Wenn das Navi mit dem Auto spricht [Update]

Das nennt man einen leisen Produktlaunch! Da kommt ein Mordsteil daher und nicht einmal der Hersteller selbst kommuniziert das – keine Presseaussendungen, keine Werbung, kein gar nichts. Über Amazon wurde ich auf ein extrem cooles Teil von Garmin aufmerksam: ecoRoute HD.

Diesen kleinen Stecker schließt man an die Service-Schnittstelle seines Autos an. Über Bluetooth überträgt er eine Vielzahl von Telemetriedaten an neuere nüvi-Modelle. Bislang war die Kombination aus Fahrzeugdaten, Navi und Display eine Domäne neuer und teurer Autos. Mit dem ecoRoute HD können auch ältere Autos für überschaubare 99 Euro um einen Bordcomputer „aufgerüstet“ werden.

Welche Daten schickt das ecoRoute HD?

ecoRoute HD liest mehr als 4000 Fahrzeugdaten aus. Einige Beispiel für den Nutzen.

  • Spritverbrauch: Wer weiß, wie viel sein Auto in welcher Situation „frisst“, kann seinen Fahrgewohnheiten verbessern.
    Dazu gibt es eine Umrechnung, wie viel Kilogramm CO2 man gerade verbraucht hat. Und noch wichtiger: Wie teuer war die Fahrt eigentlich?
  • In Echtzeit werden weitere wichtige Daten wie Kühltemperatur, Motordrehzahl, Luftdruck, CO2-Bilanz oder Batteriestand übertragen.
  • Bei Tunning-Fans sicher beliebt: Die Stellung der Drosselklappen oder der Ladedruck vom Turbo.
  • Anders als die Bordsymbole im Auto gibt es Beschreibungen zu Fehlercodes. Durch eine genauere Vorab-Analyse könnten Abschlepp- oder Werkstattkosten gesenkt werden.

Wie das alles in der Praxis aussieht, muss ich mir erst anschauen, ein Testgerät sollte demnächst am Weg zu mir sein. Besonders interessiert mich, ob man die Daten auch aufzeichnen und später am PC auswerten kann.

Welche Autos funktionieren mit dem ecoRoute HD?

Die Daten bekommt das ecoRoute von der „OBD II“-Schnittstelle (On Board Diagnosis). Sie sollte bei fast allen Autos ab Baujahr 1995 eingebaut sein und befindet sich meistens unter dem Lenkrad in der Fahrgastzelle. Weil so ein herunterhängendes Teil stören kann, sollte man es mit Tape fixieren. Kabelbinder, Klebeband und Installationsanleitung werden mitgeliefert.

Es gibt einzelne Modelle, bei denen es nicht geht – in den Amazon-Reviews ist etwa von Problemen bei Renault die Rede.

Bei den Navis selbst sollen folgende Geräte kompatibel sein:

In jedem Fall braucht das nüvi jedoch ein Software-Update. Doch das ist keine Tragödie:

  1. Web-Updater für Windows oder Mac herunterladen
  2. nüvi anstecken.
  3. Update klicken. Fertig.

[Update] Auch Griffin baut so etwas

In der Nacht auf heute stellte Griffin auch so etwas vor. Das CarTrip wird ebenfalls an die ODB-II-Schnittstelle angeschlossen, scheint aber nicht in Echtzeit Daten zu übertragen. Der Preis ist mit 89,99 Dollar in etwa auf der Höhe vom ecoRoute von Garmin.

CarTrip zeichnet Daten außerdem auch auf eine SD-Karte auf. Auf den Markt soll es im Q1 2011 kommen.

Garmin Tracker GTU10

Und weil ich gerade mit Garmin Österreich telefoniert habe: Es gibt noch etwas Neues, die Tracker Unit GTU 10 – so neu, dass es nicht einmal bei Amazon gelistet ist 🙂

Was macht die GTU10?

Eigentlich ist es ein recht dummes Gerät (klein, leicht und wasserdicht), denn es erfüllt nur eine simple Aufgabe: Es überträgt die GPS-Daten über das Handydatennetz an einen Server. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit lassen sich aber doch ein paar spannende Anwendungen verwirklichen.

  • Garmin spricht vom „Kinder-Tracker“. Das wollen wir einmal unkommentiert lassen. Wenn der Hund jedoch öfters strawanzen geht, kann das schon hilfreicher sein.
  • Sportler könnten so ganz einfach ihren Fans die aktuelle Position zukommen lassen. Wie wäre es, wenn der Fanclub beim Ironman immer genau wissen würde, wo der Held gerade ist?
  • Ein ans Gepäck angebrachte GTU kann bei der Nachverfolgung von verlorenen Gepäcksstücken hilfreich sein. Gleiches gilt natürlich auch für Autos in Riesen-Garagen oder wertvollen Gegenständen, die man „im Auge behalten“ will.
  • Neue Geschäftsmodelle: „Pay as you go“ könnte tatsächlich umgesetzt werden. Blödes Beispiel: Wieso sollte ein Bootsverleiher nicht Mietpreise nach tatsächlich gefahrener Strecke verlangen?

Die Position wird über Web und Apps für mobile Geräte abfragbar sein. Eine Android-App soll schon verfügbar sein, iOS wird wohl folgen.

Großer Nachteil und für mich daher ein No-Go: Das Tracking geht über Garmin-Server und ist kostenpflichtig. Ein Jahr ist inklusive, danach werden pro Jahr 49,99 Dollar fällig. Schade, dass die Amerikaner nicht auf Standard-APIs setzen. Aber vielleicht gibt es ja einen Weg drum herum.

Update: Und billig ist’s mit 199 Dollar auch nicht wirklicht …

3 Kommentare
  1. Thomas
    Thomas sagte:

    Die OBD Schnittstelle ist zwar seit 1995 vorhanden, jedoch handelt es sich dabei um OBD 1. OBD 2 kam erst im 20. Jahrhundert auf den Markt meine ich. Außerdem unterscheidet sich die OBD Gesetzgebung in EU und USA. Könnte auch spannend sein inwiefern das zu funktionalen Einbußen führen könnte.

  2. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Laut Garmin funktioniert es bei den allermeisten Autos ab 1995. Bin selbst gespannt. Habe einen 10 Jahre alten Skoda Fabia. Mal sehen.
    Ansonsten: Die Software ist für Europa umgeschrieben worden.

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