Statistik, Österreich und das Internet

Bei Andreas bin ich gestern auf ein großartiges Video von der TED-Conference gestoßen: Hans Rosling präsentiert Gapminder.org.

Das Problem: Es gibt unglaublich viele Daten auf der Welt zu Gesundheit, Verbreitung von Technologien, Einkommen oder Umwelt und Bildung. Nur leider sind die in irgendwelchen Daten-Silos versteckt, nur schwer oder kaum auffindbar und zugänglich.

Die Lösung: Gapminder.org. Das Nonprofit Projekt von Rosling suchte solche Daten zusammen (teilweise zurück bis ins 17. Jahrhundert) und erstellte ein Mini-Statistik-Programm mit dem man Auffälligkeiten bei diesen Daten sofort sehen kann.

So kann man viele Antworten auf Probleme erhalten, die erst sichtbar werden, wenn man diese Daten visualisiert – beispielsweise zur Verbreitung von Internet.

In folgendem Chart steht x für das Einkommen pro Person eines Landes, y markiert die jeweilige Internet-Penetration. Jeder Punkt markiert die Durchdringung in einem Jahr. Die letzten Daten in Gapminder stammen aus 2004.

Gapminder-Chart Internet und Einkommen

Was deutlich wird: Österreich dümpelte zu dieser Zeit bei einer Internet-Penetration knapp 48 Prozent dahin, Deutschland lag 2004 bei nur 43, die Schweiz bei 47 Prozent. Zum Vergleich:

  • Island 77 Prozent
  • Schweden 76 Prozent
  • Malta 75 Prozent
  • Südkorea 66 Prozent
  • Australien 65 Prozent

Interessant ist Gapminder vor allem beim Aufspüren von Auffälligkeiten. Was mir aufgefallen ist (siehe Grafik):

  • 2003 stieg die Internet-Penetration in UK von 42 auf 58 Prozent.
  • 2004 legte Finnland von 49 auf 63 Prozent Verbreitung zu.
  • In beiden Jahren zusammen legte Österreich nur um 7 Prozentpunkte zu.

Wenn man nun nach Rezepten für eine Aufholen sucht, könnte man sich einfach nur anschauen, was in den beiden erstgenannten Ländern in diesen beiden Jahren passiert ist.

Was macht man in Österreich?
Die Politik gründet – in seltener großkoalitionärer Einigkeit – eine Arbeitsgruppe, um ab Herbst eine Internet-Offensive zu starten. Bis dahin sollen mehrere Teams ein Aktionsprogramm auf die Beine stellen.

iologo

Als ob es nicht schon genug Arbeitspapiere zu dem Thema gibt … Es muss halt endlich etwas getan und nicht nur Aktionismus betrieben werden. Zudem möchte ich bezweifeln, ob Politiker im Alter von 50+ oder 60+ in der Lage sind, das Web und seine umwälzenden Veränderungen zu verstehen. Lassen die sich nicht alle ihre Mails ausdrucken?

Diese Leute sollten endlich kapieren, dass Österreich oder Deutschland nicht mit der Ukraine, China oder Indien konkurrieren. Von wegen globaler Wettbewerb! Um gutbezahlte Jobs stehen wir derzeit noch im Wettstreit mit Finnland, UK, Schweden oder Island! Und nicht mit der dritten Welt.

6 Kommentare
  1. Anton Trapp
    Anton Trapp sagte:

    Tolles Programm. Aber sag nichts gegen die Internetoffensive!!! Österreich wird ja jetzt führend bei der Herstellung von Riesen-USB Sticks…

    Sie hatten immer schon ein Problem mit Ihren USB Speichersticks? Verlegt? Wo war er denn nur? Das passiert Ihnen nicht mehr mit unserem neuen GROSSEN USB STICK. Und damit schaffen wir auch Breitbandinternet im letzten Dorf. Stick ins Auto, in die nächste große Stadt, Daten saugen und zurück nach Hause 🙂

    Ich finde es nur schade, dass die Politiker sämtlichen Kabarettisten den Job wegnehmen. Ich nehme zumindest einmal an, dass all diese Meldungen und Bilder ironisch gemeint sind. Die meinen das doch nicht wirklich ernst. ODER?!?

  2. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Hej: Da kommt mir eine Idee! Wir könnten Gusi & Willi ein Internet-Projekt verkaufen. Wir *brennen* das ganze Internet auf USB-Sticks und verteilen sie dann mit deren Konterfei. Genial!

  3. Eol Ruin
    Eol Ruin sagte:

    Ja, der Tweet gestern über Gapminder war erhellend. Der Gapcast geht auch auf meinem Touch 😉
    Und Hans Roslings Dialekt (Schwede spricht Englisch) ist auch nett.

    Danke nochmal für den Link.

  4. Ernst
    Ernst sagte:

    Tja, das mit dem Brennen auf USB-Sticks finde ich genial, da könnte man dann auch gleich noch alles das entfernen, was die Empfänger der USB-Sticks nicht sehen dürfen (oder die Sticks vielleicht noch um ein *paar wichtige Informationen* ergänzen)…

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