Kärnten hat für immer verloren

Sechs aus meinem engsten Freundeskreis verlassen gerade Kärnten. Zwei zieht es gerade nach Wien, zwei gehen nach demnächst nach Salzburg, einer will so bald wie möglich nach Berlin und eine siedelt nach Graz.

Danke an Franz Miklautz für die Videogelegenheit! Und sorry für die Sonnenbrille. Die Sonne ist in Kärnten NICHT vom Himmel gefallen. Ganz im Gegenteil – sie stach ganz schön vom Himmel.

In den letzten 15 Jahren sah ich mehrere Dutzend Schulkolleginnen und -kollegen, Freunde oder Bekannte ihre Sachen packen und nach Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg oder ins Ausland abwandern. Für immer. Bis auf ganz wenige Ausnahmen galt: Wer ging, kam nie wieder zurück.

Der Aderlass an geistiger Kapazität, den dieses Land erleiden muss, ist nicht nur schlimm. Er ist existenzgefährdend.

Die Gründe sind ebenso vielfältig wie verständlich: Es mangelt einerseits an Zukunftsperspektiven sowie an guten und gut bezahlten Jobs. Wer an einer TU oder WU studiert hat, dem hilft es nichts, wenn hier der Tourismus gefördert wird. Andererseits sind die unendliche intellektuelle Leere und der geistige Stillstand tatsächlich zum Kotzen. Die nicht enden wollende Vereinnahmung des ganzen Landes durch eine gierige und machtbesessene Kaste an Politikern – gemeint sind Politiker jeder Couleur – für die Ihren tut ihr weiteres.

Die Politik erkennt nicht einmal die Tragödie, die hinter dieser Abwanderungswelle steckt. Landeshauptmann Gerhard Dörfler meinte etwa im Juli dazu:

„Da sieht man, wie tüchtig Kärntner sind, wenn sie Weltkonzerne leiten. Dass sie international tätig sind, das ist – wie soll ich sagen? Die österreichische Nationalmannschaft spielt so lange gut, wie sie Legionäre hat – was weiß ich – Prohaska in Italien, Krankl bei Barcelona und so weiter und so fort. Es ist doch positiv für den Standort Kärnten, dass es auch Kärntner gibt, die international im Bereich der Wirtschaft tätig sind.“

Übersetzt: Dörfler findet es gut, wenn möglichst viele gute Leute außer Landes tätig sind.

Bewusstsein oder gar Lösungskompetenz für die Probleme der Zukunft zu erwarten, ist – angesichts einer Landespolitik, die sich ausschließlich mit der Vergangenheit zu beschäftigen scheint – hoffnungslos.

Was ist von Leuten zu erwarten, die Millionen für Eigenwerbung ausgeben müssen, weil sie so uninteressant geworden sind, dass niemand freiwillig über sie berichtet? Wenn Kärntens Politiker Innovationskraft beweisen, dann mit der Einführung der kaufbaren Demokratie. Die ist hierzulande spätestens seit dem 1. März 2009 Realität. Angesichts der Menge an – auf Kosten der Allgemeinheit bezahlten – Inserate musste der Eindruck entstehen, dass lediglich Gerhard, Uwe und Harald überhaupt Arbeit für das Land leisteten.

Inserate, geschalten im LT-Wahlkampf 2009. Kleine Zeitung, 1.1. - 25.2.

Eine Mischung aus Ideenlosigkeit, Machthunger und Ausbeutung von Ressourcen der Allgemeinheit für sich selbst oder höchstens das eigene Klientel ist gefährlich, weil sie in einer Spirale aus geistiger Armut und wirtschaftlicher Stagnation nur einen Weg kennt: den nach unten.

Was darf man von Personen erwarten, die jahrzehntelang mutwillig Konflikte (Ortstafeln) schüren, nur um damit politisches Kleingeld waschen zu können? Den gelernten Kärntner wunderte es nur wenig, als Landtagspräsident Josef Lobnig in Zusammenhang von einer Nordkorea (!) verherrlichenden Fotoausstellungen im Landhaus die Freiheit der Kunst betonte, kurz darauf auf die Verleihung des Europäischen Bürgerpreiseses für die Konsensgruppe im Wappensaal des Landhauses untersagt.

Wenn der Politik alles zugetraut und die Hemmschwelle des Wunderns Tag für Tag nach unten nivelliert wird, hat die Zivilgesellschaft versagt. Widerstand? Der ist längst gebrochen.

„Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“, heißt es im Volksmund. Es hat einen Grund, dass in diesem Land alles Neue erst einmal als Bedrohung angesehen wird. Diese Angstkultur wird in Kärnten seit Jahrzehnten gehegt und gepflegt. Es soll nur ja keiner auf die Idee kommen, etwas Neues auszuprobieren. Verdächtig wird, wer sein Blickfeld über den Tellerrand hinaus ausdehnt.

Subtil macht ein Cocktail aus Technologiefeindlichkeit und bewusster Manipulation die Massen trunken. Zahlen und Statistiken, die ein angebliches Technologie- und Wirtschaftswunder beweisen und von der wahren Situation ablenken sollen, sind sehr schnell entzaubert.

Kärnten erstarrt zusehends zum Brauchtums-Museum mit täglichem Freibier für die eigene Clique. Es scheint, als könne nichts diesen Trend aufhalten oder gar umkehren. In Wien leben bereits mehr Kärntner als Villach Einwohner hat. Warum wohl?

Statt Heimatherbste, Dirndln und Kärntner-Anzüge bis zum Exzess zu subventionieren, sollte jener Beton aus den Köpfen der Leute gekratzt werden, der jahrzehntelang in diese gegossen wurde. Statt Fahnen zu verschenken, Dauerreklame zu buchen oder mit Werbegeschenken um sich zu werfen, sollten Büchereien eingerichtet, Schulen adäquat ausgestattet oder Datenautobahnen verlegt werden.

Was fehlt, sind Signale einer dringend nötigen und tiefgreifenden Erneuerung des Landes. Es gibt niemanden, der ein größeres Bild, eine Vision, hätte, wohin dieses Kärnten steuern soll.

In diesem Land wird eine Kultur gepflegt, die gewaltige Chancen – wie sie etwa in der Zweisprachigkeit liegen würden -nicht nur nicht erkennt, sondern schon im Keim erstickt, weil sie Fremdes enthalten könnten. Es wird ein Klima geschürt, in dem selbst die liberalsten Menschen (dazu zähle ich mich) zu Intoleranz erzogen werden. Ja, ich gebe zu, hinter jeder Trägerin und jedem Träger eines Kärntenhemds einen BZÖler oder FPKler zu sehen.

Gut, dass ich es gerade noch rechtzeitig erkannt habe. Ich versuche, diese Vorurteile abzubauen.

Denjenigen, die kommen wollen, werden mit aller Gewalt daran gehindert. Ihnen werden Steine in den Weg gelegt, sie werden missachtet, an der Integration gehindert oder gar – dazu reicht der bloße Verdacht auf Straffälligkeit – in die Einöde auf die Saualm verbannt.

Niemand käme auf die Idee, schon Ausweisungen beim bloßen Korruptionsverdacht auszusprechen. Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet in Gebieten mit dem geringsten Ausländeranteil diejenigen den größten Zulauf haben, die vor diesen warnen.

Meine Erwartungen? Null. Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken und es wäre hoch an der Zeit, die Köpfe auszutauschen.

Politiker wie Valentin Inzko oder Christoph Zernatto würden dieses Land wieder zum Blühen bringen. Die geistige Nahrung Intellektueller wie Peter Turrini oder Josef Winkler wäre ebenso dringend nötig wie das eine oder andere (häufiger ausgesprochene) mahnende Wort von Wirtschaftstreibenden wie Herbert Liaunig oder Monika Kircher-Kohl. Selbst einem Udo Jürgens müsste man nach der Lektüre seiner Interviews Gewicht geben.

Ich wage, zu behaupten, dass fast jeder andere Kärntner mit ein wenig Demut, Hausverstand und Ehrlichkeit besser wäre als die vielen Petzners, Tauschitze, Scheuchs, Dörflers, Dobernigs, Martinze, Holubs oder Kaisers, die dieses Land geradewegs in den Abgrund fahren und sogar nach der Klippe noch aufs Gaspedal drücken.

Alternativen wird es aber auch zur nächsten Wahl 2014 nicht geben. Mit brutalem Mitteleinsatz – freilich auf Kosten der Steuerzahler – werden Land und Leute weiterhin in Geiselhaft genommen. Die Politik wird so weiterhin sehr effizient dafür sorgen, dass mehr und mehr Denkende das Land (fluchtartig) verlassen.

