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Videos vom MWC

Letzte Woche habe ich am Mobile World Congress eine ganze Menge Videos gemacht – Zeit, dass die endlich auch am Blog verlinkt sind. Ein bis zwei liegen noch auf der Platte und folgen.

Emporia
Ja, Österreich hat einen Handyhersteller: Emporia. Die Linzer Firma ist Spezialist für Seniorenhandys. Zum MWC hat sie zwei neue Modelle herausgebracht.
Albrecht Fellner, CEO von Empora zeigt sie uns.

Garmin Asus
Viele Handys haben mittlerweile auch ein GPS-Modul für die Navigation. Garmin dreht gemeinsam mit Asus den Spieß um und verpasst Navis die Telefon-Funktion.

Golla Bags
Auch Geeks brauchen Taschen und wer schon Shiny-Gadgets hat, sollte sie auch entsprechend verpacken und mit sich rum tragen.

Powermat
Laden ohne Stromkabel – auf der CES 2009 erstmals vorgeführt. Seit heuer gibt es neue Modelle. Und ab Sommer gibt es das für Kabelsalat-Verweigerer auch in Österreich!

Adobe
Alle Welt fragt sich, wann Flash aufs iPhone kommt. Nachdem auch Microsoft-Chef Steve Ballmer „keine Absicht“ hat, Flash auf die neuen Windows Phones zu bringen, stellt sich eine Frage: Kann Flash überleben? Neben den Herstellern, hat Adobe auch mit Internet-Aktivisten zu kämpfen, die offene Standards wie HTML5 einmahnen. Bei Adobe ist man dennoch optimistisch.

Samsung Wave
Das jüngste Flaggschiff der Koreaner hat neben jeder Menge innerer Werte einen Wahnsinns-Screen. Kleiner Hinweis: Der aktuelle Touchscreen fürs iPhone kommt auch von Samsung. Man darf sich also einiges erwarten.
Leider hatte ich bei dem Video übrigens die Funktionsweise der Cam noch nicht 100% geschnallt. Ein paar Dinge sind unscharft … Ich hoffe, die werten Leser verzeihen mir das 🙂

MWC 2010: Bei Infineon zu Gast

Bevor die Pressekonferenzen der Handyhersteller fertig sind, gibt’s am Mobile World Congress noch nicht viel zu sehen. Daher schaut man gerne bei den „kleinen Stars“ vorbei. Zum Beispiel bei Infineon.

Der Chiphersteller baut einige Halbleiter für Handyhersteller. Auch wenn man das nicht bestätigt, sind auch einige Infineon-Chips im iPhone, die aus Villach kommen. Etwa der Power-Controller, der für das Strommanagement sorgt.

Gesprochen habe ich bei Infineon mit Dnal O Donnabhain. Er zeigte mir die Palette an kompletten Handyplattformen. Damit könnte man selbst Handys bauen. Fehlt nur noch ein Akku, ein Display, ein wenig Software und Plastik drum herum 🙂

Enjoy!

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=O_VuI7lAVGQ[/youtube]

Und es kommt noch mehr …

Nie wieder mit Bindung

(c) iStockPhoto, TommLVorsicht: Mit Objektivität hat das Folgende wenig zu tun, aber es muss einmal sein. Der Frust ist mittlerweile zu groß.

Wer mit seinem Mobilfunknetz zufrieden ist, profitiert zweifellos von der Stützung von Hardware. Schließlich zahlt man mit oder ohne Subvention gleich viel an monatlicher Grundgebühr das angepriesene Service.

Ist man unzufrieden – etwa weil das Netz des  Anbieters löchrig oder überlastet ist -, hat man Pech. Man zahlt und kann für eine vereinbarte nicht wechseln. NIE wieder will ich mich an einen Anbieter ketten. Ich bin seit 19 Monaten bei T-Mobile und habe seit Monaten nur ein zuverlässiges Netz: mein Wireless Lan.

Bei T-Mobile ist seit vergangenem Sommer (nicht nur in Klagenfurt wie man hört) der Wurm im Netz:

  • 3G-Datenverkehr ist – so überhaupt nutzbar – langsam und hat spürbare Latenzen. Meistens geht’s aber ohnehin nicht.
  • Manchmal streikt sogar Edge und wenn einmal etwas problemlos funktioniert, reißt die Verbindung nach 10 bis 20 Minuten regelmäßig ab. Das betrifft mobiles Internet mit Huawei-Sticks, iPhones und allen anderen denkbaren Endgeräten (getestet mit Nokia, Motorola, HTC).
  • Gespräche im 3G-Netz reißen prinzipiell nach etwa 10 Sekunden ab und erfordern einen erneuten Anruf.
  • Unter Tags ist das Netz allzu oft überlastet, was zu unerwarteten Kurznachrichten (Ein Anruf in Abwesenheit) führt.

Kurzum: Die Lage ist unerträglich. Bei der Hotline leugnet man die Probleme nicht einmal. „Uns ist bewusst, dass es die Probleme schon seit einiger Zeit gibt“, wurde mir Ende Dezember gesagt.

Wie kommt es zu solchen Problemen: Es wird viel zu wenig ins Netz investiert und dessen Betrieb teilweise zu viel zu billigen Service-Levels ausgelagert.

Seit Monaten will ich vorzeitig (19 von 24 Monaten sind „abgediehnt) aus meinem Vertrag entlassen werden. Im Gegensatz zum Anbieter habe ich meine Leistungen (Zahlung der monatlichen Gebühren) erfüllt. Bei der Gegenseite blieb das (mir bestimmte Dienste in angepriesener Qualität zu bieten) schlichtweg nicht erfüllt.

