Die Telekom macht auf Skype

Aon WebphoneSo manche Produktentwicklung dauert länger als man meinen würde. Schon im Jänner davon habe ich gehört, dass die Telekom einen Skype-ähnlichen Client bringt. Jetzt ist das Angebot da, ich habe eben die Presseaussendung bekommen.

Mit dem Aon-Webphone kann man kostenlos in der Community telefonieren und – sofern eine Webcam vorhanden ist – auch videofonieren. Es fallen lediglich die Kosten für den Datentransfer an, diesen muss der Nutzer selbst tragen. Das Produkt steht übrigens auch nicht Aon-Kunden zur Verfügung.

Die Begeisterung darf sich allerdings in Grenzen halten, denn

  • Gibt’s das denn nicht schon alles? Was ist neu daren? MSN-Messenger, Yahoo! Messenger, SkypeICQ, Gtalk oder iChat sind doch schon seit Jahren verfügbar.
  • Die genannten Dienste verfügen auch in Österreich über eine breite installierte Basis und somit unzählige Nutzer. Netzwerkeffekte sind in Konkurrenz zu diesen Messengern nicht mehr drinnen. Eine kritische Masse ist nur zu erziehlen, wenn man zu deren Protokollen kompatibel ist.
  • Ich erinnere mich, einmal ausgerechnet zu haben, dass zehn Stunden telefonieren 100 Megabyte Daten ansammelt. Bitte mich zu korrigieren, falls ich falsch liege.
    Ich wünsche allen Nutzern des kleinen ADSL-Pakets viel Spaß damit! Aber sie werden ihr Volumen ohnehin bereits beim ersten Windows Update ausgeschöpft haben.

Das soll alles sein? Na vermutlich kommt noch mehr nach. Ich kann mir vorstellen, dass das nur der Beta-Test für etwas Größeres ist. Nur was?

Geschenke für Geeks: Teil 1

Ich schreibe gerade unzählige Geschichten von Technik-Weihnachtsgeschenke. Für alle, denen iPod & Ixus zu teuer und wenig originell sind, werde ich hier ein paar Dinge reinstellen, die auch ich mir wünschen würde …

Philips PhotoframeElektronische Bilderrahmen:

Mit den Digitalkameras mussten auch die Bilderrahmen digital werden. Die Bilder kommen von einer Speicherkarte und werden abwechselnd durchgespielt.

Ideal für die Oma, die ihre Enkeln nicht mehr gesehen hat oder auch zu Hause um Bilder vom Schatz oder den Kindern durchlaufen zu lassen. So ganz günstig sind die Dinge aber nicht. In Österreich werden nur ganz wenige Geräte angeboten. Das günstigste Gerät bei Amazon kostet immer noch 119 Euro aber dafür ist es – nicht nur für Geeks – an Originalität kaum zu überbieten.

Video2Brain: Digitale FotografieVideoschulung:

Bleiben wir bei Geschenken rund um Digital-Kameras. Video2Brain ist ein echtes Highlight am Publishing-Markt und dazu ist die Firma noch in Graz beheimatet. Ich hab vor längerer Zeit auch schon mal in der Zeitung drüber geschrieben.

Unlängst hab ich bei einem Freund in die Schulungs-DVD „Digitale Fotografie“ gesehen. Nicht schlecht. Aber auch all die anderen Titel haben es in sich! Der Name ist Programm, das Gelernte geht gleich ins Hirn 🙂 Die Videos (sie laufen unter Windows, Linux, MacOS) sind gut gemacht, für jeden verständlich und regen zur Nachahmung an.

Weitere Geschenke-Tipps kommen in den nächsten Tagen bis zum Fest!
Einstweilen: Frohes Glühwein-Trinken!

Vista und die Sache mit den Treibern

Eigentlich habe ich die finale Version von Windows Vista schon seit gut einer Woche. Installiert ist sie (am Desktop) auch schon. Weil mir allerdings noch die Treiber/die Software für zwei extrem wichtige Teile fehlen, bin ich noch unter XP unterwegs.

