Wie der Zune Podcastern hilft

podcast-tm Der heute erschiene Microsoft Zune 2 bedeutet mehr als nur die Verfügbarkeit eines neuen tragbaren Mediaplayers. Er markiert in gewisser Weise einen zweiten Anfang fürs Podcasting, das damit einen Schritt näher zum Massenmedium werden könnte.

Keine Frage: Apple war der Pionier in Sachen Podcasting und an der Unterstützung des iPod wird sich Microsoft messen lassen müssen. Nichts desto trotz hat es auch enormes Gewicht, wenn sich die Bill Gates-Truppe nun in das Thema hinein hängt.

Hier die guten Nachrichten des Tages für alle Podcaster:

Namensgebung:
Das Wort Podcasting setzt sich bekanntlich aus iPod und Senden (engl: Broadcasting) zusammen. Es ist bemerkenswert, dass Microsoft zum Glück nicht den Spagat genommen hat, „iPod“ künstlich zu entfernen.
Am Zune selbst, in der PC-Software und am Marktplace findet sich überall der Begriff „Podcast“. Dem üblichen Sprachgebrauch folgend – muss sich der Zune-Nutzer nicht auf Wortschöpfungen wie Netcast, Prodcast oder ähnliches gewöhnen. Podcasting wird damit endgültig zum universellen Begriff für den Web-basierten Empfang von Audiodateien.

Größere Verbreitung:
Endlich gibt es auch einen Microsoft-Player, der Podcasting nativ unterstützt. Bislang konnte man zwar mit jedem erhältlichen Player Podcasts empfangen, brauchte dafür jedoch meist Zusatzsoftware und musste die Episoden mehr oder weniger manuell auf den Player kopieren. Je mehr Verbreitung das „RSS-Radio“ bekommt, desto besser ist es für deren Macher.
Jetzt wäre noch wünschenswert, wenn der in Windows fix eingebaut Mediaplayer in der nächsten Version auch mit RSS/Atom-Feeds umgehen könnte. So könnte auch der Durschnitts-Nutzer ohne speziellen MP3-Player Podcasts empfangen und abspielen.

Podcast weiter empfehlen:
Music-Sharing am Zune war zwar schon ein Feature der ersten Version. Nutzen konnte man es praktisch nie, da es kaum andere Nutzer gab. Die Idee dahinter: Man findet einen Song gut und kann ihn via Wlan auf den Zune eines Freundes schicken. Der kann das Ganze dreimal anhören, ehe er sich den Song kaufen muss.
Das wird nun auch bei Podcasts klappen – eine tolle Möglichkeit, um Podcasts weiter zu empfehlen bzw. um all denen, die Podcasting noch nicht kennen, das Medium zu zeigen.

Immer aktuell:
Und noch einmal Wlan. Der Zune synchronisiert seinen Inhalt per Wlan mit dem PC. Dieses Feature hat man eingebaut, „damit der Nutzer das Haus immer mit dem aktuellsten Content verlässt“, hieß es gestern. Also: Auch wenn der Podcast-Abonnent seinen Zune nicht mit dem Kabel ansteckt, hat er immer alle Episoden frisch mit dabei. Well done.

Podcasting-Portal:
Analog zum Podcast-Katalog in iTunes müsste Microsoft im Zune Marketplace bzw. die Zune-PC-Software auch einen Podcasting-Katalog integrieren – ein Platz mehr, wo unbedarfte Nutzer auf Podcasts stoßen werden.
Noch ist allerdings nicht klar, wie das umgesetzt wird. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Charts transparent werden und Podcaster auch Statistiken bekommen.
Microsoft würde gut daran tun, die Schöpfer so gut wie möglich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Je besser diese Unterstützung wird, desto mehr kann man auf das Wohlwollen dieser Community von Meinungsmachern zählen. Win-Win: Damit wäre Podcastern geholfen und der Zune würde die wohl beste Werbung bekommen.

Videocodecs:
Bei Audio-Podcasts ist die Sache einfach: MP3 „frisst“ jeder denkbare Player. Bei Videos ist die Sache schon komplexer und nicht so eindeutig. Es gibt Quicktime, Windows Media, diverse Mpeg-Formate, DivX, Xvid und so weiter. Nun entwickelt sich aber h.264 zu so etwas wie dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“, der in bald allen Geräten – vom PC und Mac über PS3 bis hin zu iPod und dem Zune – unterstütz wird.
Weil’s grad passt: Hier ein PDF mit Apple-Empfehlungen für Content-Macher, die nun auch für den Zune passen.