Die Argumente von T-Mobile sind haarsträubend. Einmal wurde mir an der Hotline gar gesagt, dass Apple das verbieten würde. Einen Satz später bot man mir dennoch an, gegen Bezahlung der übrigen Monatsgebühren wechseln zu können.

T-Mobile ist kein Diskonter, bei dem man das alles durchgehen lassen könnte. T-Mobile macht zudem auch keine Werbung damit, dass „hin und wieder alles funktioniert“. Die Mobilfunkbranche scheint mir die einzige zu sein, bei denen der Anbieter in den AGBs festlegen darf, seine Leistung nicht zu 100 Prozent erfüllen zu müssen. Aus Konsumentensicht ein Witz.

Es war mir eine Lehre – am 11. Juli kann ich ohne Zusatzkosten kündigen. NIE WIEDER werde ich mich mit Knebelverträgen an einen Anbieter ketten – egal, ob ich dann 500 Euro für die Hardware ausgeben muss. Ich freue mich auf den Zeitpunkt, wenn man iPhones, Androids & Co. so einfach kaufen kann wie iPods.

Die Ortskaiser

Schon lange bevor GPS-Empfänger in Handys eingebaut wurden, schwärmten viele Analysten von ortsbasierten Diensten. Location Based Services (kurz: LBS) wären eine unendliche Geldquelle, konnte man jahrelang immer wieder lesen.

Nicht zu Unrecht. Doch obwohl das Potenzial enorm ist, dümpelten diese Dienste allzu lange vor sich hin. Nicht einmal Google vermochte dieses Potenzial zu heben und jetzt kommen zwei spielerische Angebote daher, die einen spürbaren Mehrwert für den Nutzer bieten. Gowalla und Foursquare haben das Zeug, sich langfristig zu etablieren.

Location Sharing
nennt sich der  jüngste Trend der „Generation Facebook“. Mit einem „Check-in“ teilt man allen Freunden mit, wo man gerade ist. Auf Wunsch wird jeder „Check-in“ nicht nur an die Handys der Freunde geschickt, sondern gleich per Facebook und Twitter veröffentlicht – also nichts für Leute mit schwachen Nerven, wenn es um die Privatsphäre geht.

Beide Dienste sind recht jung. 2009 gegründet, hoben sie erst im vergangenen November/Dezember richtig ab. In Österreich fehlt noch die kritische Masse, um den wahren Nutzen zu erkennen. Aber auch das wird schön langsam und es macht auf alle Fälle Spaß.

Zweikampf um die Führung:
Die Gowalla-App wirkt liebevoller gestaltet, aber auch verspielter. An jedem Ort kann man virtuelle Gegenstände hinterlassen oder welche mitnehmen. Gowalla gibt es derzeit nur für Apples iPhone.

Nüchterner, aber zugleich praktischer, zeigt sich Foursquare. Es gibt Tipps und Zusatzinformationen zum jeweiligen Ort, der Spieltrieb wird durch Aufgaben gefördert. Weil Foursquare schon etwas länger am Markt ist, gibt es die App für mehrere Handys (iPhone, Android und Blackberry) sowie eine Reihe von Programmierschnittstellen (APIs). Damit könnte man Websites basteln, die etwa Besuchshäufigkeit von Lokalen auswerten und so auf deren Beliebtheit schließen. Ein anderer Dienst könnte auflisten, welche Bars von mehr Frauen oder mehr Männern frequentiert werden. Die Nutzung von Foursquare war bis vor kurzem auf einige große Städten beschränkt, erst seit Anfang des Jahres gibt es den Dienst überall.

Ähnliche Dienste wie Yelp spielen in Europa keine Rolle. Die Problematik: Noch ist unklar, welcher der beiden „Ortskaiser“ sich durchsetzen wird. Wer das jetzt nutzt, muss wohl oder übel immer zwei Mal einchecken. Mein Favorit: Foursquare. Die App wirkt wie gesagt nicht so kindisch. Zudem ist die Neueingabe von Locations (derzeit sehr wichtig) präziser, weil man in Lokalen nicht nur auf die ungenaue Zellortung per Handymasten angewiesen ist, sondern auch Adressen eingeben kann.

Wertvolle Datenbank entsteht
Sehr geschickt nutzen beide den Spieltrieb ihrer Nutzer aus, indem sie Punkte verteilen oder Abzeichen verleihen.

Gibt es eine Lokalität noch nicht, kann man sie in beiden Anwendungen leicht neu anlegen und wird dafür ebenfalls mit Punkten belohnt. Auf diese Weise könnte binnen kürzester Zeit und spielerisch eine riesige Datenbank für Lokale, Shops, Parks Museen und vieles mehr entstehen. Für Datenbanken mit solchen Points of Interests (POIs) müssen normalerweise ordentliche Summen auf den Tisch gelegt werden.

Enormes Marketing-Potenzial
Bei der Benutzung wird schnell deutlich, dass es auch einen geschäftlichen Nutzen gibt. Der Nutzer muss wissen, dass er zwar tolle Dienste umsonst bekommt und er zwangsläufig aber einen Teil seiner Privatsphäre opfert. Die Anbieter wissen genau, wo sich ihre Nutzer aufhalten und könnten dies später nutzen, um punktgenau mobile Werbung zu platzieren.

