Eine herbe Niederlage

Als Journalist bin ich allzu oft auch Evangelist – Verkünder der frohen Botschaft von Technik. Heute musste ich eine persönliche Niederlage einstecken: Die Statistik Austria hat ihre neueste IKT-Umfrage 2007 verkündet. Kärnten schneidet wieder einmal ganz schlimm ab. Sowohl was die Nutzung von Computern als auch Internet anlangt belegt das südlichste Bundesland den letzten Platz. Wir haben die sprichwörtliche rote Laterne.

IKT-Ausstattung von Haushalten 2007

Am Appetit-Machen ist es nicht gelegen. Seitdem ich das Technik für die Kleine Zeitung schreibe – immerhin seit 2002 – versuche ich die Menschen davon zu überzeugen, welchen Segen IKT bringen kann. Ich versuche ihnen reinzudrücken, dass es ohne PC und Web keine Zukunft gibt. Und dennoch gab es das zweitkleinste IKT-Wachstum in Österreich. Seit 2002 stieg die PC-Penetration hier um lediglich 20 Prozentpunkte. Es ist eine herbe Niederlage für mich.

Noch nicht einmal die Breitbandinitiative, in die acht Millionen Euro gepumpt wurden, konnte an der Internet-Penetration irgendetwas verändern.

Zunahme PC-Penetration seit 2002

Was kann man tun, damit Kärnten endlich die rote Laterne abgibt? Zu einem Gutteil liegt das schlechte Abschneiden auch an der hier geringen Kaufkraft. Aber trotzdem: Das kann ja nicht alles sein. Sollte man weiter versuchen, die Lust auf IT zu wecken und nachfrageseitig den Markt stimulieren? Was kann man tun? Noch mehr drüber schreiben? Noch mehr BarCamps organisieren?

Tell me!

17 Kommentare
  1. robert benedikt
    robert benedikt sagte:

    Hallo Georg
    da hilft alles nichts: du wirst deinen laptop nehmen müssen und als heilslehrer durch die lande ziehen. so wie im presseclub.wie ich höre haben schon prominente kärntner (dr.außerwinkler) nach deinen lichtvollen ausführungen weblogs angelegt, obwohl sie vorher nicht einmal wussten, wie man das schreibt.
    liebe grüße robert b.

  2. Monika Meurer
    Monika Meurer sagte:

    Hallo Georg,
    wir bemühen uns ja schon redlich mit dem Webplausch. Die Ablehnung und Ängste gegenüber dem Computer und dem Internet sind bei vielen Mensch aufgrund von Unkenntnis sehr hoch. Da hilft nur behutsam heranführen, wie z.B. beim Webplausch. Mit dem Barcamp erreichst Du schon sehr technik affine Leute. Die ängstlichen kommen da gar nicht erst hin.
    Da haben wir wohl noch viel zu tun… :-))

  3. Achim Meurer
    Achim Meurer sagte:

    Hi Georg,

    ich höre in meinen Kundengesprächen auch immer wieder den Satz: Na, do schau i ned eine (ok, mein Kärntnerisch ist echt noch schlecht, aber ich lerne!). Das Problem liegt ganz oft in der Tatsache, dass das Verständnis für die Notwendigkeit fehlt. Die Arbeit, die Du machst, ist hervorragend. Doch meiner Meinung nach muss man noch viel früher ansetzen. Die Leute, die Dein Technik-Spezial lesen, sind bereits Internet interessiert. Doch es gilt ja an die Leute ran zukommen, die das noch „ablehnen“. Und da hilft das Technik-Spezial nicht. Ich bin mir ziehmlich sicher, dass die Nicht-Nutzer diese Seiten erst gar nicht lesen. Ergo muss man das Thema „Das Internet ist nicht böse und bringt uns allen was!“ im normalen Teil der Zeitung unterbringen. Und dann auch noch so, dass es wirklich jeder versteht. Das ist oft das Problem, wenn Fachleute unwissenden Mitmenschen versuchen was zu erklären. Das schließe ich mich gar nicht aus.

    Gestern erst in einem Aquise-Gespräch wieder ein Erlbenis gehabt, wo die potentielle Kundin an einer Stelle wieder total ins Schwimmen kam. Nur weil ich ein Wort nutze, welches ich schon lange für normal empfinde: Blog.

