WebSpezial Nummer 13

Es ist vollbracht und schon gestern wurde es allen Abonnenten der Kleinen Zeitung in Kärnten zugestellt. Für alle, die’s nicht bekommen konnten oder lieber elektronisch haben – hier der PDF-Download:

Wie gefällt’s euch? Ideen, was man beim nächsten Mal besser machen könnte?

Bloggte Obama selbst?

Im WebSpezial (poste gleich die aktuelle Ausgabe) gibt es immer eine Rubrik „Von Blogger zu Blogger“. Eines der Themen im Heft war der vergangene US-Wahlkampf und wie Barack Obama das Web für seine Kampagne genutzt hat. Wen befragt man dazu? Natürlich den Ober-Polit-Web-Analysten Max Kossatz (Blog wissenbelastet.com, Twitter, Facebook). Der verrät auch, wie Web-fit unsere Politiker in Europa sind.

(c) kossatz

Abgesehen vom fehlenden Charisma heimischer Politiker: Hat der US-Wahlkampf Vorbildwirkung für Österreich?
MAX KOSSATZ: Der US-Wahlkampf zeigt, dass eine konsequente Nutzung des Internet es auch unbekannten Personen (Obama war bis vor zwei Jahr ein Außenseiter und weitgehend unbekannt) ermöglicht, Vertrauen zu Wählern aufzubauen.
Obwohl beide Kandidaten kein wirkliches Konzept zur Lösung der Finanzkrise haben, trauen sie Obama mehr. Weil sie ihm über das Internet „näher“ waren und ihn besser kannten, trauten sie ihm eher zu, diese Krise zu bewältigen, als McCain. Deswegen behaupte ich, dass dieser Wahlkampf im Internet entschieden wurde. Auch wird er noch lange weltweit als Vorbild dienen, was sicherlich zu einigen sehr eigenartigen Ergebnissen führen wird, da die USA nicht so leicht mit anderen Ländern und anderen Wahlen vergleichbar sind. Aber vieles kann man aus dem Obama-Wahlkampf lernen, am wichtigsten: Man muss jetzt anfangen das Internet zu nutzen um in ein paar Jahren Wahlen zu gewinnen, nicht erst zehn Wochen davor!

War es für Barack Obama eher Wahlwerbung oder dienten seine Aktivitäten der Themenfindung und der Bindung einer Stammwählerschaft?
KOSSATZ: Studien zeigen, dass sich knapp 59 Prozent der US-Amerikaner im Internet über den Wahlkampf informiert haben. Die Wähler, die sich etwa Videos zum Wahlkampf auf YouTube ansahen, fühlten sich weitaus näher (plus 100 Prozent) der Politik/den Themen und wollen sich auch in Zukunft mehr für Politik interessieren und engagieren.
Obama hat auch durch seine Vernetzung in den verschiedensten Plattformen (Twitter, Facebook, MySpace, eigene Homepage, etc.) die Möglichkeit sehr einfach fast sechs Millionen Menschen (fast ein Zehntel seiner Wähler!) zu erreichen. Das ist ein sehr tolles Lobbying-Instrument und wird noch in Zukunft eine große Rolle spielen. Deswegen – und ganz im Gegensatz zu dem Web2.0-Wahlkampf in Österreich – ist Obamas Team weiterhin im Internet aktiv, denn so eine „Macht“ muss natürlich gepflegt werden.

Ohne TV-Spots und Medienpräsenz kann man selbst in den USA nicht gewinnen. Welchen Anteil hatte das Web 2.0 an seinem Erfolg?
KOSSATZ: Hier fällt mir immer wieder der Vergleich zu einem Fussballspiel ein: 30.000 Personen passen in das Stadion – die sind wichtig für die Stimmung und für schöne Bilder. Aber das Geld wird mit den Fernsehrechten verdient.
Umgelegt auf den Wahlkampf in den USA heißt das: Die Debatten im Fernsehen wurden von ein paar Millionen Menschen gesehen. Aber wichtiger war die anschließende Diskussion darüber, so wurden einzelne Ausschnitte (10-20 Sekunden) der Debatten auf YouTube über eine Million Mal abgerufen.
Auch hat Obamas Team in zwei Jahren über 1800 Videos auf YouTube gestellt, alleine sein YouTube-Profil wurde 19 Millionen Mal abgerufen, der 30-minütige Spot auf allen Kanälen in den USA hatte dagegen nur knapp acht Millionen Zuseher. Alle Videos im Internet zu Obama (rund 100.000, d.h. 98.000 waren nicht von Obama selbst) wurden insgesamt rund 900 Millionen Mal abgerufen (bei schließlich rund 120 Millionen Wählern), die von McCain rund 500 Millionen Mal. Das heißt das Fernsehen nimmt die Position des Stadions ein und die Wählern gewinne ich dann im Internet.

