Euroweb. Oder: Wie man nicht dümmer reagieren kann

Update (21.1.2011, 19:50): Scheinbar ist die Domain nerdcore.de wieder im Besitz von René Walter. Mehr in einem Interview in der Futurezone.

Nerdcore,  mit  670.000 Unique Clients im November 2010 einer der größten Weblogs Deutschlands, ist offline. Die Domain Nerdcore.de wurde vor im Jänner gepfändet.

Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit der Firma Euroweb Internet GmbH. Der Blogger René Walter schrieb wörtlich von „Arschgeigen“ über das in Düsseldorfer und Salzburg ansässige Unternehmen. Auf die Abmahnung im letzten Sommer folgte ein Gerichtsurteil. Weil Walter die Strafe nicht rechtzeitig bezahlte, wurde die Domain nun gepfändet. Weitere Hintergründe zur aktuellen Sache gibt es bei netzpolitik.org.

Auch sonst soll sich Walter laut Gerichtsprotokoll wenig positiv über die Firma ausgelassen haben:

Walter ist sicher auch Nachlässigkeit vorzuwerfen. Weil er seine Mutter pflegte, soll er selten zu Hause gewesen sein und scheinbar noch seltener die Post geöffnet zu haben.

Mit der Abmahnung, dem Gerichtsurteil und nun mit der Domain-Pfändung hat sich die Euronet Internet GmbH aber sicher keinen guten Dienst getan. So wird mir berichtet, dass die Firma peinlich genau darauf achtet, was im Netz über sie publiziert wird. Einen der größten Blogs Deutschlands anzugehen, ist so gesehen wohl mehr als dumm.

Warum man überhaupt solch schwere Geschütze aufgefahren hat, wundert mich. Von einer Arschgeige oder mehreren Arschgeigen zu sprechen, ist mit Sicherheit nicht fein.

Die Geschäftspraktiken von Euroweb

Die Firma baut Websites „für den Mittelstand“ und hostet diese auch. Immer wieder kamen aber die – möglicherweise zwielichtigen – Geschäftspraktiken auch in Österreich ins Gespräch. Momentan sind zwei Gerichtsverfahren anhängig und eine einstweilige Verfügung verbietet Euroweb die scheinbar gebräuchliche Methode der Geschäftsanbahnung.

Martin Sablatnig, Jurist bei der Wirtschaftskammer Kärnten erklärt:

Nach unseren Informationen läuft es immer nach dem gleichen Schema ab. Der Unternehmer bekommt einen Anruf. Demnach wolle Euroweb als deutsche Webagentur in Österreich Fuß fassen und sei auf der Suche nach Referenzprojekten.
Der überraschte Unternehmer habe darauf weiter erfahren, dass Euroweb ihm kostenlos eine Website baue.
Bei einem Vertretertermin solle auch gleich der Vertrag unterzeichnet werden.

Sablatnig: „Dass gratis sehr teuer sein kann, wird erst im Nachhinein klar.“ Denn die Website selbst ist zwar gratis, das Hosting dafür koste jedoch „monatlich 150 Euro und mehr“, der Vertrag würde für 48 Monate laufen.

Rechnen wir durch: 150 Euro x 48 Monate = 7200 Euro

Eine einfache Website (WordPress installieren und ein paar Plugins) kostet normalerweise ein paar Hundert Euro, das Hosting kann mit fünf bis sechs Euro im Monat angesetzt werden.

Rechnen wir wieder: max. 800 Euro für Erstellung + 6 x 48 Euro für Hosting = 1088 Euro für vier Jahre

Ergibt eine Ersparnis von über 6000 Euro.

Sablatnigs Ausführungen decken sich mit mehreren Berichten in Deutschland. Hier berichtete etwa der Westdeutsche Rundfunk (WDR):

Alleine bei der Wirtschaftskammer Kärnten habe es laut Sablatnig im Vorjahr 50 konkrete Beschwerden zu Euroweb gegeben. „Fairerweise muss man sagen, dass es wohl auch zufrieden Kunden geben dürfte“, erklärt Sablatnig. Die Dunkelziffer derer, die stillschweigend das teure Angebot bezahlen, dürfte sicher hoch sein. Sablatnig hat dafür auch eine Erklärung: „Viele Unternehmer wissen gar nicht, was eine Website kostet. Sie wissen nur, dass sie im Internet etwas tun müssen. Und wenn da ein Anruf kommt und eine schnelle Lösung präsentiert, wird der eine oder andere schnell unterschreiben.“

Bei Interventionen der Wirtschaftskammer sei Euroweb häufig kulant gewesen und hätte die Unternehmer aus dem Vertrag entlassen. Vermutlich auch, um juristische Schritte zu vermeiden.

Zwei anhängige Verfahren in Österreich

„In Österreich gibt es ein Verbot der telefonische Kontaktaufnahme bei Unternehmern, weil man hier allzu schnell überrumpelt wird“, erklärt Hannes Seidelberger vom Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb. Auch bei ihm hätten sich bereits rund 50 Geschädigte gemeldet. Die Praktiken von Euroweb sieht Seidelberger kritisch: „Seriöse Firmen schicken Angebote per Post und geben Zeit, alle Bedingungen durchzulesen.“ Bei Euroweb wäre das nicht der Fall gewesen, Unternehmer wären häufig zu einer schnellen Unterschrift gedrängt worden.

Der Schutzverband hat 2009 ein Verfahren gegen Euroweb angestrengt, das Hauptverfahren wird derzeit am Landesgericht Salzburg verhandelt. „Darin geht es um die Geschäftspraktiken von Euroweb“, erklärt Seidelberger. Im Herbst 2009 wurde eine einstweilige Verfügung gegen Euroweb erwirkt. Darin heißt es, dass das Unternehmen von unerbetenen telefonischen Kontaktaufnahmen ebenso Abstand nehmen solle wie von günstig erscheinenden Angeboten und dem aggressiven Drängen auf Unterschriften.

Das war im Herbst 2009. In der Wirtschaftskammer weiß man aber von Fällen, wo Euroweb im ersten Halbjahr 2010 in Kärnten noch so geworben habe. Zu dieser Zeit sollte ihr dies durch die einstweilige Verfügung allerdings bereits streng untersagt gewesen sein.

Das zweite Verfahren läuft derzeit am Bezirksgericht Salzburg. Euroweb will dort eine Aufhebung dieser einstweiligen Verfügung der verhängten Beugestrafe erreichen.

Gute Ratschläge an Unternehmer

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Finger weg von Euroweb! Es gibt eine ganze Menge heimischer Web-Agenturen, die das mindestens auch können und noch dazu viel günstiger sind.

