[Absage] Linux Install- und Hack-Fest

Achtung! Leider ist ein wichtiger Termin dazwischen gekommen, weshalb das Ganze verschoben werden muss. Ich melde mich mit einem neuen Termin per Twitter & Facebook. Tut mir leid und Danke für für das Verständnis.

Dieser Tage repariere ich all meine Blogs, Podcasts und sonstigen Webpräsenzen, damit ich dann in Kürze fleißiger denn je Medien produzieren kann.

tux2 Seit vorgestern gibt es den Server, auf den diese Website und andere meiner Web-Projekte umziehen werden. Ich hab mir so einiges dabei gedacht — zuletzt musste ich mich entscheiden, welches Betriebssystem auf dem Server laufen wird: Windows Server 2008 oder Linux.

Für Windows sprach, dass die Lizenz nicht allzu viel mehr kostet (10 bis 15 Euro im Monat zusätzlich), ich mich dafür ein wenig auskenne. Bei Linux bin ich komplett “nackig”, allerdings ist die Frage ob mein Halbwissen bei Windows irgendwann gefährlich sein würde.

Die Rückmeldungen auf meinen Tweet waren eindeutig. Von Windows rieten mir viele ab.

Die sind jetzt gefordert vielmals ganz lieb gebeten, mir zu helfen. Das Linux Install- und Hack-Fest (Wikipedia-Erklärung) findet am Sonntag, 23. August ab 19:30 Uhr statt. Ort ist das Molly Melone (Theatergasse 7, Klagenfurt).

Was passiert dort?

  • Setup: Debian, Apache, MySQL und all das Zeugs einrichten
  • Übersiedeln von meinem Webzeugs: Ich werde fragen, ob am Sonntag Abend jemand von der Anexia kurz werken kann und dann die DNS-Einträge entsprechend verändert.
  • Hacken: Das Teil sicher machen!!
  • Dazwischen: Mir ein paar Dinge beibringen – der wohl schwerste Teil 🙂

Hintergrund: @gutsyheron hat mir zwar angeboten, dass er mir dabei hilft. Aber viele Augen sehen mehr, viele Hirne wissen mehr. Und ich hätte gern, wenn das gute Stück supertoll funktioniert.

DRINKS ARE ON ME!

Ich besorge auch Internet und einen Laptop hab ich mit dabei.

De Hittn is fuat

Irgendwann im heurigen Juni ist ein Unwetter über eine Gartenhütte und das benachbarte Carport im Kärntner Gurktal hinweg gezogen. Dessen Besitzer filmt mit (vermutlich mit einem Handy) mit und kommentiert das actiongeladene Geschehen. Es endet, wie es enden musste: Der immer stärker werdende Sturm hat die Hütte weggeblasen. Zumindest spricht der Gurktaler davon.

Seitdem am 22. Juni jemand das Video auf YouTube gestellt hat, wurde es rund 20.000 Mal angesehen. „Wos fia Hittn“ hat das Zeug, ein echter KLASSIKER zu werden 🙂

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=7ASOOgQin1o[/youtube]
Video befindet sich im Blog, wenn es hier nicht angezeigt wird.

Für unsere Breiten gänzlich untypisch, gibt es bereits eine Reihe von Remixes: etwa hier oder hier. Den Webmenschen von Pixelpoint scheint einmal langweilig gewesen zu sein, worauf ein Soundboard entstand. Happy Remixing, mehr davon!

Das Team Kärnten

Eigentlich wollte ich gar kein Cross-Posting mit k2020.at – aber jetzt wo es schon da ist … Hat ja auch mit Technik zu tun.

Die Mächtigen in Kärnten haben ein Problem: Uns, die wir an ein Idealbild der Demokratie glauben!

team-ktn

Politik findet künftig immer mehr im Netz statt. Immer wichtiger wird daher digitales Knowhow bei der Analyse und Verbreitung von Informationen. Hier will ich ansetzen, in diese Richtung wird sich K2020 verändern. Und dazu brauche ich die Mithilfe möglichst vieler, die mit Technik zu tun haben.

