jede Karte tagesaktuell erstellen und in den eigenen Dienst einbinden.

Schon jetzt gibt es eine Reihe von Städten, die komplett abgebildet sind. Es ist anzunehmen, dass zumindest Europa in den zwei oder drei Jahren selbst ländliche Gegenden vollständig erfasst sein wird.

Ist das der Fall, wird den Hobby-Geografen sicher nicht langweilig. Dann wird eben alles noch genauer und noch umfangreicher. Man braucht nur den „Wettbewerb“ zwischen Wikipedia und den Enzyklopädie-Verlagen anzuschauen, um eines zu wissen: Die Daten OSM werden mit jedem Tag dichter und umfangreicher als jedes kommerzielle Kartenmaterial!

Weil jeder die Karten individuell erstellen kann, ist ein weiterer Trend absehbar: Es wird viele Spezialkarten geben. Wie wäre es mit einer Tourismuskarte nur mit Fußwegen, Pubs, Restaurants (ohne Fastfood), Hotels und Sehenswürdigkeiten? Oder eine Fahrradkarte, die Tankstellen weglässt? Alles machbar, alles möglich. Was könnte man damit anstellen?

1. Karten fürs Navi schon jetzt!

oregon Eine Nona-Anwendung. Aber ist es wirklich so „normal“, jederzeit hoch detaillierte und tagesaktuelle Karten mit dabei zu haben? Ich hab mir unlängst ein Garmin Oregon 300 gekauft. Das Outdoor-Navi hat viele tolle Eigenschaften – die entscheidende davon ist, dass man OSM-Karten auf den Oregon laden zu kann.

Klar, Garmin hat eher Interesse daran, eigene Karten oft und für viel Geld zu verkaufen. Dennoch ist jemand dahinter gekommen, wie das Image-Format aussehen muss, damit die Geräte damit umgehen können. Die Folge ist, dass es kostenlos gigabyte-weise Karten von der ganzen Welt gibt, die wöchentlich aktualisiert werden.

Und wer sagt, dass in Zukunft alle Navis von Garmin oder TomTom kommen müssen? Die Materialkosten belaufen sich auf geschätzte 20 bis 50 Euro. Worauf es dann noch ankommt ist, wie gut die Entwickler die Software im Griff haben. Vielleicht gibt’s ja bald ein OpenSource-Galileo-Android-OSM-Navi, das alle Stücke spielt und weniger als 100 Euro kostet.

Hier ein Beispiel mit zwei Karten, die auf meinem Oregon drauf sind: Links die (noch fehlerhafte) OSM-Karte von Klagenfurt, rechts jene von London. Die London-Karte hätte noch mehr Details als hier in der vorletzten Zoomstufe angezeigt.

osm-vergleich

Selbst auf der noch unreifen Klagenfurt-Karte findet man sich zurecht und kann navigieren. Letzteres wird allerdings erst dann in vollem Umfang möglich sein, wenn auch Adressen (mit Hausnummern) verortet sein werden.

2. Mobil und offline

Im Tourismus sind Handy-Applikationen, die auf Online-Karten zurück greifen wegen hoher Roamingkosten nicht dienlich. Die Karten aus dem Google Maps-Control lassen sich aber nicht cachen. Derzeit bleibt nur eines: Das Material bei den großen Inhaltsanbietern teuer zu kaufen. Das macht Apps nicht nur teuer sondern unmöglich, weil oft ein hoher Sockelbetrag fällig wird.

Am iPhone gibt es daher bereits einige Anwendungen, die OSM-Material gut nutzen: Roadee oder OffMaps sind nur zwei Beispiele, die ich installiert habe.

2. Freiheit für Mashups:

So mancher fragt sich, warum OSM auch für Webdienste wichtig sein wird. Ganz einfach: Weil man sich auf Google nicht verlassen kann. Der Internet-Konzern hat nichts zu verschenken und was passiert, wenn auf den Karten einmal neben dem Mashup-Content auch Anzeigen auftauchen?

Zudem ist man sowohl bei Google als auch bei Microsofts Bing-Maps an Limits gebunden. Wer sehr schnell sehr erfolgreich wird, muss zahlen. Anders bei OpenStreetMap, deren Karten zwar keine Orthofotos bieten, dafür aber ohne Einschränkungen und in allen denkbaren Varianten kostenlos zu nutzen sind.

