A1 & Co.: Spediteure von Morgen

Es wird Zeit, einmal über die Handy-Zukunft zu philosophieren. Gerade hier wird es in der nächsten Zeit gewaltige Veränderungen geben …

Lange Zeit war der Mobilfunkmarkt stabil. Die Veränderungen kamen von den Netzbetreibern und den Handy-Herstellern. Doch das ändert sich jetzt radikal. Durch immer günstigere Datentarife und immer bessere Endgeräte kommt auch hier die „zerstörerische Kraft“ des Internets auf. Wie beim stationären Internet laufen die Mobilfunkbetreiber Gefahr, zu einfachen Daten-Spediteuren degradiert zu werden. Sie liefern den Zugang, Dienste und Inhalte kommen aus dem Web. Angenehme Nebenerscheinung: für den Kunden es wird billiger und die Möglichkeiten nehmen enorm zu.

Es sind schon längst nicht mehr die Mobilfunkanbieter, die diktieren, in welche Richtung sich ihr Geschäft bewegt. Sieht man von der SMS ab, hat keiner ihrer proprietären Dienste je großen Anklang unter den Nutzern gefunden. Überlegen Sie nur einmal, wie viele Videos sie am Handy angesehen haben. Setzen Sie die Zahl ihrer täglichen E-Mails in Relation mit der Zahl aller bisher versendeten Multimedia-Nachrichten (MMS). Kennen Sie Push-to-Talk?

Im Grunde genommen brauchen wir Mobilfunkbetreiber nur für drei Dienste: Telefonieren, SMS und den mobilen Internet-Zugang. Der Rest wird schon sehr bald übers Internet erledigt werden können. Eine hohe Bandbreite (UMTS oder WLAN) und das Internet-Protokoll reichen aus, um selbst das Handyfonieren zu ersetzen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis wir – wie auch schon im Festnetz – über Voice over IP (VoIP) telefonieren. Und die SMS-Tipperei könnte schon bald durch Mails und Instant Messages ersetzt werden.

Die Skype-Revolution
Telefonieren übers Internet ist längst keine Randerscheinung mehr. Es hat nichts mehr mit abgehackten und blechern klingenden Computer zu Computer-Gesprächen zu tun. Vielfach bemerken wir nicht einmal, dass bereits heute die große Mehrheit aller Telefongespräche über das Internet Protokoll läuft. Das ist weit effizienter als die normale, leitungsgebundene Telefonie, weil die Gespräche in einzelne Datenpakete zerhackt und gemeinsam mit anderen über eine Leitung geschickt werden.

Am Privatkundenmarkt etabliert sich Skype schön langsam. Kostenlos sind Gespräche von Computer zu Computer, Entgelt wird für Anrufe zu normalen Telefonen fällig. Und die Tarife haben es in sich: nur 1,7 Cent pro Minute muss man mit SkypeOut für ein Festnetz-Gespräch nach Westeuropa, China oder in die USA zahlen. Verglichen mit normalen Handytarifen von über einem Euro ein echtes Schnäppchen. Das Beste: Skype gibt es seit kurzem auch auf Handys. Für Windows Mobile-PDAs ist das Programm schon verfügbar, auch Nokia-Smartphones wird man demnächst damit aufrüsten können.

Der Test funktionierte in allen GSM-Netzen – allerdings mit dem Problem, dass die Geschwindigkeit von GPRS nicht ausreicht, um flüssige Gespräche zustande zu bringen. Mit UMTS oder in einem WLAN-Hotspot klingen Skype-Calls besser als herkömmliche Telefongespräche. Zu den SkypeOut-Tarifen kommen noch die Datenpreise. Weil die benötigte Bandbreite pro Gespräch sehr gering ist, tangiert das all jene mit einem Datenpaket kaum.

Skype ist jedoch nur der Anfang. Microsoft spendiert seinem Live Communication Server (bietet Messaging- und VoIP-Dienste in Firmen) auch einen mobilen Client. Für Private bringt Microsoft in den nächsten Wochen den Windows Live Messenger, der ebenfalls Telefon-Funktionen vorweisen wird. Und schließlich dürfte es auch bald mobile Versionen von Google Talk und dem Yahoo!-Messenger geben.

