Die Tageszeitung von morgen

Seit mehr als einem halben Jahr beschäftige ich mich mit einem Konzept für die Tageszeitung von morgen. Ich bin nun an einem Punkt, an dem ich weiß, dass es klappen kann.

Es gibt eine Lösung, die einen vernünftigen Workflow (via Adobe InDesign) ermöglicht und eine fix fertige Applikation für Apples iPad mitbringt. Ab Herbst gibt es eine Client-Version für Adobe Air (Windows/Mac/Linux) und ein HTML5-Client fürs Web.

Ich weiß nun: Eine kleine, digitale Tageszeitung ist technisch machbar.

Ist sie auch betriebswirtschaftlich möglich? Immer und immer wieder stelle ich mir seit drei Tagen die gleichen drei Fragen und ich komme auf keinen grünen Zweig.

  • Gibt es einen Anzeigenmarkt für ein Gratis-Modell? Gibt es professionelle Vermarkter?
  • Würde eine Bezahlvariante (20 Cent am Tag/4 Euro im Monat) funktionieren?
  • Gibt es alternative Geschäftsmodelle?

Wie soll sie aussehen?

  • 4 Seiten täglich, Technikthemen, in die Zukunft gerichtet statt bloßer Vergangenheits-Nachlese.
  • Interaktiv und multimedial.
  • So wie das Time Magazine am iPad. Genau so, keine Kompromisse!

In der Zwischenzeit glaubte ich nicht an eine machbare technische Umsetzung. Daher konzentrierte ich mich seit März auf die offenste aller Möglichkeiten, um Leser zu bekommen und die Inhalte soweit wie möglich zu streuen.

Das Ergebnis: www.digirati.eu – eine Newswebsite (ich vermeide dafür den Begriff Blog), die zwar ihre treue Anhängerschaft fand, aber mangels Innovation (Yet Another Tech Blog) nicht wirklich abhob. Ich werde das vorerst weiterführen – hier die Zahlen seit dem Start Anfang März – ohne die kleinste Marketing-Anstrengung (!):

Dazu kommen noch durchschnittlich rund 250 Feed-Abonnenten. Mehr als zwölf Prozent der Visits (1694, davon 70 Prozent auf iPhone/iPod touch) gehen übrigens aufs Konto mobiler Geräte.

Im April nahm ich mit meinem Urkonzept an einem Ideenwettbewerb teil – hier die Präsentation für alle, die es interessiert:

Das Investitionsvolumen ist überschaubar, aber für mich auch nicht ohne. Ich müsste 15.000 Euro in die Hand nehmen – für mich ist das derzeit viel Geld!

Ich brauche Feedback. Haltet ihr so etwas 2010 für möglich? Paid? Gratis mit Anzeigen?

18 Kommentare
  1. Georg Kitz
    Georg Kitz sagte:

    Halte ich durchaus für möglich.
    Vor allem die paid Variante, allerdings muss der Content dementsprechend gut sein.
    Man muss nicht immer alles gratis anbieten, ich denke im laufe der Zeit werden viele dazu übergehen ihren free Content zu paid Content zu machen und der User wird sich daran gewöhnen.

    Wenn er dafür was geboten bekommt ist er sicher gerne daran interessiert dafür zu bezahlen.

    my 2 cents 😉

    lG Georg

  2. Gerhard
    Gerhard sagte:

    Hm – sehr schwierig, deine Fragen zu beantworten. Ich versuchs mal:

    * Gibt es einen Anzeigenmarkt für ein Gratis-Modell? Gibt es professionelle Vermarkter?
    ## Den Markt gibt es sicher – wichtig ist wie immer die Reichweite. Aber dazu solltest Du einen „Experten“ fragen.

    * Würde eine Bezahlvariante (20 Cent am Tag/4 Euro im Monat) funktionieren?
    ## 4 Euro im Monat? Wieso nicht – wenn ich dafür guten Content ansprechend präsentiert bekomme. Das erste Monat sollte gratis sein – ein Probemonat sozusagen – und danach wird man zur Kasse gebeten. Täglich zu zahlen schreckt mich persönlich auf den ersten Blick ein wenig ab.

