E-Books sind die Zukunft

Wer kann sich noch an den ersten iPod erinnern? Er war fett, schaute keineswegs so umwerfend aus, wie aktuelle Modelle, hatte fünf Gigabyte Speicher, eine Firewire-Verbindung und funktionierte nur am Mac. Er war nicht der erste MP3-Player und nur ganz wenige ahnten damals (kurz nach 9/11) an den Erfolg, den Apple damit hatte.

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Wer hat schon einen Sony E-Reader PRS-505 (295 Euro bei Amazon) gesehen? Er ist nicht der erste seiner Art, hat keine Funkverbindung und bietet rein gar nichts von der Haptik eines Buchs. Er kommt ebenfalls mitten in eine Krise hinein und auch jetzt glauben wohl nur die wenigsten, dass er einmal gravierende Veränderungen mitbringt.

Mein Sony E-Reader

Ich hab meine Beziehungen spielen lassen und habe mir einen Tag vor dem eigentlichen Verkaufsstart am letzten Donnerstag einen besorgt. Warum? Weil ich selten so gespannt auf ein Gadget war wie darauf … wissend, dass es erst der Anfang war … wissend, dass es so etwas wie der Ur-iPod war (den ich übrigens nicht hatte).

Was wird er nicht verändern?

Das Bücherlesen: Bücherwürmer, die die Haptik eines Buches oder den Geruch frischen Papiers wird ein E-Reader nie für sich gewinnen können. Muss er auch nicht. Genauso wie heute noch Schallplatten verkauft werden, wird es wohl immer auch gedruckte Bücher geben.

Was wird er verändern?

So ziemlich alles andere, was heute gedruckt daher kommt. Vielleicht nicht in dieser oder in der nächsten Version. Aber für mich ist absehbar, dass das die Zukunft ist.

  • Zeitungen:
    Wer will wetten? In spätestens zwei Jahren, werden Abonnenten solche Geräte geschenkt bekommen – wenn sie dies wollen. Alle anderen, werden kurz darauf horrende Abogebühren bezahlen müssen. Eine Zeitung zu drucken und jeden Tag zu jedem einzelnen Abonnenten nach Hause zu bringen, ist sauteuer. Die Kleine Zeitung kostet im Abo (grobe Schätzung) 200 bis 300 Euro im Jahr. Die digitale Distribution ist nahezu kostenlos. Bei Gerätekosten von 200 Euro rentiert sich das im ersten Jahr!
  • Zeitungswebsites:
    Wo sind die Angebote aus Österreich? Die Online-Ausgaben der Zeit, der Süddeutschen, vom Spiegel oder Heise kann ich bereits am Reader lesen. Wollt ihr euch das entgehen lassen?
  • Buchverlage:
    Wir haben von der Musikindustrie gelernt, dass DRM einerseits die Piraterie nicht verhindert und andererseits nur dem redlichen Kunden behindert. Das DRM, mit dem derzeit Bücher für den Sony Reader verkauft werden, ist ein echter „pain in the ass“ und führt dazu, dass man zwei Programme (Adobe Digital Editions und Sonys E-Library) braucht.
    Der Kauf funktioniert so: Man bezahlt, findet auf der jeweiligen Account-Seite einen Download-Link für einen Token (1,5 kB große Datei), die man dann im Adobe Programm öffnet. Nach der Authorisierung per Adobe-Account erfolgt der Download. Zuvor muss aber noch der Reader authorisiert sein. Ein Horror!
    Das muss sich zum Besseren verändern.
  • Künstler und Journalisten:
    Der eine oder andere könnte damit eine Plattform zum Publizieren finden. Wozu braucht man in diesen Zeiten noch einen Verlag? Die Digitaltechnik und das Web haben eines immer perfekt gekonnt: Den Mittelsmann auszuschalten.
    Wieso soll ich nicht direkt – so ganz ohne Zeitung – ein WebSpezial herausgeben können? Meine Kosten sind weit geringer und ein paar Leute wird es bestimmt geben, die 99 Cent oder 1,99 Euro dafür bezahlen würden!

Geräte wie der Sony Reader werden mehr verändern, als uns jetzt bewusst ist oder vielleicht sogar als uns recht ist. Genau deshalb hab ich mir das gute Stück gekauft. Ich will‘ wissen!