Ö3 hat das Team Österreich, K2020 hat das Team Kärnten. So einfach hat es sich jemand vorgestellt und so einfach reiche ich diese Idee hier weiter. Die Idee entstand in einer Skype-Unterhaltung:

so wie ich als informatiker meine dienster für k2020 für div. informatiker-sachen anbieten kann, wird sich doch jemand finden, den die kärnten-politik ankotzt und sich ein paar stunden hinsetzt und sich die berichte anschaut ..
[05.08.2009 20:38:28] Johann Wilfling: sowas ala „team österreich von ö3“ .. einen pool von leuten mit unterschiedlichen fähigkeiten, für eine gemeinsame sache zu werkeln (k2020 eben)
[05.08.2009 20:39:26] Johann Wilfling: sowas wär auch eine tolle kick-off party für die „party for democracy“ ..
[05.08.2009 20:46:34] Johann Wilfling: net a „kärntner türk“ – a „kärntner turk“ sozusagen ..

So wie ich als Informatiker meine Dienste für k2020 für div. Informatiker-Sachen anbieten kann, wird sich noch jemand finden, den die Kärntner Politik ankotzt und sich ein paar Stunden hinsetzt und sich die Berichte anschaut …
Sowas ala „Team Österreich von Ö3“ … einen Pool von Leuten mit unterschiedlichen Fähigkeiten, für eine gemeinsame Sache zu werkeln (k2020 eben)
net a „Kärntner Türk“ – a „Kärntner Turk“ sozusagen …

Letzteres hat übrigens nichts mit Menschen aus Kleinasien zu tun, sondern mit einem Dienst von Amazon. Die Idee ist ein Wahnsinn und Projektideen, die nach Informatikern schreien, gibt es auch jede Menge. Das Team Kärnten kann aber selbst von sich aus Ideen entwickeln – die Infrastruktur dafür wird demnächst zur Verfügung stehen. Hier das, das mir so einfällt:

Landesbuchhaltung nachbauen

Die Rechnungsabschlüsse des Landes sind zwar online, wurden allerdings (absichtlich) so veröffentlicht, dass sie nicht maschinell lesbar sind. Das soll sich ändern. Wie? Wir bauen die Landesbuchhaltung nach. Alle Posten für die Jahre 2004 bis 2008 sollen in eine Datenbank und abfragbar sein.

Die Idee ist es, allen ein Werkzeug in die Hand zu geben, um einfache Vergleiche anzustellen. Mir ist bewusst, das 99 Prozent der Rechnungsabschlüsse Datenmüll darstellen. Aber gemeinsam müsste es möglich sein, das eine interessante Prozent heraus zu finden. In dem einen Prozent könnten viele Schweinereien stecken. Könnten, weil ganz genau weiß es bis jetzt ja niemand. Nicht einmal die Abgeordneten, die darüber abstimmten.

Beispiel für Abfragen: Werbeausgaben der Landesregierung — Veränderung über die Zeit hinweg und im Vergleich mit anderen Bundesländern.
Klingt komplizierter als es sein muss!

Auf die Datenbank drauf soll nicht nur eine einfache Abfragesprache kommen, sondern auch Auswertungswerkzeuge wie die Motion Charts von Google Docs. Stellt sich die Frage, wie alle Daten ins System kommen. Nun ja, da habe ich zwar noch keine Idee, aber: Geht nicht, gibt’s nicht!

Der Lügendetektor

In Zeiten von Wahlen tendieren Politiker zu vielen Aussagen. Partei A will den Proporz abschaffen, Partei B will allen Jugendlichen 1000 Euro schenken, Partei C möchte mehr Kontrolle ausüben.

Leere Versprechungen wie diese werden leider allzu leicht vergessen. Wie wäre es mit einer Datenbank, die jeder (mit Belegen für das jeweilige Versprechen) befüllen und abrufen kann?

Anzeigen-Datenbank

Die unglaublich hohe Anzahl an Inseraten während der Landtagswahl war für den Steuerzahler nicht nur teuer. Die Art und Weise, wie geschalten wurde, ist höchst gefährlich für die Demokratie und hat vermutlich das Wahlergebnis entscheidend manipuliert.

Warum? Das BZÖ etwa hat so viele Inserate auf Kosten der Landesregierung geschalten, dass

  1. die eigene Parteikasse extrem geschont wurde und
  2. der Bürger durch die Flut an Dörfler/Scheuch/Dobernig-Bildern den Eindruck erhalten musste, dass nur diese etwas tun würden.

Steuergeld-Wahnsinn

So etwas dürfte NIE wieder passieren! Es passiert aber munter weiter. Zwar schalten Dörfler, Martinz & Co. keine Anzeigen mehr in der Kleinen Zeitung, sondern in allen anderen (Gratis-)Medien.