    * Gibt es alternative Geschäftsmodelle?
    ## Eventuell Partnerschaften – digirati beispielsweise als „Unterseite“ eines großen Ganzen mit fixer Entlohnung. Oder eine Partnerschaft mit jemand anderen, der gleiches wie Du vor hast, nur zu einem anderen Thema. Die Frage ist nur: gibt es in Ö noch jemanden?

    Ob ich an einen Erfolg 2010 glaube? Ich würde mal den Erfolg des iPads in Österreich abwarten. Ab Herbst 2010 könntest Du als einer der ersten am Markt sicher Erfolg haben. Zumindest glaube ich das.

  3. Hochitom
    Hochitom sagte:

    Also ich bezweifle momentan, ob das heuer schon machbar ist. Wenn du dich aber für ein Paid-Content-Modell entscheiden würdest (was ich dir absolut empfehlen würde!!!), würde ich die preise etwas höher ansetzen. 20 Cent pro Artikel finde ich schon wenig. Ich glaube 50 Cent wäre auch noch ein sehr günstiger preis und du würdest wesentlich mehr damit verdienen!!!

  4. Markus René Einicher
    Markus René Einicher sagte:

    Meine Schmerzgrenze (gemessen am derzeitigen Umfang der Digirati Morning Briefings) wäre bei monatlich 10€ und bodenständigen Zahlungsmöglichkeiten.

    Werbemarkt gibts denk ich schon, hängt ab vom Preis, wenn du für lokale Händler attraktiv bist ist das keine Frage – in größerem Rahmen (österreichweit oder europaweit seh ich hingegen schwarz, die kommen erst bei ziemlich hoher Verbreitung).

    So ein Modell wo nach ein paar Tagen die Inhalte online frei zugänglich sind möcht ich auch noch anstoßen.

    Soviel mein Senf dazu -good luck.

  5. Dan
    Dan sagte:

    Mach einen Deal mit Adobe-vielleicht stellen sie dir die Software gratis zur Verfügung wenn sie eine gewisse Zeit lang kostenlose Anzeigen bekommen.
    Zum Thema paid content muss ich sagen, dass ich nicht glaube, dass das im Web ohne weiteres funktionieren wird. Vielleicht als App auf dem iPad. Vielleicht, wenn das Produkt eine Zielgruppe hat, die wirklich einen finanziellen Vorteil aus den Informationen ziehen kann und diese anderswo nicht oder nur schwer bekommt.

  6. @quadres
    @quadres sagte:

    Mutige Idee, würde sich – vorausgesetzt das Produkt ist gut und die Kosten bleiben sehr niedrig – finanzieren lassen. Ich würde das Seelenheil aber nicht alleine in Werbeerlösen suchen. 50% Werbung (Vermarkter, Performance, direkter Verkauf) + 50% in Content-Koops (open up – wo kann man überall zuliefern, bspw. Beilagen)

  7. Patrick Mittler
    Patrick Mittler sagte:

    Ob paid content funktioniert ist fraglich. Ich könnte es mir aber durchaus bei special interest Medien vorstellen, die hochwertige Artikel für eine enge Zielgruppe liefern.

    Jedoch muss es meiner Meinung nach ein watscheneinfaches Bezahlsystem geben, also das User mit sehr wenig Umständen ein Abo abschließen können. Und der Preis muss auch stimmen :-).

    Bin am Dienstag dem 1. Juni in Hamburg auf dem Expertenforum „All Around Paid Content & Paid Services!“ und hoff, dass ich da einige Anregungen geliefert bekomme.

    Dann kann man ja mal im Juni in Klagenfurt ein Gespräch darüber führen :-). Hab ja schon mal ganz unschuldig angefragt. Danke nochmal für die Zusage!

    MfG aus Graz

  8. Gernot
    Gernot sagte:

    Ich spiele bei solchen Fragen immer gerne den Advocatus Diabolio und liste mal Punkte, die aus meiner Sicht dagegen sprechen:
    – Verbreitung der iPads zu gering
    – Auf anderen Geräten ist die Bereitschaft zur Bezahlung als wesentlich geringer einzustufen
    – Wieviele Deiner jetzt +/- 250 Besucher würden wirklich dafür zahlen?
    – Wie kommst Du zu mehr Lesern / Kunden?
    – Es gibt eine deratige Unmenge von Technik-News Seiten, die gratis zu lesen sind

    Zusammengefasst: Was ist Dein USP?