Fix sind jedoch zwei Punkte, die sowohl Sablatnig als auch Seidelberger hinweisen:

  • Keine Telefongeschäfte machen und sich nie zu einer Unterschrift drängen lassen.
  • Immer alle Vertragsdetails genau anschauen und sich über Preise für Websites informieren.

Wie geht es weiter?

Die Domain nerdcore.de wird wohl bei Ebay landen, ihr Wert wäre laut Schätzungen – basierend auf der Versteigerung von Basicthinking von Robert Basic – mit rund 70.000 Euro anzunehmen. Ob der für Euroweb erreichbar ist, darf mehr als bezweifelt werden.

Den Versteigerungserlös will Euroweb spenden – jeweils zu 50 Prozent an die deutsche Wikimedia und den Verein Freischreiber. Blöd nur, dass beide Organisationen dieses Geld nicht annehmen wollen.

In Summe ist das ein gewaltiges PRDisaster für Euroweb, dessen Ergebnisse sich wohl noch sehr lange bei Google & Co. finden werden. Spötter möchten meinen: Ist der Ruf einmal ruiniert, pfändet sich’s ganz ungeniert. Schade, wie hier gehandelt wird.

Stellungnahme von Euroweb

Auf die warte ich noch … Hier meine Fragen, die ich an André Nagel, Pressesprecher der Euroweb Group, übermittelt habe. Telefonisch war er leider mehrfach nicht erreichbar. Sobald ich Antworten bekomme, werden sie hier angehängt.

  • Wie hoch war die Strafe für Herrn Walter? Wann kam die letzte Ratenzahlung bei Ihnen an?
  • Kam es in der Vergangenheit zu telefonischen Kontaktaufnahmen in Österreich, obwohl das verboten ist?
  • Wurden Unternehmer zur Unterschrift gedrängt, wie einige das meinen?
  • Wenn Wikimedia oder Freischreiber das Geld nicht wollen … wer bekommt’s?

Update: Eine Stellungnahme von Euroweb wird kommen. Geschäftsführer Christoph Preuß soll sich demnächst bei mir melden.

Ankündigung: (m)ein Buch über OpenGovernment

Sucht man auf Amazon nach OpenData oder OpenGovernment, erhält man keinen einzigen Treffer für ein deutschsprachiges Buch. Erstaunlich ist dies vor allem deshalb, weil das Thema Transparenz & Politik seit Monaten ein Thema ist und die Diskussion in den nächsten Jahren bestimmen wird. Wikileaks lässt grüßen.

Also schreib ich ein Buch über OpenGovernment. Seit einigen Wochen sammle ich Ideen, Links und recherchiere dazu. Die ersten Seiten gibt es bereits und es geht rasant voran.

Eigentlich wollte ich immer auch Bücher schreiben, im letzten Jahr bekam ich dazu auch die Gelegenheit. Meine ersten Büchlein waren ein Riesenerfolg und das Fieber hat mich gepackt. Als Tageszeitungs-Journalist hat man selten Erfolgserlebnisse. Was man gerade schreibt, ist in ein paar Stunden schon alt und wenig wert. Das Erfolgserlebnis, nach langer Arbeit etwas Fertiges in Händen zu halten, hat man selten.

Worum geht es?

Das Thema OpenGovernment interessiert und fasziniert mich seit langem, auf k2020.at führe ich einen Blog zum Thema aus Kärntner Sicht. Seit jeher war es mir ein Rätsel, warum der Bürger transparent sein soll, aber die öffentliche Hand genau das Gegenteil davon sein darf ist.

Was der Staat tut und über uns und die Welt weiß, unterliegt in aller Regel dem Amtsgeheimnis. Wenn etwas öffentlich sein soll, muss man allzu oft darum kämpfen. Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Alle Daten (mit Ausnahme aller personenbezogenen Daten) müssten öffentlich sein und es muss argumentiert werden, was geheim bleiben darf.

Politiker handeln häufig immer noch wie zu Zeiten vor dem Informationszeitalter – ganz so, als gäbe es weder Web noch Informationstechnologie. Bürgerbeteiligung gibt es praktisch keine, die Kontrolle der Politik obliegt ihr meist selbst.

Von Umwelt- über Geodaten, von Statistiken über Verkehrsunfälle und Verbrechen bis hin zu Messgrößen im Meldewesen – die öffentliche Hand ist enorm gut dabei, eine Vielzahl von Daten zu erfassen. Dieser unglaubliche Datenschatz muss geöffnet werden, um Werte schaffen zu können. Auf dieser Basis könnten Anwendungen entwickelt werden, die zu neuen Firmen und mehr Arbeitsplätzen führen würden. Bürger wären mit besseren Argumenten gegenüber öffentlichen Behörden ausgestattet und selbst die Politik würde profitieren – etwa durch bessere Entscheidungsgrundlagen für ihre Beschlüsse.

Nicht zuletzt könnte die ständige und umfassende Verfügbarkeit von Daten (immer ausgenommen immer Daten welche die Privatsphäre der Bürger betreffen) auch zu einer höheren Qualität im politischen Diskurs führen. Wenn Zahlen und Fakten präsent sind, würde die Polemik zwangsläufig an Bedeutung verlieren und Argumente nach vorne rücken.

Zielgruppe

Dieses Buch wird kein Politiker-Bashing, es soll vielmehr Bürger aufwecken und ihn zu kritischen Fragen motivieren:

  • Warum darf man nicht wissen, was mit Steuergeld passiert?
  • Weshalb muss ich für Geo-Daten doppelt (für die Erstellung und die Benutzung) bezahlen?
  • Warum darf ich nicht wissen, wie viele Einbrüche in meiner Nähe passieren um so für mehr Streifenfahrten auftreten zu können.
  • Warum entscheiden Politiker so, wenn die Faktenlage doch ganz anders aussieht?

Es gibt eine ganze Reihe von Leuten (ja, auch in Österreich), die sich mit dem Thema beschäftigen. Sie sind jedoch nicht direkt Zielgruppe dieses Buchs. Es richtet sich an Entscheidungsträger in der Politik, Journalisten und interessierten Bürgern ohne tiefergehendes Wissen über IT und das Web.

Daher auch der Arbeitstitel OpenGovernment und nicht OpenData.

Eigenverlag

Ich habe schon einem Exposé für Verlage gebastelt, das dann aber schnell wieder gelassen. Gespräche mit Bekannten und Freunden haben mich darauf gebracht, das Buch selbst zu verlegen.

Leistungen wie Lektorat, Druck oder Logistik kann man ohnehin zukaufen und nur wenige Buchverlage bieten mir mehr Unterstützung im Marketing, als ich selbst machen könnte. Zudem leben wir im Jahr 2011, wo jeder einen Container bei Amazon und anderen Buchlogistikern unterstellen kann. Der Druck wurde ebenso günstiger wie elektronische Lesemedien aufgekommen sind.