Es wird billiger
Noch zeigen sich die Mobilfunkbetreiber unbeeindruckt. Das Gros der Telefonate wird mit Sicherheit weiter über sie abgewickelt, aber bei sündteuren Auslandsgesprächen wird VoIP seinen Teil mit Sicherheit vom Kuchen bekommen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch die Auslandstarife nachgeben werden. Gerüchteweise will der UMTS-Anbieter „3“ hier vorpreschen und schon in wenigen Monaten die erste Runde der Tarifsenkungen einläuten.

Gespräche im Ausland könnten ebenfalls billiger werden. Hier muss man allerdings weniger die Technik, als der EU danken. Die Wettbewerbskommission will 2006 die Roaming-Tarife unter die Lupe nehmen. Die derzeitigen Preise, so ihre Argumentation, stünden in keiner Relation zu den Kosten der Betreiber.

Mobile E-Mails
Für Geschäftsleute ist E-Mail immer noch die Killerapplikation im Mobilfunk. Wer den Mobilfunkbetreibern viel Geld für teure Business-Lösungen bezahlt, ist selbst schuld. Bis zu 150 Euro im Monat werden fällig, wenn diese etwa einen Exchange-Server für Firmen einrichten.

Dabei kann man schon mit minimalem Aufwand selbst E-Mails, Kontakte und Termine übers Handynetz abgleichen. Alles was man dafür braucht, bringt der Small Business Server 2003 (SBS) von Microsoft mit. Er kommt samt Hardware auf nur 1000 Euro – und das für fünf Nutzer. Sieht man vom Datenverkehr ab, fallen keine weiteren monatlichen Kosten mehr an. Auf einen Schlag hat selbst eine kleine Firma eine moderne Infrastruktur, um auch mobil und zu jeder Zeit alle möglichen Daten live aufs Handy zu bekommen. Mails werden bei dieser Lösung zwar nicht im Moment des Empfangs auf den PDA gepusht, wie es beim Blackberry der Fall ist. Doch wenn man den Abfrageintervall auf fünf Minuten einstellt, hat man praktisch den gleichen Effekt. Selbst bei enormen Mail-Aufkommen wird man nie über 100 Megabyte im Monat kommen, ein kleines Datenpaket reicht also bei Weitem.

Als Endgerät kommen dafür im Moment nur PDAs und Smartphones mit der Mobil-Version von Windows in Frage. Aber auch Nokia hat den Trend erkannt und stattet seine in Kürze erscheinende E-Serie sowie künftige Communicator-Geräte mit Exchange-Synchronisation aus. Die Geräte werden nicht nur immer leistungsfähiger, sondern schön langsam auch kleiner. Handy-PDAs sind in letzter Zeit ordentlich geschrumpft. Pocket PCs wie der xda mini oder der MDA Vario sind kaum größer und schwerer als ein Nokia-Smartphone. Das gilt auch für deren Preise: bereits ab 49 Euro (mit Erstanmeldung)
ist man dabei.

Mehr Möglichkeiten
Eine alte Regel der Kommunikation lautet, dass selbst wenn einzelne Dienste billiger werden, wird in Summe nicht weniger Geld ausgegeben. Nur die Möglichkeiten werden mehr. Der genannte Small Business Server beispielsweise bietet mehr als nur den Datenabgleich mit mehreren Computern und Handys. Als kostenlose Draufgabe bekommt man ein voll funktionsfähiges Intranet („Sharepoint„), das binnen Stunden auf die spezifischen Bedürfnisse von Firmen und Teams angepasst werden kann. Mit ein wenig mehr Aufwand, hat man alle Unternehmensdaten auch auf mobilen Geräten ständig abrufbereit.

Richtig eingesetzt, erhöhen diese Technologien Ihre Produktivität und die Ihrer Mitarbeiter enorm. Überlegen Sie nur, wie viel Zeit vertan wird, weil man diese oder jede Information nicht griffbereit hat. Das ist oft schon im Büro ein Problem – und unterwegs erst recht.