Ein neuer Handyanbieter …

… oder tote Frequenzen.

Ich finde, dass es extrem wichtig wäre, endlich eine Spektrum-Diskussion zu führen. Wofür werden beispielsweise all die Frequenzen verwendet, die durch die Umstellung von Analog- auf Digital-TV verwendet werden? Um das endlich starten, wollte ich ein paar Beiträge dazu an dieser Stelle machen.

Weil ich aber von Funken und so kaum Ahnung habe, musste ich mich einlesen und ein Freund hat mich dann auf eine größere Sache gestoßen: Österreich bekommt einen neuen Mobilfunkbetreiber. Richtig gelesen: Zu A1, T-Mobile/Telering, One und 3 gesellt sich eine Nummer fünf: Green Network.

Die Schweden haben im April 2006 zwei Lizenzpakete im 450MHz-Bereich gewonnen, die einst für das analoge C-Netz gebraucht wurden. Das dritte Paket ging an T-Mobile, die Republik erlöste alleine bei dieser Auktion 5,9 Millionen Euro. Die Presseaussendung von damals liest sich optimistisch:

Die Technologie, die Green Network verwendet, ermöglicht niedrigere Anwenderkosten für die Kunden und eine minimale Beeinflussung der Umwelt.
[…]
Es ist stimulierend, große Ausschreibungen zu gewinnen und wir sehen das als Bestätigung dafür an, dass unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit sehr gut ist.

Wie stimulierend das ist, müssen die Schweden aber erst beweisen, denn laut den Anlagen zum Frequenzzuteilungsbescheid (Punkt 5.2) muss man bis 1. September 2007 zumindest 311 nennenswerte Orte versorgen können. Ab 1.9.2009 dann 465. Ist das nicht der Fall, müssen Pönalen bezahlt werden: Erst drei Millionen Euro, dann fünf Millionen Euro pro Jahr.

 450mhz.gif

Hab heute mit Green Network telefoniert – es war allerdings nur der ehemalige CEO, Arvid Brandberg, erreichbar. Er war es jedoch noch, der die Verhandlungen führte. Wegen Streitigkeiten nach der Lizenzvergabe wurde lange prozessiert, erst im November 2006 endete der letzte Prozess. Aufgrund der Verzögerung und der Einsprüche wurde die Frist erstreckt, 2008 wolle man jedoch bauen.

Russen-Connection:
Hinter Green Network stehen allerdings nicht Schweden, sondern Russen. Die Firma ist zu 75 Prozent in Händen der Russian Telecom Development Corporation, die 1994 mit Hilfe von Amerikanern gegründet wurde. Die Russen – über sie findet man praktisch gar nichts – erhielten die siebente Handylizenz in Russland, die – wie dann die österreichische – auf CDMA basiert.

Vorteil des 450MHz-Spektrums:
Man braucht um den Faktor 10 bis 15 weniger Basisstationen und kann so größere Flächen versorgen. Wer erinnert sich noch an die tolle Netzabdeckung des C-Netzes, die mit wesentlich weniger Handymasten (bei allerdings weit geringeren Nutzerzahlen) erreicht wurde. Brandberg hatte ein Beispiel parat: Für ganz Schweden würden 1250 Basisstationen mit CDMA 2000/450 reichen. Für UMTS mussten alle Provider (trotz konsequentem Site-Sharing und nationalem Roaming) immerhin 15.000 Sender errichten.

Die Schweden Russen wollen damit Datendienste anbieten. Allerdings werden sie ob dem niedrigen Preisniveau in Österreich nur dann Chancen haben, wenn sie wirklich zu sehr geringen Kosten „produzieren“ und anbieten können. Wenn es wirklich gelänge, weite Flächen zu versorgen, könnten das bessere Aussichten für ländliche Gegenden sein, wo es noch keine UMTS/HSDPA-Coverage gibt.

Ob es wirklich bald einen neuen Anbieter gibt, muss sich erst zeigen. Für den Konsumenten wär’s aber nicht das schlechteste.

Und: Was kann dieses Spektrum wirklich? Sind 2 x 2,84 MHz viel/ausreichend? Für was?

3 Kommentare
  1. Florian
    Florian sagte:

    Ein weiterer Anbieter kann nie schaden, wie du schon gesagt hast, bedeutet (hoffentlich) geringere Kosten für den Endverbraucher. Und durch den Kauf von tele.ring durch T-Mobile gibt es ja jetzt defakto einen Anbieter weniger in Österreich.

    PS: Im Google Reader werden bei deinem Blog die Umlaute falsch angezeigt (also statt dem Umlaut ein Fragezeichen). Wollte dich da nur mal darauf hinweisen.

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