Zudem ist mit traditionellen Buchverlagen das eine oder andere neue Modell nicht machbar. So will ich das Buch unter CreativeCommons (Was ist das?) lizenzieren. Eventuell (da bin ich mir noch nicht sicher) wird es auch als kostenloser Download angeboten. Und mir ist lieber, dass dieses Buch 30.000 Mal auf Piratebay landet, als dass es nie gelesen wird.

Reich wird man mit so einem Buch ohnehin nicht.

Crowdfunding

Freilich kostet so etwas auch und um die Druckkosten für die erste Auflage geringer zu halten, überlege ich eine Form des Crowdfundings á la Kickstarter.

Beispiel (mit Hausnummern): Wer 30 Euro spendet, bekommt ein Buch und spendet ein zweites einem Politiker seiner Wahl. Ziel des Crowdfundings wäre es, jedem Abgeordneten und Regierungsmitglied in Österreich so ein Buch zu schenken.

So müsste es genug Aufsehen geben, um eventuell auch im Buchhandel erfolgreich zu sein. Aber das möchte ich erst konkretisieren, wenn ein substanzieller Teil geschrieben ist.

UPDATE: Co-Autor

Ich habe nun auch den besten Co-Autor gefunden, den ich mir wünschen kann: Thomas Cik.

Cik ist Redakteur der Kleinen Zeitung und schreibt dort in der Wirtschaftsredaktion. Er war von Anfang an mein Wunschkandidat, bringt er doch juristisches Fachwissen (er studierte Rechtswissenschaften an der K.F. Uni Graz). Twitter: @thomascik.

PS: Anzug und Krawatte trägt er zwar öfter als ich, aber nur wenn er muss. Er muss halt öfter 🙂

Wann erscheint es?

Geplant ist die Zeit zwischen Mai und Juni. Bis dahin ist das der „Blog zum Buch“. Hier und auf www.k2020.at werden immer wieder kleinere Auszüge aus dem Buch online gestellt bzw. über den Fortgang berichtet. Reinschauen oder Feed abonnieren lohnt sich also.

Titel

Noch gibt’s nur Ideen. Und verzeiht mir schon jetzt, wenn der etwas reißerischer klingen wird. Aber er muss ja helfen, das Ding zu verkaufen.

Eure Meinung

Was haltet ihr davon? Würdet ihr so ein Buch kaufen? Was wünscht ihr euch darin? Meinungen bitte in die Kommentare.

Screencast: Der Feidl, mein Sack und Facebook

Der Spiegel prangerte unlängst „Facebook & Co.“ als „Die Unersättlichen“ an, wenn es um Datenschutz geht. Der deutsche Blogger Richard Gutjahr empfand das als „Doppelmoral“ und prangerte den Spiegel selbst als Datenkrake an.

Auch heute liest man allerorts im Web davon, wie böse Facebook doch wieder ist: Facebook öffnet Zugang zu Nummern und Adressen titelte die Süddeutsche Zeitung. In der Presse heißt es Facebook-Apps dürfen auf Handynummer zugreifen. Die Schweizer 20 Minuten meinen: Was Werber freut, könnte Nutzer verärgern. Facebook öffnet Zugang zu sensiblen Daten der Nutzer, heißt es am Teletarif-Blog. Und meine Kollegen der Kleinen Zeitung schreiben: Facebook will Telefonnummern und Adressen weitergeben.

Einzig die Financial Times erwähnt prominenter im Lead: Mit Zustimmung des Nutzers.

Hauptsache: Netzangst schüren.

Da geht mir der sprichwörtliche Feidl im Sack auf! Ob bewusst oder unbewusst – allenorts wird wieder die Angst vor dem bösen Internet geschürt. Hauptsache, es gibt wieder eine tolle Schlagzeile, die Klicks und Leser bringt.

Sollte man das ignorieren? Nein. Aber würde die gleiche Zeit dafür aufgewendet, Leser etwas beizubringen und sie für Datenschutz zu sensibilisieren, wäre allen weit mehr geholfen, als mit einer fetzigen Schlagzeile. Und würde man überall die gleichen Maßstäbe anlegen, würden einige wohl alt und Facebook „reinweiß“ (Copyright KHG) aussehen.

Worum es geht und die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook

Aufgenommen in 1280 x 720. Hier geht’s zum Video auf YouTube in HD-Auflösung.

Fazit

  1. Medien sollten mehr User-Education und weniger Polemik betreiben.
  2. Facebook hat sehr umfangreiche Privatsphäre-Einstellungen, die zudem auch sehr einfach sind. Ein Klick auf „Nur Freunde“ reicht für die allermeisten, um relativ sicher zu sein. Was man Facebook allerdings vorwerfen muss, ist dass einige Standardeinstellungen für den einen oder anderen zu freizügig sind.
  3. Wer sich über Facebook aufregt, darf auch nirgends seine Daten angeben. Auch nicht bei Herold, auch nicht bei der BiPa-Kassa, wenn die Verkäuferin eine Kundenkarte anbietet.
  4. Wenn schon hohe Ansprüche gestellt werden, dann bitte an alle und auch an sich selbst.
  5. Wer das hier nicht lesen kann oder vielmehr es nicht will, braucht sich nicht wundern oder gar aufregen. Habe nur einen englischen Screenshot gefunden, fand noch keine Facebook-App, die meine Daten sammeln wollte.

Danke!

Wikipedia: Ein Tipp zum Geburtstag

Eines der großartigsten Projekte im Netz und zweifelsohne das ambitionierteste wenn es um die Verbreitung von Wissen geht, feiert heute seinen Geburtstag: Wikipedia wird zehn Jahre alt. Happy Birthday.

In der Kleinen Zeitung durfte ich gestern schon gratulieren. Hier noch ein Tipp für alle Wikipedianer.

Lasst euch einmal überraschen!

Über den Zufallsartikel auf der linken Seite (und in diversen Apps) kommt man auf wirklich schräge Sachen. Und nach spätestens zwei, drei Klicks ist immer etwas Interessantes dabei, das man von sich aus nie gesucht hätte. Enjoy!

#grassermovies: Coming to a jail near you [Update]

Karl Heinz Grasser hat derzeit wohl in der Öffentlichkeit einen eher schweren Stand. Unter heimischen Twitter-Nutzern ist der Ruf scheinbar noch ruinierter, grassiert doch auf Twitter seit heute Früh das Grasser-Kino-Fieber.

Zu Tausenden (vielleicht sogar zu Zehntausenden) wurden und werden Filmtiteln erfunden, die zum ehemaligen Finanzminister passen könnten. Versehen mit dem Hashtag #grassermovies kann man die überschwengliche Kreativität – und wohl auch öffentliche Vorverurteilung (ja, es gilt die Unschuldsvermutung) – der heimischen Twitterati mitverfolgen.