War Obama selbst am Werk oder lies er bloggen oder twittern?
KOSSATZ: Obama hat von Anfang an (mit ein paar Ausnahmen) andere für sich arbeiten lassen. Er hat nicht krampfhaft versucht, (wie in Österreich) so zu tun als ob er das selber macht und hat es aber trotzdem geschafft, dass es nicht wie Werbung gewirkt hat. Hier ist sicherlich die Mischung wichtig.

Was schätzt du: Wie viele Mitarbeiter sind nötig, um 50.000+ Fotos auf Flickr zu stellen, mehr als 1800 Videos auf YouTube zu posten und all die Social Networks zu warten?
KOSSATZ: Schwer zu sagen und zu vergleichen, Amerika ist da anders. Dort gibt es Hunderttausende freiwillige Helfer im Wahlkampf – etwas, das in Österreich nicht vorstellbar ist. Auch sind die Amerikaner weitaus kommunikativer. Aber es schaffen „ein Personen-Unternehmen“ 2000-3000 Follower auf Twitter zu haben, das wäre umgerechnet auf Österreich die Größenordnung die Obama in den USA hat (rund 130.000 Follower).
Wichtig ist hier die Strategie, dann braucht es auch nicht viele Mitarbeiter.

Wie authentisch war die Sache?
KOSSATZ: Obamas Team hat es geschafft, zu verstehen, um was es da geht. Damit hatten sie einen großen Vorsprung gegenüber anderen.
Auch hier wieder ein Vergleich, um vielleicht zu erklären, was im Web2.0 wichtig ist: Angenommen Sie sind bei einem ihrer besten Freunde zum Essen eingeladen. Sie kommen dort hin und treffen dort auf Freunde ihres Freundes die sie noch nie gesehen haben.  Diese Personen haben zwar wahrscheinlich ein überschneidendes Mindset (z. B. Hobbies, Beruf oder politische Einstellung), aber mehr wissen sie nicht. Normalerweise werden sie es aber schaffen, diesen Abend angenehm zu verbringen, auch wenn am Tisch Personen sitzen, die sie nachher möglicherweise nicht wieder sehen wollen. Auch werden Sie sicher nicht beim Essen versuchen, den Freunden ihres Freundes etwas zu verkaufen.
So ähnlich ist es im Web2.0: Da treffen Sie genau auf solche, Ihnen unbekannte, aber doch irgendwie nahe Personen. Wenn Sie es im Web2.0 auch schaffen mit diesen einen „angenehmen Abend“ zu verbringen, haben sie gute Chancen, erfolgreich zu sein.
Das bedeutet für Politiker ein Umdenken, das reine wiederholen von Floskeln hilft hier nichts. Hier ist Diskussion gefragt und das ohne dem Puffer Zeitungen, Fernsehen, usw. Das wirft natürlich Probleme auf, denn „on the Internet nobody knows that you are a dog“ (ein wunderschöner Cartoon) wobei man „dog“ auch durch „Politiker“ ersetzen kann. Obama versteht das sehr gut und hat ein „Gspür“ für die Mischung.

Wie glaubwürdig ist die Politik, wenn gleich nach dem Urnengang mit den Web-Aktivitäten aufgehört wird?
KOSSATZ: Das ist ein großes Problem und zeigt das Mißverständnis der Politik vom Internet. Spannend dazu die Antwort eines SPD-Poltikers im Deutschen Fernsehen während der US-Wahlnacht. Er wurde gefragt, welche Rolle das Internet im kommenden deutschen Wahlkampf haben werde. Seine Antwort: „Bis dahin wird wohl jeder Politiker eine Homepage haben müssen, spätestens 2013“.
Das ist natürlich die falsche Einstellung. Auch sieht man das in Österreich nach dem 28. September (fast) alle Aktivitäten im Web2.9 wieder eingestellt wurden (mit Ausnahme der Politiker und Parteien, die schon seit Jahren im Web2.0 aktiv sind). Hier liegen wohl Österreich (bzw. Teile Europas) rund vier Jahre hinter den USA.
Kleines Beispiel: bis 28. September hat Herr Molterer überall seine Homepage und seine E-Mail-Adresse plakatiert. Wenn man jetzt auf der Parlament-Seite (für mich DIE Ansprechstation um unsere 183, in ihrer Entscheidung unabhängigen, Parlamentarier zu kontaktieren) seine Kontaktadresse sucht, findet man nur noch die E-Mail-Adresse seiner Sekretärin. Das kann es doch nicht sein, oder? Unabhängig davon, wer jetzt die E-Mail beantwortet, will ich doch wenigstens das Gefühl haben, dass sie direkt an die für mich im Parlament sitzende Person geht. Wer wirklich glaubt, dass die Wähler das nicht merken, wird wohl bald das nachsehen haben.