Dieses Land hat wahrlich Besseres verdient. Zur Mittelmäßigkeit verdammt zu sein, ist in der derzeitigen Lage und bei den aktuellen Perspektiven noch ein Kompliment.

Ich sehe diesen Artikel als meinen Beitrag zum 10. Oktober an. Das ist mein Denkanstoß für Kärnten.

Und ja: Ich bleibe hier! Das ist eine (gefährliche) Drohung an alle, die ihre Macht in diesem Land gegen das Wohl seiner Bürger einsetzen.

30 Kommentare
  1. Markus René Einicher
    Markus René Einicher sagte:

    Wobei ich glaube diese „Trachtenträger“ wollen als FPK/BZÖler erkannt werden, das is ja quasi deren Dresscode. Kein aufgeklärter modernder Mensch zieht sowas (außerhalb von Feiertagen vielleicht) an.

    Mich würde interessieren ob es eine echte kärntner Tracht gibt – also nicht die, die da 1912 erfunden wurde.

    In Kärnten wird den Leuten ja pratksich vermittelt, dass die Geschichte Kärntens erst mit dem Abwehrkampf begann, die tausend Jahre davor werden einfach „weggelassen“.

  2. Klaus Dieter
    Klaus Dieter sagte:

    Die Abwanderung ist ja leider nichts Neues und hat Ihren Anfang schon in den 60er Jahren genommen. Die Generation meiner Eltern und Großeltern ist damals in Scharen nach Deutschland, Vorarlberg, Schweiz etc ausgewandert. Die Politik hat es damals (vor allem SPÖ) schon verabsäumt gegenzusteuern (Bau einer TU bzw WU, Investition in die Infrastruktur etc) wodurch sich dieser Trend leider bis heute fortsetzt. Jetzt ausschliesslich der aktuell agierenden Politiker (aller Coleurs) die Schuld zuzuschieben ist etwas kurzsichtig gedacht.

    Schöne Grüsse aus Klafu
    Klaus Dieter

  3. Stefan Oberhauser
    Stefan Oberhauser sagte:

    Stimme Georg in vielen Punkten zu, vor allem was die Politik in Kärnten betrifft. Hier müsste es einen radikalen Wandel geben, der sich leider nirgends abzeichnet.

    Nichtsdestotrotz gibt es einige Leute, die an einer anderen Zukunft arbeiten – Georg selbst ist das beste Beispiel dafür. Von daher habe ich eine leise Hoffnung, dass Kärnten nicht in den Abgrund stürzen wird.

    Auch stimme ich Klaus Dieter zu, dass man nicht alles den aktuellen Politikern unterjubeln kann. Dass Wien die zweitgrößte Kärntner Stadt ist, war schon vor Jahrzehnten so.

    Aber es gibt auch Heimkehrer. Nach meiner Matura an der HTL war die halbe(!) Klasse in Wien – um zu arbeiten oder zu studieren. Mittlerweile ist die Hälfte davon wieder nach Kärnten gezogen – ich bin einer davon. Natürlich waren es meist persönliche Gründe, die zu einer Rückkehr führen. Die Lebensqualität in Kärnten sowie das familäre Umfeld kann einem nicht einmal die Politik so leicht nehmen.

    Bei besseren Jobaussichten denke ich, dass noch weitere Kärntner zu einer Rückkehr zu bewegen seien. Ein Freund von mir hat sich umgesehen und mangels attraktiver Möglichkeiten muss er vorerst in Wien bleiben. Hier gilt es meiner Meinung nach anzusetzen. So wie Regierungen anderswo Maßnahmen setzen, um Steuerflüchtige wieder heim zu holen (siehe Italien), so müsste Kärnten hier Initiative zeigen, gut ausgebildete, motivierte und weltoffene Kärnten zu einer Rückkehr zu bewegen.

    Eine Möglichkeit ist auch, seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Wir beim build! Gründerzentrum konnten durch unsere Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten bereits dem einen oder der anderen eine Rückkehr nach Kärnten ermöglichen, die sich hier mit einer innovativen Idee selbständig gemacht haben. So konnten wir einen kleinen Beitrag leisten, Know-how, Erfahrung und Engagement nach Kärnten zu holen.

  4. robot
    robot sagte:

    Wer hat sich noch nicht überlegt, all das hinter sich zu lassen?
    Dieses flaue, leicht wütende Gefühl in der Magengegend kennt wohl jeder.
    Wer eine Beziehung zu seinem Umfeld und „seinem Land“ hat ist natürlich
    auch emotional stark daran gebunden. Woanders kann einem das „egal“ sein.

