Pakete kommen als Briefe

Man stelle sich Folgendes vor: Eine Tageszeitung erklärt ihren Lesern, dass sie ihr Blatt ab sofort nicht mehr zustellt, sondern dass man es doch bitte in der Redaktion abholen solle. Richtig: Sie würde wohl jeden einzelnen Leser verlieren.

Ein anderes Unternehmen ist da weniger zimperlich und machen genau das: Die Post. Um Zeit zu sparen, sind einige Postfüchse auf eine tolle Idee gekommen: Anstatt Pakete zu deren Empfängern zu tragen, wird einfach eine Paket-Benachrichtigung per Post zum Kunden geschickt. Ein „Zustellversuch“ soll nicht möglich gewesen sein. Man möge das Paket doch beim Postamt XXXX abholen.

Post Paketbriefe

Bereits zum dritten Mal habe ich in letzter Zeit derlei Zettel nach Amazon-Bestellungen bekommen. Und nachweislich war der Zusteller gar nicht bei der Türe. Es wäre sich vom Postlauf schon gar nicht ausgegangen.

Keine Seltenheit, wie sich herausstellt. Einige Leser und Bekannte haben mir ähnliches erzählt.

Normalerweise darf ein Paket nur so „zugestellt“ werden, wenn der Paketzusteller keinen Zugang zum Postfach hat. Etwa wenn es eine Haustüre gibt, die ständig versperrt ist. Das ist bei mir nicht der Fall, davon konnte sich auch der Kärntner Post-Sprecher Andreas Pachler überzeugen. Somit musste er den Fehler eingestehen.

Dass ich kein Einzelfall bin, habe ich aus Post-Kreisen erfahren. Vor zwei Jahren soll es – zumindest in Klagenfurt – extrem gewesen sein. Man ging gegen allzu unmotivierten Paketzusteller vor, worauf die Zahl der Beschwerden zurück gegangen sein soll. Häufen tun sich solche Fälle übrigens in Zeiten von Grippewellen und wenn es in der Urlaubszeit zu wenige Vertretungen gibt.

Bei solchen Dienstzusammenlegungen kann es schon vorkommen, dass ein Zusteller 50 bis 80 Pakete mehr auszutragen hat. Wenn man nicht gleich die Benachrichtigungen per Post verschickt, dauert das zwar länger, die zusätzliche Zeit wird jedoch in Form von pauschalen Überstunden abgegolten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige der fleißigeren Paketzusteller auf ihre fauleren Kollegen gar nicht gut zu sprechen sind …

Auch eine weitere Methode des Zeitsparens wird häufig praktiziert: Anstatt darauf zu warten, dass der Empfänger aus dem vierten Stock herunter kommt, wird gleich eine Benachrichtigung in den Postkasten geworfen. Ich bestelle recht viel bei Amazon & Co., doch angeläutet wurde kaum – und ich bin vormittags oft zu Hause!

4 Kommentare
  1. Georg Binder
    Georg Binder sagte:

    Kenn ich auch, selbes Spiel. War zeitweise echt ärgerlich. Ist aber halt extrem vom Postler abhängig.

    Mein derzeitiger ist wirklich super, weil er das Paket nicht wieder zur Post zurückbingt sondern beim Friseur oder Cafe hinterlegt (die zum Glück auch mitspielen), dadurch krieg ich das Zeug noch am selben Tag. Geht also auch so!

  2. Thomas
    Thomas sagte:

    hab ich auch schon mitbekommen, ich bin allerdings unter tags eigentlich nie daheim… aber ich finds komisch, dass zb. pakete mit nur einer dvd auch öfters mal abgeholt werden müssen, andererseits wird dann auch mal das amazon paket so reingequetscht, dass ich es nicht mehr rausbekomme…. da steckt wohl kein system dahinter

  3. Horst Gutmann
    Horst Gutmann sagte:

    Da verstehe ich schon, wenn viele langsam aber sicher überlegen, ob sie wichtige Sachen wirklich per Post verschicken sollen. Allerdings habe ich schon Geschichten von Paketdiensten gehört die gar nicht zur Haustür gekommen sind und dann das Paket einfach nach einer gewissen Zeit (ohne den Kunden zu informieren, dass es überhaupt da war) an den Absender zurückzusenden 😕

  4. Jürgen R. Plasser
    Jürgen R. Plasser sagte:

    Das gibt’s wohl überall, auch hier in Linz-Urfahr.
    Ich habe zu Hause ganz selten das Privileg ein Päckchen direkt vom Paketzusteller der Post in die Hand zu bekommen. In 90% der Fälle liegt ein gelber Zettel im Postkasten. Auch wenn ich extra gewartet habe und daheim blieb bis der Zusteller da war. Das ist dann extra ärgerlich!
    Im Büro kommt der Zusteller wohl so kurz nach 7:00, wo noch niemand anwesend ist, d.h. wir können Pakete immer von der Post holen. Da ich sowieso öfters zur Post fahre und die nicht weit weg ist, ist das nicht so schlimm, aber ab und an denke ich mir, die könnten die Pakete gleich am Postamt lassen und mir eine E-Mail schicken, dass es abholbereit dort liegt. Unterschied würde das dann keinen mehr machen. Die Paketzustellung funktioniert also nicht wirklich.

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