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Cupertinos Freude mit DVD Jon

dvd jon & steve jobs (montage:wired.com) Lech Johansen alias DVD Jon hat wieder zugeschlagen. Mit doubleTwist geht es diesmal wieder dem Kopierschutz an den Kragen. Die Software synchronisiert Fotos, Videos und iTunes-Playlists mit Handys von Nokia, SonyEricsson, der Playstation Portable, einigen Windows-Mobile-Geräten und anderen mehr. Neben dem doubleTwist-Desktop gibt es auch eine Facebook-Applikation, mit der man online Songs mit Freunden tauschen kann.

Wenn aus iTunes gekaufte Musik übertragen werden soll, macht doubleTwist das Unmögliche möglich, weil es das Apple-DRM „Fairplay“ beim Überspielen auf das Zielgerät einfach entfernt.

Das müsste Apple doch extrem missfallen. Allerdings könnte man sich darüber in Cupertino klammheimlich sogar freuen. Warum?

doubletwist

Es ist abzusehen, dass bald kein Song mehr mit dem nervenden Kopierschutz verkauft wird. Nur bietet Apple lediglich einen Bruchteil der Musik ohne Kopierschutz an. Einzig die Künstler von EMI gibt es für alle Player und ohne Einschränkungen im iTunes-Store zu kaufen. Steve Jobs würde ja gerne mehr anbieten, aber er bekommt das Material einfach nicht.

Weil der Musikindustrie die Dominanz von Apple missfällt, bietet sie Steve Jobs keine guten Deals mehr an. Bei Amazon MP3 (kommt noch heuer zu uns) gibt es dagegen alle Major-Labels  ohne Kopierschutz und teilweise sogar günstiger.

„Wenn’s so nicht klappt, dann zumindest mit der Hilfe von DVD Jon“, könnte sich Steve Jobs denken. Von einer Klage wegen dem Bruch des DMCA ist (noch) nichts bekannt.

Etwas Größes könnte passieren

Um 14 Uhr CET findet ein Live-Webcast von Apple-Chef Steve Jobs und Eric Nicoli, CEO der EMI Music Group statt! Thema: EMI verabschiedet sich von DRM, Apple verkauft die Songs in iTunes. Kommt noch mehr?

Wenn das wirklich der Fall sein wird, dann ist es eine historische Pressekonferenz. Dann beginnt DRM wirklich wegzubrechen und der Druck auf Sony Music, Warner & Co. würde erheblich steigen.

Let’s hope and listen!

[Update:] Hört selbst. Wird eine ganze Menge veränderungen mit sich bringen.

Der beste Piratenschutz

DRM, das digitale Restriktionsmanagement für Medien, dient mit Sicherheit nicht dazu, Piraten vom Kopieren abzuhalten. Eher sperrt es Konsumenten in einem Ecosystem ein. Wer Songs von iTunes gekauft hat, bleibt bei Apple eingesperrt, weil seine Musik nicht mit in einen anderen Player wandern kann. Gleich verhält es sich bei Sony, Microsoft & Konsorten.

Stets wird darauf verwiesen, damit der ungezügelten Piraterie entgegen treten zu wollen. Wenn das denn wäre, warum macht man das nicht so?

drm.jpg

Ich hab mir vor einiger Zeit Gedanken gemacht, wie denn eine Neudefinition von DRM aussehen könnte. Da hab ich viel zu kompliziert gedacht!

Jedes File (in diesem Falle der Film In Search for the Silicon Valley) wird für den einzelnen Kunden aufbereitet, dessen Name eingeblendet wird. Weil ich mit Kreditkarte bezahlt habe, ist der Film bis zu mir rückverfolgbar. Das müsste reichen. Wenn ich weiß, dass ich etwas riskiere, wenn ich Content frei und illegal in Tauschbörsen platziere, werde ich das nicht tun.

Das passiert übrigens auch bei iTunes. In jeden gekauften Song wird die E-Mail-Adresse des Kunden so zusagen gestanzt. Apple-Boss Steve Jobs meinte unlängst, er würde DRM ja gar nicht mögen. Etwas Scheinheiligeres habe ich weder gehört noch gelesen! Gut, „St. Stefan“ das wirklich so meint: Wo bleibt dann Disney-Content, der einschränkungsfrei verfügbar wäre? Ist nicht Jobs der größte Anteilseigner?

DRM auf ungeschützte Titel!
Und es wird noch perfider: 90 Prozent der verkauften Musik wird ohne DRM verkauf – in Form von CDs. Musik von CDs bekommt dennoch einen Kopierschutz verpasst – in Geräten der Unterhaltungselektronik. Ein Beispiel von vielen ist das das Philips WACS 7000. Es ist übrigens auch ein typisches Merkmal des iPod, dass ich Musik rein- aber nur mit der Apple-eigenen Software wieder raus bringe.