Hier ein paar Highlights … großes Kino!

Wird weiter aktualisiert … Eure Highlights am besten mit Link in die Kommentare.

Meine Beiträge waren übrigens:

  • Die Wunderbare Welt der Schmierkraft
  • Endstation Geltunssucht
  • KARL·I – Der letzte zockt die Erde ab
  • Der Koch, Karl Heinz, seine Frau und ihr Liebhaber
  • Beim nächsten Mal in der Zib2: Der mit dem @ArminWolf tanzt

Die Kreativität einiger Twitter-Nutzer explodierte zu Mittag förmlich. Filmtitel alleine reichten nicht mehr, es mussten Filmplakate her. Die Urheber gibt’s per Mouseover.

Und mit diesem Vorschlag von @CorinnaMilborn haben die Plakate angefangen:

Fotovorschlag für etwaige #grassermovies-Plakate: http://twitpic.com/3pvh25

[Update]:

  • Es gibt ein Archiv für alle Filmtitel á la #grassermovies: twapperkeeper.com/hashtag/grassermovies. Derzeit ein wenig langsam, Danke @axelmaireder.
  • Statistiken zu #grassermovies gibt es übrigens bei Summarizr. Um 16:24 Uhr gab es 2677 Tweets von 711 Twitter-Nutzern. Um 19:41 zählte man 3251 Tweets von 846 Nutzern.
  • Auf Politik 2.0 gibt es eine lange (aber sicher nicht komplette) Liste mit Filmtiteln
  • Die Facebookseite Grassermovies hatte um 16:24 Uhr schon fast 400 Mitglieder. Um 19:41 zählte man 719 „Fans“ und somit noch immer nicht so viele Nutzer wie Twitter. Aber das kommt schon!
  • Auf Flickr gibt es erst drei Filmplakate mit dem Tag grassermovie

Und ebenfalls zu Mittag erreichtet das Twitter-Meme die Mainstream-Medien. Im Laufe des Nachmittags berichteten Futurezone.atOe24, Kurier, Kleine Zeitung sowie DerStandard.at.

Zur Entstehungsgeschichte

Entstanden ist dieses Twitter-Meme am Donnerstag Abend durch einen Tweet von @GeorgPrack:

Der #ORF sollte die ZIB 2 Interviews mit Grasser als DVD-Collection rausbringen#khg Hat irgendjemand Titelideen?

Worauf dann @MarleneAlten geantwortet hat:

„Supernacktschnecken“ #KHGaufDVD

Weil eine nachträgliche Suche auf Twitter bei so vielen Tweets schnell Grenzen stößt, ist der erste Tweet mit #grassermovies nur schwer eruierbar. Derzeit „grassiert“ als Erfinder des Hashtags @Thomas_Mohr in der Twittersphere herum. Mit diesem Tweet am Donnerstag um 23:44 Uhr:

Manche mögens weiß. #grassermovies

Grassers Wörthersee-Haus

Und noch was: Bitte übrigens bei 7:30 Minuten reinschauen. Grassers Stiftung freut sich, wenn man die Wörthersee-Villa einmal mieten würde. Die Presse hat angefragt, bekam aber leider keine Antwort 🙁

Zehnmal mehr machen mit Evernote

Ich habe mitunter viele Geistesblitze, die ich mir immer aufschreiben muss, damit ich sie nicht gleich vergesse. Seit einiger Zeit nutze ich ein Art „virtuelles Gedächtnis“. Jahrelang nutzte ich deshalb Microsoft OneNote. Doch die Office-Anwendung hat einen Nachteil: Sie war bis vor kurzem auf Windows-Desktops beschränkt. Mittlerweile gibt es auch eine App für Windows Phone 7 sowie eine Web-App.

Weil ich aber Windows PCs wie Macs gleichermaßen nutze, ein iPhone habe und nicht mit dem Internet Explorer surfe, war OneNote immer nur eine Lösung mit Krücken. Fündig bin ich vor gut einem Jahr bei Evernote (www.evernote.com) geworden. Leser der Kleinen Zeitung und der Tiroler Tageszeitung wissen, dass ich den Dienst bei jeder Gelegenheit empfehle. Warum? Es ist einfach nur GENIAL. Anmerkung: Ich bin nicht von Evernote bezahlt oder sonst in irgendeiner Weise verbunden.

Neben der exzellenten Website gibt es auch native Anwendungen für Windows, Macs (Link in den Mac AppStore) und alle wichtigen Handybetriebssysteme.

OneNote Evernote
Native Windows-App OK OK
Native Mac-App OK
Web OK OK
App für Windows Phone 7 OK
App für Windows Mobile 6.x OK OK
App für iPhone/iPod touch OK
App für iPad OK
App für Android OK
App für Blackberry OK
App für PalmOS OK
Browser-Erweiterungen OK

.
Neben der Plattform-Unabhängigkeit gibt es noch andere Gründe für Evernote:

  • Alles ist immer und überall in sync.
  • Man kann von allen Geräten aus neben Texten auch Fotos und Audionotizen (geht auch bei OneNote) in seine Notizbücher stellen.
  • Suche: Es gibt eine hervorragende Texterkennung, man kann sogar nach Text in Bildern suchen.
  • Dank offener APIs gibt es zahllose Erweiterungen und Drittanwendungen.

Preis:

Der Dienst ist wie die Programme kostenlos – allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze. Doch nur die allerwenigsten Nutzer werden mehr als 60 MB pro Monat an Notizen reinstopfen. Ich nutze Evernote in letzter Zeit wirklich exzessiv und komme auf gerade einmal 20 MB – trotz einiger PDFs.

Rund zwei Prozent der Nutzer bezahlen den Premium-Zugang (rund 35 Euro pro Jahr), der mehr Speicher (1 GB pro Monat) bietet und die Suche in PDF-Dokumenten möglich macht, die man in die Notizbücher ziehen kann. Darüber hinaus kann man Notizbücher auch zur Bearbeitung mit anderen teilen. In der kostenlosen Version können andere nur lesen.

Ich bezahle den Premium-Zugang – allerdings ist es eher eine Art Spende für die geniale Arbeit des Start-ups.