Bei einem Stück ist jetzt Entwarnung angesagt, denn es gibt eine tolle Anleitung von Georg Binder am österrichischen Vista Blog, wie man die Vodafone Datenkarte unter Vista nutzt. Mit dabei sind auch Screenshots.

Jetzt warte ich noch, bis mir jemand sagt, wie ich das „Spielzeug“ von Netgear (SC 101) zum Laufen bringe.

Bubble 2.0: Keine Tragödie

Button Bubble 2.0Wenn ich mit Kollegen über das Internet spreche, kommt vielfach das Wort Bubble und Erinnerungen an das Jahr 2000 auf. Viele haben noch im Hinterkopf, wie damals die Internet-Träumer vieler zerplatzten wie eine Seifenblase. Sie sind damit in guter Gesellschaft, denn auch Bill Gates sieht schon dunkle Wolken herauf dämmern, wenn er in einem Interview meint, dass „we’re back kind of in Internet-bubble era“.

Aber seit der Jahrtausendwende hat sich viel getan. Im Silicon Valley sprießen die Web-Startups aus dem Boden wie in Europa nur die Schwammerln im Wald. Auch wenn die 1,6 Milliarden Dollar, die Google für die Videoplattform Youtube bezahlte, so machen wach rüttelten, eine Blase 2.0 kommt nicht bzw. wird nicht die dramatischen Auswirkungen haben, wie die erste Version.

Viele Medien malen schwarz. Aber warum sind die Ängste nicht berechtigt?

  1. Mehr Vorsicht:
    Die Investoren sind vorsichtig geworden, schließlich haben sie schon einmal sehr viel Geld verloren. Die Anzeichen sind heute jedoch anders, denn Venture Capital kommt heute zu einer viel späteren Phasen im Leben eines Web-Startups. Geld verlieren anfangs nur die Gründer selbst. Erst wenn sich wirkliches Potential auftut, kommt das Geld.
  2. Die Geschäftsmodelle sind da:
    Es wird heute tatsächlich Geld verdient – vom puren Kapital-Verbrennen ist keine Rede mehr. 1999/2000 stand lediglich das künftig mögliche Potential im Vordergrund. Heute zählen nur mehr echte Zahlen.
  3. Werbemarkt boomt:
    Dank Google haben Werbetreibende und Content-Anbieter echte Werkzeuge zur Verügung. Und es wird noch besser, denn es gibt bald echte Konkurrenz. Zwar ist jetzt auch schon Yahoo! am Markt, wirklicher Wettbewerb kommt aber erst, wenn Microsoft sein Ad-Service bringt.
    Das Wachstum im Werbemarkt ist enorm und bietet noch genug Potenzial nach oben. Angesichts des explodierenden Werbemarktes sind höhere KGVs (Kurs-Gewinn-Verhältnisse) von Google oder Yahoo gerechtfertigt.
  4. Schnelle, billige Entwicklung:
    Heute gibt es im Gegensatz zur Jahrtausendwende Werkzeuge zur schnellen Entwicklung von Web-Diensten. Dank dem Open-Source-Phänomen und Frameworks wie „Ruby on Rails“ ist die Entwicklung schnell und einfach möglich. Und offene APIs von Webservices wie Flickr oder Google Maps machen die Sache fast so einfach wie Lego.
    Dank Creative Commons muss man auch nicht mehr Unsummen für Content (etwa kleine Bilder) ausgeben.
  5. Rich-Web-Applications:
    Dank neuer Programmiertechniken wie Ajax ist eine ganz neue User Experience möglich. Die Anwendungen reagieren fast so schnell wie am Desktop installierte Programme.
  6. Die Nutzer sind im Netz:
    Heute ist die Internet-Penetration weit höher als noch vor fünf oder sechs Jahren. Dazu kommt, dass dank immer schnelleren Web-Zugängen auch neue Nutzungsszenarien möglich sind. Video-Sites wie Youtube wären wohl auch damals möglich, nur wäre deren Nutzerbasis sehr, sehr dünn gewesen.
  7. Neue Liefermethoden:
    RSS ist die wohl größte Entwicklung seit der Erfindung des WWW. Das Web macht durch den cleveren Abo-Mechanismus gerade einen Paradigmen-Wechsel durch. Von browse über search hin zu subscribe.
  8. Das Web wird mobil:
    Keine Angst, die Mobilfunker haben gelernt. So viel wie sie etwa in Deutschland oder Großbritannien pro Nutzer für UMTS-Frequenzen ausgegeben haben, werden sie wohl nie wieder in die Hand nehmen. Aber nun hebt die Technik endlich ab und macht den Web-Zugang omnipräsent. Das ist gerade in Österreich der Fall, wo es laut den Anbietern weltweit die höchste mobile Breitband-Penetarion geben soll.
    Und das Web 2.0 setzt auch zum Sprung aufs Handy an. CSS und andere Techniken helfen hier kräftig, neue Nutzungsszenarien für bestehende Investitionen in Content-Managemen-Systeme zu finden.
    Und noch etwas: Das Web zieht in immer mehr andere Geräte ein – etwa in Consumer Electronics. Es ist abzusehen, dass in Zukunft jede Stereoanlage und sogar Küchenradios weltweit vernetzt sein werden. Wichtig dafür ist jedoch das Vorantreiben der Entwicklung von IPv6, das weit mehr Internet-Adressen möglich macht.
  9. Milennium-Bug:
    Eines wird in der Diskussion um eine mögliche neue Blase immer wieder übersehen. 1999/2000 war der IT-Markt durch den „bevorstehenden“ Millennium-Bug hoffnungslos überhitzt. Es wurden kaum Leute gefunden und so mussten horrende Gagen bezahlt werden. Auch Hardware war viel teurer und OpenSource-Software (wie Apache, MySQL etc.) noch nicht so leistungsfähig.
  10. User machen ihre Inhalte selbst:
    Das Mitmach-Web macht mehr Spaß als sich nur berieseln zu lassen. Heute gibt es Mechanismen, mit denen jeder publizieren kann. Das führt zu einer Explosion von Content, die wiederrum mehr Nutzer anzieht und so für Netzwerk-Effekte sorgt.