Für die Kleine Zeitung alleine (siehe Grafik) konnte ich das Anzeigenaufkommen noch feststellen. Interessant wären aber alle anderen Medien und hier sind wir auf die Hilfe der Masse angewiesen. Eine Datenbank sollte darüber Buch führen, was wann und wo an Inseraten geschalten wird.

Daran könnte man auch eine Berechnung anhängen, wie viel die Inserate dem Steuerzahler kosten. Die Anzeigentarife ließen sich herausfinden, trotz Mengenrabatten könnte man so ein ganz gutes Bild bekommen, wie viel Steuergeld zum Einsatz kommt.

Telefonjoker für Kärntner Bürger

Wollen Sie Politikern einmal so richtig ihre Meinung sagen? Ja? Aber Sie treffen so selten Politiker oder wollen diese nicht auf offener Straße beschimpfen ansprechen? Das könnte bald sehr viel einfacher werden.

Wie soll das gehen? Man ruft eine Telefonnummer an, kann seinen Angestellten (Politikern) eine Schulnote (1-5) geben. Nach dem Drücken der #-Taste kann man dann eine zweiminütige Botschaft aufnehmen. Die wird dann automatisch in eine Audiodatei umgewandelt und in einer eigenen Kategorie auf k2020.at gepostet — zum Anhören für Jedermann.

Hacking for Democracy

Der “Telefonjoker für Kärntner Bürger” basiert auf einer Asterisk-VM, ist theoretisch fertig und könnte jederzeit online gehen. Ich warte damit nur noch auf den neuen Server. Dazu aber etwas später mehr.

Bessere Website

Ich habe viele Ideen, wie es mit dieser Website weiter gehen wird:

  • Attraktiveres Layout: Der erste Schritt ist getan — jetzt muss die Baustelle noch fertig werden …
  • Bessere Facebook-Integration: Es soll leichter werden, Inhalte auf Facebook zu sharen.
  • Twitter: Retweets von Stories auf k2020.at werden mit einem Klick möglich sein.
  • Leser können sich künftig noch mehr beteiligen — etwa mit Umfragen etc.
  • Die K-Box (vgl. Pilz-Box von Peter Pilz) soll anonyme Schreiben an K2020 ermöglichen und vereinfachen.
  • und und und

Allerdings werde ich auch hier ein wenig Hilfe brauchen. Derzeit läuft sehr vieles falsch und es gibt massiv Fehler. Ich bin schlechtweg überfordert, die alle auszubügeln … Alle, die WordPress-Knowhow haben, flehe ich um Unterstützung an 🙂

Neue Infrastruktur

In Kürze wird K2020 übersiedeln — von einem Shared-Hosting-Account auf einen eigenen Server. Auch hier hoffe ich auf die Mithilfe vom “Team Kärnten”. Bis alles läuft, wird es aber noch ein wenig dauern. Dann wird auch viel mehr möglich sein als jetzt.

OpenSource & CC

Ideal wäre es, wenn all die so entstehenden Werkzeuge allen anderen Interessierten zur Verfügung stehen könnten. Schließlich ist die demokratiepolitische Situation in Salzburg, Niederösterreich oder Tirol möglicherweise nicht allzu viel besser. Stünden diese Werkzeuge unter GPL (oder einer ähnlichen Lizenz), hätten das Team Kärnten und K2020 vielleicht noch viel mehr erreicht …

Die Ergebnisse aller Daten müsste unter der sehr liberalen Creative Commons BY-Lizenz veröffentlicht werden, um eine möglichst weite Verbreitung zu ermöglichen.

Meeting

Für mich stellen sich zwei Fragen: Bist du dabei? Und: Wann treffen wir uns? Einen Termin stelle ich in die Facebook-Gruppe von K2020 und lade dann alle Mitglieder dazu ein. Updates zum Termin wird es natürlich auch hier geben.

3000 Euro, wenn die Freiheit kommt

time-cover

Robert Lam ist Fotograf in den USA. Als er vor eineinhalb Wochen das Time Magazines sah, freute er sich ganz besonders: Die ehrwürdige Publikation wählte eines seiner Fotos, die er bei iStockPhoto anbot, für das Cover aus.

Bei iStock bietet er 233 Fotos an, das Münzglas wurde bis dato fünfmal gekauft. Umsatz damit: geschätzte 50 bis 150 Dollar — vor Abzug der Kosten, Bezahlung von Steuern, Sozialversicherung etc.

Das Time Magazin bezahlte für das Foto übrigens 150 Dollar (Extended License), nach Abzug der Spesen bekam Lam für sein Bild 30 Dollar. Gar nichts, wenn man bedenkt, dass Fotografen für ein Foto am Time-Cover auch 3000 bis 10.000 Dollar bekommen.