Interview ORF: Seine Mediathek, Zattoo und das sch.. Internet

Eigentlich wollte ich für das WebSpezial ein Interview mit ORF-Programmdirektor zu seinen Aussagen vom „Scheiß Internet“ führen. Der wollte jedoch nicht mehr über dieses leidige Thema reden. Also sprach ich mit ORF-Onlinedirektor Thomas Prantner.

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Im Interview geht es aber nicht nur um das „scheiß Internet“, sondern auch die Online-Pläne des öffentlich-rechtlichen Senders in Österreich oder die Verzögerung von Zattoo für Österreich. Im jüngsten WebSpezial gab’s leider nur Platz für eine gekürzte Version. Hier das vollständige Interivew:

In diesen Tagen muss man eine Frage an den ORF stellen: Wie „scheiße“ ist das Internet?
THOMAS PRANTNER: Diese Frage an mich zu richten, ist merkwürdig. Zur Diskussion möchte ich aber eines sagen: Ich mache bei der medialen Hatz gegen Programmdirektor Wolfgang Lorenz sicher nicht mit. Es war eine unglückliche Aussage, die aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Er hat diese in einem Interview gegenüber dem Online-Standard aber bereits klargestellt. ORF Online ist eine der drei starken Produktsäulen des ORF und es war und ist mein Ziel, unser Angebot neben TV und Radio auf gleicher Augenhöhe zu etablieren und positionieren.

Bereits vor einem Jahr haben Sie gegenüber der Kleinen Zeitung Pläne für Juni 2008 angekündigt, die vergleichbar mit der ZDF-Mediathek sind. Was wurde daraus?
PRANTNER: Wir haben das Jahr 2008 dazu genützt, unsere Streaming- und OnDemand-Angebote stark auszubauen. So sind einige neue ZIB-Sendungen (ZiB 20- und ZiB 24-Ausgaben) online gestellt worden. Auch große Sportereignisse wie die Fußball-EM und Olympia wurden mit umfassenden Livestream-Angeboten begleitet. Erstmals in unserer Geschichte wurden auch alle TV-Sendungen zur Nationalratswahl im Rahmen eines großen Multimedia-Specials angeboten, nicht zuletzt ein wichtiges Service für Auslandsösterreicher. Im Oktober gab es bereits mehr als drei Millionen Streaming-Zugriffe. Die Nationalratswahl hatte etwa 870.000, die Euro 2008 rund 820.000 und Olympia 550.000 Zugriffe. Manche Inhalte sind allerdings nicht aus dem Ausland abrufbar, weil wir nur die Österreich-Rechte haben.
Parallel zu diesen Aktivitäten sind die Vorbereitungen für ein neues Video-On-Demand-Portal weiter betrieben worden. Technische und organisatorische Voraussetzungen – wie die Ausschreibungen für ein neues CMS – müssen geschaffen werden und die dauern ihre Zeit. Zu Jahresanfang 2009 werden wir mit einem eigenen VoD-Angebot – ORF Online TV – starten. Mehr als 30 Sendungen sollen dabei angeboten werden.

Wie lange zurück wird man diese Sachen ansehen können?
PRANTNER: Sieben Tage – genauso wie beim ZDF. Dieser Zeitrahmen hat sich international etabliert.

Aber wie will er die finanzieren? Heuer gibt es voraussichtlich ein Minus in der Bilanz?
PRANTNER: Wir haben leider nicht so viel Geld wie das ZDF. Dort konnte man vier Millionen Euro in die Mediathek investieren. Wir finanzieren das aus dem laufenden Budget. Trotz massiver Sparmaßnahmen werden wir das unterbringen.

Kommen damit Gebührenerhöhungen?
PRANTNER: Die neuen VoD-Angebote werden kostenlos sein. Das kostet den Nutzer nichts.

