Facebook: Grenzen des Wachstums?

Für ein Buch wollte ich heute mal das Wachstum bei Facebook recherchieren. Und ich stieß dabei auf Erstaunliches. Eigentlich wollte ich ein Wachstumschart erstellen, bei dem eines herauskommt: Das Wachstum bei älteren Nutzern ist höher als bei jungen.

Meine Annahme wurde bestätigt, aber die Zahlen haben mich überrascht. Es sieht aus, als gäbe es eine Flucht junger Zielgruppen von Facebook. Zwar gibt es bei den Unter-30-Jährigen noch immer Marktanteile zwischen 50 und 90 Prozent. Aber viele scheinen das soziale Netzwerk zu verlassen.

Facebook leidet unter Nutzer-Schwund

Die Entwicklung im Detail: Nach Altersgruppen (13 bis 64 Jahre von links nach rechts). Die Zahlen spiegeln die Differenz zwischen 7. Juli und 5. Oktober 2010 wieder – eine Zeitspanne von genau 90 Tagen. Insgesamt verließen in dieser Zeit rund 34.000 Nutzer das soziale Netzwerk.

Facebook: Nutzer-Schwund in Österreich

Weil ich mir keinen rechten Reim auf die Zahlen machen kann, stelle ich die Rohdaten auch online. Wer will, kann mit den Zahlen „spielen“ und vielleicht gibt es ja – abseits der Ungenauigkeit der Facebook-Zahlen – ja eine Erklärung. Eure Deutungen bitte in die Kommentare.

Die Daten sind sehr umfangreich und beinhalten detaillierte Zahlen zu Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie eine grobe Statistik für alle Staaten. Online bei Google Docs: goo.gl/tfvI

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Icons (cc) Andrea Austoni und Ivan Boyko

20 Kommentare
  1. Erich
    Erich sagte:

    Wenn man ein bisschen mit Backdata spielt kann man sehr leicht erkennen, dass sich Facebook in der westlichen Hemisphäre allmählicher einer Sättigung nähert. Dass in AT ein Rückgang zu verzeichnen ist, finde ich allerdings sehr interessant.

    Stagnation in DE:
    http://www.facebakers.com/countries-with-facebook/DE/

    Rückgang in den ganz starken FB Ländern GB und IT:
    http://www.facebakers.com/countries-with-facebook/IT/
    http://www.facebakers.com/countries-with-facebook/GB/

  2. Heinz Grünwald
    Heinz Grünwald sagte:

    Danke für diese Zahlen, sehr interessant – könnte es nicht einfach eine Schwankung sein? Bin gespannt wie es in den nächsten 90 Tagen aussieht. Wäre natürlich interessant warum diese 34.000 Leute ihren Account gelöscht haben.

  3. Mario
    Mario sagte:

    Die Negativspikes korrelieren ziemlich gut mit der Einfuehrung der Privacy-Settings.
    Inzwischen wird verschleiert woher man kommt und wie alt man ist, und deswegen gibts diesen Aggregationseffekt.

  4. Egon
    Egon sagte:

    vielleicht hat fb auch einfach nur 34.000 ans server nirvana verloren. ist mir schon passiert, account weg fotos weg, zum glück hatte ich ein backup meiner fotos hihi

  5. Christian
    Christian sagte:

    Ich könnte mir vorstellen, dass auch viele doppelte oder verwaiste Accounts einfach gelöscht wurden… aber anderseits wohl doch nicht allein 34.000 in Österreich… strange …

  6. Markus
    Markus sagte:

    ich bin weder marktforscher noch fb-nutzer. mir ist persönlich die entwicklung von fb auch egal. ich kann aber aus meinem familiären umfeld berichten, dass, zugegeben, ein einzelfall, meine 22-jährige nichte im gegenständlichen zeitraum ihr fb-konto gelöscht hat. auf meine frage, warum sie das tat, meinte sie:“es kommt dort soviel zeug daher, das mich nicht interessiert und darum steige ich aus. ich muss ja nicht dabei sein.“ ich behaupte jetzt bei gott nicht, dass, weil ein schwan schwarz ist, alle schwäne schwarz sind. aber es könnte auch ein „weak signal“ sein. vielleicht kennt jemand aus der digirati-gemeinde ebenfalls beispiele aus seinem persönlichen umfeld und kann was zu deren beweggründen posten?!?

  7. Martin Szugat
    Martin Szugat sagte:

    Sind das wirklich registrierte Nutzer? Oder nicht doch MAU? Also Monthly Active User (Monatlich aktive Nutzer). Facebook berichtet für gewöhnlich nur MAU und keine registrierten Nutzer. Der Schwund um 34.000 Nutzer würde dann nur bedeuten, dass die Nutzungsíntensität in den 90 Tagen abgenommen hat, was aber auch auf Ferien, Urlaub, Sommer etc. zurückzuführen ist. Aber auch das wäre erstaunlich, denn das würde bedeuten, dass die Digital Natives gar nicht so Facebook abhängig sind, wie oft behauptet wird. Sondern das eher die älteren betrifft.

