Warum Gesetze gebrochen werden dürfen

Zwei nicht geschriebene Antworten auf Facebook-Mails brachten mich in letzter Zeit noch mehr zum Nachdenken:

Erstens: Ein Kollege fragte mich, warum ich meine seit sieben Jahren (!) gleichgebliebenen (in einem Fall sogar gesunkenen) Honorarsätze nie nachverhandelt habe. Ich wollte daraufhin antworten:

Ich hab das schon länger vor. Demnächst sprenge ich den Tresor des Medienhauses XYZ!

Zweitens: Eine Freundin sah mich fotografierend durch die Klagenfurter Innenstadt gehen und fragte mich, warum ich denn all die Geschäfte fotografiere. Meine Antwort als Teaser für klu2.at sollte lauten:

Warte ab, hab‘ noch ein bisschen Geduld. Nächste Woche platzt eine Bombe!

Beide Antworten in diesem Wortlaut habe ich mir verkniffen. Warum? Weil ich daran dachte, dass irgendein Software-Algorithmus dies missverstehen und Alarm schlagen könnte. Ohne es zu wissen, wäre ich für die Obrigkeit womöglich zu einem möglichen Terroristen oder potenziellen Bankräuber geworden.

Diese beiden Dialoge haben so nie stattgefunden, weil durch den ständigen Gedanken an staatliche Überwachung eine Schere im Kopf aufging. Eine Schere, die bis zur Selbstzensur führte. Eine Schere, die sich gerade erst ein wenig öffnete. Eine Schere, die nicht erst in fünf, zehn oder zwanzig Jahren ein gewaltiges Problem für unsere Gesellschaft darstellen wird. Unsere Gedanken werden allmählich von uns selbst beschnitten. Wohin führt es, wenn nicht einmal mehr ein dummer Spruch verschriftlicht werden kann? Wenn nicht einmal meine Freunde  meinen eigenartigen Humor verstehen … wieso soll dies bei Software des Heeresabwehramtes oder der NSA der Fall sein?

Fortschritt kommt auch vom Verstoß gegen Normen

Damit sich eine Gesellschaft entwickelt und ihre Gesetze den jeweiligen moralischen Vorstellungen der Zeit anpasst, muss es möglich sein, dass einzelne an den Rand des Erlaubten oder auch darüber hinaus gehen dürfen. Eine Gesellschaft, die sich zu einhundert Prozent strikt an alle geschriebenen und nicht geschriebenen Regeln hält, macht keine Fortschritte!

Ausgerechnet der schwarze Barack Obama müsste das wissen, denn am offenkundigsten ist dies bei der Bürgerrechtsbewegung der USA. Was wäre passiert, hätte Rosa Parks ihren – eigentlich verbotenen – Sitzplatz in einem Bus in Montgomery, Alabama, gar nicht erst eingenommen? Wäre es zum Marsch auf Washington gekommen, wenn alle Unterredungen Martin Luther Kings überwacht worden wären? Gäbe es gleiche Rechte für alle, hätte Malcom X eine omnipräsente Bespitzelung zu fürchten gehabt?

Rosa Parks und Barack Obama, Montage

Wäre ausschließlich nach den geltenden Regeln gehandelt, gäbe es vermutlich auch keine Rechte für Homosexuelle oder ein Wahlrecht für Frauen.

Weg von den USA, blicken wir in die österreichische Gegenwart: Gäbe es keine aufrichtigen Beamte, die immer wieder und verbotenerweise Aufdeckungsjournalisten Material zu Korruptionsfällen zugespielt hätten, gäbe es keine Verschärfung der politischen Spielregeln in Österreich. Freilich: Diese Gedanken sollen keinen Freibrief zum Bomben, Rauben oder anderen Rechtsbrüchen darstellen. Vielmehr will ich damit sagen, wie sehr in mir die Sorge ob der ständigen Überwachung von Staaten (und auch der politischer Parteien) wächst.

Ist Orwells 1984 schon Realität? Vielleicht noch nicht, denn zumindest darf man so etwas heute noch schreiben. Aber wie lange noch? Wann führt eine so öffentlich geäußerte Meinung wie diese zu einem Einreiseverboe in die USA oder dazu, dass man auf einer „No-Fly-List“ landet?

Fotohinweise: Rosa Parks: United States Information Agency, NSA: unbekannter Autor lt. Wikipedia, Obama: whitehouse.gov

Es gibt mehr als IT-News-Nerds

Ich liebe IT-News – von so manchen haarsträubenden Gerüchten über zu echte Neuigkeiten bis hin zu gut recherchierte Tests. Ja, ich bin einer dieser IT-News-Nerds, die täglich mehrere Sites ansteuern und bei denen Google Reader (noch) ständig offen ist. Aber damit repräsentiere ich wohl nicht die Mehrheit.

Es gibt sehr viele an Technik interessierte Österreicherinnen und Österreicher, die praktische Hilfen im Alltag suchen oder Lösungen für Probleme wollen. Die möchte ich ab morgen, Freitag, auf futurezone.at ansprechen.