Hier kann man Musik-CDs automatisch rippen lassen. Hat das System Zugang zum Web sieht es in einer CD-Datenbank wie Gracenote nach und beschlagwortet die Titel auch gleich. Schön und gut, der Haken liegt im Export.

Man stelle sich vor, jemand macht sich die Arbeit und digitalisiert mit Hilfe einer solchen oder ähnlichen Stereoanlage seine ganze Plattensammlung. Dieser jenige sollte wissen, dass der Export nicht klappt. Ich kann die Musik nicht als MP3 aus der Anlage heraus holen. Ich darf nicht einmal ein Backup für den Falle eines Plattencrashes erstellen. Gar nichts, nada!

This has got to stop! Schikaniert werden nicht etwa die Piraten, sondern redliche Kunden. Gibt es irgendein vernünftiges Argument für DRM? Nein.

Bald alles DRM-frei?
Bleibt zu hoffen, dass das nur ein zeitweiliges Phänomen war. Erste Online-Shops kommen ja bereits
mit DRM-freier Musik. EMI, der drittgrößte Plattenriese, will seine Musik online als kopierschutzfreien MP3s anbieten. Bis Ende 2007 soll es soweit sein. Dieses Wochenende bietet Freenet 400.000 Songs ohne DRM an. Und schlußendlich experimentiert auch Yahoo seit einiger Zeit mit dem Vertrieb von uneingeschränkt nutzbarer MP3-Musik.

Der Erfolg wäre vorprogrammiert, ist doch das Angebot der etablierten Konkurrenz inferior. Bis dahin ein Tipp: DRM-Musik brennen und dann wieder in eine MP3 rippen – der Kopierschutz ist weg. Wie legal das ist, ist natürlich mit der Gesetzgebung des jeweiligen Landes abklären …

Neudefinition von DRM wäre nötig

Ich war – wie bereits erwähnt – in London. Ericsson und One haben gemeinsam zu dieser Pressereise eingeladen. Die Reise hat mobile Musikdienste zum Thema. Alles dreht sich um die Frage, wie Musik denn aufs Handy verkauft werden kann. Wie schon zuvor angekündigt, hat One hier seinen neuen Tarif 4zu0Music angekündigt.

Natürlich sind die verkauften Songs per Digital Rights Management (DRM) geschützt. Das ist eine Technik, die verhindert, dass Dateien nach Lust und Laune hin und herkopiert werden. Sie regelt, was der Nutzer mit einer Datei machen darf oder was nicht. Weil sie hauptsächlich Einschränkungen vorgibt, bezeichnen viele sie als Digital Restriction Management.

Das grundlegende Problem:
DRM ist an einen Hersteller gebunden. Das heißt, nicht jeder PC oder MP3-Player kann den Song abspielen, es bedarf des richtigen Programmes bzw. der richtigen Hardware. Bei anderen bleibt das Gerät oder die Software stumm.

Wer im iTunes Music Store einkauft, kann seine Songs nur auf iPods von Apple abspielen. Musik von Napster spielen nur Player ab, die von Microsoft zertifiziert wurden. Und noch komplizierter: der neue Microsoft-Player „Zune“ kann nicht einmal die Songs von Napster abspielen, obwohl er mit DRM-Software des gleichen Herstellers arbeitet.

DRM, Grafik: Georg Holzer

Weitere Einschränkungen betreffen die Frage des Brennens. „Fairplay“, so heißt das DRM von Apple erlaubt das Brennen. So lässt sich gekaufte Musik etwa nicht in CD-Playern oder im Auto abspielen. Andere Anbietern haben unterschiedliche Regeln – teilweise unterscheiden sich diese Regeln sogar je nach Song! Eine Übertragung der Titel von einem DRM-Modell auf ein anderes funktioniert gar nicht.

Mangelnde Information
Der Musikkonsument ist gewohnt, Musik zu kaufen. Von Rechten bzw. Restriktionen hat er überhaupt keine Ahnung. Allzu oft verschweigen die Anbieter diese Restriktionen. Ihre wahren Probleme werden erst anfangen, wenn Konsumenten mobil werden – sprich: wenn ein ehemaliger iPod/iTunes-Kunde den Player eines anderen Herstellers kaufen kann.

Vielfach ist auch nicht geklärt, was passiert, wenn die gekauften Musikdateien – beispielsweise durch einen Hardwarefehler – kaputt gehen. Kann sie der Kunde wieder nachladen?

