Offenes Kartenmaterial: OpenStreetMap

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Ich hab mir grad ein neues Handy mit GPS-Navi gekauft. Beim Rumsuchen nach neuen Möglichkeiten auf ein wirklich interessantes OpenSource-Projekt gestoßen: Open Street Map. Google Maps, Yahoo Maps, Virtual Earth und andere dominieren die Webkartografie, Navteq (jetzt Nokia) und Teleatlas teilen sich den Markt für Nativationsgeräte und Handys auf. Daneben wächst aber still und leise das offene Kartenprojekt heran.

10.000 Nutzer haben seit Juli 2004 bei OpenStreetMap bereits neun Millionen Geopunkte zusammen getragen. Seit Juli 2006 hat sich dabei die Datenmenge verzehnfacht.

Und dennoch: im Vergleich zur kommerziellen Konkurrenz ist die Datenbasis noch mehr als dürftig. Sieht man von Wien, Graz und Innsbruck ab, ist keine österreichische Stadt noch kartografiert. Und auch in den genannten Städten gibt es teilweise noch viele Lücken

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Österreichweit gibt es darüber hinaus nur noch Autobahnen und die wichtigsten Bundesstraßen.

Europaweit zeigt sich, dass vor allem Deutschland, Benelux und Großbritannien ganz passabel kartografiert sind. Abseits des „Mainstream“ – etwa in Osteuropa gibt es nicht viel mehr als weiße Flecken auf der Landkarte.

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Es stellt sich natürlich die Sinnfrage nach dem doch gewaltigen und laufendem(Straßen verändern sich ja ständig) Aufwand. Die von den Nutzern mittels GPS-Geräten gewonnen Daten stehen unter der Creative Commons Attribution/Share Alike-Lizenz zur Verfügung. Das bedeutet, dass sie jeder ohne Einschränkungen und Lizenzgebühren nutzen darf.

Zwar muss man heute auch nichts für das Einbinden von Google Maps & Co. bezahlen – allerdings nur bis zu gewissen Höchstgrenzen der Nutzerzahlen. Und niemand kann sicher sein, was in Zukunft alles auf der „eigenen“ Web-Karte an Werbung eingeblendet wird.

Zweitens werden so Navigationsdienste einfacher umzusetzen, weil keine Lizenzgebühren fällig werden. Ein Beispiel dafür ist die freie Software GPS-Drive. Müsste Jörg Ostertag voll für das Kartenmaterial bezahlen, gäbe es die Navi-Software für Linux, Mac und Windows Mobile wohl nicht.

Die Geodaten von OpenStreetMap lassen sich übrigens auch in „echte“ Navi-Geräte einspielen.

Geo-Daten gewinnen immer mehr an Bedeutung und in diesem Kontext könnte die Community einen wichtigen Baustein liefern. Die Zukunft könnte auch bunt werden. So denkt man gerade darüber nach, wie Satelliten-Bilder von Landsat 7 – sie stehen im öffentlichen Eigentum (Public Domain) – integriert werden könnten. Außerdem wurde ein Abkommen mit Yahoo geschlossen. Damit ist es möglich, Satelliten- und Luftbilder zum Erfassen neuer Straßen zu nutzen.

Schon in den nächsten Monaten sollen die kompletten USA im offenen, virtuellen Atals abgebildet werden. Möglich wird das, weil die so genannten Tiger-Daten vom United States Census Bureau eingespielt werden.

Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis auch die komplette EU erfasst ist. Die Inspire-Richtlinie zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft schreibt vor, dass bis 2007 alle EU-Staaten ihre Geodienste der Öffentlichkeit zugänglich machen müssen. Einschränkungen oder Entgelte sind zwar erlaubt, müssen jedoch von Fall zu Fall argumentiert werden.

Hat Nokia mit 5,7 Milliarden Euro zu viel für Navteq bezahl?

Inspiration: 3Sat Neues (Podcast)

8 Kommentare
  1. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    interessanter artikel – vor allem das handy interessiert mich 😉 gibt’s demnächst einen kritischen produktreview?

  2. Christian
    Christian sagte:

    Ist OSM tatsächlich schon navigationsfähig (Routenberechnung) oder hast du OSM nur als Hintergrundkarte im Navi?

