Es brennt an den Universitäten

Der schon seit Tagen andauernde Studierendenprotest an der Universität Wien und an der Akademie der Bildenden Künste hat legitime Ziele, hinter die ich mich mit diesem Blogpost stellen möchte.

audimax Foto von unbekannt

„Unsere Uni – Uni brennt“ – lautet das Motto der Proteste. Und es brennt buchstäblich an Österreichs Universitäten. Deren budgetäre Lage ist ebenso angespannt wie die Bildungspolitik dieses Landes inhaltsleer, einfallslos und stiefmütterlich. Anstatt mutige und längst notwendige Reformen anzugehen, wird eisern am Status Quo festgehalten. Die einzig relevanten Entscheidungen der letzten Jahre waren das Einfrieren von Budgets und die Abschaffung der Studiengebühren. Sparen alleine ist kein Programm – erst recht keines, das in die Zukunft gewandt ist.

Abgesehen davon, dass Bildung an keine Kosten gebunden werden sollte, gibt es größere Probleme, die gelöst werden müssen als die Frage ob 360 Euro pro Semester leistbar sind oder nicht. Die Akademikerquote ist viel zu niedrig und in einer Wissensgesellschaft kann ein Land nicht genug wissen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.

Zielbewusste Proteste

Die rund 1000 Studierenden im AudiMax der Universität Wien richten sich auf eine längere Besetzung ein. Anders als die Proteste im AudiMax in der Vergangenheit, geht es nur um ein Ziel: Die Situation an den Unis zu verbessern.

Heutige 68er würden die Forderungen der Studierenden anno 2009 fast als spießig bezeichnen: Da geht es um Transparenz der Finanzen, Unis frei von ökonomischen Zwängen oder mehr studientische Mitbestimmung. Bakkalaureatsstudien werden diskutiert und ECT-Punkte und intransparente LV-Anmeldesysteme in Frage gestellt.

Es geht um Bildung, das Studium und die Unis. Vor ein paar Jahren noch wären solche Proteste von illustren Splittergruppen übernommen. Die Proteste anno 2009 scheinen aus der Distanz betrachtet zielgerichtet und nicht chaotisch. Man sucht Effizienz und Struktur, hat Arbeitsgruppen für die Organisation geschaffen.

Audimax (cc) negotiable_me

Explizit und unter Applaus der Teilnehmer wird ständig darauf hingewiesen, die Räumlichkeiten möglichst zu schonen. Dass das AudiMax bei 1000+ Besetzern dennoch etwas abbekommen wird, ist klar. Aber kursierende sechsstellige Horrorzahlen glaube ich nicht ganz. Und wenn doch: Was ist uns die Demokratie wert?

In der Online-Öffentlichkeit

Die Studierenden suchen die Öffentlichkeit. Es gibt Websites (unibrennt.at, malen-nach-zahlen.at), Twitter wird eifrig genutzt (Hastags #audimax bzw. #unibrennt) und nicht zuletzt auch per Live-Übertragung. Alleine am Sonntag Abend waren trotz horriblem Sound bis zu 1300 auf ustream.tv live dabei. Die Facebook-Seite der Besetzung hat bereits 7124 Fans. Auf Flickr jede Menge Fotos und bereits 23 Videos auf YouTube.

Akademie (Foto von malen-nach-zahlen.at)

Die Hörsaalbesetzer wissen sehr genau, wie man diese Medien nutzt, um sich zu vernetzen und um ihre Botschaft nach außen zu tragen. Der Einsatz von Twitter, Ustream & Co. bringt die Proteste ins ganze Land.

Das wird wohl auch Johannes Hahn wissen, der just zu der Zeit negativ ins Gespräch kommt, als er für den Posten eines EU-Kommissars gehandelt wird.

Und in Klagenfurt?

Die Passivität im Süden ist eine andere Geschichte. Schade eigentlich, denn ein wenig nachdenken über die (Bildungs-)Zukunft würde auch an der Uni Klagenfurt nicht schaden.

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