In diesem Punkt ist auch Unternehmenssoftware gemeint. Speziell CRM-Software oder Sharepoint-Lösungen greifen oft auf Karten von Google oder Microsoft zurück. Hier wäre Werbung tatsächlich tödlich.

3. Spiele

Auch Computerspiele könnten OSM nutzen und tun dies auch. Beispiel X-Plane: Der Flugsimulator wurde bis zur Version 9 immer dafür kritisiert, dass sein Terrain in Europa wenig realistisch ist.

Nun soll OSM einspringen und Städte nachzeichnen und Wald-/Grünflächen realistisch abbilden. Das Flugvergnügen wird realistischer – beispielsweise wenn jemand auf die Idee kommt und Straßenlaternen in Stadtflächen zu simulieren. Und vielleicht lernt OSM ja einmal, wie Häuser dreidimensional in die Höhe wachsen.

x-plane1

Und wenn man über OSM-Karten fliegen kann, dann könnte man auf deren Straßen auch Hotels bauen. Wie wäre es denn, wenn Monopoly nicht nur mit Google Maps zu spielen wäre …

4. Prompte Dienstleistungen

Wir alle kennen das: Ein Urlauber kommt zum Concierge oder zur Touristeninformation und fragt nach einem Ort. Die Auskunftsperson kritzelt etwas auf eine Karte und reißt diese dann vom Block ab. Der Kartenverlag verdient kräftig mit, die Anzeigen am Plan sind beliebig und starr.

(c) Renaissance Zurich Hotel

Wie wäre es, wenn man dem Gast eine Karte in seiner Landessprache mit speziellen anderen Orten und mit gezielten Anzeigen „on the fly“ ausdrucken könnte? Geht alles und kostet nur die Tinte im Drucker – mit OSM.

5. Öffentliche Daten

Enorme Kosteneinsparungen würden sich auch für die Tourismusvereine ergeben. Die bezahlen derzeit noch viel Geld für gedrucktes Universal-Kartenmaterial. Weil häufig die Gemeinden oder Länder hinter den Tourismusvereinen stehen, würde sich der Steuerzahler viel Geld ersparen.

Eigentlich wäre es toll, wenn die öffentliche Hand ihre Daten der Community geben würde. In einzelnen Bereichen passiert das auch schon – nur könnte es immer mehr sein.

Die öffentliche Hand profitiert schon jetzt von den Daten. Zwar wird es noch länger dauern, bis die Scheu vor offenen Karten weicht und E-Government-Dienste darauf basieren werden. Aber „einfache“ Dienste wie die Schadstoffdatenbank des deutschen Umweltbundesamt basiert bereits auf den offenen Karten.

OSM-Mapping-Party

In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals kurz auf die OSM-Mapping-Party verweisen. Am kommenden Samstag, 24. Oktober 2009, treffen wir uns unter Führung und Anleitung der FH-Kärnten um 09:00 Uhr in Reifnitz. Weitere Details dazu auf meinem Weblog und per Facebook-Event.

24.10.: OSM-Mapping Party

OpenStreetMap (Link zu Wikipedia) ist ein großartiges Projekt. Zehntausende Freiwillige arbeiten an einem gemeinsamen Ziel – es soll gleich die ganze Welt kartiert werden.

Warum? Klar gibt es auch Google Maps & Co. Im Gegensaz zu kostenpflichtigen Karten an Navteq, TeleAtlas & Co. (die auch Google nutzt), fallen bei OpenStreetMap keine Lizenzkosten an. Man kann mit dem Kartenmaterial von OpenStreetMap kostenlos machen zu können, was man will.

Was könnte man damit machen?

  • WebDienste, ohne an jemanden bezahlen zu müssen oder ans API-Limit von Google zu stoßen.
  • Print-Karten, ohne an jemanden bezahlen zu müssen. Auch ganz spezielle Karten sind mit den richtigen Abfragen der Datenbasis möglich: Radkarten, Wanderkarten, Shopping- oder Pubkarten — was immer man will.
  • Navigation: Erste Software-Lösungen wie Roadee fürs iPhone gibt es schon und sie funktionieren schon passabel. Wieder: Keine Lizenzgebühren fürs Kartenmaterial nötig!
  • Und vieles mehr! Alles, was man mit kommerziellen Karten machen kann, lässt sich auch mit OSM machen.