  8. Gereon Frisch
    Gereon Frisch sagte:

    Eine weitere Mutmaßung: Könnte es sein, daß Facebook damit begonnen hat unzulässige Useraccounts zu löschen: z.B. Unternehmen, die sich als User angemeldet haben und nicht die dafür vorgesehenen offiziellen Seiten genutzt haben.

  9. Christoph Richter
    Christoph Richter sagte:

    ich würde mal sagen, nachdem das ziemlich genau die sommerferien für ein großteil der negativen altersgruppen ist, dass das wohl eines der ausschlaggebensten punkte dafür ist.

  10. Wort-Suche
    Wort-Suche sagte:

    Facebook ist nicht mehr als ne Spielerei, das war es am Anfang und ist es jetzt immer noch, das ab einer gewissen Zeit die Menschen (Vernünftigen) die Schnauze voll haben oder einfach ausgespielt haben ist doch klar und war auch zu erwarten.
    Bin schon gespannt was als nächster kommt und damit meine ich nicht Google.me…

    Ich denke die nächste grosse Hype wird wahrscheinlich eine übergreifende ID im Internet werden die auch von denn Behörden als echt eingestuft werden wird und man damit viel mehr machen kann, bzw. die Realität mit dem Internet zu verbinden.
    Dann wird man mal von Facebook in den Geschichtsbüchern nachlesen können, wie schnell es nach oben und dann wieder nach unten ging… 😉

  11. Ray
    Ray sagte:

    Mich würde interessieren woher diese Zahlen kommen? Direkt von Facebook? Können Sie uns die Quelle der Daten nennen?

  12. Toni
    Toni sagte:

    Vielleicht wurden auch ein Schwung Nutzer gelöscht, die sich in den letzten zwei Jahren nicht mehr eingeloggt haben.

  13. Bodenseepeter
    Bodenseepeter sagte:

    Eben bei Marketingvortrag gehört: größtes Wachstum von Facebook besteht bei Frauen 45-55 Jahren. Größte Schrumprung: Teenager.
    Warum? Weil ihre Mütter bei Facebook auftauchen 😉

  14. Markus
    Markus sagte:

    ich habe soeben mein fb-profil, welches ich vor über 2 jahren erstellt habe und seit jänner 2009 stillgelegt habe (ich war damals der meinung, ich hätte es gelöscht, aber das geht wohl nur mit großem aufwand, den ich nicht zu investieren bereit war), wieder geöffnet. ich wollte einfach sehen, ob fb user accounts von nutzern, die sich schon sehr lange nicht mehr eingeloggt haben, löscht. meine beobachtung dazu ergibt ein klares ergebnis:“nein, das macht fb nicht“! es hätte mich auch gewundert, lebt diese seite doch von der „nutzeranzahl“, die sie hat (bzw. mit der sie sich brüsten kann). ich hätte vorhin lediglich irgendwelche privacy settings anpassen können (nicht zwingend müssen) und schon wäre mein profil wieder „auferstanden“. ich habe das natürlich nicht gemacht und mich sofort wieder ausgeloggt.
    mein fazit bislang: der von georg holzer gepostete schwund ist real und umfasst menschen wie meine nichte. ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

  15. David Bauer
    David Bauer sagte:

    Ich halte die Interpretation eines Nutzerschwunds für falsch. Die Zahlen beziehen sich nicht auf registrierte, sondern aktive Nutzer. In der Ferienzeit im Sommer gehen diese Werte bei den meisten Websites zurück (für Facebook zeigt sich die zurückgegangene Nutzung laut http://www.facebakers.com/countries-with-facebook/ in den meisten Ländern). Ziemlich sicher werden diese Zahlen bald wieder auf die üblichen Werte zurücksteigen.

    Gerade in Deutschland, wo die Facebook-Penetration im internationalen Vergleich noch sehr tief ist, wird Facebook m.E. in den nächsten Jahren noch deutlich wachsen.

  16. Marcel Bernet
    Marcel Bernet sagte:

    Zur Datengrundlage habe ich kürzlich gelesen, dass Facebook selbst die Daten nur alle zwei Wochen aktualisiert auf ihren Servern – eine gewisse Ungenauigkeit ist also immer drin. Mich hat der grosse Zuwachs bei den unter 15jährigen in der Schweiz erstaunt, im Q2 (wir analysieren die Quartalsveränderungen für die Schweiz: http://bernetblog.ch/tag/schweizer-facebook-zahlen/.

    Wenn ich die leichten Rückgänge in GB und I sehe, drängt sich folgender Schluss auf: Beim Erreichen einer gewissen Sättigungsgrenze kommt es zu Rückgängen. Weil die Leute in der Testphase merken: Was bringt mir das? Und weil bei vielen aktiven Nutzern auch die Inhalte explodieren: Das Rauschen wird höher, der Nutzen kleiner.

    Trotzdem glaube ich an Facebook als Mega-Zentral-Netzwerk. Wo vor allem die sozialen Funktionen gepflegt werden (weniger Inhalte gelesen werden). Darum herum werden sich Spezialisten in Themennischen etablieren.

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