Veränderung ist angesagt
Ein längst überfälliges Update: Ich bin seit 1. Juli nicht mehr fix bei der Kleinen Zeitung. Mit wurde vor einigen Monaten eine Anstellung angeboten, die ich jedoch abgeschlagen habe. Das Staunen meiner Chefs war ebenso groß wie meine Sehnsucht nach Veränderung.
Keine Angst: Ich bleibe der Kleinen Zeitung erhalten – allerdings als freier Journalist, der sich künftig noch mehr um Technik widmen kann und wird. Bald vielleicht auch bald in weiteren Tageszeitungen … Aber das ist eine andere Geschichte.
Warum das Ganze?
- Weil man nicht besser wird, wenn man einmal über Lehrlinge, dann über Landwirtschaft (da steckt auch das Wort Wirtschaft drinnen) und dann wieder über Politik schreibt. Es muss ein Fokus (Hightech/Multimedia – wie man es auch nennen mag) her und den kann ich im Redaktionsalltag nicht finden. Stillstand ist der Tod – überall und erst recht im Journalismus. Die Gefahr, in der Mittelmäßigkeit zu versinken ist groß.
- Meine Fähigkeit, in lauten Büros lesen und mich konzentrieren zu können, ist beschränkt. Das Problem dabei: Heute kann jeder, der ein Handy hat, auch darüber schreiben. Das bedeutet, dass man jeden Tag besser werden muss. Lesen! Lesen! Lesen! Dazu blieb jedoch nur leider zu wenig Zeit und ich merke, dass meine Geschichten in den letzten Jahren eher schlechter denn besser geworden sind. Außerdem ist meine private Redaktion um vieles besser ausgestattet als die eigentliche …
- Ich will kreativ sein und schreiben – Blattmacher zu sein, ist einfach nichts für mich.
- Personelle Mangelwirtschaft: Ich will einfach nicht Teil möglicher späterer Einsparungen sein. Schon jetzt ist der Mangel in allen Medien mehr als schlimm und es gibt kein Anzeichen, dass sich die Lage ändert. Durch die dadurch aufkommende Workload und den Stress in der Produktion passieren immer mehr Fehler. Das ist kein gutes Zeichen im Wettkampf mit Online-Medien.
- Viele neue Chancen: Im Web tun sich Gelegenheiten auf, die man jetzt nutzen muss. Nun – so hoffe ich – werde ich auch endlich die Zeit dafür haben. Das Zeitfenster dafür ist aber nicht lange offen, denn auch traditionelle Medien drängen immer mehr ins Web und stellen eine immer größer werdende Konkurrenz für User-generierten Content dar. Und dann gibt es da noch ein paar extrem spannende „Old-Media“-Projekte, die Zeit und Konzentration benötigen.
- Geld ist auch nicht alles. Wie viel kostet die eigene Freiheit? Ob die Entscheidung gut ist, weiß ich noch nicht. Am Ende des Monats wird schließlich stets die Miete fällig. Aber wenn ich es nicht probiere, werde ich es nie wissen …
- Ungesunder Lebensstil: Schlimmer als ein arbeitswütiger Journalist kann man nicht leben – kein Wunder, dass unsere Lebenserwartung zu den geringsten überhaupt gehört. Ungesünder kann man sich nicht ernähren (Leberkäs-Semmeln zwischen zwei Terminen reinstopfen), intensiver können die Stressspitzen (de facto ist der komplette Job auf 2-3 Stunden belockt) nicht sein und unrunder kann man wohl nicht arbeiten. Dazu die Stressbewältigung durch Rauchen und Alkohol. Auch wenn letzteres nicht exzessiv war, habe ich es gespürt.
Die beste nachträgliche Rechtfertigung für meine lange getroffene Entscheidung hat mir gestern K. J. gegeben. Sie ist eine gute Freundin, meine Lieblings-Kollegin und darüber hinaus eine Super-Schreiberin. Der folgende Dialog fand gestern beim Ironman statt:
Georg: Warum läufst du eigentlich so viel? Was motivierst du dich?
K.: Ich will nicht, dass mir irgendwann im Alter ein Arzt sagt, dass das alles nicht pasiert wäre, hätte ich doch nur mehr Bewegung gemacht.
Das Leben kennt keine Generalprobe – und leider haben wir nur einen Körper. Ob er es aushält, noch weiter Raubbau an ihm zu betreiben, will ich gar nicht herausfinden. Es muss sich vieles – nicht nur die Art des Arbeitens – ändern. Danke K.