    Aber genau so Ideen und Aktionen, wie jene von Georg, verhindern, dass
    diese „Egalität“ von Menschen die keine Beziehung zu ihrem Umfeld haben
    allzu schlimme Auswirkungen hat. Sowas kann man deshalb nur unterstützen.
    Ein Beispiel gefällig?
    Georgs Idee einer Inserate-Datenbank wurde inzwischen unter
    polit-inserate.at umgesetzt und in einer kärntner Wochenzeitung finde
    ich schlagartig weniger „interessante Artikel“ aus der Tagespolitik
    die auf der linken oder rechten Seite noch der Schriftzug „Anzeige“
    schmückt.

    Das System ist nicht perfekt (Stichwort Trog), aber um es mit den Worten
    von Schorsch Dabju zu sagen „If this were a dictatorship, it’d be a heck of a lot easier, just so long as I’m the dictator.“

    Nicht verzweifeln. Keep up the good work!

  5. venkman
    venkman sagte:

    leider wahr. und ist nicht so, dass das ausserhalb kärntens anders wahrgenommen wird, in kärnten ist man ja sogar zu blöd aus der schönheit des landes zu profitieren, die politik mischt sich ein wo es nur geht (und was zu holen gibt)

  6. Tainacher
    Tainacher sagte:

    Letztendlich wird Kärnten gewinnen! Zuerst dachte ich an ein launisches Pamphlet, doch beim genauen Lesen kann ich Deinen Frust gut verstehen. Deine Freunde verlassen Kärnten. Der galoppierende Verlust an geistiger Kapazität ist unaufhaltsam, findest Du selber doch auch die unendliche intellektuelle Leere und den geistige Stillstand tatsächlich zum Kotzen. Du vereinsamst, Dir ist übel.
    Mehr und mehr Denkende verlassen das Land und Du findest, es wäre hoch an der Zeit, die Köpfe der Fische auszutauschen, und das obwohl es in den Reihen der Verbliebenen niemanden gibt, der ein größeres Bild, eine Vision, hätte, wohin dieses Kärnten steuern soll. Und, wie ich meine, ohne Aussicht auf langfristige Besserung, denn auch Dein oder mein Kopf würde nach den Gesetzen der Natur, auch als „getauscht“ am Körper eines Fisches alsbald zu stinken beginnen.
    Du siehst in Inzko, Zernatto, Turrini, Winkler, Liaunig, Kircher-Kohl die ultimativen Heilsbringer, willst mir nahe legen in Udo Jürgens Interviews zu schmökern und drohst allen, die ihre Macht in diesem Land gegen das Wohl seiner Bürger einsetzen, damit, dass Du hier bleibst.
    Gut! Denn die, die Kärnten verlassen haben, sind davon begeistert und werden in Scharen zurückkommen.

  7. Nicole
    Nicole sagte:

    hab selten so viel positive leidenschaft für unser heimatland erlebt. auch ich gehöre zu denen, die kärnten richtung wien verlassen… aber vor allem bei mitzwanzigern höre ich immer öfter: ja, wohnen würd ich später gern wieder daheim… aber studieren und die ersten jobs? nein, dafür is kärnten nichts. also vielleicht bahnt sich in den nächsten paar jahren eine kehrtwende an, in der eventuell wenigstens ein bruchteil der auslandskärntner zurück in die heimat finden

  8. Martin Schimak
    Martin Schimak sagte:

    Ich kann die Innenperspektive des Texts glaub ich gut nachvollziehen, auch wenn ich kein Kärntner, sondern Wiener bin. Allerdings fürchte ich, aus der Aussenperspektive, dass Kärnten hier maximal eine momentane Speerspitze eines Phänomens ist, dass, wenn wir nicht ehebaldigst das Ruder rumreissen ganz Österreich so oder so ähnlich erfassen wird. So viel besser ists rundherum um Kärnten leider auch nicht.

    Die ganz junge Generation, vor allem die „Gscheitesten“ unter ihnen, wird die Möglichkeiten eines offenen Europa ganz selbstverständlich und von Beginn an zu nutzen wissen. Ich würde mir heute von vornherein überlegen etwa in UK zu studieren, in Irland ein Unternehmen zu gründen und/oder in Skandinavien eine Familie zu gründen.