    INSPIRE behandelt ausschließlich Metadaten, d.h. die Öffentlichkeit darf (eventuell kostenfrei) Datenbeschreibungen lesen, erhält mit INSPIRE jedoch keinen garantierten Zugriff auf öffentliche Geodaten.

    Gutes OSM Beispiel in Europa sind die Niederlande. Dort hat AND, ein Geodatenproduzent, die Straßendaten flächendeckend für die Niederlande OSM zur Verfügung gestellt.

    OSM wird sicher an Bedeutung gewinnen, vor allem jetzt da die großen Geodatenproduzenten NAVTEQ und TeleAtlas im Besitz von (Geo)Serviceanbietern sind. Nokia und TomTom werden mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft die Exklusivdatenkarte spielen, und so ihren Geräten und Services einen kleinen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

  3. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Also ich hab das Interview auf 3sat schon so verstanden, dass es schon zur Navi genutzt werden kann. Allerdings sehr sehr eingeschränkt, weil es ja noch keine ausreichende Coverage gibt.

    Inspire: Metadaten werten ja auch Karten auf. Die Frage ist, ob Nokia, Teleatlas & Co. auch die Daten integrieren. Wenn es einen einfachen Weg des Imports gibt, kann ich mir vorstellen, dass sie schnell in OSM integriert werden. Auch wenn Straßenkarten nicht unbedingt viel mit demografischen und anderen Daten zu tun haben, wär’s doch praktisch – Layer wie Google Earth.

    Und überhaupt: ich meine aber ohnehin, dass das gesamte Kartenmaterial des Bundes und der Länder frei gegeben werden müsste. Bezahlt hat es schließlich der Steuerzahler 8und somit gehört’s der Allgemeinheit. Oder hab ich da ein falsches Verständnis vom Gemeinwesen?

  4. Christian
    Christian sagte:

    Genau das ist der Streitpunkt seit Jahren in Europa in Sachen Geodaten: warum werden mit öffentlichen Mitteln erzeugte Daten dem Bürger wieder zurück verkauft? Und warum gibt es Copyright auf von öffentlichen Stellen erzeugte Information?

    Bei INSPIRE haben sich die Vermessungsämter weitgehend gegen die EU Kommission durchgesetzt. Metadaten sind tatsächlich nur Beschreibungen. Unter geoland.at gibt es z.B. den Link „Metadaten“, wo man, überspitzt gesagt, sehen kann was europäische Bürger von INSPIRE haben (werden). Vielleicht von Land zu Land etwas unterschiedlich, aber im wesentlichen sind es Metadatenkataloge. INSPIRE betrifft vor allem Dateninteroperabilität im öffentlichen Sektor, d.h. dass Behörden in Europa problemlos Geodaten austauschen können. Aus Metadaten lassen sich leider keine Karten machen. Gerade aus diesem Grund, keine öffentlich verfügbaren freien Geodaten (vgl. TIGER in den USA), ist ja OSM entstanden.

    ad Nokia/TomTom/etc: die Strategie von TomTom geht mit MyTomTom eindeutig Richtung crowdsourcing. OSM hat ja u.a. gezeigt dass es funktioniert den Konsumenten als Datenerzeuger einzuspannen.

  5. joesonic
    joesonic sagte:

    Wie wird bei einen solchen Projekt die Datenqualität sichergestellt? Meiner Meinung nach dürfte dies eines der gößten Probleme von Initiativen dieser Art sein (Vergleich: Wikipedia).

  6. Spot
    Spot sagte:

    Ohne Einschränkungen sind die Daten leider keineswegs nutzbar. Da das Kartenprodukt, welches man unter Zuhilfenahme von OSM-Daten erstellt, auch unter der Creative Commons Attribution Share Alike Lizenz stehen muß, ist die Nutzung zusammen mit herkömmlichen Geodaten (z.B. vom Landesvermessungsamt etc.) oder die Erstellung von Karten mit vertraulichem Inhalt (Planungsdaten etc.) stark eingeschränkt bis unmöglich.

  7. Sven S.
    Sven S. sagte:

    Und was würde euch heute im Vegleich einfallen? 😉
    OSM läuft auf Garmin Geräten 😉
    Und die Abdeckung wird durch über 120.000 Mitmacher immer besser!

    Ein Vergleich seit 2007 ist sehr lohnend!

    Gruß Sven S.

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