In Kärnten schaut es an vielen Stellen (selbst im Zentralraum) mit der Abdeckung gar nicht gut aus. Dadurch vergeben wir uns eine Menge Chancen und das soll sich ändern!

reifnitz-osm

Um Leute für OpenStreetMap zu begeistern, gibt es am Samstag, 24. Oktober 2009 eine so genannte Mapping-Party. Gemeinsam mit anderen kartieren wir Reifnitz. Treffpunkt ist um 09:00 Uhr beim steinernen GTI (gegnüber der Bootsanlegestelle).

Hier geht’s zum Facebook-Event dazu.

Besonderen Dank an die Fachhochschule Kärnten, die die Mapping-Party unterstützt und von der die Initiative dazu kam!

Was passiert dort?

  1. Beim Treffpunkt werden GPS-Geräte der Fachhochschule verteilt und erklärt, was zu tun ist. Wer ein eigenes GPS-Gerät hat, soll dieses doch einfach mitbringen.
  2. Jeder bekommt auf einer analogen Papierkarte einen Abschnitt eingeteilt. In diesem muss einfach (alleine oder zu zweit) mit eingeschaltetem GPS-Gerät die Straßen ablaufen und ein paar Notizen machen.
  3. Dann gehen wir gemeinsam Mittagessen
  4. Am Nachmittag geht es dann an die FH Villach, wo wir die GPS-Daten in einem Computerraum in OpenStreetMap übertragen.
  5. Noch am selben Tag sollte das Ergebnis bereits online sein.

Warum Reifnitz?
Ein halber Tag mit mehreren Freiweilligen sollte reichen, damit ein kleiner Ort wie Reifnitz deutlich besser erfasst ist als dies bei kommerziellen Kartenanbietern der Fall ist. Derzeit ist die Seegemeinde noch sehr schlecht erfasst. Sollten mehr Leute zusammen kommen, könnten wir auch gleich Sekirn und/oder Maria Wörth mitmachen.

Es ist keinerlei Vorwissen nötig! Lediglich den Willen an der Mitarbeit an einem coolen Projekt sollte man haben.

Kosten einer Explosion: 100.000 Euro

Wie bringt man Netzwerk-Effekte zustande? Wie bringt man Millionen Freiwillige dazu, ihre Zeit für ein Projekt zu opfern?

  • Jeder muss den Sinn hinter seiner Arbeit erkennen.
  • Es muss einen großen Nutzen für die Allgemeinheit geben und
  • man muss helfen können!

Letzter Punkt ist das größte Problem von OpenStreetMap (OSM). Gestern habe ich noch mit Werner über das letzte Posting (bald ganz Österreich auf OSM) gesprochen. Alles drehte sich um den Punkt, wie grottenschlecht, die OSM-Tools (Josm & Co.) sind.

Schlecht, nicht im Sinne von zu wenigen Features, sondern vom User Interface. Josm muss von einem Technik-verliebten Informatiker geschrieben worden sein, der sich keinen Deut um die späteren Anwender scherte.

Aber ist das nicht das Problem von OpenSource im Allgemeinen? Die Tools sind zwar gut, haben aber (allesamt mit wenigen Ausnahmen) eine schlechte Bedienerführung. Man müsse sich vorstellen, welche Explosion an Inhalten es gäbe, wären die Werkzeuge für deren Erstellung einfach und gut.

Wer spendet 100.000 Euro?

Die OpenStreetMap braucht zunächst einmal nicht mehr Content, sondern einen Gönner wie ihn Ubuntu mit Mark Shuttleworth bereits hat! Ich schätze einmal, dass man mit 100.000 Euro einen guten OSM-Editier-Client bauen könnte. Ein Client, der so einfach zu bedienen ist, wie ein normales Windows- oder Mac-Programm. Wie viel mehr Nutzer würden dann den Hausnummern, Postkästen, Tankstellen, Pubs (mit Metadaten) eintragen?

