CERN-Ausstieg: Was jeder tun kann
Am Donnerstag letzter Woche wurde bekannt, was der größte Kaputt-Sparwahn Österreichs ist: Der Ausstieg der Alpenrepublik aus dem CERN. Was kann man dagegen tun?
- Man könnte E-Mails schreiben: An Johannes Hahn und andere „Wissenschaftspolitiker“. Die Adressen gibt es auf einer eigens eingerichteten Seite von SOS Wissenschaft.
- Dort gibt es ab morgen auch eine öffentliche Petition. Unterzeichne und verbreite den Link.
- Es gibt auch noch eine Facebook-Gruppe (dzt. 504 Mitglieder), der man beitreten könnte: „CERN: 16 Mio. It’s a crying shame„
- Leserbriefe in Zeitungen schreiben. Es kann nicht sein, dass der Ausstieg nach ein paar Artikeln aus der breiten Öffentlichkeit verschwindet. Hier ein paar Adressen:
Die Presse: leserbriefe@diepresse.com
Der Standard: leserbriefe@derstandard.at
Kurier: www.kurier.at/service/feedback/index.php?bereich=4
Wiener Zeitung: www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3792&Alias=support
Kleine Zeitung: leserforum@kleinezeitung.at
Es geht um 15 bis 16 Millionen Euro, eine lächerliche Summe für eines der reichsten Länder der Welt. Es geht aber auch um die Teilnahme am wohl spannendsten Wissenschaftsprojekt der Menschheitsgeschichte – und das kurz bevor es fertig gestellt ist. Das gesparte Geld soll in andere Forschungskooperationen (die teilweise noch gar nicht bestehen) gesteckt werden. Alles gut und schön und ich bin der leztte, der eine Schwerpunktsetzung nicht unterstützt. Und ich bin jenen Wissenschaftlern nicht neidig, die nun davon profitieren könnten. Aber wenn wir dieses Geld nicht (zusätzlich) für spannende Projekte der Grundlagenforschung aufstellen können, kann die Wissenschaftspolitik in Österreich gleich ihren Bankrott erklären. Tu was!
Update: Mittlerweile ist der Ausstieg Österreichs aus dem CERN vom Tisch.
Ich hab (als SPÖ-Mitglied naheliegend) der SPÖ-Wissenschaftssprecherin geschrieben, dass ich die Aktion salopp gesagt für saublöd halte, und gefragt wie sie und die Partei dazu stehen. Sie hat gemeint, sie sei sehr skeptisch, und dass sie noch von niemand in der SPÖ Wisse der dafür sei.
Na dann hoffen wir, dass die Genossen nicht einknicken.
Lt. Presse wird jeder Arbeitsplatz der ÖBB mit 107.000 € pro Jahr gestützt. Macht analog dazu bei den 150 österreichischen Arbeitsplätzen am Cern genau 16.050.000. Aber wozu Grundlagenforschung, das Rad gibt es ja schon…. Internetsperren, Cern-Ausstieg, kann mich mal jemand kneifen, damit ich wach werde…..
Zitat aus der Aussendung zur Gründung einer Niederlassung des Fraunhofer-Instituts in Österreich:
„Ein Drittel soll die Industrie tragen, ein Drittel soll über Forschungsprojekte finanziert werden, der Rest aus staatlichen Förderungen kommen. Über Zuschüsse aus dem Wissenschaftsbudget wird derzeit verhandelt. Für die ersten drei Jahre liegt der Finanzierungsbedarf bei drei Millionen Euro.“
CERN (nota bene: das weltweit größte in internationaler Zusammenarbeit geführte wissenschaftliche Institut überhaupt) ist also keine wertvolle Investition aus dem Wissenschaftsbudget für internationale Kooperationen, das Fraunhofer-Institut hingegen schon?
Und wieso wird das enorme Potential der rückfließenden Austragsvolumina ignoriert? In diesem Fall sind nämlich die „Gegengeschäfte“ – beispielsweise im Gegensatz zu denen beim Eurofighter-Deal – wenigstens halbwegs klar quantifizierbar.
Die aktuelle Liste der teilnehmenden Nationen (Quelle: cern.ch): Austria, Belgium, Bulgaria, the Czech Republic, Denmark, Finland, France, Germany, Greece, Hungary, Italy, the Netherlands, Norway, Poland, Portugal, the Slovak Republic, Spain, Sweden, Switzerland and the United Kingdom.