Gestern Abend war ich unterwegs und checkte versehentlich im falschen der beiden Klagenfurter Irish-Pubs ein. Just als ich Julian vom Claddagh das Potenzial dieser Dienste zeigen wollte, bekam ich während dem Check-In folgende Meldung auf den Bildschirm:

Ein User – noch dazu einer, den ich gut kenne – gab mir virtuell einen Tipp. Und wenn Ed meint, das „Bei uns“ wäre ein netter Ort, dann hat das für mich Gewicht.

Drei von vielen Marketing-Möglichkeiten:

  • Empfehlungen:
    Ich checke in Lokal A ein, werde aber durch einen Bekannten auf Lokal B in unmittelbarer Nähe aufmerksam. Spätestens jetzt muss jeder Wirt ein iPhone kaufen laufen und „Tipps“ geben. Ganz ehrlich ist das zwar nicht, aber man könnte ja auch zufriedene Stammgäste bitten, so etwas zu machen.
  • Prämierungen:
    Welcher Wirt weiß schon immer,  wer sein bester Gäste ist? Den sollte man eigentlich belohnen. Denkbar wäre es, jedem Mayor (so wird die Person genannt, die am öftesten am gleichen Ort eincheckt), einen Drink zu spendieren. Die Position des Mayors muss  jede Woche neu erstritten werden. Macht man eine solche Aktion publik, könnte es regelmäßig zu einem Rennen um den Titel des Bürgermeisters kommen.
  • Spontane Ankündigung:
    Noch ist es meines Wissens nach nicht möglich, allen Nutzern eines bestimmten Ortes eine Nachricht zu senden. Noch, denn kommen wird das ganz sicher. So könnte man den Nutzern im Umkreis von 200 Metern eine Einladung zur Happy Hour zukommen lassen. Diese Form der Werbung dürfte auch eines der Geschäftsmodelle von Foursquare und Gowalla sein.

Dasselbe ließe sich auch für Geschäfte oder Kultureinrichtungen aller Art nutzen.

Der Hauptnutzen beider Anwendungen ist für mich  eine Verbindung von realer Welt mit dem Internet. Und die ist durchaus sozial: Ist einem Nutzer fad zu Hause, so weiß er gleich, wo seine Freunde eingecheckt sind. Und so entschuldige ich mich gleich bei allen, die mich als Freund dazu tun wollen. Anders als bei Facebook oder Twitter, akzeptiere ich hier nur wenige Leute, mit denen ich tatsächlich viel privat zu tun habe.

Zehn Jahre sind genug!

Dies hier ist ein öffentliches Posting, in dem ich von ALLEN Presseverteilern dieser Welt gelöscht werden will. Ein Link zu diesem Blogpost geht als Auto-Reply an alle, die mir künftig Presseaussendungen zukommen lassen.

(c) iStockPhoto/TommL

Dies gilt übrigens auch von Verteilern für meinen Schwerpunktbereich — der Technik. Warum?

  • Weil ich 90 Prozent davon als Spam und höchstens zwei Prozent als echte Information ansehe. Die restlichen paar Prozent sind Einladungen zu irgendwelchen Presse-Konferenzen, die ich ohnehin nicht besuche, weil alle in Wien stattfinden.
  • Was in meiner Inbox landet, ist also größtenteils Werbung, die ich ohne Gegenleistung konsumieren muss. Im Gegenteil: Das Sichten, Löschen und/oder Archivieren von bis zu 100+ Mails am Tag kostet mir enorm viel Arbeitszeit. Wer partout Werbeeinschaltungen in meiner Inbox platzieren will, soll dafür bezahlen. Hier meine Kontaktdaten.
  • Weil der Sinn von Presseaussendungen ohnhin nur in der Behübschung der Welt zu sein scheint. Man darf PR-Firmen gar keinen Vorwurf machen, allzu oft die Wahrheit zu vertuschen zu wollen – das ist schlichtweg ihr Business.
  • Weil in zehn Jahren etwa ebenso viele wertvolle, für die Arbeit unverzichtliche, wichtige Presseaussendungen gekommen sind.
  • Weil Nachrichten heute ohnehin zu mir kommen – so sie denn wichtig sind. Und selbst die wenigen relevanteren Presseaussendungen kommen nicht „in time“. Wer in Wien Freunde hat, bekommt die wirklichen Geschichten schon vorher gesteckt. In der Provinz hilft es dann auch nichts, die Presseaussendung zur gleichen Zeit zu bekommen, wie das gedruckte Printwerk der Konkurrenz.

Bin ich für die PR unerreichbar?

Natürlich nicht, schließlich brauche ich ja hin und wieder etwas von so manchen Firmen/Pressestellen/Agenturen. Interview-Termine, Pressefotos, Testgeräte etc. Und genau so, wie ich PR-Treibende weiter kontaktieren werden, können sie mich auch kontaktieren: @georgholzer auf Twitter, +43-676-5332905 ist meine Nummer und meine E-Mail-Adresse kennen Sie ja 🙂

Aber ich will KEINE Presseaussendungen mehr über irgendwelche Verteiler erhalten! Bitte um Verständnis.

Was wird passieren?

Wie eingangs erwähnt, enthalten Presseaussendungen ohnehin nur in ganz seltenen Ausnahmen echte News. Einige enthalten jedoch oft Fakten und sind zur Referenz nicht uninteressant. Aber: Für die wirklich wichtigen Fälle gibt es immer Originalquellen im Netz. Unternehmen, die keine gut gepflegte Presse-Website (mit Bildmaterial, Kontaktangaben und RSS-Feeds) haben, sollten sich darüber ohnehin Gedanken machen.

