Für die Katz

Galileo Satellit, (c) ESAMit Milliarden von Steuermitteln will die EU-Kommission 30 Galileo-Satelliten ins All schießen. Weil es andererseits das völlig kostenlose Navigationssystem GPS der Amerikaner gibt, lassen sich kaum Umsätze generieren. Wer bezahlt schon für etwas, das es anderswo gratis gibt. Daher scheint das private Trägerkonsortium zu zerbröseln. Die Frist zur Bildung einer Firma ließen die beteiligten Firmen mehrmals verstreichen. Daher will nun die EU das in einem Kraftakt selbst durchziehen.

Man möge mir aber erklären, warum wir das brauchen und wozu der Steuerzahler 2,4 Milliarden Euro tief in die Tasche greifen muss. Hier meine zwei Argumente zu den am meistgenannten Gründen der Befürworter.

Höhere Genauigkeit
Das stimmt: Galileo ist dank neuerer Technik weit präziser als GPS. Während die Amerikaner im allerschlechtesten Falle 15 Meter daneben liegen, soll Galileo lediglich eine Ungenauigkeit von einem Meter aufweisen.

Aber: Wer von seinem Navi 15 Meter vor eine Pizzeria geleitet wird, kann – so er halbwegs intelligent ist – den Eingang nicht mehr übersehen.

Unabhängigkeit von den USA
Hier ist das Thema schon ein wenig komplexer. Wann immer die USA im Krieg sind, behalten sie sich das Recht vor, Teile des Systems oder alle Satelliten ohne Vorwarnung abzuschalten. Nur die eigenen Streitkräfte könnten dann noch mit Hilfe spezieller Codes navigieren.
Das ist vor allem dann kritisch, wenn nicht gerade befreundete Verbände (Terroristen und andere Bösewichte) in den Besitz von GPS-gesteuerten Lenkwaffen kämen. So könnten diese mit amerikanischer Hilfe Amerikaner treffen.

Aber: Kein Mensch wird mir einreden können, dass die Europäer ihr System nicht ebenfalls zeitweise abschalten, wenn so ein Fall eintritt. Welcher europäische Politiker wird sich noch nach Washington trauen, wenn unsere Satelliten Waffen von Terroristen steuern?

Und außerdem: Die letzte regionale Abschaltung von GPS datiert ins Jahr 1991 zurück, als amerikanisch Streitkräfte in Bosnien und Serbien eingriffen. Fußnote: Die Europäer haben es jahrelang nicht geschafft, Frieden in den Balkan zu bringen.

Und noch etwas: Am Markt sind hunderte Millionen GPS-Empfänger. Wenn Galileo 2013 im Volleinsatz ist, werden womöglich schon Milliarden von noch ausgereifteren GPS-Chips im Umlauf sein. Vielleicht wird jedes Handy bis dahin seine Positionsdaten von US-Satelliten bekommen.

Also, liebe EU: Geld sparen und etwas Eigenes, etwas Neues damit machen!

4 Kommentare
  1. unplug
    unplug sagte:

    Keine Ahnung ob sichs im Endeffekt auszahlt, vom technischen her ist die höhere Genauigket aber durchaus was wert.

    Zum Beispiel für Schiffe die dann automatisch an/ablegen könnten, mein Navi würd dann auch wissen auf welcher Spur ich auf der Autobahn bin. Bei einer Genauigkeit von 45cm is das schon sehr cool.

    Wird irgendwann dann sicher auch für die Werbeindustrie interessant. Wenns Handy mal durchgehend online ist und weiss das du jezt GENAU vor dem Cola Automaten stehst schickts dir schnell einen Gutschein oder sowas…

    Und Geocaching wird dann auch leichter. *hehe*

    Also technisch gesehen find ichs SEHR cool, in BWL dagegen war ich nie gut. 🙂

  2. juergen
    juergen sagte:

    Grundsätzlich sind deine Überlegungen ja nett, aber doch leider sehr auf Deinen eigenen Bedarf (Navi, Pizzeria finden, etc…) beschränkt. Die Navis sind sicherlich Massenmäßig die meisten Nutzer, bei weitem aber nicht die lukrativen und schon gar nicht die eigentlichen Nutzer.

    Mit GPS oder Galileo wird navigiert in Schifffahrt und Transport (einem nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor der EU).
    Es wird vermessen (GPS hat im schlechtesten Fall mehrere hundert Meter Abweichung nicht nur 15! Vermessen wird im Sub-Zentimeter Bereich) was vor allem im Bauwesen uns allen eine raschere und billigere Abwicklung von großen Infrastrukturbaumaßnahmen bringt.
    Und auch für die Freunde des Navis wird es durch ein geändertes Verfahren möglich, dass in Hauserschluchten nicht mehr so viele Reflexionen auftauchen, sodass das obligatorische Rauschen der Positionsbestimmung vermindert wird.
    Der Unabhängigkeit vom US System kann ich durchaus auch was abgewinnen. Unabhängigkeit ist das einzige Gut, welche Europa derzeit noch nicht vorweisen kann (würde uns übrigens beim russischen Erdgas auch weiterhelfen) 😉

    Jedenfalls sind die 2,4 Milliarden (wo hast du DIE Zahl eigentlich her?) gut investiert. Und da ich in der Branche beschäftigt bin, und zudem weiß, dass die 2,4 Milliarden europäischen Unternehmen (auch Österreichischen) zugute kommen, schätze ich, dass die Summe relativ bald wieder zurückerwirtschaftet wurde. Seht es ein, Geld bloß zu horten bringt doch nichts, man muss es auch verwenden, dafür wurde es gemacht, und nicht dazu, um im X-ten Sparpaket drauf zu hocken. Was das bringt hat man in den letzten Jahren ja gesehen.

    Grüße,

    Jürgen

  3. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    Die Zahl habe ich von der Fuzo oder Heise online. Hätte es verlinken sollen – so weiß ich es nicht mehr genau.

    Ich habe ja nichts gegen Satelliten, die Raumfahrt oder Innovationen. Auch österreichische Firmen sollten etwas davon haben – ganz klar. Nur: Warum etwas machen, das es eh schon gibt. Let’s innovate und machen wir was anderes, auch Sinn stiftendes.

    Unabhängigkeit: Naja … (siehe mein eigentlicher Beitrag).

  4. Roland Giersig
    Roland Giersig sagte:

    An den Konsortien sind internationale Konzerne beteiligt, die auch Ableger in Österreich haben. Ich wurde vor Jahren gefragt, ob ich bei einem Sub-Projekt von Galileo mitmachen würde. Leider wurde nichts daraus, weil das Sub-Projekt an eine andere Firma ging.

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