Spannend, dass sich Bulgarien, die Slowakei etc. eine Mitgliedschaft leisten können (wollen?) und wir nicht, oder??
Naja, vielleicht war die Aktion nur ein bissi (seltsamer) Wählerfang im Teich der FPBZÖ, die ja laufend Horrorszenarien wie „CERN ist gefährlich, kostet unnötig Geld und baut schwarze Löcher, um die Menschheit auszuradieren“ unters Volk bringen wollen…
lG
Roland
@ Thomas
ich habe den Blog-EIntrag gelesen, ich habe dein Kommentar gelesen. Ich habe „CERN“ erkannt, sowie „Ausstieg“, „Hahn“ und „Petition“, aus deinem Posting ist mir noch „SPÖ“ in Erinnerung; aber — kannst du mir den Zusammenhang erklären?
@ Georg Holzer
gibts schon neue Infos bzgl Geldanlage? Was ist dran an den genannten Alternativen vom Kurier-Artikel: http://www.kurier.at/nachrichten/316980.php ?
Klingt ja nicht komplett dumm, aber das hätte kein Kriterium für einen Ausstieg sein dürfen.
@fatmike182: Ich möchte die anderen Forschungsprojekte (hab sie irgendwo gelesen, weiß aber nicht mehr wo) nicht gering schätzen. Nur die Taktik dahinter ist klar: Hier werden die Wissenschaftler gegen Wissenschaftler ausgespielt. Das höhere Ziel: Die Interessen der Politik – welche es auch immer sein mögen.
Tolle Sache, dieses CERN! Schließlich liest man derzeit davon, dass man kurz davor ist, das Universum zu verstehen. Super Geschichte! Dann kann man nämglich sicher auch den Hunger auf dieser Welt besiegen. Oder den Krieg. Oder Aids. Oder etwa nicht? So funktioniert nämlich das Universum auch. Zumindest das, in dem ich lebe. Wenn mir jemand glaubhaft verklickern kann, dass CERN als größte Maschine der Welt das alles kann, dann schreibe ich noch heute eine E-Mail an den Wissenschaftsgockel. Der vom Ministerium. Versprochen!
Ja, ja, ich weiß schon, es gibt ja auch Paralleluniversen. Dort interessiert das niemanden. Da stecken wir lieber Unmengen von Geld in ein schwarzes Loch, bevor wir die Löcher in den Mägen von Millionen Menschen stopfen. „Einspruch!“, wird jetzt jemand rufen, „Sie schwingen die Moralkeule!“ Stattgegeben. Sie haben ja recht… Zuerst sollte das Fressen kommen, und dann die Moral…
@sofastar: Mach Krebs aus Aids und du hast einen Grund für eine CERN Mitgliedschaft zu sein. Andererseits wird ohne österr. Mitgliedschaft kein Euro der eingesparten 16 mio € zur Beseitigung des Welthungers, Krieg, Aids oder was auch immer eingesetzt werden.
Das sind alles höchst ehrenwerte Beweggründe, es gibt genügend Gründe, dafür Geld auszugeben, aber darum geht es hier nicht und es ist auch btw ein Totschlagargument…
Noch vor einigen Monaten hat Hahn das CERN hoch gelobt und auf einmal soll Österreich austreten. btw ist CERN mehr als „nur“ die Riesenmaschine LHC
Und noch etwas : Ohne Cern gäbe es dieses Forum gar nicht 🙂
Es geht hier nicht um Totschlagargumente, es geht darum, dass man auch mal darüber nachdenken könnte, warum sich plötzlich so viele darüber aufregen, wenn man nicht in die Technik von Übermorgen investiert, und sich niemand fragt, warum man eigentlich nicht in das Leben von heute investiert…
Es ist einfach interessant, mitzuerleben, wie es immer wieder gelingt, die Gegenwart auszublenden, und die Zukunft in den Mittelpunkt zu stellen – eine Zukunft, die trotz allem kontingent bleibt.
Um 16 Millionen geht es doch gar nicht. Es geht darum, welche Themen wie und warum aufgegriffen werden, während andere einfach kein Thema zu sein scheinen! Es ist halt der einfache Weg, die Diskussionen immer über eigentlich unwichtige Probleme zu führen, um die Diskussionen über andere Probleme zu vermeiden zu können…
Ich finde den Ausstieg auch nicht gut, wirklich nicht. Um 16 Millionen sind dann doch nicht soviel Geld für den Staat Österreich. Das CERN bleibt aber so oder so ein Prestige-Projekt, und bei den derzeitigen Primärmitteln für Universitäten (ich merke das an unserem Institut selber) muss man sich fragen, ob wir 16 Mio. € für das CERN ausgeben will. Oder halt allgemein: Für eine Forschungseinrichtung.