Ich werde verstärkt nach interessanten Twitter-Quellen suchen und vielleicht meine RSS-Feeds etwas umsortieren. Aber versäumen . . . versäumen werde ich sicher nichts!

Ich werde ganz wenige Dinge versäumen, aber sicher nichts wirklich wichtiges. Dafür werde ich unendlich mehr Zeit für die eigentliche Recherche haben.

Wer ist Schuld daran?

Gute PR-Firmen haben zumindest einen Unsubscribe-Link. Gute PR-Firmen schicken nicht alles an jedem (, nur weil sie pro Presseaussendung kassieren können). Gute PR-Firmen bombardieren mich nicht mit Kindernahrung, Schigebieten, Igloos in den Alpen oder irgendwelchen Buzzwords aus der “Web 2.0-Unternehmenswelt”, die sie selbst nicht verstehen.

Die Lehren daraus?

Ich hoffe, dass sich möglichst viele Journalisten dem anschließen (realistischerweise werden es drei oder vier sein). Es ist an der Zeit, dass Institutionen wie der PRVA zu einem Gütesiegel oder weiß ich was durchringen müssen, in denen gewisse Regeln eingeführt werden, wie man E-Mails einsetzt. Es kann nicht sein, dass Journalisten nur aufgrund ihrer Funktion zum Ziel von legalen Spam-Attacken werden!

Es muss Verpflichtungen geben, zu segmentieren: Wer betreut welches Ressort? Wem sollte man ein Themengebiet überhaupt nicht zukommen lassen?

Zumindest ein Unsubscribe-Link sollte PFLICHT SEIN! Ich habe gerade nachgeschaut — seit meinem Blogbeitrag vom 3. September 2008 (!?!) hat sich nichts bis gar nichts getan.

Make it free, earn money

Ich schau mir gerade eines der wohl größten Internet-Ereignisse an: Das Konzert von U2 in der Rose Bowl in Los Angeles. Die Qualität des 1 Megabit-Streams ist großartig.

u2-youtube-550

Ich bin schon gespannt auf die Statistiken danach. Ich schätze Mal, dass hier Millionen zugeschaut haben. 1 Million x 1 Megabit/s = ein bissi viel Bandbreite. Die Kosten der Übertragung für YouTube müssen enorm gewesen sein.

Doch Events wie diese sind nicht nur für wahre Fans großartig. Sie verändern auch Geschäftsmodelle und ganze Branchen nachhaltig. Warum? Weil damit der Beweis angetreten wird, dass GRATIS zum Geschäftsmodell wird.

Gib etwas umsonst her und mache damit Geschäft – nichts klingt absurder. Aber: Ich hab mir grad zwei Live-DVDs bestellt. Gut 50 Euro Umsatz, die sonst nicht passiert wären.

Geschäftsmodelle wandeln sich auch bei mir:

  • Auf diesem Blog schreibe ich kostenlos, bekomme aber auch viele Tipps für das, was ich in Print gegen Entgelt schreibe. Und nebenbei lerne ich hier viel über den Aufbau von Communities, für das andere viel Geld ausgeben müssen.
  • Auf diesem Blog gibt es allgemeine Tipps zu Technik, Web und Netzkultur. Spezifisches Consulting mache ich auch – allerdings nur gegen Bezahlung.
  • Ich organisiere Mini-Events for free und bekomme so hin und wieder Aufträge, um vor größeren Communities (das nächste Mal an den Cable Days in Salzburg) aufzutreten.
  • Ich gebe hin und wieder gerne Radiointerviews, was sich auf Messen getan hat. Das mache ich ohne Entgelt, erhöht jedoch meine Bekanntheit, was wiederum zu anderen Geschäften führt.

Kostenloses Audiobook als Tipp

Alles ist im Wandel. Wie lange gibt es das Web? 20 Jahre? Was hat sich nicht alles in dieser relativ kurzen Zeitspanne verändert? Welche Geschäftsmodelle sind schon auf den Kopf gestellt worden? Das U2-Konzert ist nur eines von vielen Beispielen, wie aus Geschenken gute Geschäfte werden.

Viele weitere Beispiele gibt es im Buch von Chris Anderson „Free Kostenlos – Geschäftsmodelle für die Herausforderungen des Internets“ (Amazon-Link).

Noch mal ausgeschrieben: Jedes digitale Geschäft wird irgendwann einmal Gratis werden? Dazu müssen sich allerdings die Geschäftsmodelle ändern.

Und wie es sich für die Internet-Gesellschaft gehört, gibt es auch ein Hörbuch dazu. Konsequenterweise bietet Anderson die volle Länge des Audiobuchs kostenlos an.

Garantiertes Minimum

In letzter Zeit rückt die Bewerbung des theoretisch-bestmöglichen Maximal-Tempos einer Handy-Internetverbindung immer mehr in den Hintergrund. Zumindest kommt mir das rein subjektiv vor. Der Grund wird wohl in der Bliebtheit des mobilen Breitbands sein, das in Österreich einen sehr hohen Durchdringungsgrad erreicht hat.

tele2

Je beliebter das mobile Internet ist, umso mehr kommen die Mobilfunker in die Bredouille, das Versprochene auch zu liefern. Niemand wird an die inserierten 7,2 Megabit/s kommen. Auch die theoretisch möglichen 100+ Megabit/s der UMTS-Weiterentwicklung LTE könnten für alle Zeiten eine Utopie sein. Lediglich im Kleingedruckten wird darauf hingewiesen, dass es sich um die Maximal erreichbare Geschwindigkeit aller Surfer in einer Zelle handelt.