Logo futurezone.at

So manchem Stammleser der Site könnte die eine oder andere Sache eher trivial vorkommen, aber für eine Vielzahl von Nutzern wird sie Neuland sein. Womöglich hilft es der futurezone breiter zu werden und neue Leserschichten zu erreichen.

Einmal pro Woche – eben am Freitag – darf ich Tipps & Tricks geben, auf Probleme aufmerksam machen und Lösungen anbieten. Auch das eine oder andere Bastelprojekt fürs Wochenende wird irgendwann dabei sein. Den Anfang markiert ein Thema, mit dem jeder für ein wenig mehr Sicherheit im Web sorgen kann.

Ich freue mich drauf und bin auf euer Feedback gespannt. Solltet ihr Themenvorschläge haben, werft sie mir einfach zu!

Journalismus und PR?

Ach ja: Ich werde hin und wieder gefragt, wie meine journalistische Tätigkeit mit dem Job bei der Tricom (Site-Relaunch in Arbeit), einer PR- und Werbeagentur, zusammenpasst. Ganz einfach: Ich würde niemals über Kunden schreiben.

Sollten die Tricom Etats von Samsung, Microsoft, Apple, Dropbox & Co. bekommen, hänge ich die Schreiberei komplett an den Nagel. Versprochen!

Neue Herausforderungen

2013 wird für mich jede Menge Veränderung parat haben: erst ein neues Arbeitsumfeld, dann ganz neue Herausforderungen.

Seit Jahren schleppe ich einen – täglich voller werdenden – Sack mit Ideen, Konzepten und Projekten herum, der nun endlich ausgeschüttet werden kann.

Raus aus dem Homeoffice

Bereits vor einiger Zeit fällte ich den Entschluss, aus dem Homeoffice auszuziehen und mich nach einem kreativeren und produktiveren Umfeld umzusehen. Gefunden habe ich es in Form eines Schreibtisches im Studio_S von Martin Steinthaler, einem der besten Fotografen des Landes.

Foto (c) Uta Hoffmann

Abschied von der Kleinen Zeitung

Im Jänner 2000 suchte ich – halb bankrott nach einem Auslandsstudium in Schweden – eine Nebenbeschäftigung und landete durch einen Zufall (und trotz Beziehungsunfähigkeit, aber das ist eine zu lange Geschichte) im Wirtschaftsressort der Kleinen Zeitung. Besser hätte ich es nicht treffen können. Man ermöglichte mir unter anderem den Besuch des Journalistenkollegs am KfJ – eine Zeit die mehr prägte als einige Jahre an der Uni.

Nun ist es für mich an der Zeit, einen kompletten Neustart zu unternehmen. Wenn Wandel die einzige Konstante ist, muss man ihn wagen, um nicht einzurosten. Gestern habe ich meinen Abschied angekündigt.

Ich gehe mit großen Erinnerungen und voller Stolz, dass ich 13 Jahre lang einen – einmal größeren, einmal kleineren – Beitrag für dieses großartige Medium liefern durfte. Ich verlasse die Kleine schweren Herzens und voll Dankbarkeit für vieles, das ich in dieser Zeit gelernt habe. Drei Medienpreise und einige Anerkennungen sind deutliches Zeichen dafür.

Georg goes Fuzo

Mit neuen Ideen zur Futurezone

Seit es sie gibt, war die Futurezone – zuerst vom ORF, dann vom Kurier – eines meiner Lieblingsmedien im Web. Gerald Reischl, nunmehriger Futurezone-Chef und langjähriger Freund, wollte mich schon mehrmals nach Wien locken – erst zum Kurier, dann mehrmals zur Futurezone. Irgendwann konnte ich nicht mehr „Nein“ sagen.

Ab März werde ich zumindest einmal die Woche für das IT-Leitmedium des Landes schreiben und vielleicht auch die eine oder andere Idee für dessen Weiterentwicklung einbringen. Ihr könnt schon jetzt gespannt sein, denn ich meine, es wird euch gefallen.

Die größte Herausforderung: Tricom

Tricom LogoWeil die Aufgabe bei der Futurezone weniger journalistischer Natur (im Sinne von Nachrichten- oder investigativem Journalismus) sein wird, ist sie auch kompatibel mit der größten Veränderung von allen. Ich fange demnächst bei Tricom an, einer Grazer PR- und Werbeagentur, die höchst erfolgreich unterwegs ist und gerade aus allen Nähten platzt. Ich kenne zwei der drei Gründer seit ewigen Zeiten und freue mich riesig drauf, Ideen und Wissen im Digitalbereich einbringen zu dürfen.

Ich muss dafür allerdings noch unglaublich viel lernen, aber das vor mir Liegende ist genau die große Herausforderung, auf die seit langem gewartet habe.

PS: Ich schreibe ja auch für die Tiroler Tageszeitung und habe dort angefragt, ob meine Engagements mit der Moserholding inkompatibel sind. Sobald ich eine Antwort habe, wird sie hier einfließen.
Bei der Kleinen Zeitung habe ich das von mir aus angenommen. Auch wenn ich niemals über Kunden schreiben würde, gibt es doch eine zu große räumliche Nähe zur Agentur (Graz).

Fotos: Uta Hofmann