Das sind etwa 10% dessen, was die österreichische Nationalbank an die Österreichische Akademie der WIssenschaften, an den FFG, den FWF und die CD-Labore ausschüttet. Und die finanzieren wesentlich mehr Projekte.
Mir ist aber auch andererseits der Stellenwert des CERN bewusst (der mehr umfasst als nur den LHC, auch wenn nur der in den Medien erscheint), deswegen kann ich derzeit weder „gut“ noch „schlecht“ zu der Entscheidung sagen.
Blog verlinkt:
http://www.kleinezeitung.at//nachrichten/politik/1960719/index.do
sofastar: Um das Geld, das Österreich fürs Cern ausgibt kannst du keine paar Millionen Menschen ernähren. Du könntest grade mal jedem Österreicher und jeder Österreicherin eine Tasse Kaffee spendieren–im Jahr. Wenn man sich nicht getraut hätte, zu forschen, gäbe es heute keine Röntgenaufnahmen, keine Kernspintomographie, keine Ultraschalluntersuchungen, und so weiter. Diese Entwicklungen haben sicher schon sehr vielen Menschen das Leben gerettet.
16 mio. sind ein witz im vergleich zu dem was die politiker seit jahren für persönliche prestigeprojekte oder militärischen high-tech-schrott ausgibt.
Seit jahren demontiert man systematisch bildung und forschung – mir kommt das vor wie eine art gegeninterllektualisierung. Offensichtlich wollen belämmerte politiker dafür sorgen, dass die bürger noch belämmerter werden damit die eigene unfähigkeit nicht auffällt. Die jetzige regierung hat es in kurzer zeit geschafft, dass österreich im internationalen ansehen endgültig zur lachnummer wurde.
Mir scheint die Kommentarmeldung von Georg Holzer am 10.5. als sehr richtig: Wissenschaftler werden gegen Wissenschaftler ausgespielt. Das größte Potential, das Österreich in Zukunft anbieten wird können ist Wissen (egal ob bei Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften,etc..) nachdem es unserem Land an klassischen „Rohstoffen“ eher mangelt. Selbst wenn die inhaltliche Komponente bei CERN im Sinne von Schärfung der Forschungsgebiete nicht gegeben ist, so steht kaum ein anderes Zentrum wie das CERN eben für Forschung (medial gesehen zumindest). Bei einem der tollsten Forschungszentren sind wir also nicht mehr dabei – so etwas kann in keiner kurzen Pressemitteilung erklärt werden, das gehört fundiert und ausführlich erklärt. Vielleicht findet sich ja hier eine Antwort: RAT FÜR FORSCHUNG UND TECHNOLOGIEENTWICKLUNG
Das hat mich heute erreicht, als Stellungnahme der ÖH der TU Graz:
Liebe Studentinnen und Studenten,
wie ihr sicherlich schon aus den Medien erfahren habt, hat das Ministerium für Wissenschaft und Forschung überraschend beschlossen dass Österreich aus dem Europäischen Zentrum für Teilchenphysik CERN aussteigen wird.
Dies bedeutet einen enormen Schaden für die österreichische Wissenschaft und Forschung!
CERN ist nicht nur eine der weltweit renommiertesten Forschungseinrichtungen, sondern bietet auch herausragende Möglichkeiten für die Aus- und Weiterbildung von Studierenden. Mittels Praktika, Diplomarbeiten und Dissertationen ermöglicht CERN vielen Studierenden in einem herausragenden wissenschaftlichen, und internationalen Umfeld Erfahrungen zu sammeln. Neben Physikstudierenden können auch StudentInnen anderer Studienrichtungen, wie z.B. Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik dieses Angebot nutzen. Zusätzlich trägt die Beteiligung Österreichs an CERN auch positiv zur Ausbildung an den Universitäten bei, da dort tätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter ihr Wissen direkt in der Lehre weitergeben können.