Den Anbietern von Musikshops muss klar sein, dass sie für mehr Information und Aufklärung bei den Kunden sorgen müssen. Nur: wollen sie das auch? Mit der Zeit werden ihre Kosten für Customer Support allerdings kräftig steigen.

Wohin soll es gehen?
Man darf mich nicht falsch verstehen – DRM ist in vielen Bereichen wichtig, unkontrolliertes Kopieren von Musik und anderen Inhalten schadet den Künstlern. Wenngleich der Schaden nur einen Bruchteil dessen beträgt, was die Musikindustrie – und hier vor allem die Major Labels (Sony/BMG, Universal etc.) – reklamiert. Die Formel „Anzahl an Downloads x Preis“ ist sicher falsch, weil wenn die Piraten sicher nicht alles zu den entsprechenden Kosten herunter landen würden.

DRM ist also nötig, nur muss es interoperabel sein. Das bedeutet, dass dem Konsumenten jedweder Gebrauch erlaubt sein muss. Er soll seinen Song im Auto, am Handy, am Küchenradio, PC, iPod oder auf seiner Stereoanlage abspielen dürfen.

Möglich wäre das mit „elektronischen Schlüsseln“ von Webservices, die eindeutig einer Person zugeordnet sind. Dafür fehlt aber noch eine Infrastruktur: Fernseher, Auto- und Küchenradios sind (noch) nicht vernetzt, können also nicht nachfragen, ob das Abspielen eines Songs erlaubt ist. Am PC, iPod oder auf anderen MP3-Playern ist das jedoch möglich, wenngleich von den Herstellern und Vertriebsfirmen nicht erwünscht – man würde Kunden an die Konkurrenz verlieren, die aktuell noch an einen gekettet ist.

DRM-Vision, Grafik: Georg Holzer

Pricing
Ein offenes Modell widerspricht dem Geschäftsmodell von Apple, Microsoft & Co. Es würde ultimativ auch zu einem Preiskampf unter den Anbietern führen, schließlich klingt ein bestimmter Song bei jedem Anbieter gleich.

Ob der von Apple seinerzeit eingeführte Standardtarif von 99 Cent je Song gerecht sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist, dass alle wichtigen Label darauf eingestiegen sind – und Verlust werden die wohl nicht einkalkuliert haben.

Bleibt die Frage nach der Preisdifferenzierung je nach Nutzungsszenario. Ein Premium-Preis für mobile Angebote ist auf jeden Fall gerechtfertigt, schließlich will man oft „just in diesem Moment“ einen Song kaufen und somit auch hören. Wer allerdings einen höheren Preis bezahlt, darf dafür nicht auch noch mit einem strikteren DRM (kein Brennen, keine Übertragung auf den PC etc.) bestraft werden.

Das ist aber leider bei vielen Angeboten noch immer der Fall. Am Mittwoch habe ich dazu einen Musikmanager (Namen und Firma habe ich leider nicht notiert) gefragt, ob das fair sei. Die Antwort hat mich nicht überrascht: er hatte keine.

Zusatzangebote sind gefordert
Derzeit sind die illegalen Angebote eindeutig im Vorteil: Man bekommt Musik in Tauschbörsen in höherer Qualität als bei iTunes, die noch dazu keinerlei Einschränkungen hinsichtlich DRM kennt. Der Preis ist unschlagbar und wenn man es nur herunterlädt (also nicht gleichzeitig anbietet), so ist das für Privatpersonen in vielen Ländern auch noch legal.

Also muss sich die Musikindustrie etwas überlegen. Mehr Bequemlichkeit alleine ist bei vielen ein Argument, aber zu wenig, um die Hardcore-Downloader zu erreichen.

Die Lösung
Wenn es nicht dringend ist: einfach CDs kaufen. Die kann man in aller Regel in ungeschützte MP3-Dateien umwandeln. Wenn dieses so genannte Ripppen mit dem streng verbotenen Entfernen des Kopierschutzes verbunden ist, stört mich das herzlich wenig. Schließlich habe ich die Musik gekauft und will sie überall abspielen, wo ich will. Das ist mein gutes Recht, so meine ich.

Die Zukunft
Angesichts des noch immer nicht vorhandenen kritischen Bewusstseins beim Konsumenten, wird die Musikindustrie und die Distributoren noch eine Weile so weiter machen können. Auf ewig wird das aber nicht so weiter gehen. Irgendwann wird DRM weniger strikt werden müssen!