Offene Fragen:
Noch ist über die Podcast-Integration kaum mehr bekannt als, dass es sie gibt. Worauf Microsoft aber unbedingt nicht vergessen darf ist eines: Man muss am Player sehen, welche Episode ich mir schon angehört hat und welche nicht.
Ebenfalls brauchbar wäre eine Art Empfehlung neuer Podcasts aufgrund der von mir bereits abonnierten. Das sollte Teil der neuen Zune Online-Community werden.
Wünschenswert wäre eine Bittorrent-Unterstützung. Das ist eine Technik, bei der Abonnenten Podcast-Episoden, die auf der Platte liegen an andere Nutzer weiter verteilen. Das kostet denen ein klein wenig Bandbreite, dem Podcaster erspart das aber eine Menge Kosten – erst recht, wenn der schnell populär wird.

Es soll auch noch erwähnt werden, dass schon zum Start eine Million zusätzliche Podcast-Endgeräte verfügbar sind. So viele Zune-Player der ersten (grauslichen) Generation hat Microsoft bislang verkauft. Und alle ersten Zunes können per Software-Update hochgerüstet werden. Sie haben fortan alle Features des Zune 2.

Warten, warten, warten
Hieß es bei Microsoft zur Verfügbarkeit nur „Mitte November“, so ist Amazon schon deutlicher. Dort ist die Rede von einem Erscheinungsdatum am 13. November. Wann das gute Stück nach Europa kommt, ist noch völlig offen. Podcaster: drückt die Daumen!

Bei all der Sympathie, die ich schön langsam für den Zune bekomme, muss man mir aber noch eines erklären: Was bedeutet „You make it you„? Einen dümmeren Werbespruch habe ich noch nie gesehen!

zune-slogan

Und noch etwas: Vielleicht bekomme ich ja einen in die Hände. Das würde sicher meine Motivation steigern, endlich meinen Podcast (www.bigideas.at) weiter zu führen …

9 Kommentare
  1. KWentin
    KWentin sagte:

    „you make it you“ dürfte besser funktionieren, wenn du nicht an eine übersetzung denkst. ich denke, da geht es wirklich darum, sich damit zu identifizieren, was ja applejünger auch machen.

  2. minimundus
    minimundus sagte:

    Lieber Georg!
    Zuerst einmal ein herzliches Dankeschön – dein Blog ist gerade mit diesem Beitrag – wieder einmal ein toller Fundort für News aus dem IT-Bereich. Freu mich schon auf den Zune.

  3. stefan^at^school
    stefan^at^school sagte:

    technisch gesehen kann der ipod touch dass auch. hoffen wir dass es bald ein sotware update geben wird! 😉

    ansonten aber: respekt m$, ein schritt in die richtige richtung!

  4. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Technisch gesehen könnte der touch noch viel mehr. Etwa Kalendereinträge hinzu fügen … Nur will das Apple? Mit ein Grund, warum ich mir doch keinen touch kaufe ist, dass Apple den featuremäßig so arg kastriert, dass das iPhone nur ja kein Problem bekommt.

  5. marijan
    marijan sagte:

    „Noch ist über die Podcast-Integration kaum mehr bekannt als, dass es sie gibt.

    wieso? diese funktion ist sehr schön sichtbar und auch sehr leicht zugänglich – selbst das hinzufügen eigener podcasts funktioniert perfekt (mit einem klick)

    „Worauf Microsoft aber unbedingt nicht vergessen darf ist eines: Man muss am Player sehen, welche Episode ich mir schon angehört hat und welche nicht.“

    wenn man den podcast angehört hat wird er „gräulich“ und wird beim nächsten sync vom zune automatisch gelöscht. gilt auch für videocasts.

  6. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    @marjan: Das hab ich am 3. Oktober geschrieben. Da hab ich noch nicht viel mehr gewusst, als dass es den Eintrag im Menü gibt. Wenn er gespielte Songs „ausgraut“, ist das super!!!

  7. marijan
    marijan sagte:

    was ich vergessen habe zu schreiben: DAS killerfeature des zune ist (falls man eine xbox360 zuhause stehen hat): man kann die funktion „share all available media with xbox 360 systems“ einschalten. das heißt, dass die xbox 360 per wlan auf den zune zugreift und man über die xbox musik hören und videos auf dem fernseher schauen kann.

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