Ich bin kein Typ, der OSM-Maps erstellen könnte. Aber ich bin der Typ der viele Inhalte aus meiner Umgebung beitragen könnte – wenn’s einfach wäre. Es kann ja auch zwei, rollenbasierte Editoren-Modi geben: Einen für die Hardcore-Mapper und einen für Dummies wie mich.

Und weil wir gerade dabei sind: Ich bin mir auch sicher, dass es Zehntausende Nutzer gibt, die mit der Syntax vom Mediawiki nicht klar kommen. Wie könnte man so nicht auch etwa die Wikipedia fördern? Mit einem WYSIWYG-Editor? Und der kann ja wirklich nicht viel kosten …

Ganz Österreich bei OpenStreetMap

Ich hab’s ganz übersehen. Dann hat mir Günther Hölzl, ein Bekannter und OpenStreetMapper, ein Mail zu einem Futurezone-Posting geschickt: Bald ganz Österreich auf OpenStreetMap. Zu schön, um wahr zu sein? Nein, bald ist es soweit!

Warum soll das nun so schnell gehen? Der Compass-Verlag machte der OpenStreetMap (OSM, Wikipedia-Erklärung) ein Geschenk. Seine Karten (siehe auch www.plan.at) dürfen ins System übernommen werden und dienen somit als Rohmaterial fürs Bearbeiten. Das geht viel schneller, als ganz Österreich per GPS nachzuzeichnen. DANKE, Compass!!!!

Aber wie kommt ein Verlag dazu, so ein Geschenk zu machen? Laut BodenseePeter wolle man nicht länger die Last der Aktualisierung der Karten tragen. Man crowdsourced diese Aufgabe, wie es auf neudeutsch heißt.

Es ist nicht das erste Mal, dass OSM – aus ähnlichen Motiven – Kartenmaterial geschenkt bekommt:

  • Im Juli 2007 übertrug die Firma Automotive Navigation Data (AND) seinen ganzen Kartenbestand der Niederlande dem Projekt.
  • Ebenfalls 2007 bekam man die so genannten Tiger-Daten (Topological Integrated Geographic Encoding and Referencing) von der US-Regierung übertragen, die seither nach und nach OpenStreetMap integriert wurden.
  • [Update:] Im Dezember 2008 begann man mit der Integration von Luftbildern aus Oberbayern, der der Freistaat zur Verfügung gestellt hat. (via Andreas)

Bringen wird das vor allem im ländlichen Raum eine Menge. Hier etwa die Karte von Bad Kleinkirchheim auf Plan.at:

Beispiel: Bad Kleinkirchheim bei Compass

Und unten zum Vergleich die OSM von Bad Kleinkirchheim.

OSM - Bad Kleinkirchheim

Eines ist offensichtlich: Wenn man die Liebe zum Detail und die Genauigkeit der vielen Freiwilligen bei OSM mit den Straßen von Compass kombiniert, könnte Großartiges rauskommen!

Keine einfache Datenübernahme

Ganz einfach wird die Übernahme der Compass-Daten allerdings nicht. Größtenteils sind sie schon im System, Kärnten etwa ist laut dem Hölzl schon voll übernommen. Bis die Diskrepanzen und Ungenauigkeiten aber korrigiert sind, wird es noch einige Zeit dauern.

Der nachfolgende Screenshot vom Klagenfurter Lendkanal macht es deutlich: Alle Straßen sind derzeit doppelt erfasst. Jetzt wird sich an vielen Stellen zeigen, wer bisher genauer gearbeitet hat – die Streetmapper oder kommerzielle Verlage. Aber Nachzeichnen und Kontrollieren dürfte immer noch weniger Arbeit bedeuten, als alles von Grund auf neu zu machen.

Klick zum Vergrößern, Screenshot von Günther Hölzl

Bessere Karten als je zuvor

Erst vor einer Woche wurde bekannt, dass Wien mit seinen 7000 Straßen bereits in OSM vollständig erfasst ist.

Wien bei OpenStreetmap

Für die OpenStreetmapper in Wien beginnt nun ein neues Kapitel: Sie werden wohl noch eine Reihe von Inhalten hinzufügen und so die Karte noch „reicher“ machen. Postkästen, Bankomaten, Pubs, Restaurants, Hotels, Kindergärten und viele weitere Ortsinformationen werden dafür sorgen, dass OSM nicht nur zum Herausforderer für Navteq (gehört zu Nokia), Teleatlas & Co. wird.