    Wenn wir nichts tun und zwar rasch, dann werden wir in 10 Jahren schreiben: „Österreich hat für immer verloren“. Ab einem gewissen Punkt sind solche Entwicklungen unumkehrbar.

  9. Michael
    Michael sagte:

    stimme komplett überein, jedoch sollte man sich konzentrieren wie man gegensteuern kann anstatt Woche für Woche Berichte schreiben, dass alles so schlecht ist etc. Mit ein paar mehr zweisprachigen Ortstafeln kann man hier auch nicht viel ändern. Abwanderungen gibt es weltweit und ist kein Kärntner-Phänomen.

  10. martin
    martin sagte:

    wie wahr, wie wahr. komme selbst aus einer gemeinde, die in den letzten 10 jahren ca. 10% ihrer bevölkerung verloren hat und da es eine kleine gemeinde ist, kenn ich auch sehr viele derer, die kärnten verlassen haben (rund ein dutzend von ehemals 1800 lebt allein in graz und wird zum großteil nie wieder zurückkehren).
    und das traurige ist, dass es nicht nur der mangel an guten jobs oder ausbildungsmöglichkeiten ist, sondern auch der mangel an alternativen freizeitgestaltungsmöglichkeiten, die über brauchtumspflege, fußball und einem kühlen villacher bier nicht hinausgehen (ich liebe fußball und ein gutes villacher, aber eben nicht nur!).
    und zur kulturförderung in kärnten könnte ich mich stundenlang auslassen, was gefördert wird (mal schnell 5000 € für den hiesigen trachtenverein, damit er sich neue trachten kaufen kann) und was nicht (von unabhängigen, gemeinnützigen vereinen mit viel enthusiasmus und arbeitseifer veranstaltete (alternativ)festivals).
    sehr gutes kommentar!

  11. Kofi
    Kofi sagte:

    Gut argumentiert, in Summe aber zu depressiv. Geistige Erneuerung, dynamisches denken etc. sind keine kollektiven Zustände, sondern Aufgabe des einzelnen – sofern er dazu in der Lage ist. Ich hoffe, du bleibst nicht aus trotz hier, sondern aus Überzeugung. Dann freu ich mich auf weitere Texte!

  12. Gernot
    Gernot sagte:

    Bin nun seit 10 Jahren weg (Wien + international) und Kärnten wird mir bei jedem Besuch etwas fremder.
    Es sind halt nicht nur manche Täler eng, sondern auch die Gedanken…

  13. Mario
    Mario sagte:

    schöne worte… traurige worte.
    diejenigen, die ihren beitrag lesen, verstehen wollen und sich gedanken machen, sind ohnehin erschüttert. das ist auch leider nicht die breite masse, die diese partein wählt. solange immer aus dem gleichen „topf geschöpft“ wird, kann sich schwer was ändern.
    und worte bleiben worte… ungehört. unverstanden.

  14. Franz Miklautz
    Franz Miklautz sagte:

    Trotz des latenten Zorns, trotz der latenten Enttäuschung und Hilflosigkeit – einer der besten, energischsten und patriotischsten Botschaften, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ein Kunst-, nein ein Meisterwerk, weil es beides vereint: Die Verzweiflung und die Hoffnung. Authentische Wortspiele, passende Vergleiche, eine Wolllust zu lesen.

    Was mir noch fehlt, das ist der Glaube. Denn nur durch ihn wird alles wieder gut.

    Sehr große Schreibe von einem sehr ausdauernden Schreiber.

    A great letter.
    Franz

  15. George Washington
    George Washington sagte:

    Da fällt mir ein Lied von Rainald Grebe ein, das man sehr gut auf Kärnten abwandeln kann.

    „In Wien bin ich einer von zwei Millionen,
    in Kärnten, da kann ich bald alleine wohnen.
    […]
    In Wien kann man so viel erleben,
    in Kärnten soll es wieder Wölfe geben.“

    Kärnten, Österreichs Brandenburg?

  16. Bernhard Winkler
    Bernhard Winkler sagte:

    Hallo Georg!

    Was soll ich sagen: Ja, Du hast eigentlich mit allem den Punkt ganz gut getroffen.
    Aber was bedeutet das dann?
    Soll man die eigene Herkunft verleugnen? Oder nur die Anderen beschuldigen? Oder sich ein Herz fassen und dagegen ankämpfen?

    Sollen wir anders wählen? Wer muss das machen?
    Oder sollen wir zu „härteren Mitteln“ greifen?

    Protest? Revolte?