Das "sicherste" DRM ist geknackt

Die Unterhaltungsindustrie macht es ehrlichen Kunden nicht einfach: Wer sich auf legalem Weg mit Musik versorgt, hat weit mehr Probleme, als jemand der Tauschbörsen anzapft. Eine Technologie namens DRM (Digital Rights Management) sorgt dafür, dass der Nutzer mit einigen Einschränkungen leben muss. Eigentlich wäre wohl Digital Restriction Management besser, denn die Technik verhindert beispielsweise, dass man die Songs auf CD brennen oder auf jeden MP3-Player übertragen kann.

Das „sicherste“, also unknackbarste DRM, so beteuerte man stets, hätte Microsoft. Doch das war einmal. Im Internet ist vor wenigen Tagen ein 218 kB kleines Programm namens FairUse4WM aufgetaucht. Es beseitigt den Kopierschutz von gekauften Musikdateien. Microsoft war schnell, das Programm aus einschlägigen Foren zu entfernen, in Tauschbörsen findet man es (und zahllose virenverseuchte andere Pakete) immer noch.

Damit könnten Abo-Musikdienste wie Napster für viele wieder interessant werden. Man kann sich herunterladen, wie viel man will, anhören darf man die Musik allerdings nur so lange man monatlich bezahlt. Mit dem aufgetauchten Crack wäre nun das gesamte Geschäftsmodell von Napster in Frage gestellt, weil man die Musik auch anhören könnte, wenn man nicht mehr Mitglied ist. Es ist außerdem unwahrscheinlich, dass die Musikindustrie eine solche Lücke tolerieren wird. Sie könnte ihre Lizenzen von heute auf morgen zurück ziehen.

Es wird vermutlich bereits an Lösungen gebastelt – wieder zum Schaden der ehrlichen Kunden. Und was nützt’s? Gar nichts, weil die illegalen Nutzer sich ohnehin wo anders versorgen und davon hat die Musikindustrie keinen Cent. Eines zeigt die Sache aber ganz klar: kein Kopierschutz ist absolut sicher.

Eine Menge Mist

Das englische Wort für Crap übersetzt ihr lieber selbst. David Berlind, Chefredakteur von ZDNet nutzt es in Zusammenhang mit DRM. Darüber dass Digital Rights Management besser Digital Restriction Management heißen sollte, habe auch ich schon geschrieben.

Ich bin heute auf ein geniales, dreiminütiges Video gestoßen, dass die Problematik digitaler Kaufmedien perfekt demonstriert. Klickt aufs Bild und ihr kommt zum Fim.

David Berlind, ZDNet

Betriebsunfälle in Hollywood?

Kreativität und Copyright sind zwei paar Schuhe. Die Inhaber von Rechten gehen manchmal äußerst restriktiv gegen „Piraten“ vor. Beispiele dafür gibt es genug. Vor allem die RIAA (Recording Industry Association of America) zeigt, dass sie nicht gerade zimperlich beim Klagen einfacher Nutzer ist.

Aber es gibt auch andere Beispiele: das meistgesehene Video auf youtube.com ist ein dreiminütiger Kurzfilm zweier Teenager, die ihre Lippen zum Soundtrack von Pokemon bewegen und wie wild vor der Kamera rumhüpfen. Die Produktionskosten dieses Videos sind null, es wurde über zehn Millionen angesehen, hat mehr als 8100 Kommentare und fast 20.000 Nutzer von youtube zählen es zu ihren Favoriten.

Nintendo als Rechteinhaber von Pokemon hat zwei Möglichkeiten: Sie können dafür sorgen, dass das Video sofort entfernt wird. Aber alleine die Zahlen sprechen für sich, dass sie besser dran sind, nichts zu tun. Es ist eine unglaubliche Menge Werbung, die sie sonst nie bekommen würden.

Am Podcast Gillmor Daily ging es in einer der letzten Folgen genau darum. Dan Farber hatte auch noch ein anderes Beispiel: Die US-Krimiserie CSI bietet Kreativen Footage-Material der neuesten Folgen an. Mit dem Veröffentlichen dieses Materials kommt auch eine Lizenz, die es Jedermann erlaubt, mit den Videoschnipseln anzufangen, was man will.

Beginnt da ein Umdenken in der „Content Industrie“?

Danke Sony!

Schön langsam verfestigt sich bei mir der Gedanke, dass jeder legale Kunde der Musikindustrie von dieser vertrieben wird. „Kunden“ illegaler Downloads kennen keinerlei Einschränkungen bezüglich der Nutzungen der Inhalte. Sie haben halt nur keine schönen Covers. Aber die haben Kunden von iTunes & Co. auch nicht. Das DRM („Digital Rights Managment“ oder besser: „Digital Restriction Management“) sorgt dafür, dass man so manche CD beispielsweise nicht mehr am MP3-Player mitnehmen kann.