Hans Peter Lehofer, Wiener Jurist und Telekommunikationsrechtsexperte, spürte einen Bericht britischer Abgeordneten zur Breitbandregulierung auf. In dem wird eine exzellente Idee diskutiert:

„We are unimpressed by the current approach of advertising a maximum speed, which few if any customers will actually achieve. Although we recognise that speeds can be affected by many different variables, we do not consider the current method of advertising broadband speeds to be acceptable. … Hence we recommend that Ofcom regulate to require ISPs to advertise a minimum guaranteed speed for broadband connections.“

Fett markiert ist der letzte Satz übrigens auch im Originalbericht – zu lesen auf Seite 36.

Zu Deutsch: Alle Internet-Provider (Überbuchung kann es auch im Kabel-Internet geben) sollten nicht nur das Maximaltempo bewerben, sondern müssten auch immer das garantierte Minimal-Tempo angeben.

Genial, oder? Wer hat Probleme, die beworbenen X Megabit/s zu erreichen?

Ich fordere!

Eben als Presseaussendung bekommen:

T-Mobile Austria begrüßt Bekanntgabe des Termins für die Mobilfunk-Frequenzauktion in Deutschland und fordert rasche Vergabe der Digitalen Dividende an den Mobilfunk auch in Österreich

Was T-Mobile kann, sollte auch ich zustandebringen. Hier meine Botschaft fürs Volk:

Georg Holzer ist verwundert über das alleinige Vorpreschen der Bundesrepublik und fordert: Der jetzige Eigentümer der Frequenzen (wir alle, die Bürger) sollen sich nicht drängen lassen. Er soll überlegen, ob es nicht andere, alternative Verwendungen für dieses wertvolle Frequenzspektrum gibt.

Die Wahrheit ist doch die: Realistischerweise sind die Frequenzen vor 2015 eh nicht sinnvoll nutzbar. Warum?

Die Zuweisung auf internationaler Ebene (Regionale Funkkonferenz Genf 2006, GE06) hat im Wesentlichen nur Bedeutung für grenzüberschreitenden Aussendungen. Was im Landesinneren passiert, können die Staaten selbst festlegen — aber das ist für Österreich nur sehr eingeschränkt möglich, denn fast jeder Sender reicht (mit seiner Störreichweite, die wesentlich weiter geht als das nutzbare Signal empfangen werden kann) über die Grenze. Daher sind in aller Regel jedenfalls in den kleineren Staaten wie zB Österreich oder Schweiz die nationalen Zuweisungen gleich wie die internationalen, und Änderungen werden möglichst im Gleichklang mit den Nachbarstaaten umgesetzt.

Als (funktechnischer) Nachbarstaat und Klotz am Bein gilt übrigens auch Kroatien. Selbst wenn die EU bis 2012 das Spektrum der digitalen Dividende geräumt haben will, gibt es immer noch Kroatien. Dass es dort einen derart schnellen Übergang von analogem auf digitales Fernsehen geben wird, ist schwer vorstellbar.

Wieso die Eile? In der Frequenzbereichszuweisungsverordnung wurde ohnehin bereits festgelegt, dass in diesem Band keine Neuzuteilungen mehr für Rundfunkdienste geben soll.

Abwarten kostet nichts!
Gut möglich, dass die Mobilfunker aus einer Furcht heraus drängen, dass es in absehbarer Zeit alternative Nutzungs-Szenarien für dieses wertvolle Band gibt.

3000 Euro, wenn die Freiheit kommt

time-cover

Robert Lam ist Fotograf in den USA. Als er vor eineinhalb Wochen das Time Magazines sah, freute er sich ganz besonders: Die ehrwürdige Publikation wählte eines seiner Fotos, die er bei iStockPhoto anbot, für das Cover aus.

Bei iStock bietet er 233 Fotos an, das Münzglas wurde bis dato fünfmal gekauft. Umsatz damit: geschätzte 50 bis 150 Dollar — vor Abzug der Kosten, Bezahlung von Steuern, Sozialversicherung etc.

Das Time Magazin bezahlte für das Foto übrigens 150 Dollar (Extended License), nach Abzug der Spesen bekam Lam für sein Bild 30 Dollar. Gar nichts, wenn man bedenkt, dass Fotografen für ein Foto am Time-Cover auch 3000 bis 10.000 Dollar bekommen.

Dementsprechend gereizt ist die Kollegenschaft. Lam wird in Online-Foren gar nicht sanft angepackt und nach der Debatte über das “Ende des Journalismus” haben Amerikas Medientheoretiker die nächste Diskussion:

Time’s $30 Cover Photo: The Scary Realities of Supply and Demand.

Das Angebot senkt die Preise

Die Angebotsseite bekam gewaltig Übergewicht. Die digitale Revolution und immer bessere Kameras bringen es mit sich, dass jeder, der eine Ixus halten kann, auch brauchbare Bilder für die Zeitung knipsen kann. Das Angebot an kommerziell verwertbaren Bildern (Wikimedia Commons, Creative Commons oder Public Domain Bilderquellen) wird mit jeder Sekunde umfassender und nicht zuletzt beweisen sogar Verlage (selten aber doch), dass sie Bilder klauen können.

Die Nachfrageseite blieb dagegen annähernd konstant.