Wieder einmal dreht das Internet ein altes Geschäftsmodell auf den Kopf. Wer künftig Karten jeder Art herstellen will, wird sich mit OSM auseinander setzen müssen. Wer dazu besser in der Lage ist und das Material cleverer nützt, macht künftig das Geschäft.

Dazu sind dann Web-Startups wie Toursprung, irgendwann auch Internet-Firmen wie Google oder Yahoo und nicht zuletzt vielleicht auch der Compass-Verlag eher in der Lage als der Verlag Ed. Hoelzl Wien (wer erinnert sich noch an die Schulatlanten?), Freytag & Berndt oder und andere.

maps

Geschäftsmodelle und die Wertschöpfung verändern sich: Es geht weg vom Content, hin zur innovativeren und besseren Aufbereitung desselben. Ich bin gespannt, ob da von den Alteingesessenen wer mitkommt.

Was mich in diesem Zusammenhang ärgert?

Wir Steuerzahler finanzieren GIS-Abteilungen in allen Bundesländern und Städten. Die haben exakte und detailreiche Karten – wahre Schätze, die man OSM schenken müsste. Aber nein: Die sitzen auf ihren Karten und geben rein gar nichts davon her. Ganz wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Nutzen werden sie OSM früher oder später aber sehrwohl!

Kärnten Atlas

Warum verschenken Politiker ständig nur Steuergeld zum Wählerfang und warum spendieren sie nicht endlich einmal etwas Sinnvolles der Allgemeinheit? Bezahlt wurde es ja schließlich von uns allen.

Gibt es dafür eine Begründung? Müssten nicht alle GIS-Abteilungen mit ihren Karten rausrücken bzw. diese unter eine offene Lizenz stellen? Was meint ihr?

Was kostet GPS? 1,20 Dollar!

Infineon hat gestern einen Chip vorgestellt. Das alleine wäre keine Sensation und schon lange keinen Beitrag in diesem Blog wert. Das Besondere am BGM681L11? Es ist das kleinste voll integrierte GPS-Empfangsmodul der Welt. Seine Abmessungen von 2,5 x 2,5 x 0,6 mm ergeben ein Gesamtvolumen von nur 3,75 mm3.

Dabei gäbe es laut Infineon nicht nur eine höhere Empfindlichkeit für GPS-Signale, sondern auch höhere Immunität gegenüber Interferenzen — etwa durch Mobilfunksignale.

Infineon schätzt in der Aussendung, dass im Jahr 2011 jedes dritte Mobiltelefon GPS unterstützen wird. Zu tief gegriffen! Ich schätze, dass bald kaum ein Gerät ohne auskommen wird. Warum? Weil Moore’s Law Chips nicht nur leistungsfähiger, sondern auch immer günstiger macht. Zitat aus der Aussendung:

Verfügbarkeit und Preise
Die Fertigung des GPS-Empfangs-Frontend-Moduls BGM681L11 ist angelaufen. Evaluierungskits sind verfügbar. Bei Abnahmemengen ab 10.000 Stück liegt der Einzelpreis für den BGM681L11 bei etwa 1,20 US-Dollar.

Freilich, mit den 1,20 Dollar ist es nicht getan. Neben der Antenne (wenige Cents) fehlt beispielsweise noch die Integration ins Endgerät und natürlich teure Software. Aber für 1,20 Dollar pro GPS-Chip kann man erwarten, dass schon sehr bald JEDES mobile Device (vom MP3-Player oder Notebook über Handys und Schlüsselanhänger bis hin zu jedem Fahrrad) über GPS-Fähigkeiten verfügen wird.

Und auch bei der Software wird sich einiges tun — man braucht nur auf die Fortschritte bei OpenStreetmap schauen und schon wird offensichtlich, dass die Verfügbarkeit von gutem und kostenlosem Kartenmaterial nur mehr eine Frage der Zeit ist.