Der Anfang ist getan: Ich mach Urlaub – der erste, seit einer Ewigkeit. Nach den zwei Wochen in Kärnten geht es am Samstag für zwei Wochen nach San Francisco. Danach geht’s rund – allerdings organisierter, konzentrierter und gesünder. Das bedeutet nicht, dass es weniger Arbeit wird – es sollte sogar mehr. Wie anders es wird, weiß ich noch nicht. Bin selbst aber gespannt, wie ein Regenschirm.
Hallo Georg,
deinen Schritt kann ich gut nachvollziehen! Ich bin 40 und hab Nov. 06 mit meinem Training begonnen – inzwischen ist es eine Priorität für mich – und ich laufe 21km in 1:50, fahre 1000hm mit dem Rad in 1:10 und hab einen Ruhepuls von 45/min – 8kg abgenommen und hab inzwischen mein Idealgewicht……Arbeit muss unbedingt mit Sport vereinbar sein, sonst ist es moderne Sklverei….
LG, Johannes
Servus Georg,
großer Respekt für diese Entscheidung. Hast mein absolutes Verständnis. Nur wenn die Qualität im Leben stimmt, stimmt die Qualität im Job – und umgekehrt.
Wünsch Dir alles Gute für den Urlaub und beim verstärkten „Georg-Sein“, Stefan
Hallo Georg
Ich stimme Deinen Überlegungen 100%ig zu und kann Dir deshalb zu Deiner Entscheidung nur gratulieren. Die wenigen Unsicherheiten die so ein Schritt mit sich bringt, sind ein kleiner Preis für die positive Entwicklung.
Grüß mir das Mekka der Geeks 🙂
Cheers
„It is not the strongest of the species that survives, nor the most intelligent, but the one most responsive to change.“
– Charles Darwin:
Ein guter Schritt den du nicht bereuen wirst.
Was die Gesundheit betrifft, absolut der richtige Weg. Richtige Ernährung und Sport werde dir auch mehr Energie geben für deine Aufgaben. Würde mich freuen wenn wir uns in Zukunft gemeinsam auf der Laufstrecke oder mit dem Bike treffen! Ich habe gerade durch die Ernährungsumstellung viel an Gewicht verloren (5kg) und einiges an „Fitness“ zurück erhalten. Jetzt muss ich beim Sport wieder einsteigen. Enjoy!
wünsch dir einen schönen urlaub.
deinen schritt kann ich 100%ig nachvollziehen.
ich würde mir wünschen, dass ich auch endlich einen schritt in die richtige richtung machen würde, aber bis jetzt gab es nur gute vorsätze….
v*
Wir lassen uns nicht aufhalten 😉
Respekt!
Hallo Georg,
gute Entscheidung – und ich weiß wovon ich spreche. Hab ja auch meine Brötchen als freier Mitarbeiter, Pauschalist und schlussendlich mehrjähriger angestellter Redakteur bei der Kleinen Zeitung verdient. Seit Anfang 2004 bin ich nun in der Selbstständigkeit und ich bereue keinen Tag davon. Okay, die Arbeit ist sicherlich mehr geworden (denn die journalistische Arbeit ist sicher stressig, aber es gibt noch Steigerungsstufen – aber das wirst du noch erkennen). Der Punkt ist vielmehr, dass man selbst freier über die Zeit verfügen kann, auch wenn man keine 40 oder 50-Stunden-Woche hat. Das ist auch Lebensqualität. Alles Gute für deine weiteren Schritte.
Auch von meiner Seite alles Gute für deinen neuen Lebenswegabschnitt. Wünsche dir einen erholsamen Urlaub.
Alles Gute und toi, toi, toi.
Viel Erfolg bei den weiteren Planungen und Vorhaben! Bin schon gespannt, was da noch kommen wird.
Einen schönen Urlaub in der USA.
Schöne Grüße aus dem Burgenland.
Hi Georg,
du gehst mir ein bissi ab in der Redaktion 😉
aber das is natürlich mein problem, net deins.
dir gratulier ich zu deinem entschluss – bis bald bei einem bier oder einem mineral zitron nach dem laufen 🙂
wolfi
Ja, schöne Wochen dann!
grüße vom flughafen graz 🙂
(hier gibts gratis internet)
hallo Georg,
gratuliere zu deinen good news und möge sie Dir Glück bringen usw.
Einen tollen Urlaub in den USA!
Liebe Grüße Simone
P.S.: habe selbst vom Journalismus gerade etwas Abstand genommen und beim Umweltbundesamt angefangen. Der Stress, muss ich ehrlich sagen hat nachgelassen, und ich hab total nette ArbeitskollegInnen