    Was kann man also machen? Ich denke auch, dass man hier durch die Lande ziehen muss und wie ein Missionar (obwohl ich den Vergleich nicht ganz passend finde, da ich keinen irgendetwas aufschwätzen will) die Leute aufklären.

    Oft entsteht die Abneigung durch Angst vor dem Unbekannten. Ein schönes Erlebniss hatten wir ja im Mai bei unserem ersten Web-Plausch auf der Alten Burg in Gmünd. Monika & ich saßen am Tisch mit einem Laptop und haben Fragen beantwortet, die „normale“ Besucher uns spontan gestellt hatten. Und so entstand eine heitere Runde bei Wein und Kaffee.

    Das ist eine Möglichkeit. Ich bin mir sicher, dass es da noch mehr Möglichkeiten gibt, den Leuten die Angst zu nehmen. Angst vor der Unwissenheit. Doch dies alles bedeutet auch: Arbeit! Und da ist wieder die Frage, wer sich die Arbeit ans Bein bindet.

  4. Sebastian
    Sebastian sagte:

    Ihr braucht einen Landeshauptmann, der nicht nur in die eigene Tasche wirtschaftet. (Siehe Hypo Alpe Adria-Verkauf) Es wird nach wie vor unterschätzt, wie groß die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Freunderlwirtschaft und Korruption sind. Das klingt jetzt über-politisiert, aber ein Landeshauptmann hat schon einiges an Macht, und kann damit auch viel negatives erreichen.

    Es gibt sonst kaum wesentliche Einflüsse – eine eventuelle Strukturschwäche gibt es im Internet nicht, und die Breitbandinitiative kann die Situation nur verbessert haben.

  5. Alex M.
    Alex M. sagte:

    ich glaube, da kann man nur von „unten“ nach „oben“ arbeiten – sprich die jugend dazu bringen, Computer und Internet zu nutzen. Wie siehts in Kärnten eigentlich im Schulwesen mit PC und Internet aus – wie wird das verwendet? Ist das schulabhängig oder vom Land (un)getrieben?
    Leute die Notwendigkeit von PC und Internet schmackhaft zu machen, die diese Dinge zb. in ihrer Arbeit nicht verwenden und damit sonst keinen Berührungspunkt haben ist nunmal schwer. Mal ehrlich wozu soll jemand Internet verwenden?
    Frage? Wie ist denn eigentlich der Altersschlüssel in Kärnten?

  6. Jochen Hoff
    Jochen Hoff sagte:

    Hmm. Wer war noch mal der Landeshauptmann von Kärntem? Gibt es da einen Zusammenhang. Obwohl – die Bayern fallen bei uns nicht signifikant auf, aber man weiß ja nie.

  7. heiner
    heiner sagte:

    Hi Georg, nur interessehalber, was soll den so schlimm daran sein, wenn 37% der Haushalte keine Lust auf einen eigenen Computer haben? Das ist eine durchaus nachvollziehbare Einstellung, wie ich finde.

  8. andreas
    andreas sagte:

    Glaubst Du existiert eine Korrelation zwischen der Mehrheit der ewig gestrigen Partei und einer technologisch konservativen Einstellung? Kärnten braucht Dich 🙂

  9. Andreas Reisenbauer
    Andreas Reisenbauer sagte:

    Hi Georg,
    ich denke, in der jüngsten Statistik spiegelt sich einmal mehr die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Kärntens wieder – nicht nur die Kaufkraftentwicklung. Wie du weißt, bin ich ja ausschließlich technischen Seminarumfeld unterwegs und schreibe in beinahe allen Bundesländern meine Soft-Skills-Trainings für TechnikerInnen aus. Also dasselbe Thema ergibt in Kärnten alle zwei Jahre einen Seminartermin, in den starken Märkten OÖ, Stmk und W dagegen ein Vielfaches davon. Auch wenn es hier um Privatnutzer geht – die Wirtschaft treibt die Internetpenetration in einem Bundesland massiv an. Leider fehlt dafür in Kärnten aber immer noch das entsprechende Umfeld dafür. Aber lass dich davon in deiner Vorreiter-Arbeit nicht vom Weg abbringen.

  10. stefan
    stefan sagte:

    Glaube nie einer Statistik, die Du nicht selbst…

    Ich glaube den Zahlen nicht. Nach einigen Recherchen kommen da ein paar Ungereimtheiten zu Tage.