Dementsprechend gereizt ist die Kollegenschaft. Lam wird in Online-Foren gar nicht sanft angepackt und nach der Debatte über das “Ende des Journalismus” haben Amerikas Medientheoretiker die nächste Diskussion:

Time’s $30 Cover Photo: The Scary Realities of Supply and Demand.

Das Angebot senkt die Preise

Die Angebotsseite bekam gewaltig Übergewicht. Die digitale Revolution und immer bessere Kameras bringen es mit sich, dass jeder, der eine Ixus halten kann, auch brauchbare Bilder für die Zeitung knipsen kann. Das Angebot an kommerziell verwertbaren Bildern (Wikimedia Commons, Creative Commons oder Public Domain Bilderquellen) wird mit jeder Sekunde umfassender und nicht zuletzt beweisen sogar Verlage (selten aber doch), dass sie Bilder klauen können.

Die Nachfrageseite blieb dagegen annähernd konstant.

Österreich als Gewerbe-Albanien

Die Diskussion mag zwar neu sein, die Thematik ist an sich ist es aber ganz und gar nicht. Zum Glück, möchte mancher Fotograf in Österreich meinen, ist die Diskussion hier überflüssig. Die Alpenrepublik ist das Fotografie-Albanien dieser Welt. In keinem anderen Land der Welt gibt es einen so gewaltigen Schutz vor Konkurrenz wie hierzulande.

Um das Handwerk des Berufsfotografen ausüben zu dürfen, sieht die Gewerbeordnung (GewO) strenge Zugangskriterien vor. Wer meint, dieser Ananchronismus hätte sich längst überlebt, irrt. Erst im vergangenen November wurde die Gewerbeordnung für die Bildablichter “novelliert”. Die Änderungen waren gravierend. So wurde etwa die Wortfolge “Gewerbe des Fotografen” durch die Wortfolge “Handwerk des Berufsfotografen” ersetzt.

Fotografen sind Modernisierungs- und Digitalisierungsverlierer par excellence. Einziger Zweck einer solchen — wie gesagt: einzigartigen — Gewerbeordnung ist es, Wettbewerb mit allen Mitteln zu verhindern.

Doch es gibt mehrere Abstufungen von Fotografen. Am unteren Ende sind etwa die Pressefotografen — ein freies Gewerbe. Dieser darf jedoch nur ganz wenig Dinge — etwa von einer Redaktion zu einem Termin geschickt werden. Fotos am Weg dorthin darf er ebenso wenig zu Geld machen wie just am Ort selbst geschossene Fotos. Warum? Weil sie lediglich zeitnah zum eigentlichen Event verwertet werden dürfen.

Schon 1996 (ein Jahr nach unserem EU-Beitritt) schrieb Christa Dertnig im Wirtschaftsblatt:

Jede noch so gelungene Aufnahme des Bundeskanzlers oder eines rasanten Formel-1 Boliden ziert als Titelseite von Wochenmagazinen tagelang das Straßenbild. Der Pressefotograf darf die Fotos aber weder dem Politiker als Paßfoto noch dem Autohersteller als perfekten Schnappschuß für die Werbung verkaufen – da ist in Österreich die Gewerbeordnung vor. Ganze Kabarattprogramme ließen sich mit solch absurden Beispielen füllen.

Enormer Schaden der Blockade

Verlierer sind wir alle: Österreichs Volkswirtschaft, einzelne Bürger, aber auch die Fotografen selbst – und das nicht trotz sondern gerade wegen ihres Mauerns:

  • Pfusch & Spitzelwesen: Fast kein Pressefotograf, den ich kenne, verdient mit seinem Gewerbe genug, um davon zu leben. Was machen einige? Sie pfuschen und fotografieren trotz ihrer eingeschränkten Gewerbeberechtigung auf Hochzeiten, lassen sich von Unternehmen für Werbefotos engagieren oder verkaufen Fotos auf Stock-Seiten.
    Auch so mancher “Teilfotograf” bietet Dienste an, die er nicht dürfte. Etwa Hochzeitsfotos. Weil das einigen ein Dorn im Auge ist, gibt es Kontrollanrufe und bisweilen sollen sogar “Kollegen” bei diversen Trauungen vorbei schauen, um zu wissen, wer wo welche Fotos macht.
  • Angebot und Nachfrage verhalten sich in Österreich nicht viel anders als im Rest der Welt. Auch hier werden immer bessere Kameras verkauft, auch hier fotografieren ambitionierte Hobbyfotografen so gut, dass so mancher Profi sich verstecken kann. Deren Motivation ist um ein Vielfaches höher, sie haben — ganz im Gegensatz zu vielen Profis — Spaß am Fotografieren.