Mit supergünstigen GPS-Empfängern werden auch ganz neue Geschäftsmodelle möglich. Wie wäre es etwa mit Reiseführern auf MP3-Playern, die auf die Position des Zuhörers eingehen? Billige Player aus China mit 1 GB Speicher sind bereits ab vier Dollar das Stück zu bekommen. Zu solchen Preisen könnten Tourismuswerber so etwas gar verschenken! Auch eine Werbefinanzierung ist somit in greifbare Nähe gerückt.

Danke Gordon Moore!

Völlige Privatsphäre …

… kann es in Zeiten von Satellitenfotos nicht einmal in einer Wüste geben. Diese Antwort von Google erhielt ein US-Ehepaar, dessen Privatstraße von einem Google-Auto für Streetview abfotografiert wurde.

Und genau bei solcher Technik beteiligt sich genau diese Firma: Google kaufte sich unlängst bei GeoEye ein, die heute ihren Satelliten erfolgreich in der Umlaufbahn aussetzten. Mit GeoEye-1 ist es möglich, Bilder mit einer Genauigkeit von 40 cm/Pixel aufzunehmen, die dann exklusiv für Google Earth/Maps zur Verfügung stehen. Veröffentlicht dürfen die Bilder des fliegenden Fotoapparats aber nur in einer Auflösung von 50cm/Bildpunkt werden.

Das Problem ist für mich nicht, dass Google jetzt Fotos von ganz weit oben schießt. Im Gegenteil: Ich nutze diese Dienste sehr häufig und ärgere mich immer, wenn ein Fleck der Welt nicht in hoher Auflösung drinnen ist.

Aber es geht nicht an, dass Google …

  • … sich bei der (Geo-)Privatsphäre auf etwas ausredet, das man selbst (mit-)betreibt.
  • … derart zurückhaltend ist, wenn es darum geht, dass der Nutzer erfährt, was mit seinen Daten passiert.
  • … wirklich arge Nutzungsbestimmungen für Produkte wie den Chrome oder Google Docs verordnet. Diese sahen vor, dass Google ein weltweites Nutzungsrecht für Daten bekommt, die der Nutzer erstellt. Gut: Jetzt kann man sagen, dass diese ja mittlerweile abgeändert wurden. Wären sie auch geändert worden, wenn es keinen Proteststurm gegeben hätte? Warum braucht es immer erst öffentlichen Druck, damit Google einlenkt?
  • … immer mit zweierlei Maß misst – je nachdem, ob man selbst betroffen ist. Erst kurz vor der Androhung von Sanktionen wurde ein Link auf der Startseite zu den Datenschutz-Bestimmungen angebracht. Davor hat man sich dagegen gewehrt, um die Startseite nicht unnötig aufzublasen.
    Wenn es darum geht, nicht für Datenschutz, sondern für den Chrome-Browser Werbung zu machen, zählt Marissa Mayers Plädoyer für eine schön schlanke Startseite plötzlich doch nicht mehr.

Fazit: Wer sich anmaßt, das Wissen der Menschheit zu verwalten, muss endlich transparent werden.

Disclaimer: Auch diese Site versorgt Google mit Daten, auch wenn das der Nutzer nicht will. Derzeit läuft hier (noch) Google Analytics.

Ministerbesuch in Graz

Eines der coolsten Produkte von Microsoft – und das sage ich nicht nur aus Lokalpatriotismus – ist deren DigiCam: Die UltraCam X aus Graz.

ultracam

Ausführlich habe ich bereits hier und hier darüber geschrieben.

Die Redmonder haben vor fast zwei Jahren die Grazer Firma Vexcel übernommen. Zur Kamera gehört noch ein Algorithmus, wie man aus den hoch aufgelösten Bildern ein dreidimensionales Modell einer Stadt hochrechnen kann.

Am 22. Mai 2006 fand die offizielle Vorstellung von Microsoft Photogrammetry, wie die Sparte nun heißt, statt. Dabei wurde angekündigt, dass es „in wenigen Wochen“ ein 3D-Modell von Graz und Wien geben soll. Die Bilder sind auf jeden Fall spektakulär:

graz1 graz2

Original-Fotos in hoher Auflösung gibt es in der Pressemappe. Sie demonstrieren eindrucksvoll, was die UltraCam kann und zeigen, wie das Ergebnis im Falle von Graz aussehen könnte.