Wer kennt weitere Gründe, warum es zu keiner zweiten großen Blase kommt? Oder täusche ich mich?

Office 2007 ist draußen!!!

Vorige Woche wurde die Entwicklung an Office 2007 und Windows Vista abgeschlossen. als Download über die MSDN-Library!

Aus der MSDN-Library

Kann es gar nicht mehr erwarten, die Bits in die Hände zu bekommen. Warum?

Ich arbeite seit Dezember 2005 mit den Beta-Versionen von Office und muss sagen, dass den Redmondern wirklich ein Riesen-Wurf gelungen ist. Die Benutzeroberfläche ist mutig, weil revolutionär. Es gibt keine Menüs mehr, die wurden durch den Ribbon – eine große, kontextabhängige Buttonleiste oben – abgelöst. Das Tolle: Ein Legacy-Mode ist nicht mehr vorhanden, man kann also nicht mehr zu den alten Menüs zurück schalten. Alles ist komplett neu, aber durchaus gelungen. Endlich hat es Microsoft einmal Altlasten komplett über Bord geworfen.

Office Word 2007

Office Excel 2007

Office 2007 Powerpoint

Man muss sich zwar umgewöhnen, aber das geht recht zackig. Nach ein paar Stunden will man den Ribbon nicht mehr missen. Und das Beste: Man findet alles viel einfacher. Microsoft bemerkte, dass ein Großteil der nachgefragten Features ohnehin schon im Produkt waren. Viele Nutzer fanden sie nur einfach nicht. Der Spruch: Bessere Ergebnisse in weniger Zeit dürfte völlig gerechtfertigt sein, denn die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen – seien es nun die neuen Stilvorlagen, neue Bildeffekte für eingefügte Fotos, die bedingten Formatierungen in Excel oder die vielfältigen Formen für Diagramme und Charts.

