Windows 7: Vor dem NDA

Es ist 4:00 Uhr morgens und ich liege hier wach in einem Hotelzimmer in Los Angeles. Wenigstens habe ich so Zeit, meine Gedanken zu sammeln. In wenigen Stunden beginnen die PreConference-Session für Windows 7. Einen Tag vor der offiziellen Keynote zur PDC (8:30 Uhr PST am Montag) gibt es für einen kleinen Kreis von rund 150 Journalisten aus aller Welt einen siebenstündigen Crashkurs für den Vista-Nachfolger.

Nach der Veranstaltung bin ich für 18 Stunden unter NDA, was gar nicht so schlecht ist. So habe ich wenigstens Zeit, ruhig und nicht hastig, alles Wichtige zusammen zu tragen und hier dann – pünktlich zur Keynote – zu veröffentlichen. Das müsste dann am Montag (Update) Dienstag um 16:30 Uhr MEZ (falls ich mich wegen der Sommerzeit nicht geirrt habe) sein.

Bevor ich unters NDA bin, hier noch der letzte Stand von dem, was man hier so hört:

  • 100% stabile Betas:
    Windows-Kenner Paul Thurrot hat im Windows-Weekly Podcast etwas Spannendes erzählt: Alle Bits, die in die Betas von Windows 7 Einzug finden, sind 100% fertig. Richtig gehört. Die Folge: Betas von Windows 7 werden nie feature-complete, dafür aber stabil sein.
    Das komme aus der Erkenntnis, dass sich etwa vier Windows-Komponenten die zu 30%, 70%, 10% und 100% fertig sind, nie verlässlich miteinander testen lassen.
    Und dass es Stabilitätsprobleme beim Vista-Launch gab – das hat man in Redmond noch sehr gut in Erinnerung. Ich bin schon gespannt, ob das auch schon auf die Pre-Beta (M3) zutrifft, die hier verteilt wird.
  • Zerlegbar:
    Windows 7 soll endlich einen Wunsch der Nutzer erfüllen: Man soll es möglichst kompakt machen können. In der Systemsteuerung wird man so gut wie alles deinstallieren können, was man nicht braucht. Ich hab mich schon immer gefragt, wieso man nirgends die Vista-Lernvideos etc. wegschmeißen kann. Das soll jetzt mit so gut wie allen Komponenten möglich sein.
    Zudem sind einige Komponenten, die noch bei Vista dabei waren, nicht mehr serienmäßig im Paket: Programme wie den Windows Movie Maker wird man – weiterhin kostenlos – sepatarat herunter laden können. Das wird auch damit zu tun haben, dass Microsoft immer noch unter Beobachtung der US-Kartellbehörden steht. In Redmond darf man nicht zu viel in sein Betriebssystem hinein packen, das auch die Konkurrenz anbietet.
  • Ribbon:
    In vielen Programmen wie etwa Paint oder Wordpad findet sich nun dieselbe UI, wie in Office 2007.
  • Seitenleiste:
    Eines der wohl unnützesten Features von Vista ist Geschichte: Die Seitenleiste verschwindet, die Gadgets werden überleben und frei am Desktop angeordnet.
  • Kompatibel:
    Eines der großen Probleme mit Vista war, dass viele Hardware- und Softwarehersteller es einfach verschlafen haben und viele Käufer anfangs ohne Treiber und mit inkompatiblen Programmen da gestanden sind. Was damals zum ersten Vista-Frust führte, wird sich nicht wiederholen: Die Treiberschnittstellen sowie die APIs bleiben weitgehend ident.
  • Name „Windows 7“:
    Daher könnte man auch von einem Microsoft Windows Vista R2 reden, schließlich wird die fertige Kernel-Version die Nummer 6.1 und nicht 7 tragen. Wie überhaupt wohl kaum jemand außerhalb der Marketing-Abteilung weiß, warum das die siebente Version von Windows sein wird …
  • Cloud-Services:
    Auch wenn die Veränderungen von Windows, wird das Web einen sehr großen Teil des Programms auf der einnehmen. Ganz sicher bin ich mir, dass wir schon am Montag ein Weboffice von Microsoft sehen werden! Gespannt darf man auch sein, wie Microsoft mit „Windows Strata“, dem Windows-Server fürs Internet zur Konkurrenz von Amazons Web Services wird.

Zwei Dinge noch, bevor ich den Sonnenaufgang über LA einfangen werde: Üblicherweise gibt es Live-Streams von solchen Keynotes. Sobald ich da eine Url habe, schicke ich sie über Twitter aus. Follow me: www.twitter.com/georgholzer.

Und wer Windows 7 live ausprobieren muss, kann dies am kommenden WebMontag in Klagenfurt machen.
Wo? Rokohof
Wann? Montag, 3 November, 19:00 Uhr.

6 Kommentare
  1. Martin
    Martin sagte:

    Hallo Georg,
    2 Fragen und 1 Info:

    1. Wann ist es deiner Ansicht nach für ein Unternehmen sinnvoll jetzt noch auf VISTA umzustellen, wann nicht? In welchem Jahr wird es deiner Ansicht nach das Service-Pak 1 zu Windows 7 geben?

    2. Ich bin in 2 Wochen in L.A. bei der Phocus Wright Conference. Wenn du irgendetwas nettes entdeckst, was ich mir unbedingt anschauen sollte – freue ich mich auf deinen Tipp

    3. Microsoft – Bilder aus Ö. Wir sind inzwischen 3 Mal mit den Strategen von MS in Österreich zusammengesessen: Bilder aus Ö vorinstalliert weltweit zu integrieren ist ein relativ mühsames Unterfangen, bei weltweiten VISTA Updates ist es für die Österreicher schon schwierig genug eigene Entwicklungen einzuspielen, dann noch dazu Inhalte von Dritten … . Und dann noch dazu Bilder – die müssen in jedem Land der Welt einsetzbar sein, also z.B. Kühe sind in China ein NONO, Trinkwasser-Seen im Arabischen Raum schwierig usw. . Übrig blieben Berge mit Himmel. Davon gibt es ohnhin schon genug und wenn wir es schaffen ein Bild aus Ö dass echt genial und schön ist zu integrieren – dann weiss sicher niemand dass es aus Ö ist ….

    Also habe ich nach dem letzten Meeting entschieden, dies bei Vista Updates nicht mehr weiterzuverfolgen. Vielmehr möchten wir aber über eine Zusammenarbeit bei Windows 7 und anderen strategischen MS Projekten wie MS Popfly usw. nachdenken. Da bin ich Feuer und Flamme dafür. Da macht es auch wesentlich mehr Sinn, der Integration touristischer Botschaften ist bei zukunftsorientierten strategischen Projekten auch für die MSler ja wesentlich leichter. Und da ja der ursprüngliche Arbeitstitel von Windows 7 ja Windows VIENNA war (zwar benannt nach dem Städchen Vienna in den USA, aber das merkt eh keiner 🙂 ), in jedem Fall ergibt sich für einen Kommunikations-Menschen wie mich hier ein spannendes PR-Szenario …

    Also wenn du Ideen hast – bitte, bitte reden wir bald einmal drüber wenn du das nächste Mal in Wien bist oder ich endlich einmal wieder in den südlichen Gefilden jenseits der Pack weile.

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