Nun ja: Ein Jahr ist fast vorüber und weder Graz noch Wien sind in HiRes verfügbar. Ist es morgen endlich soweit? Gut möglich, denn in Graz erwartet man hohen Besuch: Wissenschaftsminister Gio Hahn gibt sich die Ehre.

Offenes Kartenmaterial: OpenStreetMap

osm_logo

Ich hab mir grad ein neues Handy mit GPS-Navi gekauft. Beim Rumsuchen nach neuen Möglichkeiten auf ein wirklich interessantes OpenSource-Projekt gestoßen: Open Street Map. Google Maps, Yahoo Maps, Virtual Earth und andere dominieren die Webkartografie, Navteq (jetzt Nokia) und Teleatlas teilen sich den Markt für Nativationsgeräte und Handys auf. Daneben wächst aber still und leise das offene Kartenprojekt heran.

10.000 Nutzer haben seit Juli 2004 bei OpenStreetMap bereits neun Millionen Geopunkte zusammen getragen. Seit Juli 2006 hat sich dabei die Datenmenge verzehnfacht.

Und dennoch: im Vergleich zur kommerziellen Konkurrenz ist die Datenbasis noch mehr als dürftig. Sieht man von Wien, Graz und Innsbruck ab, ist keine österreichische Stadt noch kartografiert. Und auch in den genannten Städten gibt es teilweise noch viele Lücken

osm1

Österreichweit gibt es darüber hinaus nur noch Autobahnen und die wichtigsten Bundesstraßen.

Europaweit zeigt sich, dass vor allem Deutschland, Benelux und Großbritannien ganz passabel kartografiert sind. Abseits des „Mainstream“ – etwa in Osteuropa gibt es nicht viel mehr als weiße Flecken auf der Landkarte.

osm2

Es stellt sich natürlich die Sinnfrage nach dem doch gewaltigen und laufendem(Straßen verändern sich ja ständig) Aufwand. Die von den Nutzern mittels GPS-Geräten gewonnen Daten stehen unter der Creative Commons Attribution/Share Alike-Lizenz zur Verfügung. Das bedeutet, dass sie jeder ohne Einschränkungen und Lizenzgebühren nutzen darf.

Zwar muss man heute auch nichts für das Einbinden von Google Maps & Co. bezahlen – allerdings nur bis zu gewissen Höchstgrenzen der Nutzerzahlen. Und niemand kann sicher sein, was in Zukunft alles auf der „eigenen“ Web-Karte an Werbung eingeblendet wird.

Zweitens werden so Navigationsdienste einfacher umzusetzen, weil keine Lizenzgebühren fällig werden. Ein Beispiel dafür ist die freie Software GPS-Drive. Müsste Jörg Ostertag voll für das Kartenmaterial bezahlen, gäbe es die Navi-Software für Linux, Mac und Windows Mobile wohl nicht.

Die Geodaten von OpenStreetMap lassen sich übrigens auch in „echte“ Navi-Geräte einspielen.

Geo-Daten gewinnen immer mehr an Bedeutung und in diesem Kontext könnte die Community einen wichtigen Baustein liefern. Die Zukunft könnte auch bunt werden. So denkt man gerade darüber nach, wie Satelliten-Bilder von Landsat 7 – sie stehen im öffentlichen Eigentum (Public Domain) – integriert werden könnten. Außerdem wurde ein Abkommen mit Yahoo geschlossen. Damit ist es möglich, Satelliten- und Luftbilder zum Erfassen neuer Straßen zu nutzen.

Schon in den nächsten Monaten sollen die kompletten USA im offenen, virtuellen Atals abgebildet werden. Möglich wird das, weil die so genannten Tiger-Daten vom United States Census Bureau eingespielt werden.

Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis auch die komplette EU erfasst ist. Die Inspire-Richtlinie zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft schreibt vor, dass bis 2007 alle EU-Staaten ihre Geodienste der Öffentlichkeit zugänglich machen müssen. Einschränkungen oder Entgelte sind zwar erlaubt, müssen jedoch von Fall zu Fall argumentiert werden.

Hat Nokia mit 5,7 Milliarden Euro zu viel für Navteq bezahl?

Inspiration: 3Sat Neues (Podcast)