Wird Video On Demand wie auch das Streaming wieder nur am PC und nicht am Mac anzusehen sein?
PRANTNER: Über technische Details will und kann ich keine Aussagen machen, aber grundsätzlich sind unsere Streaming-Angebote auch von Macs abrufbar. Nur bei EURO und Olympia gab es aufgrund des notwendigen DRMs leider einige Probleme. Worüber wir aber nachdenken ist eine Version fürs Handy und den TV-Schirm via Kabel. Ein Media Center Plugin wäre in Zukunft theoretisch auch möglich.

Aber so drängt eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt mit höheren Gebühren private aus dem Markt. Rechnen Sie mit großer Diskussion?
PRANTNER: Die Diskussion ist schon seit vielen Monaten im Gange. Der ORF steht mit seinem Online- und Teletext-Angebot auf dem Boden des Rechtsstaates. Wir sind weitgehend programmbegleitend tätig. Das Publikum hat ein Recht auf ein professionelles und umfassendes Online-Angebot und es ist ein Trend der Zeit, auch TV-Inhalte sukzessive online anzubieten. Wir machen das auch nicht exklusiv. Jede österreichische Zeitung kann auch unsere TV-Inhalte erwerben – über eine Vereinbarung mit der APA.

Wird das Podcasting-Angebot des ORF ausgebaut?
PRANTNER: Es gibt schon zahlreiche Podcasts von Ö1, Ö3, FM4 und den Landesstudios. Aber wir müssen uns in Sparzeiten auf die zentralen Aufgaben konzentrieren, wie eben die stärkere Vernetzung von TV mit Online.

Eine Frage noch zu Zattoo.com: Es heißt, der ORF würde mauern, damit das Angebot nicht nach Österreich kommt. Stimmt das?
PRANTNER: Immerhin geht es auch um unsere Programminhalte und unsere Sender. Ich weiß, es gab mehrmals entsprechende Anfragen. Die Rechtsabteilung prüft hier die Möglichkeiten.
Ich bezweifle aber, dass es aus strategischen und rechtlichen Gesichtspunkten sinnvoll ist, das so umzusetzen.

Aber in Deutschland wird der ORF über Zattoo verbreitet.
PRANTNER: Ja? Meines Wissens nur in der Schweiz, wo die Rechtslage jedoch eine andere ist. Wir sind aber auch auf YouTube mit vielen unserer Beiträge. Es gibt im Internet kaum eine Schutzzone.

Gibt es für Deutschland eine Vereinbarung mit Zatto?
PRANTNER: Davon ist mir nichts bekannt, ich habe eine solche nicht abgeschlossen.

Kommen ORF-Gebühren für DSL-Anschlüsse?
PRANTNER: Bei Gebührenfragen bin ich der falsche Ansprechpartner.

Streaming Media @ WebMontag 7

Liebe Einwohner von SiliconAlps!
Der siebente WebMontag steht vor der Türe. Das Thema diesmal: Streaming Media

  • Wie überträgt man kostengünstig und effizient Video und Audio ins Weg?
  • Welche Streaming-Server gibt es?
  • Welche Web-Dienst kann man dafür nutzen?

WebMontag 7:

Was ist der WebMontag?

  • Er findet einmal im Monat
  • Es geht um alles, was mit Web zu tun hat
  • Programm:
    1. Jeweils eine rund 30 minütige Präsentation zu einem aktuellen Web-Thema — diesmal geht es um Windows 7.
    2. Blitztalks: Jeder kann eine Kurzpräsentation (5-10 Minuten) zu einem beliebigen Thema halten!
    3. Anschließend Diskussion und Wissensaustausch in angenehmer Atmosphäre.

Eingeladen sind alle, die Interesse haben könnten. Bitte sagen!!!

The One: 5000 Tage in die Zukunft

Wir überschätzen kurzfristige Veränderungen, die uns die Technik bringt. Aber wir unterschätzen langfristige. Wer hätte vor zehn, 15 Jahren gedacht, wie unsere Welt jetzt aussieht? Welche Rolle das Web spielt? Wie sich unsere Mobilität verändert hat?

Kevin Kelly blickt im Rahmen von TED-Talks 5000 Tage in Zukunft. Ein faszinierender Ausblick!

kelly

RSS: Beginnt das Umdenken?