Von Vista muss ich mich erst überzeugen lassen. Auch hier habe ich schon länger mit Beta-Versionen gearbeitet. Bei so manchen Dingen habe ich mich nach dem Sinn der Änderungen gefragt bzw. Sachen schwer gefunden, die früher nur einen Klick entfernt waren. Aber das wird sich wohl auch noch geben. Schließlich habe ich mit den Office-Builds schon lange gearbeitet, mit Vista in Ermangelung so mancher Treiber allerdings nicht.

Und dann kommt noch was anderes hinzu: Die Erwartungshaltung ist bei Vista weit größer als bei Office 2007, schließlich wird an ersterem schon seit fast sechs Jahren gearbeitet. Auch der PR-Push von Microsoft ist bei beiden Produkten gänzlich unterschiedlich. Vista wurde stets gut kommuniziert (auch alle Streichungen an dem Produkt). Office 2007 dagegen war vor einem Jahr eine Riesenüberraschung.

Und schlussendlich spielt noch hinein, dass man 90 Prozent seiner Zeit ohnehin in einer Applikation verbringt. Daher halte ich die Diskussion Mac/Windows auch vollkommen übrig.

Der Chefblog & So iss es!

Es gibt ja viel zu wenig Blogs aus Kärnten, daher möchte ich von Zeit zu Zeit welche vorstellen.

Brandneu ist So iss es!, ein Online-Magazin fürs Lieser- und Maltatal. Gemacht wird der Blog von Monika Meurer. Sie und ihr Mann Achim (Website | Blog) stammen eigentlich aus Deutschland, sind aber schwere Kärnten Fans und spielen sich sogar mit dem Gedanken, sich hier nieder zu lassen. Herzlich willkommen, wenn es soweit ist 🙂

Und dann wäre da noch ein neuer Blog auf meinekleine.at. Eigentlich nichts besonders, denn hier gibt es haufenweise neue Blogs. Aber der Chefblog wird von – wie der Name schon sagt – meinen Chefs in der Kleinen Zeitung geschrieben. Autoren in Graz sind Hubert Patterer (Chefredakteur) und sein Stellvertreter Thomas Götz. In Kärnten schreiben Reinhold Dottolo (Chefredakteur) und sein Stellvertreter Adolf Winkler.

Wer bloggt in Kärnten noch so?

Vista ist fertig, und?

Windows Vista und und Office 2007 sind fertig. Jetzt wurde in Redmond erstmal ein wenig gefeiert.

Party Vista 2

Party Vista 1

Party OneNote

Aber wie geht es weiter?

  • Vista ist noch lange nicht fertig, eigentlich ist nur die Codebasis final. Nach wie vor trifft man sich im „Shiproom“, um noch verbleibende Fehler zu korrigieren. Erst in den nächsten Tagen ist man mit den Business-Versionen komplett fertig. Die Consumer-Versionen werden noch etwas länger dauern.
  • Dennoch gibt es die RTM-Builds bereits in Tauschbörsen. Zumindes hat Piratebay Links auf Bittorent-Files. Aber Achtung: Nicht runterladen, da könnten auch Viren drinnen sein!
  • Bereits in den nächsten Tagen (exakt eine Woche nach dem RTM am vergangenen Mittwoch) werden erste Entwickler die Bits von MSDN herunter laden können.
  • Gleichzeitig gehen die Bits in die Fabrik, wo die CDs gepresst und die neuen Boxen hergestllt werden.
  • Privatkunden bekommen Vista erst ab dem 30. Jänner 2007.
  • Für große Firmen (Kunden des Volumenlizenz-Programms) soll das Betriebssystem dann am 30.11. zur Verfügung stehen.
  • Ich schätze, dass sowohl von Office 2007 und Windows Vista Evaluations-Versionen ins Netz gestellt werden – noch heuer.
  • Das Beta-Programm vom Service Pack 1 für Windows Vista soll schon begonnen haben – es soll noch 2007 kommen, denn die meisten Firmen machen das Upgrade erst wenn das SP1 am Markt ist.