  9. Peter
    Peter sagte:

    Das technische Potential wurde ja schon vor einiger Zeit diskutiert. Grundsätzlich würde mir eine wirkliche e-paper gefallen, welche interaktive Medien unterstützt und trotzdem auch Offline gelesen werden kann. Die Frage ist aber wie verteilt man eine solches Produkt. Download?-E-Mail? Ich persönlich bin beruflich und privat mit verschiedene Notebooks unterwegs. Zuhause und im Büro verwende ich Stand-Pc’s. Nachdem ich sehr viel mit dem Zug unterwegs bin, wäre es toll, wenn ich schon im vorab die aktuelle Zeitung habe und diese dann im Zug offline lesen kann. Ideal wäre es, wenn die Zeitung mitwächst: Wie ein Sammmelband werden neue Artikel hinzugefügt und das Inhaltsverzeichnis aktualisiert. Komm ich einmal ein paar Tage nicht zum Lesen kein Problem – Das Inhaltsverzeichnis zeigt alles an. Eine reine Online-Version würde mir zu Wenig sein, da es trotz UMTS, HSDPA W-Lan noch genug Möglichkeiten und Augenblicke ohne Internetzugang gibt. Bezüglich PayModell: Ich habe glaub ich mind. 98% deiner bisherigen Ausgaben gelesen, daher ist es mir zb aufgefallen, dass es -warum auch immer – schon einmal kein Morning Briefing gegeben hat. Dies ist natürlich bei einem kostenlosen Service das gute Recht eines Serviceanbieters bei einem Pay-Modell kann es hier zu Problemen kommen. Diesbezüglich habe ich bis jetzt noch keine Anregungen gesehen. Und Urlaub wirst du sicher auch einmmal machen wollen. Krankenstand kommt meist unangemeldet und zu unpassenden Zeitpunkten. 1 Tag keine Ausgabe – nicht perfekt – vertretbar durch günstige Abopreise. Aber wenn es einen längeren Zeitraum keine Ausgabe gibt, könnte dies zu Abokündigungen aber auch zu Verlusten von Werbepartner führen. Aus Technischer und rechtlicher Sicht würde ich persönlich ein Verlags- und Vertriebskonzept bevorzugen. Grobkonzept siehe Blogkommentar Dezember.

  10. boeselhack
    boeselhack sagte:

    Hmm, schwer zu sagen. Ich glaube, dass ein werbegestütztes Format funktionieren könnte.
    Mir wäre ein Abo für eine gut gemachte Zeitung zwar 4 Euro wert, wenn der Content passt. In der heutigen Geiz=Geil-Zeit bezweifle ich aber, ob man so einfach auf 1200 Abos kommt.
    Da müsste der Inhalt wirklich einzigartig sein – sowohl die Aufbereitung, als auch der Content selbst.
    Einzigartiger Content ist übrigens auch das Stichwort für ein werbefinanziertes Projekt:
    Auf meinem Blog verdiene ich ca. 30US$ bei durchschnittlich 500 Besuchern pro Monat (über das letzte Jahr gerechnet). Mehr als 50% davon verdiene ich mit genau 3 Seiten (Artikeln)! All diese Seiten haben eines gemeinsam: der Inhalt ist von mir selbst recherchiert, am iPhone/MacBook Pro selbst durchgeführt worden oder mit den jeweiligen Tools getestet worden und haben mich max. 1-2 Stunden Arbeit gekostet. Der Rest ist zugegeben größtenteils nachgeschrieben/übersetzt und damit verdiene ich bei Google auch kein (bzw. nur minimales) Geld.
    Meine Top-Seite ist übrigens http://www.apfelei.com/archives/19-Voicemail-Mailbox-am-iPhone-konfigurieren.html
    Aus irgendeinem Grund (http://www.google.at/search?hl=de&q=iphone+voicemail) bringt das nach wie vor Geld rein 😉
    Derzeit investiere ich max. eine Stunde Arbeit in vielleicht einen Artikel pro Monat. Trotzdem wird der Verdienst nicht kleiner…
    Zitat Anfang: ———-
    Auf welchen Seiten funktioniert Google Adsense am besten?
    Ideal sind Seiten, die viel eigenen Inhalt liefern und auf ein spezielles Thema fokussieren. Denn dann ist es für Google besonders einfach und eindeutig, welche Werbungen zum Thema passen und dann klicken Ihre Besucher auch besonders oft auf die eingeblendeten Anzeigen.
    Zitat Ende: ———–