Kurzer Rundgang durch Evernote:

Die WebApp sowie die Programme für Mac und PC sind allesamt sehr ähnlich aufgebaut:

  1. Liste der Notizbücher
  2. Notizzettel in einem Notizbuch, Liste der Suchergebnisse oder Trefferliste für Tags
  3. Listen von Schlagworten, gespeicherten Suchen etc.
  4. Inhaltsbereich mit WYSIWYG-Editor – auch Bilder lassen sich hier einbauen und anzeigen
  5. Metadaten- und Formatierungsleiste für die Notizen

10 Tipps & Tricks für Evernote

Notizen sind der Rohstoff für meine Arbeit. Auch all jene, die mit Information zu tun haben, sollten das so sehen. Mit Evernote kann jeder viel mehr als Notizen herausholen. Hier meine zehn besten Tipps & Tricks:

1. Sprachaufzeichnungen

Gerade, wenn man unterwegs ist, fällt einem das Tippen nicht immer leicht. Der Startbildschirm der mobilen Apps (linkes Bild) ist so gestaltet, dass man einfach nur auf das große Icon tapsen muss und schon kann man mit dem Diktat (rechter Screenshot) beginnen. Genial!

Evernote zeichnet in WAV auf und geht mit dem Speicherplatz sehr sparsam um. Eine knappe Stunde verständliches Audio belegt gerade einmal vier Megabyte.

Anwendungen hierfür wären:

  • Die schnelle Notiz beim Autofahren. Ich weiß: das sollte man nicht machen. So ist es aber immer noch besser als einen Text zu tippen.
  • Interviews
  • Vorlesungen mitschneiden

2. Texterkennung in Fotos

Über die App oder am Desktop bzw. der Website lassen sich auch Bilder hochladen. Befindet sich darin Text, wird dieser per OCR automatisch erkannt. Bislang habe ich damit nur gute Erfahrungen gemacht, es klappt alles zuverlässig. Manchmal kann es jedoch ein paar Minuten dauern, bis die Zeichenerkennung drüber gegangen ist.

Anwendungen hierfür wären:

  • Gescannte Unterlagen aller Art
  • Schilder aller Art
  • Erinnerung an die gute Weinflasche bei der Party

3. Orte für Notizen

So manche Notiz ist leichter zu finden, wenn man weiß, wo man sie begonnen hat. Evernote ergänzt die Notizen – so man dies will – um die aktuelle Position. Auf Smartphones wird dafür das GPS genutzt, am Desktop lässt sich die Position manuell hinzufügen.

Anwendungen hierfür wären:

  • Konferenz-Notizen kann man so leichter nachvollziehen.
  • Wohnungs-Besichtigungen: Wo war die Wohnung noch einmal, wo man Fotos und Notizen gemacht hat?
  • Urlaubserinnerungen und -notizen sind gleich einem Ort zuzuordnen.

4. Hilfreiche Webschnipsel

Während OneNote nur den Internet Explorer unterstützt, gibt es bei Evernote Erweiterungen für jeden Browser. Bei der Installation wird das Plugin für den IE unter Windows und den Safari am Mac bereits eingerichtet. Erweiterungen für Firefox und Chrome gibt es zum Download. Wird ein Browser nicht unterstützt, kommt ein Javascript-Bookmarklet zum Einsatz.

Ein Klick auf die Symbolleiste reicht aus, um die Seite zu „bookmarken“. Will man nur einen Teil der Seite, kann man vorher den entsprechenden Abschnitt markieren und nur dieser wird übernommen.

Anwendungen hierfür wären:

  • Ausführliche Internet-Recherchen
  • Alternativen für Bookmarking-Dienste wie das von der Sperre bedrohte del.icio.us von Yahoo.

5. Mit der Power von Google

Was nützen Notizen, wenn man nicht danach suchen könnte. Zwar bietet Evernote von sich aus (in der App, am Handy und im Web) einen hervorragenden Suchdienst an. Allerdings ist einem oft gar nicht bewusst, welche Schätze sich im Notizbuch überhaupt befinden.

Die Browserplugins bieten eine so genannte „Parallelsuche“ an. Gibt man etwas in die Suchbox von Google ein, bekommt man auch Treffer aus dem Evernote-Notizbuch geliefert. Das bedeutet nicht, dass die Daten von Google indiziert werden. Das Browserplugin durchsucht gleichzeitig die Notizbücher am Evernote-Server und liefert nur eine Trefferzahl zurück. Ein Link führt dann zur Evernote Web-Anwendung, wo die betreffenden Notizen angezeigt werden.

Dazu sind ein paar Einstellungen nötig – vier Klicks um genau zu sein: Rechte Maustaste auf das Plugin-Icon » Optionen » Haken bei „Parallel Suche verwenden“ setzen » Sichern. Fertig!

Wer an einem Thema intensiv arbeitet, wird oft nach den gleichen Schlagwörtern suchen. Auch wer hin und wieder komplexere Abfragen macht, wird sich über die Speichermöglichkeit davon freuen.

Rechts neben der Suchbox befindet sich ein Dreieck. Klickt man auf dieses, öffnet sich die untenstehende Sucherweiterung. Mit einem Klick auf die Diskette wird die Suchfrage gespeichert und steht in der linken Spalte mit einem Mausklick immer bereit.

6. ToDo-Listen

Zugegeben: Am Anfang war ich skeptisch, als ich die ToDo-Listen erkundete. Auch wenn für ToDo-Listen im eigentlichen Sinne immer noch Spezialisten besser sind, gibt es dennoch Anwendungen dafür.

Am Ort, wo eine Checkbox hin soll, klickt man auf das Icon am rechten Rand der Formatierungsleiste. Alternativ kommt man auch mit Tastaturkürzeln zum Ziel: Strg+Shift+C beim Windows, cmd+Shift+T am Mac.

Welche Anwendungen wären damit möglich?

  • Einkaufslisten, die man abhaken kann
  • Packliste für den Urlaub. So weiß der bürokratische Urlauber stets, was er im Gepäck hat drinnen hat.
  • Checklisten für Veranstaltungen
  • „Normale“ ToDo-Listen – auch wenn es dafür bessere Lösungen gibt.

7. Gemeinsam statt einsam

Manchmal muss man gemeinsam an Notizen arbeiten. Wie bereits erwähnt: In der Gratis-Version kann man Notizbücher nur Read-Only anderen zugänglich machen. Beim Premium-Account ist auch ein Bearbeiten möglich.

Das Freigeben von Notizbüchern ist kinderleicht: Rechte Maustaste auf das Notizbuch » Eigenschaften » Optionen für Sharing und Zusammenarbeit anklicken.

Danach hat man zwei Möglichkeiten:

  1. Veröffentlichen (siehe Screenshot unten): Man wählt die Freigabe-Url aus und fügt eine Beschreibung hinzu. Fertig.
  2. Zusammenarbeit: Hier gibt man die E-Mail-Adresse des Kollegen ein, wählt die Freigabe art (nur ansehen oder ändern) aus und fügt eine Nachricht hinzu. Fertig!

Freigegebene Evernote-Notizbücher kann man auch der Allgemeinheit zugänglich machen. Hier könnte man das Wordpress-Plugin EverPress nutzen.