Die Möglichkeit, Websites oder Blogs mit relativ einfachen Mitteln (RSS und einem Feedreader) zu abonnieren, ist immer noch nicht Mainstream. Während das noch ein wenig dauern wird, bietet so gut wie jede neue Website, Feeds an.

Die Medienhäuser haben aber – wie es scheint – ein wenig Angst davor. Es gibt zwar keine Online-Niederlassung eines Offline-Medienunternehmens, das auf Feeds verzichtet. Nur kommen die unisono so daher:

fuzo kleine heise

Verkrüppelt, verkürzt, auf den Titel und höchstens noch einem kurzen Teaser reduziert.

Man kann es den Medienhäusern nicht verübeln: Ihre Währung sind immer noch Page Impressions oder Klicks. Erst vorgestern habe ich mit jemandem aus einem großen Online-Medienunternehmen darüber gesprochen. Sie meinte, das sei nicht einfach. Ihre Zielvorgaben würden keine Strategien erlauben, die auf weniger Page Impressions hinaus laufen würde.

Das ist kurzfristiges Denken – gleich aus mehreren Gründen.

Leider erst nach dem Gespräch habe ich erfahren, dass der britische Guardian seit einem Monat Fulltext-Feeds für alle Ressorts und Rubriken anbietet.

guardian

Es ist die Usability, die Feeds auszeichnet. Das Auge muss sich nicht bei jeder Website an neue Fonts, ein neues Layout gewöhnen. Ohne Fulltext-Feeds wären auch so manche NewMedia-Konkurrenten der traditionellen Medienhäuser nie auf hohe sechsstellige Abonnentenzahlen gekommen. Techcrunch, ReadWriteWeb oder Ars Technica stechen mit wenigen Redakteuren gewachsene Medienhäuser wie Heise.de aus. Auch dank der von ihnen angebotenen Full-Text-Feeds.

Zweitens – auch das kündigt der Guardian an – wird es in den Feeds demnächst Werbung geben. Welch bessere Methode kann es geben, um mehr Ad-Impressions zu generieren?

  • Wenn nicht mehr angezeigt wird, als eine Überschrift die mich nicht interessiert, werde ich die Ad auf der eigentlichen Seite nicht sehen. Ich werde die Seite NIE besuchen.
  • Wenn der ganze Feed aber mitsamt Anzeigen ausgeliefert wird, sehe ich JEDE Anzeige.

Klingt logisch, doch die Medienhäuser verstehen das nicht. Warum? Weil sie blind den falschen Währungen nachlaufen. Sie denken an PageImpressions und nicht in Euro.

RSS eignet sich auch hervorragend, Offline-Zugang zu Nachrichten zu bieten. Doch dabei – werden jetzt die Kritiker sagen – werden keine Ads eingeblendet. Auch das muss nicht stimmen, denn Bilder lassen sich als Enclosures mitschicken. Noch beherrschen das nicht alle Feedreader. Aber auch das wird noch …

Zurück zum Guardian: Warum macht er so etwas? Antwort im Blog: „Damit der Leser die Nachrichten in jedem Kontext lesen kann.“

Ein gutes Argument, denn mir schreibt doch auch niemand vor, ob ich eine Zeitung nur am Klo oder bei Tisch lesen darf. Digitale Informationen sind nicht an einen physischen und nicht einmal an einen virtuellen Ort gebunden. Die Medienmacher täten gut daran, RSS als das zu sehen, was es ist: Eine Methode, Inhalte auszuliefern – und zwar gleichberechtigt mit dem Web. Man müsste einfach nur die Furcht abwerfen und die Chancen erkennen.

PS: Eines habe ich noch vergessen: Wenn schon Ads, dann keine, die blinken! Dann hilft nämlich das ganze RSS-Zeugs nicht, weil man den eigentlichen Text dann schwerer lesen kann.

Geben statt klagen

Wie man mit dem “Piraterie” auf YouTube umgeht, zeigten diese Woche die Mony Pythons eindrucksvoll mit einem eigenen Channel.

Im Gegenzug für hochqualitative Videos erwartet man sich, dass die Nutzer auf die Links in den Videos klicken und deren Filme und Serien bei Amazon kaufen.

Der Ansturm ist gewaltig, das Intro-Video wurde bereits über eine Million Mal gesehen. Wetten, dass es ihnen mehr bringt, als wenn sie gegen die Nutzer arbeiteten oder gar klagen würden? Dass die Briten das Netz verstehen, zeigt etwa John Clsese, der höchstpersönlich twittert, bloggt und einen Podcast hat.