  • Verlage sparen und stellen entweder Fotografen an oder bedienen sich auf Stock-Seiten. Ein kleiner Preisvergleich. So um die 30 bis 50 Euro kosten Fotos für Tageszeitungen. Eigentlich schon ein Witz, wenn man damit eine Familie ernähren will. Aber es kommt noch dicker:
  • Stock-Preise fallen und fallen: Im Vergleich zu den bisher bezahlten Preisen ist das Angebot auf iStockPhoto ein wahres Schnäppchen. Unter 500.000 Stück Auflage bezahlt man nur rund zehn Euro für druckfähige Bilder. Bei Fotolia ist man bereits ab drei Euro dabei. Und im Abo bekommt man täglich 25 Fotos für monatlich 208 Euro.
  • Schaden für Österreichs Volkswirtschaft: Weil nur Vollfotografen Stock verkaufen dürfen (und die in der Regel keinen Tau haben, dass es so etwas gibt), machen Ausländer dieses Geschäft zu nahezu 100 Prozent.
    Gerade in Krisenzeiten sollte man Gewerbeöffnen und so viel unternehmerisches Handeln ermutigen, wie irgendwie möglich. Doch denkste, es wird gemauert!
  • Innovation behindern: Dass die Fotografen-Gewerbeordnung den Fortschritt behindert, klingt weit hergeholt. Ist es aber nicht. So sieht die Gewerbeordnung vor, dass fast niemand mit Fotos Geld verdienen kann – es sei denn man ist Berufsfotograf. Das gilt für alle alle Fotos und jede Art von Geschäftsmodell. Hier nur drei Beispiele, die mir auf die Schnelle eingefallen sind.
     

    • Wie wäre es etwa mit einer Website, die anhand selbst geschossener Fotos zeigt wie schön Österreich ist und Google Ads drauf hat. Geht nicht, kommerziell.
    • Oder wie wäre es mit einem Dienst, der einem bei der GPS-Navigation mit Hilfe von Fotos unterstützt? Geht nicht, es sei denn man verschenkt das gesamte Produkt.
    • Oder Google Maps? Wenn der Suchmaschinenanbieter einen österreichischen Fotografen findet, der ihm die Gewerbeberechtigung überschreibt, darf Google Streetview anbieten. Wenn nicht, eben nicht. Auch ein Klagenfurter Webstartup soll Probleme mit der Stahlhelm-Fraktion der Fotografen-Innung gehabt haben.
  • Trägheit mangels Wettbewerb: Wie viele Profifotografen sind noch am Neuesten Stand der Technik und haben zeitgemäße Workflows? Ich würde schätzen nicht einmal ein Drittel. Warum es gerade in dieser Branche dazu kommen konnte ist auch klar: Mangels Wettbewerb durch die Gewerbeordnung war dies gar nicht nötig.
  • Nachwuchs: Auch hierzulande ist es immer seltener, dass Fotografen Lehrlinge ausbilden. Daher könnte es irgendwann zu einem Engpass kommen. Gewollt oder nicht …
  • Ungenutzte Chancen: Diesen Eintrag wollte ich schon seit sehr langer Zeit los werden. Drauf gebracht hat mich heute die aktuelle Episode des Foto-Podcasts “This Week in Photography”. Darin ging es eben um das erwähnte Bild von Robert Lam und die Konsequenzen für die Fotografen.
    Einer der Profis, Scott Bourne, erzählte von seinem — ganz pragmantischen — Zugang zum Problem: “Ich bilde die jungen Leute aus, anstatt mich mit ihnen zu konkurrieren.” Auch eine Idee, wenngleich ich keinen Profi-Fotografen persönlich kenne, der bezahlte Kurse für Hobby-Fotografen anbietet.

  • Gleichstellung mit EU-Bürgern: Wie bereits erwähnt, ist Österreich eines der wenigen Länder, wenn nicht das letzte Land der Welt, indem es nicht erlaubt ist, für Geld den Auslöser zu drücken. Deutsche Fotografen in Österreich sind im Vorteil. Widerspricht das dem Gleichheitsgrundsatz?

Begründung? Da lachen ja die Hühner!