    Verweigern wir uns vor der Erkenntnis, dass das Volk schon immer „dumm gehalten“ wurde? Weil die Massen dann leichter kontrollierbar sind?

    Und – ist es wo anders besser? Wien? Berlin? Moskau?

    Ich fahre gerne mit meinem Rad/Motorrad/Auto um den Wörthersee. Er gehört mir. Wie auch der Mond und die Sterne.

    Mein Leben zu genießen, ihm einen Sinn zu geben und mit meiner Gewissen im Reinen zu bleiben – das sind Ziele, die ich mir stecke.
    Ob die Einen oder die Anderen Steuergeld vergeuden / verwenden / verbrauchen / investieren / hinterziehen – was kann ich da qualifiziertes dazu sagen?

    Es ist doch alles immer nur Darstellungssache. Hätten die Nazis den ersten Weltkrieg gewonnen, wäre wohl liberales Denken weltweit verboten / verböhnt… Sieger definieren, was recht und was unrecht ist.

    So gesehen sind in Kärnten die im Recht, die regieren. Sie haben die demokratische Wahl gewonnen. Gefällt mir auch nicht – aber man muss dem Volk schon zugestehen, dass es das bekommt, was es verdient.

    Dass das anderen nicht passt ist zu erwarten. Dass diese Schicht sich als die „Intellektuellere“ sieht, muss man tolerieren. Aber auch die Sichtweise der anderen Schicht.

    Liberalismus und Toleranz beginnen ja auch schon im eigenen Kopf. Auch jenen gegenüber, dessen Verhalten man nicht versteht, nicht tolerieren mag und manchmal sogar für korrupt hält.

    Aber wer richtet darüber? Und „stimmt“ das Urteil dann?

    Auch ich bleibe hier. Wegen meiner Familie, der schönen Sonnenuntergänge und der Menschen, mit denen ich mich umgeben möchte. Und hey – mal ganz ehrlich – warum sollte ich mich mit denjenigen beschäftigen, die mir und meinem Leben nichts hinzufügen können… es nicht bereichern können?

    Ich wünsche Dir, dass Du Deine Mission nicht aufgibst – aber auch, dass Du rechtzeitig erkennst, dass Du für Dein Leben die Regie selbst schreibst. Und genau das daraus machen kannst, was Du daraus machen willst. Wenn das dann der tiefe Gram auf Deine Heimat ist, weil Du Dir diesen in Dein Leben wünschst, dann akzeptiere ich das natürlich.

    Aber ich wünsche Dir auch tolle Sonnenuntergänge am Wörthersee!
    lg,

    Bernhard.

  17. Josef Lentsch
    Josef Lentsch sagte:

    lieber georg,

    will der vernuenftige mensch nicht zum zyniker werden in so einem umfeld, muss er viel schmerz ertragen… (ausser er ist mit einer schier uebermenschlichen portion humor ausgestattet, siehe http://www.youtube.com/watch?v=B24qxWPPVbM&feature=youtube_gdata_player).

    ich glaube der einzige weg langfristig etwas zu aendern ist sich selbst politisch zu engagieren. wie heisst es so schoen? „Be the change you want to see in the world.“ wie du mit deinem engagement zeigst, kann man das auch im rahmen von anderen demokratischen institutionen als parteien tun.

    in diesem sinne: danke fuer dein engagement, sei es anderen ein weckruf und vorbild!

    ein auslandsburgenlaender

  18. Martina
    Martina sagte:

    also ich komme wieder aus wien zurück! nicht weil ich das jetzige kärnten so super finde, sondern weil dieses land eben wieder mehr leute braucht, die auch über den tellerrand schaun!

  19. lukas walcher
    lukas walcher sagte:

    ich würde gerne zu MARTIN SCHIMAKS kommentar was sagen:

    Martin , Du sagst (wie viele andere) dass die junge Generation die Chancen des offenen Europas nutzt! Damit hast du natürlich recht, denn die junge Generation zieht es natürlich dorthin, wo sie sich darauf verlassen kann auf größte Offenheit zu stoßen. Dies bezieht sich aber nicht nur auf ökonomische Interessen. Man darf die sozialpolitischen und soziokulturellen Beweggründe auch nicht außer acht lassen bzw. unterschätzen(!), denn keiner wird sich freiwillig in ein Land begeben, wo eine Kultur gepflegt wird, in der Andersartigkeit und Fremdheit als Störfaktoren wahrgenommen werden und in der das Schüren von Angst gegenüber dem Fremden zum (kultur)politischen Programm erhoben wird. Es sind deshalb nicht nur die Jobaussichten und die ökonomischen Vorteile alleine, die einer Abwanderung entgegenwirken bzw. eine Zuwanderung fördern. Einmal abgesehen davon, dass auch nur dort die Jobs interessanter, vielfältiger und in der Regel auch besser bezahlt sind, wo das Leben vielfältig gelebt wird.