Der Mitgliedsbeitrag von Österreich beträgt 16 Millionen € pro Jahr, das sind nur 0,48% des Wissenschaftsbudgets, das heuer um 15% angehoben worden ist. Es ist außerdem sehr stark anzuzweifeln dass andere Projekte, die statt der CERN-Mitgliedschaft finanziert werden würden für die Studierenden mehr Nutzen bringen würden.
Aus diesen Gründen wurde an der TU Graz, der TU Wien und der Uni Wien eine Unterschriftenaktion samt offenem Brief an die politischen EntscheidungsträgerInnen (Bundesminister Hahn, Nationalratsklubs, Bundespräsident) gestartet, um ein Nach- und Umdenken bezüglich des CERN-Ausstieges zu bewirken.
Auf der HTU-Homepage ist dieser offene Brief unter http://www.htu.tugraz.at/images/stories//offenerbriefstudierendecern.pdf mit der Tabelle für die Unterschriften zu finden. Wenn ihr dazu beitragen wollt, den CERN-Ausstieg zu verhindern, dann druckt euch bitte das Dokument aus, sammelt Unterschriften und übermittelt die Listen an die HTU Graz (Alte Technik, Rechbauerstraße 12, Erdgeschoss). Wir werden dann gemeinsam mit den Wiener KollegInnen die Unterschriften an die politisch Verantwortlichen übergeben.
Weitere Informationen zu diesem Thema und die Möglichkeit eine Online-Petition zu unterzeichnen gibt es auf http://sos.teilchen.at/.
Liebe Grüße,
Sabine Neumayer
Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der TU Graz
Rechbauerstraße 12
8020 Graz
Mail: sneumayer@htu.tugraz.at
Ich finde es ungeheuerlich, dass BM Hahn einen ausstieg plant!
was ist wohl wichtiger als die forschung und wir müssen uns glücklich schätzen, solche wissenschaftler zu haben !
kein ausstieg!!
Wir können nur hoffen, dass der gute Minister zu Sinnen kommt und sich daran erinnert, dass CERN eines der innovativsten Projekte ist.
Kann man den Physikern mehr trauen als den Bank-Managern? Letzteren vertrauten wir unser Geld an und wurden bitter enttäuscht. Sie hätten die Finanzwelt und die Wirtschaft in den Abgrund gestürzt. Nur durch die Anstrengung vieler Staaten und Nationen konnte diese Katastrophe verhindert werden.
Physiker sind wie Finanzmanager Wissenschaftler. Sie bauen auf die Theorien ihres Fachgebietes. Das sind aber nur Theorien und die sind nur solange richtig bis sie nicht falsifiziert sind. Selbst Theorien eines Nobelpreisforschers wie dem früher hoch geschätzten Naturwissenschaftler Konrad Lorenz, sind keine gesicherten Tatsachen. Hier zeigte sich das man der Realität, bei den sogar gefilmten Experimenten, nachgeholfen hatte. Auch andere Wissenschaftler haben um bekannt zu werden, schon Daten geändert oder in ihrem Sinne oder so wie es aufgrund der vermuteten Theorie zu vermuten wäre, geschönt.
Wieso sollen Physiker reine Gutmenschen sein? Mit den Konsequenzen eines negativen Experimentes rechnen sie zu ihren Lebzeiten aufgrund ihrer Modellannahmen nicht. Denken Physiker nicht auch wie viele Zeitgenossen „nach mir die Sintflut“ oder „ist mir egal was nach meinem Tod passiert“.
Wo ist ihre Ethik? Was zeichnet Sie aus das sie solche experimentellen „Spielchen“ wagen dürfen?
Hier kann, wenn alles doch anders ist niemand das mehr das zurückdrehen, was verpfuscht wurde. Auch nicht mit Geld. Es heißt „Himmel und Erde werden vergehen“, das Potenzial hierfür hat uns die Physik bereits mit den Atombomben gegeben.
Der bisherige Verlauf des Betriebes des CERN lässt nur Katastrophales vermuten, zumal selbt der Aufbau der Anlage wie in einem
Fersehbeitrag gezeigt wurde als Wettlauf von Baugruppen stattfand. Schlimmer noch wenn auch Forscherteams jetzt in Wettlauf
mit ihren Experimenten treten.
Wir brauchen neben dem Atom- nicht noch einen Nano- Vulkan hierfür. Helft den Hungernden, den Bedürftigen, den Witwen und Waisen mit den Milliarden, die hier für eine selbstsüchtige Elite ausgegeben werden.