Österreich als Gewerbe-Albanien

Die Diskussion mag zwar neu sein, die Thematik ist an sich ist es aber ganz und gar nicht. Zum Glück, möchte mancher Fotograf in Österreich meinen, ist die Diskussion hier überflüssig. Die Alpenrepublik ist das Fotografie-Albanien dieser Welt. In keinem anderen Land der Welt gibt es einen so gewaltigen Schutz vor Konkurrenz wie hierzulande.

Um das Handwerk des Berufsfotografen ausüben zu dürfen, sieht die Gewerbeordnung (GewO) strenge Zugangskriterien vor. Wer meint, dieser Ananchronismus hätte sich längst überlebt, irrt. Erst im vergangenen November wurde die Gewerbeordnung für die Bildablichter “novelliert”. Die Änderungen waren gravierend. So wurde etwa die Wortfolge “Gewerbe des Fotografen” durch die Wortfolge “Handwerk des Berufsfotografen” ersetzt.

Fotografen sind Modernisierungs- und Digitalisierungsverlierer par excellence. Einziger Zweck einer solchen — wie gesagt: einzigartigen — Gewerbeordnung ist es, Wettbewerb mit allen Mitteln zu verhindern.

Doch es gibt mehrere Abstufungen von Fotografen. Am unteren Ende sind etwa die Pressefotografen — ein freies Gewerbe. Dieser darf jedoch nur ganz wenig Dinge — etwa von einer Redaktion zu einem Termin geschickt werden. Fotos am Weg dorthin darf er ebenso wenig zu Geld machen wie just am Ort selbst geschossene Fotos. Warum? Weil sie lediglich zeitnah zum eigentlichen Event verwertet werden dürfen.

Schon 1996 (ein Jahr nach unserem EU-Beitritt) schrieb Christa Dertnig im Wirtschaftsblatt:

Jede noch so gelungene Aufnahme des Bundeskanzlers oder eines rasanten Formel-1 Boliden ziert als Titelseite von Wochenmagazinen tagelang das Straßenbild. Der Pressefotograf darf die Fotos aber weder dem Politiker als Paßfoto noch dem Autohersteller als perfekten Schnappschuß für die Werbung verkaufen – da ist in Österreich die Gewerbeordnung vor. Ganze Kabarattprogramme ließen sich mit solch absurden Beispielen füllen.

Enormer Schaden der Blockade

Verlierer sind wir alle: Österreichs Volkswirtschaft, einzelne Bürger, aber auch die Fotografen selbst – und das nicht trotz sondern gerade wegen ihres Mauerns:

  • Pfusch & Spitzelwesen: Fast kein Pressefotograf, den ich kenne, verdient mit seinem Gewerbe genug, um davon zu leben. Was machen einige? Sie pfuschen und fotografieren trotz ihrer eingeschränkten Gewerbeberechtigung auf Hochzeiten, lassen sich von Unternehmen für Werbefotos engagieren oder verkaufen Fotos auf Stock-Seiten.
    Auch so mancher “Teilfotograf” bietet Dienste an, die er nicht dürfte. Etwa Hochzeitsfotos. Weil das einigen ein Dorn im Auge ist, gibt es Kontrollanrufe und bisweilen sollen sogar “Kollegen” bei diversen Trauungen vorbei schauen, um zu wissen, wer wo welche Fotos macht.
  • Angebot und Nachfrage verhalten sich in Österreich nicht viel anders als im Rest der Welt. Auch hier werden immer bessere Kameras verkauft, auch hier fotografieren ambitionierte Hobbyfotografen so gut, dass so mancher Profi sich verstecken kann. Deren Motivation ist um ein Vielfaches höher, sie haben — ganz im Gegensatz zu vielen Profis — Spaß am Fotografieren.

  • Verlage sparen und stellen entweder Fotografen an oder bedienen sich auf Stock-Seiten. Ein kleiner Preisvergleich. So um die 30 bis 50 Euro kosten Fotos für Tageszeitungen. Eigentlich schon ein Witz, wenn man damit eine Familie ernähren will. Aber es kommt noch dicker:
  • Stock-Preise fallen und fallen: Im Vergleich zu den bisher bezahlten Preisen ist das Angebot auf iStockPhoto ein wahres Schnäppchen. Unter 500.000 Stück Auflage bezahlt man nur rund zehn Euro für druckfähige Bilder. Bei Fotolia ist man bereits ab drei Euro dabei. Und im Abo bekommt man täglich 25 Fotos für monatlich 208 Euro.
  • Schaden für Österreichs Volkswirtschaft: Weil nur Vollfotografen Stock verkaufen dürfen (und die in der Regel keinen Tau haben, dass es so etwas gibt), machen Ausländer dieses Geschäft zu nahezu 100 Prozent.
    Gerade in Krisenzeiten sollte man Gewerbeöffnen und so viel unternehmerisches Handeln ermutigen, wie irgendwie möglich. Doch denkste, es wird gemauert!
  • Innovation behindern: Dass die Fotografen-Gewerbeordnung den Fortschritt behindert, klingt weit hergeholt. Ist es aber nicht. So sieht die Gewerbeordnung vor, dass fast niemand mit Fotos Geld verdienen kann – es sei denn man ist Berufsfotograf. Das gilt für alle alle Fotos und jede Art von Geschäftsmodell. Hier nur drei Beispiele, die mir auf die Schnelle eingefallen sind.
     