    Was ich damit sagen will:
    Wenn der Content wirklich gut ist, sprich: nicht irgendwelche abgeschriebenen News mit Link (sowie digirati.eu derzeit funktioniert, sorry – trotzdem lese ich Deine MBs täglich und mit Begeisterung ;-), dann könnte es funktionieren. Zum Newslesen bevorzuge ich prinzipiell den Google Reader, trotzdem stosse ich bei Dir immer wieder auf einige Perlen!
    Was ich aber nicht glaube: dass man das alleine schafft, weil man ja sonst auch noch was zu tun hat. Bis man davon leben kann vergehen sicher einige Monate, vielleicht auch Jahre, wenn einem der Spaß bis dahin noch nicht vergangen ist 😉
    Ich hätte ja auch soviele Ideen, die sich mangels Zeit/Geld/Kumpanen einfach nicht umsetzen lassen. Ich würde Dir aber gerne helfen, falls Du Hilfe brauchst. Auch technisch (CMS), falls nötig.

    Ein Team, wo jeder seinen Schwerpunkt hat und täglich (oder halt möglichst oft) Artikel liefert, wäre mMn unumgänglich. Das Aufteilen der Einnahmen nach Artikeln wäre (zumindest bei Google) technisch leicht möglich und wäre ein Ansporn für jeden Redakteur/Schreiber/Blogger/WenAuchImmer. Gleichzeitig liefern sich die unterschiedlichsten Artikel auch gegenseitig neue Leser und damit auch Einnahmen.

    Was gegen die auf Werbung basierende Lösung spricht: Adblocker, die in Deinem Publikum vermutlich weit verbreitet sind, da die Klientel ja technisch sehr versiert ist. Aber vielleicht wäre das Format auf dem iPad ein Erfolg, wo solche Werbeblocker im offiziellen Appstore sicher nicht zugelassen werden. Vielleicht bringen auch die iAds von Apple mehr als Google Adsense …
    Und: der Zwang, täglich guten Content liefern zu müssen, wäre für mich erdrückend. Also ich würde das nicht in Form einer Tageszeitung fürs Web machen… Lass Dich aber ja nicht von mir abbringen!

    Insgesamt schwierig zu beantworten, aber eines ist für mich fix: Es geht nur über guten Content – selbst wenn die Aufmachung noch so gut ist … Übrigens glaube ich nicht, dass sowas wie das Times Magazine nicht ohne ein Mannschaft von mindestens 20 Spezialisten machbar ist (Täglich > mal 3?). Ich würde da ein bissl vorsichtig sein …

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und hoffe bald was von Dir in Händen halten zu können 😉 Mein iPad wird bald bestellt …

  11. Robert Lender
    Robert Lender sagte:

    Ich traue mir keine allgemeien Prognose zu.
    Das Morning Briefing ist bei mir fixer Bestandteil meines morgendlichen Lesepensums am iPhone. Ev. hie und dort ein wenig mit Informationen ergänzt wäre ich durchaus bereit dafür 4 Euro oder ein wenig mehr zu bezahlen.
    Wenn sich so ein Magazin dann noch Themen wie OpenData mit stärkeren Österreichbezug annimmt, dann wäre das für mich ein interessanter Aspekt.

