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Der PR fehlt ein Link

Vor ein paar Tagen entbrannte auf Eds Blog eine heftige Diskussion rund um PR und insbesonders um Presseaussendungen per E-Mail. Mein Kritikpunkt: PR-Agenturen sehen Journalisten manchmal als Freiwild, was das Zusenden von Presseaussendungen anlangt.

Wenn man an manchen Tagen mehr als 100 Mails erhält, ist das eine Flut, die man kaum mehr sinnvoll abarbeiten kann. Dazu kommt noch, dass vieles, was in meiner Inbox landet, für mich in keinster Weise relevant ist. Obwohl mich Aussendungen von Thermen, Veranstaltungen ausländischer Kultureinrichtungen, der neueste Ramsch bei Tschibo/Eduscho oder „informative Nachrichten“ zu Damenmoden genauso interessieren wie umgefallene Reissäcke in China, landen derlei Aussendungen ständig in meiner Inbox.

Das Problem:

  • PR-Treibende (meine Vermutung) wissen oft gar nicht, wen sie beglücken. Vielfach kennen sie die beglückten Medien gar nicht selbst. Die Gießkanne wird einfach gekippt.
  • Zugegeben: Es ist nicht einfach, eine Datenbank zu führen, die alle Interessen der einzelnen Journalisten beinhaltet.
  • Kann es sein, dass Aussendungen auch nach ihrem Verteiler bezahlt werden? Wie gesagt, das weiß ich nicht, aber ich halte es durchaus für möglich. Zudem arbeiten Agenturen in mehreren Brachen, weshalb die Verteiler granular „getunt“ sein müssen. Ich weiß, dass das extrem viel Aufwand ist.
  • Es ist billig. Man stelle sich vor, ich bekäme 100 Briefe am Tag. Abgesehen vom ökologischen Standpunkt, ist E-Mail ein zu billiges Medium. Ohne einen Cent mehr zu bezahlen, kann man 1000 weitere Adressaten in den Verteiler reinklopfen.

Die Lösung: Liebe PR-Treibende, lasst Journalisten entscheiden, ob sie eure Aussendungen haben wollen! Etwa durch gute Pressewebsites, die einen Subscribe-Button haben. Wenn ich mich für Firma XY interessiere, werde ich XY.com, XY.at oder XY.de schon ansurfen und dort die Pressewebsite suchen. Wenn eure Inhalte für mich relevant sind, werde ich sie auch abonnieren.

Meine Lösung: Jeder Absender, der mir ab jetzt irrelevante Aussendungen schickt, landet im Spam-Filter. Schade nur, wenn es künftig doch interessante Nachrichten gibt …

Die Minimal-Lösung: JEDES einzelne E-Mail müsste einen gut sichtbaren, bequem zu erreichenden Unsubscribe-Button haben. Eigentlich sollte das Pflicht sein, doch leider halten sich nur sehr wenige – auch große – Agenturen und Firmen daran.

Die untenstehenden Listen sind Momentaufnahmen der letzten Tage, zufällig ausgewählt und sehr einseitig, was die Branchen angeht. Nicht, dass ich deren Aussendungen für irrelevant für mich halte – oft ist das Gegenteil der Fall. Aber sie müssen eben herhalten, weil sie die jüngsten Meldungen in meiner Inbox sind.

Wer hat Unsubscribe-Infos in Aussendungen? 🙂
Vielfach gibt es nur die Info, dass ein Abmelden möglich ist. Entweder per E-Mail-Antwort oder (besser, aber ganz selten) per Link zu einem Subscription-Manager.

  • PleonPublico für Sony, Logitech, Microsoft, Telering (verbesserungswürdig, weil nur im winzigen Kleingedruckten und ohne Link)
  • Omega Marketing für Falk Navigationsgeräte
  • Agentur HadacPR für Epson (entsprechende Passage in der Aussendugn sogar farblich hervor gehoben)
  • Agentur Hochegger für die Telekom Austria, HP
  • Agentur results & relations für Loewe, Terratec, devolo
  • Agentur Skills für ebay, ÖIAT, WKÖ, Paybox
  • Shuttle
  • Intel
  • Agentur Widter PR für Lenovo
  • OpenSource-Press (vorbildlich gehandhabt mit Link zum Subscription Manager)

Wer ignoriert das völlig? 🙁

  • Pioneer
  • Tele2
  • Ericsson
  • Portio Research
  • Sennheiser
  • Okto.tv
  • Learnchamp.com
  • 123people.at
  • Agentur LewisPR für Corel
  • Agentur HardvardPR für Sony Playstation
  • Retronic
  • Agentur Accedo für Canon und Dell
  • Erdbeerlounge.de (ja, das gibt es wirklich)
  • Kodak
  • BenQ
  • FMK
  • Electronic Arts (hier reichte nicht einmal ein E-Mail und ein Anruf zum Storno)
  • Sharp
  • Nikon
  • 3
  • UPC
  • Future Network
  • Dimoco
  • Agentur Courage PR für Microsoft, Toshiba
  • Agentur Pleon Publico für CEE Wirtschaftsforum
  • Agentur Flutlicht PR für Asus
  • Agentur AS Markom für Knoll Ontrack
  • Nokia
  • Siemens
  • Pressedienst der Stadt Düsseldorf
  • Alcatel-Lucent Austria
  • Agentur astlPR für Novell
  • Cisco
  • Red Zac
  • Agentur Trademark PR für One for All
  • Agentur Ecker & Partner für Fujitsu Siemens, Saturn
  • Agentur 100zehn für TomTom
  • Agentur Public Interest für Deloitte
  • Philips
  • Markt und Technik
  • Acronis
  • Agentur Bettertogether für Austria Solar
  • Agentur Professional PR für Adobe
  • Canon
  • Agentur Alpha Affairs für Samsung
  • AMD
  • Agentur corporate identity prihoda für das Österreichische Parlament
  • Tripwolf
  • Business Network Berlin
  • Paraflows (hat vorher angerufen, ob sie was schicken darf)
  • Agentur L&W Communication für Jabra
  • Agentur Text100 für Mio
  • Agentur United Communication für Olympus

Klar kann man jedes E-Mail mit ein paar Zeilen beantworten und so die Presseaussendung abbestellen. Und vielmehr sagen selbst die oben genannten Firmen nicht. Allerdings kostet das um ein vielfaches mehr Zeit als ein einfacher Löschvorgang, schließlich will man das ja auch höflich begründen. Ich hab dafür ein Standard-Mail, worin ich um Verständnis bitte, dass meine Mailbox ohnehin schon überquillt.

Viel einfacher wäre es, wenn ich das mit einem einzigen Link erledigen könnte, der in den Browser führt, wo ich die Abbestellung nur noch mit einem zweiten Klick bestätige. So eine Lösung haben nicht einmal die besten Agenturen. Man muss schon froh sein, wenn man im Kleingedruckten auf die Kündigungsmöglichkeit hingewiesen wird.

Wie kommt man von der roten Liste herunter?
Indem die betreffende Agentur oder Firma ihr Kommunikationsverhalten insofern ändert, als dass ein Unsubscribe-Link in deren Mails kommt. Keine Angst, bei den meisten dieser Unternehmen werde ich den nicht nutzen. Wenn ich entsprechende Mails oder kommentare erhalte, werden die Listen aktualisiert.

Ist so eine Kleinigkeit im Sinne eines guten Miteinanders von Journalismus und PR zu viel verlangt? Ich glaub nicht.