    • Wie wäre es etwa mit einer Website, die anhand selbst geschossener Fotos zeigt wie schön Österreich ist und Google Ads drauf hat. Geht nicht, kommerziell.
    • Oder wie wäre es mit einem Dienst, der einem bei der GPS-Navigation mit Hilfe von Fotos unterstützt? Geht nicht, es sei denn man verschenkt das gesamte Produkt.
    • Oder Google Maps? Wenn der Suchmaschinenanbieter einen österreichischen Fotografen findet, der ihm die Gewerbeberechtigung überschreibt, darf Google Streetview anbieten. Wenn nicht, eben nicht. Auch ein Klagenfurter Webstartup soll Probleme mit der Stahlhelm-Fraktion der Fotografen-Innung gehabt haben.
  • Trägheit mangels Wettbewerb: Wie viele Profifotografen sind noch am Neuesten Stand der Technik und haben zeitgemäße Workflows? Ich würde schätzen nicht einmal ein Drittel. Warum es gerade in dieser Branche dazu kommen konnte ist auch klar: Mangels Wettbewerb durch die Gewerbeordnung war dies gar nicht nötig.
  • Nachwuchs: Auch hierzulande ist es immer seltener, dass Fotografen Lehrlinge ausbilden. Daher könnte es irgendwann zu einem Engpass kommen. Gewollt oder nicht …
  • Ungenutzte Chancen: Diesen Eintrag wollte ich schon seit sehr langer Zeit los werden. Drauf gebracht hat mich heute die aktuelle Episode des Foto-Podcasts “This Week in Photography”. Darin ging es eben um das erwähnte Bild von Robert Lam und die Konsequenzen für die Fotografen.
    Einer der Profis, Scott Bourne, erzählte von seinem — ganz pragmantischen — Zugang zum Problem: “Ich bilde die jungen Leute aus, anstatt mich mit ihnen zu konkurrieren.” Auch eine Idee, wenngleich ich keinen Profi-Fotografen persönlich kenne, der bezahlte Kurse für Hobby-Fotografen anbietet.

  • Gleichstellung mit EU-Bürgern: Wie bereits erwähnt, ist Österreich eines der wenigen Länder, wenn nicht das letzte Land der Welt, indem es nicht erlaubt ist, für Geld den Auslöser zu drücken. Deutsche Fotografen in Österreich sind im Vorteil. Widerspricht das dem Gleichheitsgrundsatz?

Begründung? Da lachen ja die Hühner!

Die Zugangsbeschränkung sei zum Schutze des Konsumenten da, wird begründet. Der soll doch nicht etwa drauf zahlen, wenn er schlechte Qualität bekommt. Man stelle sich vor: Ein Profi-Fotograf würde schlechte Bilder einer Hochzeit machen. Der schönste Tag im Leben wäre ruiniert!

Abgesehen davon, dass das sicher noch NIE passiert ist, gibt es auch Reputation, Online- oder Freundes-Empfehlungen und Porfolios, anhand derer man die Qualität einer jeden Dienstleistung beurteilen kann. Zudem wäre eine “Geld-Zurück-Garantie bei Nicht-Gefallen” mehr im Sinne des Konsumenten als ein Reglementieren des Zugangs.

Welche Notwendigkeit dieser Protektionismus heute noch hat, konnte mir auch die Wirtschaftskammer nicht erklären. E-Mails mit entsprechenden Anfragen an die Innung blieben stets unbeantwortet. In endlosen Threads diskutieren Hobby-Fotografen mit der Mauer-Fraktion in diversen Foren.

Ändern wird sich nichts. Warum? Weil diejenigen einer Öffnung zustimmen müssen, die geschützt werden müssen. Und laut jammern auch diejenigen, die durch ein Schlupfloch überhaupt zum Gewerbe kamen. Vor ein paar Jahren war es gängige Praxis einiger Pfuscher, jedes Jahr bei der Kammer eine Selbstanzeige zu erstatten. Dafür bezahlte man zwar eine Strafe, konnte so aber über die Jahre seine Praxis nachweisen.

Georgs Bruch der Gewerbeordnung

Ich würde mich nicht als guten Fotografen bezeichnen, aber doch als ambitionierten Hobbyisten. Ich bin zwar weder gut, noch perfekt, aber ich ich fotografiere für mein Leben gerne. Und viel. Ich bilde mir ein, ein wenig besser geworden zu sein.

Wer will, kann sich jederzeit von der (hoffentlich immer besser werdenden) Qualität meiner Fotos auf Flickr ein Bild machen: www.flickr.com/photos/georgholzer

Und ja: Auch ich habe schon (ohne Gewerbeschein) Geld mit Fotos verdient. Als Journalist darf man Fotos zu eigenen Geschichten machen. Und einmal habe ich gegen das Gewerberecht verstoßen und ein Foto verkauft.

Panorama - Ring of Kerry, Beach

Eine irische Mineralwasserfirma bot mir 300 Euro (Steuer und Sozialversicherung habe ich bezahlt) für das obenstehendes Panorama an. Darin platzierte sie dann eine Frau und machte ein Video draus. Gesehen habe ich es nie, eine Videokassette liegt hier noch irgendwo rum.

Gemacht habe ich dieses Foto übrigens mit einer Canon Ixus 300 — und hier liegt auch noch ein weiteres (leise ausgesprochenes) Argument der Fotografen-Innung begraben. Der Zugang zum Gewerbe müsse beschränkt sein, um die Investitionen der Fotografen zu schützen. Ein “Argument”, das hinten und vorne nicht stimmt, denn

  • auch Geld sollte nie ein Hindernis für unternehmerische Tätigkeit sein und
  • teure Kameras machen nicht zwangsläufig bessere Bilder.