Video for the masses

Wie sagt man jemanden etwas über die Erstellung von WebVideos, der damit bisher nur wenig am Hut hatte? Ich hab’s probiert. Eure Meinung dazu? Ich hab’s einmal runter geschrieben und muss zweifelsohne noch über den Text drüber gehen. Hier eine Vorab-Version.

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Die Farbe habe ich mir übrigens nicht ausgesucht und sie ist auch noch nicht endgültig 🙂 Kritik erwünscht!

PS: Jetzt ich die aktualisierte Version online.

"A gigantic compliment for The Times"

Normalerweise kostet die New York Times, eine meiner Lieblingszeitungen, etwas. Gestern gab es sie gratis. Allerdings nicht die echte, sondern eine täuschend echt aussehende Kopie derselben.

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In der Ausgabe wurde das Ende der Kriege im Irak und in Afghanistan ebenso verkündete wie die Schließung des Gefangenenlagers in Guantanamo Bay oder einen UNO-Bann für alle Waffen. Geschaffen wurde die “unauthorisierte Ausgabe von liberalen Witzbolden”, wie es in einem Blogeintrag der echten Times heißt.

Erkennbar ist die 14-seitige Fälschung lediglich am Datum (4. Juli 2009) und an dem Spruch in der Titelleiste: “All the News We Hope to Print”.

Rund 30 Mitarbeiter (drei davon angeblich von der Times selbst) sollen daran sechs Monate lang gearbeitet haben. 1,2 Millionen Exemplare wurden über Nacht gedruckt und mit rund 1000 Freiwilligen in sechs Städten der USA verteilt. Sogar eine täuschend echte Kopie der Website der NYT wurde eingerichtet: www.nytimes-se.com. Die Parodie habe “weniger als 100.000 Dollar gekostet”, wird ein Sprecher der Gruppe in der Washington Post zitiert. Aufgetrieben wurde das Geld durch Spenden.

Bei der New York Times will man den Vorfall untersuchen, glaubt aber selbst nicht an rechtliche Schritte. Die Aktion würde als “fair use” sogar im Copyright-Gesetz der USA durchgehen.

Die New York Times war bereits mehrmals “Ziel” von gefälschten Witzausgaben. 1978 und 1999 wurden ähnliche Ausgaben jeweils am 1. April verteilt.

Der bereits erwähnte Blog der NYT sprach dazu auch mit Alex S. Jones. Der Leiter des Joan Shorenstein Center on the Press in Harvard und ehemalige Times-Mitarbeiter meint zur ganzen Sache:

“I would say if you’ve got one, hold on to it,” Mr. Jones, a former Times reporter, said of the fake issue. “It will probably be a collector’s item. I’m just glad someone thinks The New York Times print edition is worthy of an elaborate hoax. A Web spoof would have been infinitely easier. But creating a print newspaper and handing it out at subway stations? That takes a lot of effort.”

He added, “I consider this a gigantic compliment to The Times.”

Die ganze Sache brachte mich auf eine Frage: Wie würde eine Parodie-Ausgabe der Kleinen Zeitung aussehen? Vielleicht so?

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Im Prinzip ist es nicht schwer, eine gefälschte Zeitungsausgabe zu machen. Alles was man dazu braucht, sind InDesign, ein paar PDFs, um die Seiten nachzubauen. Die richtigen Schriften sind hilfreich und natürlich viele gute, täuschend echt geschriebenen Geschichten …

Eine Zattoo-Alternative

Nachdem sich der Zattoo-Start in Österreich bereits über ein Jahr verzögert, hab ich mich nach einer Alternative umgeschaut. Bekanntermaßen bin ich kein Fernseh-Typ, aber hin und wieder Nachrichten oder eine gute Doku vermisse ich schon. Und so mancher Webstream – wie etwa der von CNN – beinhaltet nicht dasselbe Programm wie „on air“.

Die Alternative: LiveStation.com. Den Player gibt es kostenlos für Windows, Mac und Linux. Für das Streaming muss man sich lediglich einmal mit der Mail-Adresse registrieren.

Das Senderangebot ist dürftig und nicht mit dem zu vergleichen, was es bei Zattoo gibt. Im Angebot gibt es:

  • Al Jazeera
  • BBC World News
  • BBC World Service (Audio only)
  • Bloomberg TV
  • C-Span
  • Deutsche Welle
  • Euronews in allen möglichen Sprachen
  • France 24
  • ITN
  • Nasa TV
  • Russia Today

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