Jänner 2007. Warum so spät?
Daran trifft Microsoft vermutlich keine Schuld. Der Grund dafür dürfte vor allem daran liegen, dass noch viele Treiber nicht fertig sind. Die Hersteller von Computerteilen und -zubehör sind ganz einfach noch nicht so weit. Sie dürften Druck auf Microsoft ausgeübt haben, denn kein Anbieter will es sich schließlich leisten, dass seine Produkte im Elektromarkt stehen und nicht für Vista taugen.

Auch meinten die OEMs, noch ausgiebig testen zu müssen. Dell, HP & Co. brauchen Zeit, um PCs auf den Markt zu bringen, die voll auf Vista abgestimmt sind.

Ein weiterer Grund wird darin liegen, dass viele Verbindungen von Vista ins Web (in die Live.com-Dienste) noch nicht fertig sind. So ist vom Fotodienst noch keine Spur und den wird Microsoft ja wohl sicher in die RTM integriert haben.

Superreale Fotowelten

Photosynth LogoIm August stellten die Microsoft Live Labs eine neue Technik namens Photosynth vor. Es ist dies eine Technik, mit der benachbarte Fotos dreidimensional angeordnet werden. Dadurch ergeben sich komplette Räume und realistische Bilder von Plätzen, in die man auch noch voll reinzoomen kann.

Photosynth Screenshot

Jetzt gibt es eine Technology Preview. Noch kann man allerdings nur auf vier vorgefertigten Kollektionen betrachten. Wenn das mit eigenen Sets funktioniert – ich denke das wird Anfang 2007 der Fall sein -, habe ich ein Experiment vor: so viele Leute wie möglich sollen zusammen kommen und Klagenfurt dreidimensional abbilden. Das wär doch was, oder? Wer ist dabei oder will das mit anderen Städten machen?

So richtig interessant wird es auch, wenn das Webservice Fotos von Flickr und anderen Fotodiensten importieren kann und sie zu eigenen Sets zusammen stellen kann. Schönes, neues Web 2.0!

Musikindustrie auf neuen Wegen

MySpace-LogoIch hatte in London ein interessantes Gespräch mit Dan Goldman alias JD73, Keyboarder von Morcheeba und jetzt Solo-Künstler, einem Musiker und Brett Leboff, Manager beim unabhängigen Musik-Label Monumental. Spannend, wirklich! Ein Thema war unter anderem MySpace und wie die Plattform genutzt wird. Zwei Szenarien für mehr und besseres Feedback:

  • Sie testen Musiker: Je mehr Freunde jemand hat, desto höher die Chance auf einen Plattenvertrag.
  • Sie testen Tracks: Je mehr etwas angehört wird, desto eher bekommt der Titel eine Chance, in ein Album aufgenommen zu werden.

Beide sehen in MySpace ein „unglaubliches Markting-Tool für Musik“, das vor allem den Indies hilft. Komisch, dabei hab ich MySpace immer nur als Treffpunkt für alle möglichen Teenies gesehen. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis Kärntner Bands verstärkt die Plattform nutzen.

Und noch ein paar interessante Fakten des Gesprächs:

  • Es gibt enorme Umwälzungen in der Branche, niemand weiß wirklich in welche Richtung es geht, die ganze Musikindustrie ist ratlos.
  • Man geht davon aus, dass irgendwann neue Geschäftsmodelle daher kommen werden. Eines der genannten war das von Spiral Frog, also kostenlose Musik im Tausch für Werbung.
  • Die Major Labels bekommen laut Schätzung von Leboff von Apple für jeden auf iTunes verkauften Song 89 Cent, die kleinen Indies jeweils rund 67 Cent. Er schätzt weiter, dass rund zwölf Prozent an den/die Kündler gehen.
  • An Singles wird nichts verdient, sie dienen lediglich der Promotion für ganze Alben.
  • Weil aber durch iTunes & Co. immer weniger Alben verkauft werden, gibt es neue Ansätze: Universal etwa experimentiert mit neuen Erscheinungszyklen: Erst drei Tracks auf einer Max, dann wieder drei und nochmals drei – wer alles hat, bekommt zwei Zusatztracks.
  • Livekonzerte erleben einen enormen Boom. Besonders einträglich und innovativ sind Live-CDs, die unmittelbar nach dem Konzert verkauft werden. JD73 experimentierte damit.
  • Vinyl verkauft sich immer noch gut, bei manchen Labeln ist das Verhältnis bei Singles schon 1:1. Ab 1. Jänner zählen auch Nur-Online-Erscheinungen, um in die Charts zu kommen. Es bedarf keiner physischen Datenträger mehr.
  • Durch Napster haben hauptsächlich die großen Labels (Sony/BMG, Warner Music, Universal etc.) verloren. Die Indies mussten dagegen nur wenigen Einbußen hinnehmen.
  • Das Web brachte neue Empfehlungsmechanismen hervor. Durch Last FM und Pandorra werden vor allem Indies profitieren, weil sie uns neue Musik zeigen, auf die wir durch die Hitradios nie gekommen wären.

Neudefinition von DRM wäre nötig

Ich war – wie bereits erwähnt – in London. Ericsson und One haben gemeinsam zu dieser Pressereise eingeladen. Die Reise hat mobile Musikdienste zum Thema. Alles dreht sich um die Frage, wie Musik denn aufs Handy verkauft werden kann. Wie schon zuvor angekündigt, hat One hier seinen neuen Tarif 4zu0Music angekündigt.

Natürlich sind die verkauften Songs per Digital Rights Management (DRM) geschützt. Das ist eine Technik, die verhindert, dass Dateien nach Lust und Laune hin und herkopiert werden. Sie regelt, was der Nutzer mit einer Datei machen darf oder was nicht. Weil sie hauptsächlich Einschränkungen vorgibt, bezeichnen viele sie als Digital Restriction Management.

Das grundlegende Problem:
DRM ist an einen Hersteller gebunden. Das heißt, nicht jeder PC oder MP3-Player kann den Song abspielen, es bedarf des richtigen Programmes bzw. der richtigen Hardware. Bei anderen bleibt das Gerät oder die Software stumm.

Wer im iTunes Music Store einkauft, kann seine Songs nur auf iPods von Apple abspielen. Musik von Napster spielen nur Player ab, die von Microsoft zertifiziert wurden. Und noch komplizierter: der neue Microsoft-Player „Zune“ kann nicht einmal die Songs von Napster abspielen, obwohl er mit DRM-Software des gleichen Herstellers arbeitet.

DRM, Grafik: Georg Holzer

Weitere Einschränkungen betreffen die Frage des Brennens. „Fairplay“, so heißt das DRM von Apple erlaubt das Brennen. So lässt sich gekaufte Musik etwa nicht in CD-Playern oder im Auto abspielen. Andere Anbietern haben unterschiedliche Regeln – teilweise unterscheiden sich diese Regeln sogar je nach Song! Eine Übertragung der Titel von einem DRM-Modell auf ein anderes funktioniert gar nicht.

Mangelnde Information
Der Musikkonsument ist gewohnt, Musik zu kaufen. Von Rechten bzw. Restriktionen hat er überhaupt keine Ahnung. Allzu oft verschweigen die Anbieter diese Restriktionen. Ihre wahren Probleme werden erst anfangen, wenn Konsumenten mobil werden – sprich: wenn ein ehemaliger iPod/iTunes-Kunde den Player eines anderen Herstellers kaufen kann.

Vielfach ist auch nicht geklärt, was passiert, wenn die gekauften Musikdateien – beispielsweise durch einen Hardwarefehler – kaputt gehen. Kann sie der Kunde wieder nachladen?

Den Anbietern von Musikshops muss klar sein, dass sie für mehr Information und Aufklärung bei den Kunden sorgen müssen. Nur: wollen sie das auch? Mit der Zeit werden ihre Kosten für Customer Support allerdings kräftig steigen.