  12. Mark
    Mark sagte:

    Mir gefällt deine Idee.
    Ob es allerdings machbar ist damit Profit zu machen traue ich mich nicht zu beurteilen. Die Chance wäre natürlich sehr groß im Moment, auch wenn es noch ungewiss ist, wie sich der Tablet-Markt in Österreich entwickeln wird.
    Bezüglich Bezahlmodell: Ich persönlich wäre bereit 4 € (oder ein bisschen mehr) im Monat für ein Abo zu bezahlen. Ob diese Bereitschaft bei der Masse der Leute auch vorhanden ist, wage ich aber zu bezweifeln. Vielleicht findet aber in diesem Bereich in naher Zukunft ein Umdenken statt (siehe Paywalls).

  13. Alexander Marktl
    Alexander Marktl sagte:

    Tageszeitungen von morgen wird es nicht geben.

    Ich glaube die Zukunft von Nachrichten sieht aus wie der Facebook Stream. Ich bekomme Nachrichten aus den Quellen die mich interessieren und basierend auf meinen Likes, Comments und Hides wird der Stream mit der Zeit auf mich zugeschnitten.

    Im Grunde passiert die Zukunft von Nachrichten mit Diensten wie Facebook, Twitter oder Google Reader eh schon vor unseren Augen. Verdienen wird man nur mit Werbung und das geht nur, wenn man eine Mega Skalierung hat (100 mio++), weil nur so kann bekommt relevante Targetierung hin.

  14. Alex
    Alex sagte:

    â– Gibt es einen Anzeigenmarkt für ein Gratis-Modell? Gibt es professionelle Vermarkter?
    Anzeigenmarkt (wenn du Werbeanzeigen, Display Ads, Textanzeigen, Links meinst) gibt es ihn sicher, da interessante Zielgruppe; was wahrscheinlich ein bisschen (noch) fehlt sind die Zugriffszahlen.
    professionelle Vermarkter gibt es: zur Zeit nur ein bisschen schwierig – aufgrund geringer Zugriffszahlen würde ich dir empfehlen keine Agentur zu nehmen, sondern eher selbst zu vermarkten oder kleine (EPU) Agentur nehmen.
    â– Würde eine Bezahlvariante (20 Cent am Tag/4 Euro im Monat) funktionieren?
    Wird sich wahrscheinlich auf die Zugriffszahlen und dadurch eine werbetechnische Vermarktung auswirken.
    Starte (hast du ja schon gemacht) eine kurze Umfrage bzw. starte das Projekt einfach, Durchhaltevermögen ist gefragt 😉 – Gratis kann man immer wieder anbieten!
    â– Gibt es alternative Geschäftsmodelle?
    Wie wärs mit (Gratis)Kleinanzeigen im Techbereich – bringt Zugriffe und Aufmerksamkeit

    naja ich kenn das – es gibt viel zu tun
    Beste Grüße Alex

  15. Mathias
    Mathias sagte:

    Ich finde die Idee immer noch super.

    Zu deinen Bedenken: Bezahlabo würde meiner Einschätzung nach prinzipiell funktionieren, wenn sich die Inhalte einerseits von anderen Seiten abheben, andererseits das Layout so übersichtlich wie möglich aufbearbeitet ist. Den großen Vorteil gegenüber anderen Technikblogs würde ich in dem sehen, was Zeitungsjournalismus prinzipiell ausmacht: Die Auswahl von relevanten Themen gegenüber reinen „News“, wie man sie überall im Netz findet.

    Ja, es gibt eine Menge Technikblogs, allerdings gar nicht mal so viele auf Deutsch und wenn, dann meist als Konglomerat aller möglichen interessanten und uninteresanten Meldungen, ohne, dass der Leser wirklich eine relevante Übersicht erhält.
    Zudem sind die meisten Technik-Blogs auf ein Thema spezialisiert (Social Media, Apple, Webdesign, Gadgets etc.) und bieten eben nicht von jeder Sorte etwas, so wie das etwa Digirati.eu tut. Genau das ist aber angenehm, wenn man einen kompakten Tagesüberblick aus der Welt der IT bekommen möchte. Hinzu kommt die subjektive Komponente der meisten Blogs in Schreibstil und Inhalt, die bei einer echten Zeitung ja auch wegfallen würde (hoffe ich zumindest).