    MMn sind Breitbandinternetzugänge über eine feste Leitung und mobil (UMTS,HSDPA) erhältlich. UMTS und HSDPA sind laut Statistik Austria nicht enthalten. Da ich aber lange bei einem Mobilfunker gearbeitet habe, konnte ich in Erfahrung bringen, dass bei mobilen Breitbandzugängen Kärnten vorne mit dabei ist. Also verfälscht das das Ergebnis schon mal ungemein.

    Weiters wäre es interessant zu wissen auf welche Basis sich die Prozentzahlen beziehen? Auf Haushalte oder auf Haushalte mit PC? Und welche Basis haben die Vergleichswerte? Warum werden Betriebe nicht mit einbezogen?

    In Kärnten gibt es zb viele Firmen die ihren PC im Betrieb nutzen. Der Betrieb ist aber zu Hause. Und daher haben sie nicht noch einen zweiten PC für „zu Hause“. Man kann so ziemlich jeden ein Mann/Frau Betrieb in diese Kategorie nehmen und schwuppdiwupp schaut die Welt schon wieder anders aus.

    Ich glaube, dass man nicht jede Statistik einfach übernehmen darf, denn es gibt viel zu viele Details, die man sich ansehen muss. Ich glaube fest, dass wir nicht letzter sind. Wie sieht Georg das? Hast Du die Zahlen übernommen oder einer genaueren Kontrolle unterzogen?

    glg stefan

  11. Peter Komposch
    Peter Komposch sagte:

    Hi Georg,
    einige Kärntner Gemeinden(10) erhalten demnächst eine Internet-Station für öffentliche Nutzung, die Chance, daß sich viele der 132 Gemeinden anschließen, wäre gar nicht so schlecht – Deine Unterstützung vorausgesetzt. Anfang Juli wird das ein Thema beim Kärntner Gemeindetag. Machst Du mit ?
    Mit besten Grüßen
    Peter Komposch

  12. Unterneuntupfing Aktuell
    Unterneuntupfing Aktuell sagte:

    Die Kleine ist wirklich eine ganz prima Sache. Äußerlich mag sie vielleicht einen Relaunch vertragen, aber ansonsten ist sie so gestaltet das wirklich jeder mitmachen kann und in vielen Bereichen sehr sehr offen angelegt. Allerdings muss man auch in Unterneuntupfing bestätigen : aus Woswasibirsk bekommen wir mehr Besucher als aus Kärnten. Was schade ist, weil die Kärntner im realen Leben ein sehr sympathisches Volk sind. Das einzige was ein Nichtkärntner niemals verstehen wird ist die Sache mit den Ortstafeln. Vielleicht ist gerade das aber der Grund der lauen Internetverwendung der Kärntner? Haben Kärntner (mögl aus Minderinformiertheit) Bedenken vor dem Internet – im Glauben Sie müssten dann zweisprachige EMail-Adressen verwenden, Ihr eventuelles Blog dann zweisprachig beschriften und mit einer 204Tasten-Tastatur arbeiten (deutsch+slowenische Tasten)? Wenn das der Grund ist kann vermutlich eine Aufklärungskampagne Wunder wirken.

    Ihrem Blog und der Kleinen weiterhin ganz viel Erfolg 🙂
    Mit freundlichen Grüßen
    Unterneuntupfing Aktuell

  13. Martin Bredl
    Martin Bredl sagte:

    Georg, das trifft dich ja hart. Da zeigt sich, dass Kommunikation allein nicht hilft. Es muss etwas getan werden. Nicht nur in Kärnten. Beim i2010 Ranking liegen wir (www.ictaustria.at) bei den meisten Dimensionen nicht unter den 10 besten EU Staaten. Wir brauchen: Breitband für alle Schulen, Breitband und Computer für jeden Schüler ab der 3. Klasse, Breitband für Senioren, Breitband und Computer für sozial Schwache, öffentliche Breitbandzugänge, Breitband als Thema
    in der Politik (statt Ortstafelkonflikt), Breitbandangebote des ORF, Telemedizin über Breitband, berufliche Wetierbildung über Breitband, Studieren über Breitband, Fernsehen über Breitband, Breitband für alle KMU, Breitband mit bis zu 50 Mbit/s, Investititionsfreundliche Rahmenbedingungen (sprich keine einseitige Regulierung), Kulturangebote über Breitband, Digitalisiernung der Museen und Galerien und Schlösser und Burgen………………..

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