Anwendungen dafür:

  • Alle Arten der Zusammenarbeit an Texten. Als Alternative dazu (man spart sich den Premium-Account) bietet sich Google Docs an.
  • Reisetagebücher, die man bequem vom Handy aus oder in der App führen kann.

8. WordPress und Evernote

Als Blogger will ich meine Inhalte soweit wie möglich verbreiten. Praktisch finde ich daher die Möglichkeit, Webseiten als Clipping für Evernote automatisch bereit zu stellen. Auf dieser Website etwa gibt es links unter jedem Artikel ein kleines Evernote-Clip-Icon:

Klickt ein Evernote-Nutzer darauf, öffnet sich der Import-Dialog auch dann, wenn das Browserplugins nicht installiert ist. Mit einem weiteren Klick ist der Blogbeitrag im Notizbuch. Praktisch! Verantwortlich dafür ist hier hier das WordPress-Blugin WP Evernote Site Memory.

9. Von Twitter & E-Mail nach Evernote

Neben der direkten Art, Notizen einzugeben, gibt es noch zwei alternative Methoden.

Jeder Evernote-Nutzer bekommt eine @m.evernote.com-Mail-Adresse. Schickt man an diese eine Mail, kommen die Daten im Notizbuch an. Der Text im Betreff ist der Name der neuen Notiz, das @ bestimmt in welches Notizbuch es kommen soll und mit den Hashtags legt man die Schlagwörter (Tags) fest.

Achtung! Der E-Mail-Dienst streikt bei mir gerade (6.1.2011, 16:59 Uhr).

Notizen kann man auch per Twitter schicken oder weiterleiten:

  1. Man folgt dem Account @myEN
  2. Dieser folgt einem gleich zurück, was ein paar Minuten dauern kann
  3. Danach schickt man eine beliebige Direktnachricht – z.B.: „d myen hello“
  4. Als Antwort bekommt man einen Link, den man anklickt. Fertig!
  5. Fortan kann man Direktnachrichten an @myEN schicken und der Inhalt kommt in der Evernote-Inbox heraus.

10. Inbox als Standard-Notizbuch

Fügt man Inhalte in seine Notizensammlung (über Browser, E-Mail oder Twitter) hinzu, kommen alle neuen Einträge im Standardnotizbuch an. Idealerweise wählt man vorher eine Art Inbox, aus der man diese Info-Fetzen dann weiter verteilt.

Und so geht’s: Man legt ein neues Notizbuch an und wählt die Option „Als Standardnotizbuch verwenden“. Fertig!

Bonus-Tipp: Papierkorb und Versionierung

Zwei Funktionen dienen als Rettungsanker, wenn einmal etwas schief geht. Einerseits wäre da einmal der Papierkorb – erreichbar links unter den Notizbüchern. Hier kommt alles rein, was man löscht und bleibt dort so lange, bis man den Papierkorb leert.

Und es gibt eine Versionierung, man kann also immer wieder zurück zu einer alten Version der Notiz. Erreichbar ist dies über die „Notiz-Historie“.

What’s missing?

Eine rundum perfekte Sache? Fast. Ein paar Dinge gehen mir ab:

  • Passwortgeschützte Notizen, einfach zur Sicherheit.
    Update: Verschlüsselung wurde zwischenzeitlich eingeführt: Weitere Infos dazu in der Evernote Knowledgebase. Danke an Stephanie Messner für den Tipp.
  • Liste von Notizen, die man am meisten oder ganz selten angesehen hat. Das wäre eine große Hilfe beim Ausmisten, was bei Notizen von Zeit zu Zeit nötig ist.
  • Geo IP: Auch am Desktop oder Notebook wäre es fein, wenn man (so man das will) nicht manuell den Ort eingeben müsste.
  • Umwandlung von Sprachaufzeichnungen in Text
  • Tabellen im Text wären auch nett

Wer nutzt sonst noch Evernote? Zufrieden?

Wenn das Navi mit dem Auto spricht [Update]

Das nennt man einen leisen Produktlaunch! Da kommt ein Mordsteil daher und nicht einmal der Hersteller selbst kommuniziert das – keine Presseaussendungen, keine Werbung, kein gar nichts. Über Amazon wurde ich auf ein extrem cooles Teil von Garmin aufmerksam: ecoRoute HD.

Diesen kleinen Stecker schließt man an die Service-Schnittstelle seines Autos an. Über Bluetooth überträgt er eine Vielzahl von Telemetriedaten an neuere nüvi-Modelle. Bislang war die Kombination aus Fahrzeugdaten, Navi und Display eine Domäne neuer und teurer Autos. Mit dem ecoRoute HD können auch ältere Autos für überschaubare 99 Euro um einen Bordcomputer „aufgerüstet“ werden.

Welche Daten schickt das ecoRoute HD?

ecoRoute HD liest mehr als 4000 Fahrzeugdaten aus. Einige Beispiel für den Nutzen.

  • Spritverbrauch: Wer weiß, wie viel sein Auto in welcher Situation „frisst“, kann seinen Fahrgewohnheiten verbessern.
    Dazu gibt es eine Umrechnung, wie viel Kilogramm CO2 man gerade verbraucht hat. Und noch wichtiger: Wie teuer war die Fahrt eigentlich?
  • In Echtzeit werden weitere wichtige Daten wie Kühltemperatur, Motordrehzahl, Luftdruck, CO2-Bilanz oder Batteriestand übertragen.
  • Bei Tunning-Fans sicher beliebt: Die Stellung der Drosselklappen oder der Ladedruck vom Turbo.
  • Anders als die Bordsymbole im Auto gibt es Beschreibungen zu Fehlercodes. Durch eine genauere Vorab-Analyse könnten Abschlepp- oder Werkstattkosten gesenkt werden.

Wie das alles in der Praxis aussieht, muss ich mir erst anschauen, ein Testgerät sollte demnächst am Weg zu mir sein. Besonders interessiert mich, ob man die Daten auch aufzeichnen und später am PC auswerten kann.

Welche Autos funktionieren mit dem ecoRoute HD?

Die Daten bekommt das ecoRoute von der „OBD II“-Schnittstelle (On Board Diagnosis). Sie sollte bei fast allen Autos ab Baujahr 1995 eingebaut sein und befindet sich meistens unter dem Lenkrad in der Fahrgastzelle. Weil so ein herunterhängendes Teil stören kann, sollte man es mit Tape fixieren. Kabelbinder, Klebeband und Installationsanleitung werden mitgeliefert.

Es gibt einzelne Modelle, bei denen es nicht geht – in den Amazon-Reviews ist etwa von Problemen bei Renault die Rede.