    Keiner wird sich freiwillig in eine Region begeben, die es nicht einmal zustande bringt ihre eigene kulturelle Vielfalt zu schätzen, die ihre eigene kulturelle Identität zwanghaft auf Heimat und Brauchtumspflege, Großevents und Kirchtagstourismus reduziert und festnagelt als ob es kein Morgen gäbe, wo also im Großen und Ganzen diejenigen Veranstaltungen gefördert werden, die der Politik nahe oder zumindest nicht im Wege stehen, bei denen die Politiker meist selbst anzutreffen sind und bei denen sie ihr rückwertsgerichtetes Gedankengut möglichst unkompliziert unter das von ihnen aufrechterhaltene `einfache´ Volk mischen können. Die Tatsache dass ein Land einen kleinen aber wichtigen Teil seiner Identität leugnet, indem es einer rechtlich anerkannten Minderheit keine volle rechtliche Anerkennung erteilt, macht es zu einem traurigen und trauerndem Landstrich, der so schön und herrlich er von außen auch erscheinen mag, innerlich in einem – wie auch immer gefärbten- Sumpf ersticken wird.

    Und Du hast natürlich recht wenn Du sagst, dass dies nicht nur ein kärntenspezifisches Problem ist, sondern eine Tendenz die auch andere österreichische und auch europäische Regionen betrifft. Es ist sogar ein globales Phänomen. Ballungszentren wirken wie unheimliche Magnete auf die Menschen und die ländlichen Regionen haben zunehmend mit Bevölkerungsschwund zu kämpfen. Doch was sagt uns das? Warum fühlen sich immer mehr Menschen in Städten (abgesehen von den ökonomischen Vorteilen) offenbar besser aufgehoben als in der Provinz? Dies ist eine jener brennenden Fragen die sich die politisch Verantwortlichen stellen müssten! Ich, als einer von den zigtausenden nach Wien abgewanderten Kärntnern hätte dafür eine erste Antwort: Viele junge Menschen ziehen u.a auch in die Städte weil dort dieses ewiggestrige Thema vom Fremd- und Anderssein nicht diese erdrückende Präsenz hat:
    In ländlichen Regionen wie in Kärnten ist es oft schon ausreichend einen Beruf auszuüben der `etwas exotischer ist´ (z.B. Künstler) oder Meinungen zu vertreten die nicht so in die tradierten Muster passen (z.b. ohne rel. Bekenntnis zu sein). Manchmal reicht es auch schon einfach am `falschen´ Hof aufgewachsen zu sein, denn Nachbarschaftsstreitereien werden oft über Generationen weg vererbt und gepflegt. In einer gut verwalteten Großstadt wäre dies schon einmal Aufgrund der ausgeprägten Mobilität und des regen Umzugs viel seltener der Fall bzw. viel leichter zu überwinden. Eine falsche Tat in einem Dorf und am nächsten Tag weiß die ganze Dorfgemeinschaft bescheid und behält dies auch oft bis in alle Ewigkeit für sich. Weil in den Metropolen eben Fremd mit Fremd immer schon auf engstem Raum miteinander auskommen musste und sich das Fremd- bzw. Anderssein des Anderen mit dem eigenen Fremd- bzw. Anderssein trifft, spielt es (natürlich auch nicht unabhängig davon welche Grundstimmung in einer Stadt herrscht) eine vielmehr bereichernde denn erdrückende Rolle. Dazu kommt dass man in der Anonymität der Großstadt sich als junger Mensch auch kleinere `Fehler´leisten kann, für die man sich nicht ein Leben lang rechtfertigen muss.

    Jene Politik von der insbesondere Kärnten gerade beherrscht wird, löst nicht sonder verstärkt alle diese negativen Tendenzen, weshalb man sich auch nicht wundern muss, warum die Sogwirkung der Großstädte (oder auch anderer offener ländlicher Regionen) junge Menschen wegzieht.

    UND JA! Es wird höchste Zeit das Ruder umzureissen. Ich hoffe ROTGRÜN in Wien macht den Anfang.