Doch es kommt noch dicker: Nun werden legale Kunden von der Musikindustrie auch noch einem wirklichen Sicherheitsrisiko ausgesetzt!

Wie das kommt? Nun, Sony brachte CDs mit dem Label „enhanced content“ auf dem Cover auf den Markt. Statt „enhanced content“, installiert die CD beim ersten Abspielen am PC ein Programm. Zuvor wird der Benutzer noch gefragt, ob er mit der EULA (End User Licence Agreement) einverstanden ist. Ein Vorgang, den jeder kennt, der ein Computerprogramm installiert – niemand liest sich das wirklich durch. Bei diesem Programm handelt es sich um einen so genannten Rootkit. Solche Software ist unsichtbar – kein Programm kann sie auffinden, nicht einmal das Betriebssystem hat eine Ahnung davon, dass es da ist. Der „Aufdecker“ der ganzen Geschichte, Mark Russinovich von Sysinternals.com, verglich ein Verzeichnis, bei dem Windows und sein Rootkit-Entdeckungs-Programm unterschiedliche Werte lieferte.

Was macht der Rootkit?

  • Er verhindert offensichtlich, dass CDs gerippt werden – also aus der Audio-CD MP3-Dateien gemacht werden
  • Es macht ein „Phoning home“. Das bedeutet, dass bei jedem Abspielen einer CD, eine Information an Sony Music geht.
  • Das Schlimmste aber: durch einen Fehler im Code versteckt es alle Dateien, die mit $sys$ beginnen. Mark Russinovich kam darauf, als er zufällig seine notepad.exe in $sys$notepad.exe umbenannte – die Datei verschwand, wurde also selbst zum Rootkit.

Der Sony-Rootkit versteckt Viren
Die ersten beiden Punkte – zumindest aus der Sicht der Plattenbosse – noch zu entschuldigen wären, machen doch andere in der Musikindustrie auch ähnliches. Der dritte Punkt ist es mit Sicherheit nicht. Da ist Sony zu weit gegangen.

Sonys Umgang mit der Sache
In einer ersten Stellungnahme der Plattenfirma sprach man davon, dass es ohnehin noch keinen Exploit (Schadprogramm) für diese Lücke gebe. Dem ist nun nicht mehr so. Am Freitag ist der erste Virus dafür aufgetaucht. In seiner zweiten Stellungnahme ist sich Sony offenbar schon bewusst, dass es einen Virus gibt, meint aber, dass es keine Auswirkungen für all jene gäbe, die Rootkit-CDs in einem normalen CD-Player abzuspielen. Außerdem habe man einen Patch angeboten.

Nur: dieser Patch findet sich derart versteckt auf den Corporate-Sites von Sony/BMG. Auf den Startseiten des Konzerns findet sich rein gar keine Information über die Angelegenheit. Dieser Patch ermöglicht die Deinstallation des Rootkits. Und noch was: Sony/BMG sagt nicht einmal, wie viele CDs davon betroffen sind und wo diese in den Verkehr gebracht wurden. Mittlerweile sind zumindest zwei Klagen anhängig. Auf den diversen Startseiten von Sony/BMG finden sich zwar Suchformulare, eine Suche nach „XPC“ oder „XPC Aurora“ – also dem Namen des Rootkits bzw. dessen Hersteller brachte kein Ergebnis (siehe dritter Screenshot). Schlechter kann man seine Kunden wohl nicht mehr informieren – oder besser: vor seinen eigenen Produkten warnen.

Auch Apple betroffen
Und noch eine schlechte Nachricht: Nicht nur Windows PCs sind davon betroffen. Es ist auch die Rede, dass auf Rechnern mit Mac-OS-Betriebssystem diverse Kernel-Erweiterungen installiert werden.

Microsoft hilft
Unerwartete Unterstützung kommt von Microsoft. In einem Blog hat sich das Antimalware-Team zu der Sache geäußert. Die demnächst erscheinende finale Version von Microsoft Defender (ehemals Microsoft Antispyware) soll Rootkits dieser Art entfernen können.

Auch andere Antivirenhersteller werden reagieren und das Rootkit entfernen. Eine entsprechende Information, wie das gehen soll, hat Sony/BMG – nach eigenen Aussagen – an diese bereits übermittelt.

Bleibt nur noch ein Rat: Spielen Sie keine Sony-Audio CDs mit dem Label „enhanced content“ auf Ihrem PC ab.