Bei den Navis selbst sollen folgende Geräte kompatibel sein:

In jedem Fall braucht das nüvi jedoch ein Software-Update. Doch das ist keine Tragödie:

  1. Web-Updater für Windows oder Mac herunterladen
  2. nüvi anstecken.
  3. Update klicken. Fertig.

[Update] Auch Griffin baut so etwas

In der Nacht auf heute stellte Griffin auch so etwas vor. Das CarTrip wird ebenfalls an die ODB-II-Schnittstelle angeschlossen, scheint aber nicht in Echtzeit Daten zu übertragen. Der Preis ist mit 89,99 Dollar in etwa auf der Höhe vom ecoRoute von Garmin.

CarTrip zeichnet Daten außerdem auch auf eine SD-Karte auf. Auf den Markt soll es im Q1 2011 kommen.

Garmin Tracker GTU10

Und weil ich gerade mit Garmin Österreich telefoniert habe: Es gibt noch etwas Neues, die Tracker Unit GTU 10 – so neu, dass es nicht einmal bei Amazon gelistet ist 🙂

Was macht die GTU10?

Eigentlich ist es ein recht dummes Gerät (klein, leicht und wasserdicht), denn es erfüllt nur eine simple Aufgabe: Es überträgt die GPS-Daten über das Handydatennetz an einen Server. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit lassen sich aber doch ein paar spannende Anwendungen verwirklichen.

  • Garmin spricht vom „Kinder-Tracker“. Das wollen wir einmal unkommentiert lassen. Wenn der Hund jedoch öfters strawanzen geht, kann das schon hilfreicher sein.
  • Sportler könnten so ganz einfach ihren Fans die aktuelle Position zukommen lassen. Wie wäre es, wenn der Fanclub beim Ironman immer genau wissen würde, wo der Held gerade ist?
  • Ein ans Gepäck angebrachte GTU kann bei der Nachverfolgung von verlorenen Gepäcksstücken hilfreich sein. Gleiches gilt natürlich auch für Autos in Riesen-Garagen oder wertvollen Gegenständen, die man „im Auge behalten“ will.
  • Neue Geschäftsmodelle: „Pay as you go“ könnte tatsächlich umgesetzt werden. Blödes Beispiel: Wieso sollte ein Bootsverleiher nicht Mietpreise nach tatsächlich gefahrener Strecke verlangen?

Die Position wird über Web und Apps für mobile Geräte abfragbar sein. Eine Android-App soll schon verfügbar sein, iOS wird wohl folgen.

Großer Nachteil und für mich daher ein No-Go: Das Tracking geht über Garmin-Server und ist kostenpflichtig. Ein Jahr ist inklusive, danach werden pro Jahr 49,99 Dollar fällig. Schade, dass die Amerikaner nicht auf Standard-APIs setzen. Aber vielleicht gibt es ja einen Weg drum herum.

Update: Und billig ist’s mit 199 Dollar auch nicht wirklicht …

Kleine Zeitung loves Android

Ich bin ein Meister im Geheimnis-Ausplaudern, doch jetzt darf ich endlich: Die Kleine Zeitung bekommt nach einer (sehr gelungenen) App für iPhone/iPod touch und iPad schon sehr bald eine App für Android.

Die Kollegen aus Graz haben mich (und auch euch) um Mithilfe gebeten. Es geht darum, welche Android-Version ihr nutzt. Weil mich selbst interessiert, was es da draußen alle gibt, frag ich euch hiermit schnell einmal.

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DANKE!!!

2011: State of the Web(-Browsers)

Die Kurfassung vorab: Microsofts Internet Explorer ist mit (teils) Uraltversionen weiter vorne, Google vor allem mobil ein Monopolist und die Auto-Updates von Chrome sind mehr als nur „sichtbar“.

Nun in die Details:
Seit fast einem Jahr verwende ich nun Clicky, einem mit Google Analytics vergleichbaren Dienst, der allerdings in Echtzeit zeigt, wie viele Leute gerade online sind und noch ein paar Extras mehr hat.

Gestern kam ich zum ersten Mal auf die „Marketshare“-Seite. Dort kumuliert der Dienst Statistiken über Surfwerkzeuge. Die Daten dürften weltweit relativ repräsentativ sein, werden doch täglich über 200 Millionen Pageviews von mehr als 250.000 Websites getrackt.

Die Ergebnisse sind teils erstaunlich, teils würde man sie erwarten – wenngleich nicht immer in dieser Heftigkeit.

Browser

Das erwartete Bild: Der IE liegt noch immer in Führung, verliert aber kontinuierlich. Googles Chrome ist eigentlich der einzige Browser, der in den letzten 14 Monaten spürbar zulegen konnte.

Interessanter ist ein Vergleich der einzelnen Browser-Versionen. Hier zeigt sich, dass trotz AutoUpdate immer noch knapp 40 Prozent aller Microsoft-Surfer noch immer mit IE6 oder IE7 unterwegs sind und noch nicht auf den aktuellen IE8 upgegradet haben. Und im April steht der IE9 vor der Türe …

Bei der Update-Politik hat Google mit seinem Chrome eindeutig die Nase vorne. Hier sind praktisch 100 Prozent aller Nutzer stets mit der neuesten Version unterwegs.

Genau das ist auch einer der Gründe, warum ich Chrome mag. Es gibt schnell neue Versionen, die spürbare Verbesserungen mit sich bringen. Und vom Update bekomme ich meist gar nichts mit.

Betriebssysteme

Keine Überrasuchung, Windows liegt mit aktuell knapp 88 Prozent deutlich in Führung. Mich wundert allerdings, dass es bei Mac OS kein größeres Wachstum gibt. Seit rund 14 Monaten liegt es konstant zwischen 9 und 11 Prozent.

Mobiles Surfen

Bei einzelnen Mobilgeräten kommen iPhone, iPod touch und iPad bei der Nutzung zusammen auf rund 62 Prozent des gesamten Web-Traffics. Verluste vom iPhone werden durch das Wachstum beim iPad ausgeglichen.

Dementsprechend sieht die Wertung nach mobilen Betriebsystemen aus. iPhone steht hier für die gesamte iOS-Familie. Deutlich ist das Anwachsen des Marktanteils von Android zu erkennen. Dieser scheint zur Gänze auf Blackberry zu gehen.

Suchmaschinen

Dass der Marktanteil von Google in Europa extrem hoch ist, wusste ich. Global hätte ich allerdings nicht mit einem Anteil von über 92 Prozent gerechnet.

Am Smartphone ist Google übrigens noch dominanter. Der Marktanteil hier: 96 bis 98 Prozent in den letzten 14 Monaten.

Fällt euch noch etwas auf?

Remote-Apps für TV, Sat und Stereoanlage

Ein Supertrend 2011 ist die „Verapplikationierung“ von Unterhaltungsgeräten. iOS- und Android-Nutzer dürfen sich darauf freuen!