  20. Martin Schimak
    Martin Schimak sagte:

    @Lukas Walcher. Vao, danke für die reflektierte Auseinandersetzung. „Leider“ kann ich dem jetzt nicht annähernd soviel Reflexion hinterherjagen, vorwiegend deshalb weil ich einfach zustimme. Vielleicht eines: ich sehe die Zukunft von Wien als „Metropole“ nicht so rosig und merke, dass es mich schon sehr stark hier rauszieht, gar nicht so sehr weil Wien eine schlechte Stadt ist, gar nicht, auch ökonomisch nicht, sondern – Bestätigung Deiner These – weil es mir zunehmend zu „eng“ wird im Kopf. Wäre ich noch wirklich jung und ungebunden wäre ich wohl definitiv weg. So muss ich eben dazuschauen, wie ich mich arrangiere und ob vielleicht noch was geht. Aber insofern spüre ich – vielleicht bin ich ein Einzelfall, vielleicht aber eben auch gar nicht – dass auf Österreich samt seiner einzigen grossen Stadt womöglich „im grossen“ mit Europabezug ein ähnliches Schicksal zukommt wie auf Kärnten in Österreich. Und jetzt könnte man auch noch einen Schritt weitergehen und sich fragen, wie das mit Europa in der Welt aussieht, wenn man so ein, zwei Generationen vorausdenkt. Es ist für all das nicht zu spät gegenzusteuern. Aber wir müssen hinausschauen und müssen auch eine unideologische Politik verfolgen, die Rücksicht nimmt auf Schwache aber auch versteht, wie man Dynamik für die Stärkeren entfacht. Wenn man das gut macht kommt es allen zugute. Lg!

  21. unternehmenskommunikation und suchmaschinenoptimierung
    unternehmenskommunikation und suchmaschinenoptimierung sagte:

    Dieser Beitrag ist sehr treffend formuliert — und da ich kein Kärntner bin, möchte ich aber auch eine kleine Ergänzung anbringen, was unser politisches Umfeld angeht! Das derzeit praktizierte politische Umfeld, in dem die große Errungenschaft unter dem Titel „Demokratie“, die Gewaltentrennung, de facto nicht mehr existiert. Unsere Parteipolitik hat die letzten 150 Jahre dazu genutzt hat, die Gewaltentrennung gezielt zu untergraben und somit üben die (jeweils amtierenden) Parteien längst ihren Einfluss auch auf Exekutive und Judikative aus. Der geistige Horizont der Politik reicht gerade einmal bis zum nächsten Wahlkampf. Probleme, welche von der Wissenschaft lange im Vorfeld bekannt waren, werden bis zum schlagend werden totgeschwiegen, um dann im letzten Moment sehr teuer gelöst zu werden.
    Als drastisches Beispiel sei hier die Pensionsproblematik genannt! Bereits zu meiner Studienzeit erklärte uns im Jahr 1989 unser damalige VWL Professor in einer Vorlesung, dass die Politik über dieses Problem informiert sei und jetzt (1989!) mit kleinen Adaptionen dieses Problem lösen könnte, aber da das Problem damals noch zu weit weg war, wurde es als unwichtig deklariert und ignoriert – es könnte ja in vielen Jaren eine andere Partei von diesem nicht entstandenen Problem profitieren. Und jetzt? — Wird einfach den „schlechten Rahmenbedingungen“ die Schuld gegeben … diese Beispiele könnte man jetzt beliebig fortsetzen!
    Und wenn man zurückkommt auf die Inserate … nun das wusste man bereits im alten Rom, dass „Brot und Spiele“ das Volk von Problemen ablenken, also gibt man ihnen reichlich davon — quasi als kostspieligstes Kabarett aller Zeiten!
    Ich denke, dass in Kärnten die Uhren nicht viel anders gehen als im übrigen Österreich/Europa. Möglicherweise manifestieren sich die Auswirkungen in Kärnten nur viel dramatischer…

  22. Www
    Www sagte:

    Kärnten hat mich auch verloren. Ich bin vor zwei Jahren nach Wien umgezogen und habe nicht zurückgeschaut. Es war nicht einfach, ich habe nach eine provisionsfreie Wohnung gesucht, sowie nach einen Arbeitsplatz, von dem ich normal wohnen und leben kann. Am Ende hab ich alles geschafft und fühl mich viel wohler als in Kärnten.

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