Positives am E-Reader

  • Lesbarkeit:
    Sie ist perfekt, bei jedem Licht und in jeder Umgebung – außer bei Dunkelheit, da sieht man gleich viel wie auf Papier: nichts. Das Lesen kommt dem auf Papier sehr sehr nahe. Ältere Nutzer wird freuen, dass man die Schrift deutlich vergrößern kann.
  • Offenheit:
    Sony setzt auf das quelloffene EPUB-Format. Ich bin weder beim Kauf, noch bei der Benutzung des Geräts an einen Anbieter gebunden. Nativ wird auch noch .txt .pdf und .rtf unterstützt. Zudem kann man jeden (nicht DRM-geschützen) Text für das Gerät umwandeln. Dabei hilft das OpenSource-Programm Calibre. Und wer Klassiker mag: Sony und Google bieten 500.000 Gratis-Bücher an und beim Projekt Gutenberg gibt es 28.000 Werke, deren Copyright ausgelaufen ist.
  • Bedienung:
    Das Gerät fühlt sich gut an, der Kunstledereinband wirkt jedoch ein wenig billig. Die oft kritisierte Dauer des Umblätterns ist gar nicht so lange und man gewöhnt sich schnell daran. Nach ein paar Seiten ist man im gleichen Lesefluss wie auf Papier. Die einfache Bedienung sorgt (subjektiv für mich) schnell für mehr Lesespaß.
  • Aufrüstbar:
    Der Reader akzeptiert SD-Karten und Memory-Sticks. Ich hab mir (für weitere Bücher und MP3s) auch gleich auch die billigste SD-Karte (8 Gig für 17 Euro) gekauft. Aufs Tempo kommt es ohnehin nicht an. Zudem gibt es einiges an Zubehör: Auto- und Reiseladegerät, andere Hüllen und eine Leselampe.

Negatives am E-Reader

  • Der Preis:
    299 Euro sind viel Geld – vor allem, wenn es keinen Mehrwert in Form günstigerer Bücher gibt. Die elektronischen Ausgaben liegen preislich gleich oder unwesentlich unter der Papierausgabe. Zudem
  • Kein Datenfunk:
    So wird das nichts! Der Bucheinkauf ist nicht nur wegen dem verwendeten DRM komplizierter und kundenunfreundlicher als etwa bei Amazons Kindle. Um freie Inhalte raufzuladen, muss man immer am PC online sein.
  • PC only:
    Allerdings nur wegen dem DRM und auch das lässt sich umgehen. Man muss nur einmal seinen Reader auf einem PC mit dem Adobe-Account authorisieren. Dann geht’s am Mac auch. Das Gerät taucht als Datenträger auf und lässt sich via Dateisystem oder Calibre füttern.
  • Eingeschränkte Möglichkeiten:
    Es gibt weder Farben noch komplexe Layouts. Daher ist die Umsetzung von Zeitungsseiten derzeit noch unmöglich. Dabei ist die Kombination von Bild, Layout und Titel genau das, was eine Zeitung ausmacht.
  • Zu viel:
    Auf eine acht Gigabyte-Speicherkarte passen theoretisch 6000 Bücher. Zu viel Auswahl für jemanden wie mich 🙂

Auch wenn hier gleich einige negative Punkte stehen – bis auf den letzten Punkt lässt sich alles schnell ändern. Was aus dem iPod geworden ist, dürfte bekannt sein …

6 Kommentare
  1. olidax
    olidax sagte:

    Das mit dem DRM klingt wirklich umständlich. Bin noch gespalten, ob ich mir jetzt einen Sony Reader zulegen soll oder auf eine anderen, der hoffentlich im Herbst kommt (http://reader.txtr.com/), warten soll.

    Kann mir nicht besseres vorstellen, als zum Frühstück die Zeitung per eReader zu lesen, oder im Urlaub statt 5 Bücher im Gepäck nur mehr den eReader mitzunehmen.

  2. maltn
    maltn sagte:

    Den Reader gab es doch schon lang in GB zu kaufen, mit Wechselkurs sogar guenstiger als in Deutschland. Nicht besonders zu empfehlen ist ebenfalls das Cover mit LED welches an einem milchigen Plexiglas gebrochen wird. Texte die im PDF transferiert werden haben einen minimalen Graustich als Hintergrund. Ebenso ist die Akkulaufzeit bei mir deutlich geringer als angegeben (natuerlich ohne mp3 spielen) und die Schriftgroesse kann man nur in 3 Stufen variieren, was aber immer vom Ursprungsfont abhaengt; ist dieser extrem klein, wird mit Zoomstufe M der Text grad eben leserlich. Eine Abstufung in 6 oder mehr Stufen waere intelligenter gewesen. Bei vielen Buechern kann es ausserdem mitunter mal eine halbe Stunde dauern bis der Reader das Verzeichnis einliest. Hinzu kommt, dass Titel nicht von Dateinamen abgeleitet werden sondern von Metainformationen, die haeufig nicht vorhanden sind. So findet man den „Author“ unter Umstaenden im alphabetischen Bereich des Buchtitels. Der Sony Reader ist wenigstens verfuegbar und hat dies seinen (auf dem Papier) deutlich besseren und im Falle vom V2 sogar guenstigeren Konkurrenten voraus.

  3. nastorseriessix
    nastorseriessix sagte:

    So lange sich das mit dem DRM und dem Preis nicht ändert wird das mit der Zukunft in dem Sinne nichts werden. In Zwei oder Drei Versionen später wird das wohl dann anders aussehen, meiner Meinung nach, was die Öffentliche Akzeptanz angeht und deren Massennutzung.

  4. stefan
    stefan sagte:

    Danke nochmal für den Tipp mit Calibri! Die software funktioniert einwandfrei und ist ausgesprochen komfortabel. Hab mittlerweile mein zweites Buch auf dem Reader zuende gelesen. Es wird echte Bücher für mich sicher nicht komplett ablösen aber für unterwegs ist es schon verdammt genial.

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