    Auch Werbung wäre meiner Meinung nach vertretbar, wenn sie sich klar vom Inhalt abgrenzt – wobei ich vor allem an Bilder denke, die bei einer schlechten Umsetzung für eine themenrelevanter Bebilderung des Artikels gehalten werden könnten, obwohl sie eigentlich Werbung darstellen (aufgrund des vergleichsweise schmalen Platzes).

    Ein Versuch wert wäre natürlich die Variante, bei der man für eine werbefreie Zeitung zahlt und andernfalls zwischen den Seiten beim Durchscrollen immer wieder Werbung präsentiert bekommt – in ganzseitiger oder zweifach halbseitiger Form in etwa. Also so wie eine „Werbebeilage“, die wegfällt, sobald man bereit ist, Geld auszugeben.

  16. Gerd Kamp
    Gerd Kamp sagte:

    Im newslab der dpa beschäftigen auch sehr intensiv mit dem Thema (oh Überraschung. Wir haben uns entschieden auf HTML5/CSS3/Javascript basierte Lösungen zu setzen nur da nativ zu werden wo es notwendig wird (aus Gründen mangelnder Funktionalität oder zu schlechter Performanz). Unsere Prototypen dürften wohl ca. 90%Webstandardbasiert sein, 10% sind nativ. Wir sehen uns auch InDesign basierte/inspirierte Tools an. Davon ist Woodwing eines der besseren die man momentan am Markt bekommen kann, der grosse weisse Elefant ist allerdings das was Adobe aus ihrem Wired Projekt heraus als Lösung bringen wird. Allen gemein ist allerdings, dass sie im wesentlichen reine Bilderabspieler sind, d.h. ihr Output besteht quasi aus eine Menge „belichteter“ Seiten in iPad Grösse. Nirgendwo in diesen Tools ist es bislang möglich, einen Link nach draussen zu setzen.

    Dies ist in unserer Abwägung ein so entscheidender Nachteil (zumindest perspektivisch), dass wir in unserem primären Ansatz lieber auf typografische Feinheiten wie Blocksatz a la InDesign in Multicolumnlayouts verzichten und uns statdessen die Freiheiten der Webtechnologien offen halten.

    PS.: HTML5-Client hatte ich noch auf keiner WW-Roadmap gesehen. Im Zweifelsfalle ist das dann aber auch eher ein in HTML5 implementierter Bilderabspieler, manche der Dinge die ich in InDesign machen kann, gehen einfach noch nicht vernünftig auf Basis von HTML5/CSS3/Javascript.

    Auch die 15000Eur kann ich noch nicht ganz nachvollziehen. Der Grossteil davon ist dann InDesign Server, oder?

  17. Georg
    Georg sagte:

    Ad Zeit: Das ist wirklich der Haken an der Sache. Eigentlich bräuchte ich zumindest einen zweiten (den ich mir nicht leisten kann). Damit wird es ausfallssicher (im Bezahlfall) und qualitativ besser (zwei sind kreativer als einer).

    Ad Investment: Die 15k Euro sind nur die Software-Lösung von Woodwing und ein paar Adaptionen.

    Ad alles: Bin mir nach wie vor unschlüssig, was am besten geht. Yet another tech blog (offenes Web) oder was wirklich Innovatives. Ich habe keine Ahnung, obwohl ich seit Tagen über nichts nachdenke.

  18. Lukas J.
    Lukas J. sagte:

    Die Idee ist sehr gut,
    allerdings müsste es
    – wie bei echten Zetungen –
    auch Testabos (gratis) geben.

    Ich habe den Digirati Newsletter
    schon aboniert und finde ihn gut und
    interessant aber ich weis nicht ob ein
    ‚Herr Irgendwer‘ der Digirati nicht kennt
    Geld dafür ausgibt (und vllt. sogar eine Bindung
    eingeht) wenn er die Zeitung nicht probelesen kann.
    Damit meine ich jetzt nicht den Newsletter, weil den kann
    man ja lesen sondern die entgültige (geschützte -> weil sie ja etwas kostet wird man sie nicht frei ins Netz stellen) Tageszeitung

    LG
    Lukas

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