Video: Die Alpen glühen …
… zwar noch auf Sparflamme, aber sie glühen. Social Networks sind ja bekanntlich der letzte Schrei und jetzt kommt noch ein weiteres dazu. Alpengluehen.com nennt sich ein Startup aus Österreich, das mehr Beachtung finden sollte.
Es ist eines von ganz wenigen Web 2.0-Startups aus Österreich und das einzige, das ich näher kenne.
Was ist Alpenglühen?
Xing: Business-Kontakte
Facebook: Freundesnetzwerk
StudiVZ: Studienkollegen
Alpenglühen: Freizeit und Sport in den Alpen
Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt. Es soll ein soziales Netzwerk rund ums Thema Freizeit und Tourismus sein. Es richtet sich an alle, die sich zum Gipfelsturm, Schifahren, Wandern, Raften oder ähnlichem verabreden und Gleichgesinnte treffen wollen.
Die Nutzerzahlen:
Eben waren laut der Site 194 Nutzer online, insgesamt gibt es erst 568 registrierte Mitglieder.
Winzige, fast mikrige Zahlen, wurde Alpenglühen doch schon vor mehr als einem Monat (am 1. Oktober) gelauncht. Damals legte die Site aber einen schlimmen Start hin – nichts klappte in den ersten paar Stunden. Auch wenn die meisten Bugs mittlerweile beseitigt sind, das könnte einige Nutzer abgeschreckt haben. Zudem ist der Launch ziemlich still – beinahe unter Ausschluss der Blogosphäre – vor sich gegangen. Niemanden hat’s scheinbar interessiert und auch ich blogge erst jetzt zum ersten Mal drüber. Spät, sehr spät.
Was kann Alpenglühen?
Wie gesagt: Es ist ein Social Network und entsprechend steht das Vernetzen der Nutzer im Vordergrund.
Wer will, kann eingeben, wofür er sich interessiert und aufgrund der Interessen in den Profilen anderer Nutzer nach interessanten Leuten suchen. Klar, dass da auch eine Mini-Partnerbörse nicht fehlen darf. Praktisch, die Leute-Suche lässt sich auf einen Umkreis von X Kilometern um den eigenen Wohnort oder das Urlaubs-/Schi-/Wander-Ressort einschränken.
Daneben will man auch noch zum Informations- und Bewertungsportal rund um Outdoor-Aktivitäten werden. Nutzer können von Schihütten bis zu Seilbahnen alles bewerten, was ihnen unterkommt. Eine kleine Redaktion darauf schaut, dass nicht geschummelt wird. Außerdem gibt es allerlei Insidertipps (zu Kulinarik, Kultur, Nightlife, Familie und mehr) von Nutzern oder der Redaktion.
Wer will, kann einen Freizeit-Blog mit Einträgen füttern, Fotos und Videos hochladen.
Genial finde ich die Wetterinformationen, die optisch die besten in Österreich sind. Einzigartig ist auch der Lawinenwarndienst. Laut den Gründern ist Alpenglühen die einzige Site in Österreich, wo man einen Komplettüberblick über die Lawinensituation bekommt.
Das Angebot variiert zwischen Sommer- und Wintersaison. Im Herbst und Winter stehen Schifahren oder Thermen im Vordergrund, im Frühjahr und Sommer sind es das Wandern und die Seen.
Das Geschäftsmodell:
Werbung wird es auf der Site nicht viel geben, stattdessen setzt man auf Premium-Dienste. Die Benutzung der Site – inklusive Schreiben von Nachrichten unter Nutzern – ist kostenlos. Allerdings gibt es einiges, das man nur mit der Platinum-Mitgliedschaft machen kann. So wird man zwar auf Wunsch per Mail über Besucher am Profil benachrichtigt – wer diese waren, erfährt man aber nur, wenn man bezahlt. Insgesamt ist die Site aber – anders als etwa Xing (Bezahlen fürs Nachrichtenschreiben ist für mich schon fast Nötigung!!!!) – gratis absolut benutzbar.
Das Platinum-Upgrade kostet ab 2,95 Euro pro Monat (bei jährlicher Zahlung), kann aber auch durch Erstellung von Content (durch Punktesammeln) verdient werden.
Dafür soll man einige Ermäßigungen bekommen. Welche das sein werden ist noch nicht klar, weil das Programm erst startet. Denkbar wären aber ermäßigte Eintritts- oder Liftkarten, Freizeit-Versicherungen und vieles mehr.
Das ist für mich der wichtigste Punkt des Ganzen: Touristiker suchen – oft mehr oder weniger verzweifelt – den Kontakt zur Freizeit-Community. Den können sie bei den Alpenglühern bekommen. Je schneller man eine vernünftige Nutzerzahl bekommt, umso interessanter wird’s für die Wirtschaft.
Offenheit:
Derweil ist Alpenglühen gleich verschlossen wie Xing, Facebook, MySpace und all die anderen Social Networks. Allerdings ist man offen für APIs. Als erstes will man einen Weg anbieten, die Lawinen-Infos einfach allen anderen Sites anzubieten, die das wollen. Mal sehen, was da in Zukunft noch kommen wird.
Mein Fazit:
Ich muss vorwegnehmen, dass ich kein großer Social Networker bin. Gut möglich auch, dass ich das mit einer zu rosaroten Brille sehe. Die Alpenglüher kommen aus meiner Stadt, wo im Web sonst so gut wie nichts passiert. Würde dieses Startup abheben, gäbe es einen kleinen Ruck durchs Land. Zudem sind mir die Gründer sympatisch, weil – selten genug – in Kärnten einmal etwas ohne Zuschüsse des Steuerzahlers passiert.
Insgesamt glaube ich an den Erfolg von Alpenglühen, weil …
- … Freizeit und Urlaub den Leuten immer mehr an Wert gewinnen. Warum es dafür bislang keine gutes, umfassendes Web-Angebote gab, ist mir rätselhaft.
- … Alpenglühen für mich einzigartig ist. So etwas wie das kenne ich noch nicht.
- … weil das Geschäftsmodell aufgehen könnte. Die Verzahnung von On- und Offline stimmt und die Tourismus-Regionen in Österreich sind budgetär recht gut bedient. Zudem werden gerade im Tourismus Online-Aktivitäten immer wichtiger.
- … die Gründer das Web und seine Eigenheiten verstehen.
Ich habe aber auch Kritikpunkte:
- Ich sehe wenig Internationalisierungs-Potenzial, auch wenn Österreich eines der touristisch bedeutsamsten Länder der Welt ist. Nach der Schweiz und Südtirol ist vermutlich auch schon Schluss. Wichtig wäre es, die vielen Deutschen ins Boot zu holen, die hier auch urlauben. Ihnen könnte man damit eine „virtuelle Heimat in Österreich“ geben.
- Der Launch: Vermutlich wäre es klüger gewesen, nicht mit allen Features zugleich zu starten, sondern diese nachzuschieben. So wären möglicherweise einige Bugs beim Start zu vermeiden gewesen.
- Die Aufmachung müsste noch vereinfacht werden. Wie, das weiß ich auch nicht so ganz – aber vieles muss offensichtlicher werden.
- Offenheit: APIs, Integration von OpenSocial etc. werden noch kommen, fehlen wir aber derzeit.
- Kommunikation: Warum die beiden Gründer (Marcus Bitter und Michael Gutternig) noch keinen Blog haben, weiß ich nicht.
So, und jetzt zum – im Titel versprochenen – Video-Interview mit den Gründern. Dauer: 42:35 Min.
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