Mein 3000-Euro-Deal

Und obwohl man kein Geld damit verdienen darf, kaufen sich immer mehr Leute immer bessere Spiegelreflex-Kameras. Wozu? Weil sie Freude daran haben. So wie ich. Erst unlängst kam ich unerwartet an einen größeren Auftrag (nichts mit Fotos zu tun) und habe ziemlich aufgerüstet.

Zur Nikon D700 kamen noch ein paar Objektive (14-24 mm f2.8, 24-70 mm f2.8, 105 mm VR Micro f2.8, 70-300 mm VR f3.5-5.6, 50 mm 1.4), ein Blitz, mehrere Taschen und weiteres Zubehör. Ich beklage mich nicht, dass ich das investierte Geld vermutlich nie wieder verdienen werde können. Im Gegenteil, ich habe Freude an dem Zeugs.

Allerdings nehme ich schon jetzt Aufträge für den Tag entgegen, wenn der Fotograf ein freies Gewerbe wird. Billig hab ich’s noch nie gemacht. 3000 Euro wird man für die Tagespauschale schon hinlegen müssen. Im Jahr 2050 eine wahre Okkasion und bis dahin habe ich noch sehr viel Zeit, besser zu werden. Wer bucht mich für den ersten Auftrag?

Ein genialer Marketing-Coup

Medien sind unter Druck. Den Tageszeitungen scheint nicht nur die Wirtschaftskrise zunehmend weh zu tun, sondern auch Content-Piraten. Richtig gehört: Leute, die etwas in einer Zeitung oder News-Website lesen und diese Inhalte dann stehlen.

Dass hier „akuter Handlungsbedarf seitens der Politik“ besteht, hat nun auch der Verband Österreichischer Zeitungsverleger (VÖZ) endlich erkannt!

Es geht darum, dass Inhalte, die von den Medienhäusern verlegerischer Herkunft auf ihren unterschiedlichen Plattformen angeboten werden, vor einer genehmigungslosen Nutzung, welche über die im Urheberrecht klar geregelte Vervielfältigung zum eigenen Gebrauch von Privatpersonen hinausgeht, zu schützen.

Absolut! Gerade weil bisher schon klar ist, was über eine „geregelte Vervielfältigung zum eigenen Gebrauch von Privatpersonen“ hinaus geht, brauchen die Verlage neue Regeln.

(cc) ibcbulk

Und weiter geht’s!

Es muss deutlich gemacht werden, dass jede Vervielfältigung oder Verbreitung solcher Inhalte im unmittelbaren bzw. mittelbaren kommerziellen Zusammenhang rechtliche Konsequenzen nach sich zieht.

Warum? Weil es jetzt klarerweise niemandem bekannt ist, dass man Inhalte zur kommerziellen Verwendung nicht stehlen darf.

Der böse Content-Dieb wurde auch schon lokalisiert. Er sitzt natürlich im Internet! Und gegen das böse Internet lässt sich natürlich etwas unternehmen. Eine der drei Forderungen des VÖZ an die Politik lautet daher:

Essenziell ist die gesetzliche Normierung einer klaren Verpflichtung der Internetzugangs-Provider zur zeitlich befristeten Speicherung von Nutzerdaten (Zuordnung von IP-Adressen) und zu deren Herausgabe an den Verletzten bei urheberrechtsverletzender Content-Nutzung. Datenschutz darf nicht als Deckmantel für Rechtsverletzungen missbraucht werden.

Im Ernst?

  • Der Besuch einer News-Website heißt nicht zwangsläufig dass dort Inhalte geklaut werden. Was wollt ihr damit beweisen? Und vor allem: wie?
  • Der Besuch einer Website mit irgendwelchen News ist längst nicht erforderlich, um Inhalte derselben zu klauen. Leute, es gibt RSS-Feeds und aus JEDER Site (auch solcher mit kastrierten Feeds) kann man Volltext-Feeds machen.
  • Jede zusätzliche Beschneidung der Privatsphäre schränkt auch die Möglichkeiten der Arbeit von Journalisten ein. Wenn es die Möglichkeit gibt, zu überprüfen wer wann auf welcher Site gesurft hat, wird das auch genutzt. Das Redaktionsgeheimnis ist damit genauso ausgehöhlt wie der Schutz von Informanten.
  • Klar gibt es ein Copyright auf das Geschriebene. Aber: Gibt es tatsächlich ein Copyright auf die eigentliche News? Darf niemand erwähnen, dass X vorgefallen ist?

Und weil Politikerinnen und Politiker ohnehin recht wenig Ahnung vom Internet haben, werden sie dem Wunsch der Verleger wohl nur allzu gerne nachkommen. Der VÖZ beweist damit allerdings eines: seine weltfremde Sicht auf neue Medien. So funktioniert das Web nun einmal nicht und man schadet sich so nur selbst.

Aber vielleicht steckt etwas Größeres dahinter. Ein „Evil Masterplan“ der ganz besonderen Art. Eine jederzeit anzapfbare Vorratsdatenspeicherung wäre ein grandioses Marketing-Instrument. Wenn bekannt ist, wer oft auf der Website XY kostenlos Nachrichten liest, dem könnte man doch auch ein ähnliches (zu bezahlendes) Medium schmackhaft machen …

Update: Könnte! Man beachte den Konjunktiv. Diese Möglichkeit traue ich niemandem wirklich zu. Aber ausgeschlossen ist sie nicht, zumal es Lücken geben kann, auf die dann andere mit weniger redlichen Absichten zugreifen können.