Wohin soll es gehen?
Man darf mich nicht falsch verstehen – DRM ist in vielen Bereichen wichtig, unkontrolliertes Kopieren von Musik und anderen Inhalten schadet den Künstlern. Wenngleich der Schaden nur einen Bruchteil dessen beträgt, was die Musikindustrie – und hier vor allem die Major Labels (Sony/BMG, Universal etc.) – reklamiert. Die Formel „Anzahl an Downloads x Preis“ ist sicher falsch, weil wenn die Piraten sicher nicht alles zu den entsprechenden Kosten herunter landen würden.

DRM ist also nötig, nur muss es interoperabel sein. Das bedeutet, dass dem Konsumenten jedweder Gebrauch erlaubt sein muss. Er soll seinen Song im Auto, am Handy, am Küchenradio, PC, iPod oder auf seiner Stereoanlage abspielen dürfen.

Möglich wäre das mit „elektronischen Schlüsseln“ von Webservices, die eindeutig einer Person zugeordnet sind. Dafür fehlt aber noch eine Infrastruktur: Fernseher, Auto- und Küchenradios sind (noch) nicht vernetzt, können also nicht nachfragen, ob das Abspielen eines Songs erlaubt ist. Am PC, iPod oder auf anderen MP3-Playern ist das jedoch möglich, wenngleich von den Herstellern und Vertriebsfirmen nicht erwünscht – man würde Kunden an die Konkurrenz verlieren, die aktuell noch an einen gekettet ist.

DRM-Vision, Grafik: Georg Holzer

Pricing
Ein offenes Modell widerspricht dem Geschäftsmodell von Apple, Microsoft & Co. Es würde ultimativ auch zu einem Preiskampf unter den Anbietern führen, schließlich klingt ein bestimmter Song bei jedem Anbieter gleich.

Ob der von Apple seinerzeit eingeführte Standardtarif von 99 Cent je Song gerecht sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist, dass alle wichtigen Label darauf eingestiegen sind – und Verlust werden die wohl nicht einkalkuliert haben.

Bleibt die Frage nach der Preisdifferenzierung je nach Nutzungsszenario. Ein Premium-Preis für mobile Angebote ist auf jeden Fall gerechtfertigt, schließlich will man oft „just in diesem Moment“ einen Song kaufen und somit auch hören. Wer allerdings einen höheren Preis bezahlt, darf dafür nicht auch noch mit einem strikteren DRM (kein Brennen, keine Übertragung auf den PC etc.) bestraft werden.

Das ist aber leider bei vielen Angeboten noch immer der Fall. Am Mittwoch habe ich dazu einen Musikmanager (Namen und Firma habe ich leider nicht notiert) gefragt, ob das fair sei. Die Antwort hat mich nicht überrascht: er hatte keine.

Zusatzangebote sind gefordert
Derzeit sind die illegalen Angebote eindeutig im Vorteil: Man bekommt Musik in Tauschbörsen in höherer Qualität als bei iTunes, die noch dazu keinerlei Einschränkungen hinsichtlich DRM kennt. Der Preis ist unschlagbar und wenn man es nur herunterlädt (also nicht gleichzeitig anbietet), so ist das für Privatpersonen in vielen Ländern auch noch legal.

Also muss sich die Musikindustrie etwas überlegen. Mehr Bequemlichkeit alleine ist bei vielen ein Argument, aber zu wenig, um die Hardcore-Downloader zu erreichen.

Die Lösung
Wenn es nicht dringend ist: einfach CDs kaufen. Die kann man in aller Regel in ungeschützte MP3-Dateien umwandeln. Wenn dieses so genannte Ripppen mit dem streng verbotenen Entfernen des Kopierschutzes verbunden ist, stört mich das herzlich wenig. Schließlich habe ich die Musik gekauft und will sie überall abspielen, wo ich will. Das ist mein gutes Recht, so meine ich.

Die Zukunft
Angesichts des noch immer nicht vorhandenen kritischen Bewusstseins beim Konsumenten, wird die Musikindustrie und die Distributoren noch eine Weile so weiter machen können. Auf ewig wird das aber nicht so weiter gehen. Irgendwann wird DRM weniger strikt werden müssen!