Wohin mit den TV-Frequenzen?

Ich bin beim hören irgendeines Podcasts auf folgendes Video gestoßen. Es ist ein absolut sehenswerter Vortrag von Professor Larry Lessig zum Thema Spektrum. Der Erfinder von Creative Commons macht sich sichtlich auch für eine Deregulierung von Funk-Frequenzen stark.

Sendestation Dobratsch, (c) MopetenreiterDas Video hat mich drauf gebracht, einmal darüber nachzudenken und zu recherchieren, was denn bei uns an Funkfrequenzen frei wird – und das ist eine ganze Menge!

Ein Beispiel: Durch den Wechsel vom analogen terrestrischen Fernsehen hin zum digitalen Antennen-TV (DVB-T) werden in Österreich sieben nationale Frequenzketten frei. Jede kann drei bis vier Fernsehkanäle aufnehmen. Ich frage mich halt nur, wozu man in Zeiten von Satelliten- und IP-TV überhaupt zusätzlich, nationale terrestrische Fernseh-Frequenzen braucht.

Wie werden diese vergeben? Dazu fehlt noch der gesetzliche Auftrag, lediglich die erste Kette wird fix vergeben. Zwei Möglichkeiten gäbe es:

Entweder an Runfunk-Anstalten mittels eines Beauty-Contest oder an Telekommunikations-Dienstleister mittels einer Versteigerung.

Ich bin kein Fachmann, aber die Frequenzen um die 700 MHz (UHF-Band) eigenen sich besonders, weit in Häuser rein senden zu können. Wie viel Bandbreite man darüber bekäme, weiß ich allerdings nicht.

Wäre es nicht am besten, diese Freqenzen frei zugeben? Gleich frei wie der Bereich rund um 2,4 GHz, auf dem Wireless Lan, Bluetooth & Co. laufen? Würden davon nicht viel mehr Leute profitieren als lediglich einige Telkom-Konzerne? Würde das nicht zu viel mehr Wirtschaftswachstum führen? Wäre es nicht genial, damit Citi-Wifis machen zu können? Aber Stop! Ich bin zwar kein Verschwörungstheoretiker, aber dazu wird es wohl nie kommen.

Warum nicht?
Weil in der Politik niemand die leiseste Ahnung hat, wozu man das brauchen könnte. Und außerdem: Lizenzversteigerungen bringen Geld.

Die Lobbyisten großer Telekom-Unternehmen werden auf europäischer Ebene alles daran setzen, einen zweiten Erfolg wie jenen von Wireless Lan zu verhindern. Für ein Unternehmen wie die Telekom wäre es eine Horror-Vorstellung, wenn es plötzlich überall ortsweit drahtloses Internet geben wird.

Aber das wird kommen – einzig die Frage stellt sich, wie lange die Telekoms so etwas aufhalten können. Wenn man sich heute anschaut, wie effizient und weitgehend störungsfrei das 2,4GHz-Band genutz wird, ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Technik hier noch besser und die Möglichkeiten größer werden.

3 Kommentare
  1. Martin Leyrer
    Martin Leyrer sagte:

    Ich frage mich halt nur, wozu man in Zeiten von Satelliten- und IP-TV überhaupt zusätzlich, nationale terrestrische Fernseh-Frequenzen braucht.

    1) ORF-Gesetz, Versorgungsauftrag:
    § 3. (1) Der Österreichische Rundfunk hat unter Mitwirkung aller Studios
    1. für drei österreichweit und neun bundeslandweit empfangbare Programme des Hörfunks und
    2. für zwei österreichweit empfangbare Programme des Fernsehens zu sorgen.

    (3) Die Programme nach Abs. 1 Z 1 und 2 sind jedenfalls terrestrisch zu verbreiten.
    http://www.rtr.at/web.nsf/deutsch/Rundfunk_Rundfunkrecht_Gesetze_RFGesetze_ORF-G#3
    http://kundendienst.orf.at/fakten/derorfstelltsichvor/technik.html

    2) IP-TV? Bitte wer benutzt das wirklich? Und wie siehts mit der Breitbandversorgung abseits der Ballungsräume aus? Und bist Du wirklich der Meinung, dass die Urstrumpftanten, etc. a) alle einen PC haben, b) auch eine TV-Karte dafür, c) diese installieren und konfigurieren und d) lieber im Kammerl vor dem PC, als im Wohnzimmer fernsehen (inkl. 5 Minuten booten, bevor man fernsehen kann)?

    Ad 2,4 GHz und problemlos: Schon mal versucht, WLAN und eine Funk-Videolösung zu kombinieren? Das kann böse in die Hose gehen.

    Mit Tricks kämst Du im 700 MHz Band auf 1 Mbit/s: http://www.dailywireless.org/2006/04/27/joint-commecialmuni-proposed-for-700mhz/

  2. Georg Holzer
    Georg Holzer sagte:

    @ Versorgung:
    Ich meinte zusätzlich. Klar, dass ORF 1, 2 und ATV terrestrisch gesendet werden müssen. Ich sehe auch noch ein, dass der eine oder andere Regionalsender (oder vielleicht einmal ein zweiter nationaler) terrestrische Frequenzen braucht. Aber mehr? Warum?

    @ IP-TV:
    Bin ganz bei dir, aber diese „Urstrumpftanten“ haben meist auch keinen Satelliten. IP-TV (in welcher Form auch immer) hat Zukunft, da bin ich mir sicher. Vielleicht als Aon-TV oder YouTube am Fernseher oder noch besser als Joost. Video (wie auch immer) werden zunehmend online übertragen.

    @ Breitband-Versorgung:
    ADSL ist – zumindest in Kärnten – für 98 Prozent aller Haushalte bekommbar.

    @ 2,4GHz:
    Sicher gibt es noch Probleme, aber die Technik wird besser. Kannst dich noch an die allersten Wlans erinnern? Ich hatte eine Proxim-Lösung. Das war Mist und ist gerade einmal fünf Jahre her.

    @ 700MHz:
    700 MHz-Internet zu einem MBit/s lasse ich mir für unterwegs gefallen. Equipment wird’s dafür halt so schnell keines geben.

    Es kann auf keinen Fall so sein, dass sich irgendwelche Telcos ALLE freiwerdenden Lizenzen unter die Nägel krallen.

  3. Martin Leyrer
    Martin Leyrer sagte:

    Ich würde im letzten Satz das „kann“ durch ein „darf“ ersetzen.

    @Breitband-Versorgung: Geh mal ins Waldviertel, ….

    @IP-TV: Diese Einschätzung teile ich persönlich nicht. Mal schaun. 🙂

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