Immer mehr Geräte im Haushalt haben einen Netzwerkanschluss. Über diesen lassen sich nicht nur Inhalte aus dem Internet beziehen. Damit ausgestattet Geräte lassen sich auch mit Apps fernsteuern. iPhone, iPad oder Android-Smartphones ersetzen so nicht nur eine ganze Armada an Infrarot-Fernbedienungen, sie bringen auch etliche Zusatzfunktionen mit.

Am meisten verbreitet ist dies derzeit bei netzwerkfähigen Fernsehern. Flat-TVs von Samsung, LG, Philips oder Sony lassen sich über kleine Zusatzprogramme steuern. Auch Satelliten-Receiver, Blu-ray-Player, Wetterstationen oder netzwerkfähige Stereoanlagen erfahren so einen deutlichen Mehrwert.

Größter Vorteil ist der Preis: Verlangt etwa Sonos für seinen besten Controller 399 Euro, gibt es die Apps – wie bei den meisten Herstellern – gratis. Viele Hersteller veröffentlichen Programmierschnittstellen für ihre Geräte oder bieten selbst Apps an. Eine Suche im iTunes Store oder Android-Market nach den Hersteller- oder Gerätenamen lohnt sich immer. Im schlimmsten Fall bezahlt man ein paar Euro – kein Vergleich zu teuren Universalfernbedienungen, die noch dazu weniger können.

Beispiele für Remote Apps

Die vielen weiteren Vorteile sind am besten anhand von Beispielen (jeweils nur zwei Screens) erklärt:

Samsung bietet mit seiner App eine Steuerung aller netzwerkfähigen Fernseher. Die Gestensteuerung – so ein innovativer Ansatz wäre mit Fernbedienungen gar nicht möglich – finde ich persönlich etwas gewöhnungsbedürftig, dafür ist die App flexibler als das Original. Einziges Problem: Einschalten kann man das TV-Gerät mit dieser Remote (zumindest in der Version 1.33) noch nicht.

Dream Multimedia bietet selbst zwar keine eigene Remote an. Mit DreamOn gibt es für seine exzellenten Dreambox-Satellitenreceiver jedoch für 1,59 Euro eine exzellente App. Der eigentliche Fernbedienungsteil (unten links) ist etwas lieblos gestaltet, aber dennoch zielführend. Toll ist die Aufnahmemöglichkeit über den EPG übers Internet. Ist der Router richtig eingestellt, kann man auch von unterwegs den Timer stellen.

Ebenfalls praktisch und zu Späßen einladend ist der Nachrichtendienst, den das Dreambox-Betriebssystem enigma 2 mitbringt. So kann man vom Arbeitszimmer kurze Texte („Schatzi, Bussi!“) auf den Fernseher schicken. Die „normale“ Fernbedienung schafft das nicht!

Kathrein: Die beiden Sat-Receiver UFS-912 und UFS-922 basieren wie die Dreambox auf Linux und sind nebenbei noch kleine Netzwerk-Multimedia-Computer. Klar, dass man auch sie steuern kann. Was Kathrein besser macht als DreamOn ist die Darstellung des EPG mit Logos. Sie gehen schneller ins Auge als lediglich Senderbezeichnungen.

LG macht mit seiner AV-Remote-App deutlich, dass Design keine Frage der verwendeten Materialien ist. Photoshop reicht. Außerdem: Es gibt Zusatzinformationen – etwa DVD-Cover.

Die Wifi TV Remote von Philips gibt es wie andere auch in mehreren Ausführungen – mit klassischer und eher experimenteller Bedienerführung. Fast alle Apps bieten zudem auch eine Tastatur, mit deren Hilfe die Eingabe von Text am Touch-Display weit besser von der Hand geht als auf der Fernbedienung.

Die Denon Remote App zeigt, wie man mit mehreren Quellen am Display viel einfacher umgehen kann als auf der Fernbedienung und am entfernten Display der Stereoanlage. Durch diese Art von Apps werden neue Anwendungen wie Streaming-Dienste auf Stereoanlagen ohne passables Display überhaupt erst möglich oder praktisch nutzbar.

Sonos zeigt mit seinen Apps für iPhone/iPod touch bzw. fürs iPad wie perfekt Usability aussehen kann. Spielerisch wird zwischen Zonen herumgeschalten, Sender oder Songs sucht man mit der Tastatur und zur Orientierung wird Album-Art eingeblendet. Mehr Übersicht kann man kaum haben. Neben den offiziellen Apps von Sonos gibt es noch eine Reihe inoffizieller – etwa Andronos für Android.

Apps für die Boxee Box gibt es sowohl für iPhone/iPod touch als auch fürs iPad. Neben mehr Übersicht und intuitiverer Bedienung sei noch ein weiterer Vorteil erwähnt: Weil die Bedienung über Wlan funktioniert, bedarf es keiner direkten Sichtverbindung zum Gerät wie bei Infrarot.

Und wenn eine Fernbedienungs-App einmal nicht perfekt ist – ein Update mit neuen Funktionen und besserer Bedienbarkeit kann jederzeit kommen.

Diese Aufzählung ist überhaupt nicht komplett und zeigt nur iOS-Apps. Auch für Android gibt es schon einiges und es wird mit jedem Tag mehr – einfach nach Hersteller oder Gerät im iTunes Store oder Android-Market suchen.

Nachteil

Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten – und dabei einen sehr langen sogar 🙁

Um etwa den Fernseher schnell leise zu stellen, muss man das Handy hernehmen, entsperren, die App starten und den richtigen Knopf drücken. Mit der konventionellen Fernbedienung ist das nur ein Drücker.

Funktionsweise

Die Übertragung der Schaltbefehle funktioniert über den Router per Wlan. Ist das Gerät verkabelt, überträgt der Router die Signale vom Wlan ins Kabel. Damit der Nachbar nicht reinfunken kann, muss man die App zuerst mit dem Gerät koppeln. Dies funktioniert bei Fernsehern oder Sat-Receivern meist über die Eingabe von Pin-Codes oder eine Kombination aus Benutzername und Passwort. Gibt es keine Displays, so müssen am Gerät gewisse Tasten gedrückt werden. Eine interaktive Anleitung gibt’s dafür am Handy-Display.

Ausblick

Der Ausblick für solche Apps ist rosig: Was jetzt noch nicht steuerbar ist, wird es bald sein. Beispielsweise könnte man in Zukunft vom Rücksitz aus das Autoradio steuern. Auch wird der Markt für komplette Heimautomationen (Heizung, Jalousien etc.) in den nächsten Jahren boomen und mit ihm auch die Apps, die das Heim der Zukunft elegant steuern.

Und du? Fernbedienst du noch oder appst du schon?