Die Zugangsbeschränkung sei zum Schutze des Konsumenten da, wird begründet. Der soll doch nicht etwa drauf zahlen, wenn er schlechte Qualität bekommt. Man stelle sich vor: Ein Profi-Fotograf würde schlechte Bilder einer Hochzeit machen. Der schönste Tag im Leben wäre ruiniert!

Abgesehen davon, dass das sicher noch NIE passiert ist, gibt es auch Reputation, Online- oder Freundes-Empfehlungen und Porfolios, anhand derer man die Qualität einer jeden Dienstleistung beurteilen kann. Zudem wäre eine “Geld-Zurück-Garantie bei Nicht-Gefallen” mehr im Sinne des Konsumenten als ein Reglementieren des Zugangs.

Welche Notwendigkeit dieser Protektionismus heute noch hat, konnte mir auch die Wirtschaftskammer nicht erklären. E-Mails mit entsprechenden Anfragen an die Innung blieben stets unbeantwortet. In endlosen Threads diskutieren Hobby-Fotografen mit der Mauer-Fraktion in diversen Foren.

Ändern wird sich nichts. Warum? Weil diejenigen einer Öffnung zustimmen müssen, die geschützt werden müssen. Und laut jammern auch diejenigen, die durch ein Schlupfloch überhaupt zum Gewerbe kamen. Vor ein paar Jahren war es gängige Praxis einiger Pfuscher, jedes Jahr bei der Kammer eine Selbstanzeige zu erstatten. Dafür bezahlte man zwar eine Strafe, konnte so aber über die Jahre seine Praxis nachweisen.

Georgs Bruch der Gewerbeordnung

Ich würde mich nicht als guten Fotografen bezeichnen, aber doch als ambitionierten Hobbyisten. Ich bin zwar weder gut, noch perfekt, aber ich ich fotografiere für mein Leben gerne. Und viel. Ich bilde mir ein, ein wenig besser geworden zu sein.

Wer will, kann sich jederzeit von der (hoffentlich immer besser werdenden) Qualität meiner Fotos auf Flickr ein Bild machen: www.flickr.com/photos/georgholzer

Und ja: Auch ich habe schon (ohne Gewerbeschein) Geld mit Fotos verdient. Als Journalist darf man Fotos zu eigenen Geschichten machen. Und einmal habe ich gegen das Gewerberecht verstoßen und ein Foto verkauft.

Panorama - Ring of Kerry, Beach

Eine irische Mineralwasserfirma bot mir 300 Euro (Steuer und Sozialversicherung habe ich bezahlt) für das obenstehendes Panorama an. Darin platzierte sie dann eine Frau und machte ein Video draus. Gesehen habe ich es nie, eine Videokassette liegt hier noch irgendwo rum.

Gemacht habe ich dieses Foto übrigens mit einer Canon Ixus 300 — und hier liegt auch noch ein weiteres (leise ausgesprochenes) Argument der Fotografen-Innung begraben. Der Zugang zum Gewerbe müsse beschränkt sein, um die Investitionen der Fotografen zu schützen. Ein “Argument”, das hinten und vorne nicht stimmt, denn

  • auch Geld sollte nie ein Hindernis für unternehmerische Tätigkeit sein und
  • teure Kameras machen nicht zwangsläufig bessere Bilder.

Mein 3000-Euro-Deal

Und obwohl man kein Geld damit verdienen darf, kaufen sich immer mehr Leute immer bessere Spiegelreflex-Kameras. Wozu? Weil sie Freude daran haben. So wie ich. Erst unlängst kam ich unerwartet an einen größeren Auftrag (nichts mit Fotos zu tun) und habe ziemlich aufgerüstet.

Zur Nikon D700 kamen noch ein paar Objektive (14-24 mm f2.8, 24-70 mm f2.8, 105 mm VR Micro f2.8, 70-300 mm VR f3.5-5.6, 50 mm 1.4), ein Blitz, mehrere Taschen und weiteres Zubehör. Ich beklage mich nicht, dass ich das investierte Geld vermutlich nie wieder verdienen werde können. Im Gegenteil, ich habe Freude an dem Zeugs.

Allerdings nehme ich schon jetzt Aufträge für den Tag entgegen, wenn der Fotograf ein freies Gewerbe wird. Billig hab ich’s noch nie gemacht. 3000 Euro wird man für die Tagespauschale schon hinlegen müssen. Im Jahr 2050 eine wahre Okkasion und bis dahin habe ich noch sehr viel Zeit, besser zu werden. Wer bucht mich für den ersten Auftrag?