Musikindustrie auf neuen Wegen

MySpace-LogoIch hatte in London ein interessantes Gespräch mit Dan Goldman alias JD73, Keyboarder von Morcheeba und jetzt Solo-Künstler, einem Musiker und Brett Leboff, Manager beim unabhängigen Musik-Label Monumental. Spannend, wirklich! Ein Thema war unter anderem MySpace und wie die Plattform genutzt wird. Zwei Szenarien für mehr und besseres Feedback:

  • Sie testen Musiker: Je mehr Freunde jemand hat, desto höher die Chance auf einen Plattenvertrag.
  • Sie testen Tracks: Je mehr etwas angehört wird, desto eher bekommt der Titel eine Chance, in ein Album aufgenommen zu werden.

Beide sehen in MySpace ein „unglaubliches Markting-Tool für Musik“, das vor allem den Indies hilft. Komisch, dabei hab ich MySpace immer nur als Treffpunkt für alle möglichen Teenies gesehen. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis Kärntner Bands verstärkt die Plattform nutzen.

Und noch ein paar interessante Fakten des Gesprächs:

  • Es gibt enorme Umwälzungen in der Branche, niemand weiß wirklich in welche Richtung es geht, die ganze Musikindustrie ist ratlos.
  • Man geht davon aus, dass irgendwann neue Geschäftsmodelle daher kommen werden. Eines der genannten war das von Spiral Frog, also kostenlose Musik im Tausch für Werbung.
  • Die Major Labels bekommen laut Schätzung von Leboff von Apple für jeden auf iTunes verkauften Song 89 Cent, die kleinen Indies jeweils rund 67 Cent. Er schätzt weiter, dass rund zwölf Prozent an den/die Kündler gehen.
  • An Singles wird nichts verdient, sie dienen lediglich der Promotion für ganze Alben.
  • Weil aber durch iTunes & Co. immer weniger Alben verkauft werden, gibt es neue Ansätze: Universal etwa experimentiert mit neuen Erscheinungszyklen: Erst drei Tracks auf einer Max, dann wieder drei und nochmals drei – wer alles hat, bekommt zwei Zusatztracks.
  • Livekonzerte erleben einen enormen Boom. Besonders einträglich und innovativ sind Live-CDs, die unmittelbar nach dem Konzert verkauft werden. JD73 experimentierte damit.
  • Vinyl verkauft sich immer noch gut, bei manchen Labeln ist das Verhältnis bei Singles schon 1:1. Ab 1. Jänner zählen auch Nur-Online-Erscheinungen, um in die Charts zu kommen. Es bedarf keiner physischen Datenträger mehr.
  • Durch Napster haben hauptsächlich die großen Labels (Sony/BMG, Warner Music, Universal etc.) verloren. Die Indies mussten dagegen nur wenigen Einbußen hinnehmen.
  • Das Web brachte neue Empfehlungsmechanismen hervor. Durch Last FM und Pandorra werden vor allem Indies profitieren, weil sie uns neue Musik zeigen, auf die wir durch die Hitradios nie gekommen wären.
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